Adaro

Minnenspiel

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.06.2002
Jahr: 2002

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Adaro
Minnenspiel, Steamhammer/SPV, 2002
Christoph Pelgen Gesang, Sackpfeifen, Krummhorn, Recorder, Bombarde
Konstanze Kulinsky Gesang, elektrische und akustische Drehleier
Jürgen Treyz Gitarren
Henrik Mumm Bass, Cello
Ulli Stotz Schlagzeug
Länge: 56 Min 10 Sek Medium: CD
1. Mich wundert harte8. Tandaradei
2. Ich zoch mir einen Valken9. Min vrouwe is guot
3. Minnenspiel10. Owe diu minne
4. Der Schall11. Do target ez
5. Winnenden12. Muget ir schouwen
6. Wigen Wagen13. Swie du wilt
7. Wan si dahs14. Rosen rot

Nein, bei der Tracklist hat nicht unsere immer noch neue Rechtschreibung zugeschlagen, sondern das ist Mittelhochdeutsch. Der nächste Blick auf die Instrumentierung gibt dann schon den nächsten Fingerzeig. Bei ADARO ist Mittelalterrock angesagt.

Während die großen Drei der Szene, namentlich IN EXTREMO, CORVUS CORAX aka TANZWUT und SUBWAY TO SALLY auf Festivals und in größeren Clubs abräumten, war bei den Kollegen aus dem Schwäbischen noch die Ochsentour über die Mittelaltermärkte und kleinere Locations angesagt. Das muss kein Nachteil sein, denn ein familiäres Konzert im Burghof des Wäscherschlosses ist für ADAROs Musik weitaus angebrachter, als die mitunter etwas unterkühlte Atmosphäre einer ehemaligen Fabrikhalle, die nun als Rockclub genutzt wird.

Daran hätte sich auch wohl nie etwas geändert, wenn, ja wenn nicht Richie Blackmore auf die Band aufmerksam geworden wäre und ADARO mit BLACKMORE'S NIGHT auf Tour genommen hätte. Der Meister der Stromgitarre zeigte sich von ADARO sehr angetan und lobte die Band in höchsten Tönen. Mich hätte das eher stutzig gemacht, spreche ich doch dem 'Man in Black', trotz Sixteenth century greensleeves, die nötige Glaubwürdigkeit für mittelalterliche Musik ab. Mit dem Lob aus 'berufenem' Munde waren die fünf aber natürlich auf einmal ein Thema für die größeren Plattenfirmen.

Bei "Minnenspiel" sollte man sich die Mühe machen und mehrfach, aber vor allem genauer hinhören. ADARO beschreiten einen völlig anderen Weg als beispielsweise IN EXTREMO, die vereinfacht betrachtet mittelalterliche Melodiebögen gegen harte Gitarren und etwas Elektronik ankämpfen lassen. Doch genau so wenig setzen die Schwaben vollkommen und ausschließlich auf historische Musik und Instrumente wie CORVUS CORAX. Die goldene Mitte? Ja und nein.

Es gibt kaum eine Band, der es in ähnlicher Perfektion wie ADARO gelingt Vergangenheit und Gegenwart zueinander in Harmonie zu bringen. Gitarren, Bass und Schlagzeug werden völlig gleichberechtigt zu Sackpfeifen, Krummhorn und Drehleier eingesetzt. Das führt zu dem interessanten Effekt, dass viele der 'Rockpassagen' sich erst nach mehrfachem Hören entfalten, obwohl sie eigentlich allgegenwärtig sind. Statt dessen entsteht zunächst eher der Eindruck eines stark in der Folklore verwurzelten Albums, der durch einige orientalische Einflüsse noch verstärkt wird.

Um es mal anschaulich auszudrücken: Wo andere mit dem Breitschwert zuschlagen, führen ADARO eine handliche, schnelle, leise aber genau so effektive Klinge.

Ein weiteres Plus sind die beiden unterschiedlichen Gesangsstimmen von Christoph Pelgen und Konstanze Kulinski. Das ermöglicht ADARO ihr Minnenspiel aus verschiedenen Perspektiven darzubieten. Wir treffen die liebliche, unschuldige aber auch zerbrechliche und verletzliche Verführerin genau so wie den draufgängerischen, liebeskranken Gockel und den schüchternen Jüngling.

"Minnespiel" ist ein spannendes, abwechslungsreiches Konzeptalbum zum Thema Nummer 1 und bietet Genreliebhabern mehr als einen potentiellen Anwärter für den persönlichen 'Hit des Jahres'. Sehr stark - und damit ein Pflichtkauf!

Martin Schneider, 10.06.2002

 

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