BAP

Zeitreise / Live im Sartory

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 02.05.2024
Jahr: 2024
Stil: Rock
Spiellänge: 154:49
Produzent: Ulrich Rode und Anne de Wolff

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Plattenfirma: Universal Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt

Titel
CD1:
01. Koot vüür aach
02. Südstadt, verzäll nix
03. Nemm mich met
04. Wo mer endlich Sommer hann
05. Waschsalon
06. Ens em Vertraue
07. Nit für Kooche
08. Ahn 'ner Leitplank
09. Wellenreiter
10. Müsli-Man
CD2:
01. Zehnter Juni
02. Wenn et Bedde sich lohne däät
03. Kristallnaach
04. Eins für Carmne un en Insel
05. Weisste noch?
 
06. Fuhl am Strand
07. Hundermohl
08. Jupp
09. Ne schöne Jrooß
10. Verdamp lang her
CD3:
01. Frau, ich freu mich
02. Do kanns zaubre
03. Anna
04. Jraaduss
05. Wie 'ne Stein
06. Hurricane - Stell dir vüür - Medley
07. Wahnsinn
08. Häng de Fahn eruss
09. Et letzte Leed
10. Helfe kann dir keiner
Musiker Instrument
Wolfgang Niedecken Gesang, Gitarre
Werner Kopal Bass
Michael Nass Tasteninstrumente
Anne de Wolff Geige, Cello (u.v.m.)
Ulrich Rode Gitarre, Durchblick
Sönke Reich chlagzeug
Axel Müller Saxofon, Gitarre (u.v.m.)
Johannes Goltz Posaune
Benny Brown Trompete, Flügelhorn

Die Idee, ganze Alben live auf der Bühne spielen, ist nichts Neues. Das haben von den ROLLING STONES bis zu WISHBONE ASH alle möglichen Bands schon zelebriert. Natürlich ging es dabei immer um besondere Klassiker aus der jeweiligen Diskografie. Also zum Beispiel “Sticky Fingers“ oder “Argus“, um bei den beiden erwähnten Bands zu bleiben. Aber der Ansatz hinter BAPs “Zeitreise“ ist dann doch ein wenig ein anderer, wie Wolfgang Niedecken unter anderem im informativen Booklet dieser 3er CD (gibt’s auch als 4-LP Variante) erzählt. Um es kurz zu machen: Es sollten alle Songs der beiden Erfolgsalben “für uszeschnigge!“ und “vun drinne noh drusse“ gespielt werden und weil das für das übliche BAP-Konzertmenü nicht ausreicht, sollte angedickt werden, mit Songs, die keinesfalls jünger als 40 Jahre sein durften.

 

Heraus kamen vier Konzerte im Kölner Sartory, sozusagen die zeitweilige “Stammkneipe“ der Band, deren Extrakt als das neunte BAP-Livealbum (wenn ich richtig gezählt habe) ebenso vorliegt, wie als Rockpalast-Konzert, welches sich in der WDR-Mediathek recht leicht finden lässt. Auf den Geschmack gekommen, kann man sich das ganze im Spätjahr dann auch noch selbst live in der Örtlichkeit seiner Wahl geben. Aber bis dahin, lassen wir diese Scheiben rotieren, die für einen BAP-Fan der frühen Jahre – und wer wäre das nicht? - eine ganz besondere Zusammenstellung sind. Über die Güte der aktuellen Truppe müssen wir keine großen Worte verlieren, das kommt von solide aus dem Background, bis zu genial an der vordersten Front einfach richtig gut.

 

Die Alben, bzw. Songs, wurden an diesen Abenden natürlich nicht in ihrer ursprünglichen Reihenfolge gespielt, sondern es wurde munter durcheinandergewürfelt. Anders hätte das dramaturgisch auch keinen Sinn gemacht. Man konnte ja schlecht mit Verdamp lang her anfangen. Aber eigentlich ist auch wurscht, weil JEDES Lied hier ein Klassiker ist! Stimmungsvoll und passend eröffnet Niedecken mit Koot vüür aach den Reigen und das Publikum scheint schon fast andächtig zu lauschen. Wodurch die instrumentalen Fähigkeiten (Nass, Rode, de Wolff!) umso deutlicher beeindrucken. Dann wird sachte aber bestimmt die Party gestartet: Südstadt verzäll nix beamt uns Jahrzehnte zurück und fast mag man auch im heimischen Wohnzimmer mitklatschen.

 

Ja, es werden hier zahllose Höhepunkte kommen, aber ein früher und ganz hoher ist auf jeden Fall Nemm mich met. Auf keinem Studioalbum zu finden, von je her ein Live-Favorit und irgendwo auch immer der Wunsch der Konzertbesucher, mitgenommen zu werden, auf eine Zeitreise. Was hier ja tatsächlich geschieht. Da wurd's auch im Dezember 2023 Sommer, wenn BAPs Summertime Blues-Cover durch den Saal rockt und der Waschsalon gleich dahinter rotiert ( so wie “da Lavamat“). Vergleiche mit Ur-Versionen oder damaligen Live-Aufnahmen machen keinen Sinn, denn dieser, aktuelle, BAP-Sound hat sich seit Jahren bewährt und gerade Ulrich Rodes Gitarrensound (man höre sich die Soli in Jupp oder Ne schöne Jrooß an!), sowie die Bläser-Fraktion sind für mich große Klasse.

 

Da kann man dann auch Ens em Vertraue mal in einem etwas veränderten Gewand, mehr Richtung Ragtime gehend, präsentieren und für das “scheißejal, wa, Schmal?“ finden sich auch ein paar Freiwillige. Noch spektakulärer ist wohl die Narrenkappe, die sich Niedecken für Nit für Kooche, das natürlich entsprechend mit dem Karnevalsintro gespielt wird. Das fließt heutzutage auch ein Schuss Altersmilde mit ein, aber spätestens im fetzigen Teil wird das Statement deutlich. Der Wellenreiter bekommt einen kleinen Reggae-Touch, was als perfekte Überleitung zum Müsli-Män taugt. Das Publikum erweist sich erwartet textsicher und übernimmt – wahrscheinlich auf eine Handbewegung hin – gerne einzelne Worte, bis ganze Zeilen. Mann kennt sich. Einzig die Frage stellt sich mir, ob der "Nejer" in Jupp heutzutage noch "politisch korrekt" ist. Ick weeß ja nit...

 

Es konnte aber jedenfalls nicht anders werden und nicht anders sein: Das hier ist eine durchgängige Party. Auch, weil man, selbst als Nicht-Kölner, den Großteil der Texte mitsingen kann (jedenfalls die relevanten Zeilen). Wer es noch nicht wusste, erfährt, dass Do kanns zaubre das beliebteste BAP-Lied ist (man sollte die vielen Hochzeiten und Geburtstagsständchen also nicht unterschätzen) und der Mitsing-Lautstärkepegel dürfte bei Jraaduss seine Obergrenze erreicht haben. Das hat schon Gänsehautcharakter. Und dennoch scheint jede weitere Nummer die vorherige noch zu übertreffen. Die Ausgelassenheit von Häng de Fahn eruss dürfte allerdings schon ultimativ sein. Und, wie zu erwarten, ist Et letzte Leed nicht das letzte Lied des Abends, sondern es muss nochmal ganz zum Anfang zurück gehen: Zum ersten Lied. Zu Helfe kann dir keiner. Nur der Wolfgang. Ganz allein, mit Akustischer und Mundharmonika. Inklusive der oder anderen Träne im Knopfloch.

Ein würdiger Schluss, für, bei dieser Songauswahl, das beste BAP-Livealbum.

 

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