Aereogramme

Karpatenhund
The Magic Numbers

Berlin, Postbahnhof, 23.02.2007

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 23.02.2007

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Postbahnhof, 23.02.2007

Ein ganz unterschiedliches Billing stand an diesem Abend im FritzClub im Postbahnhof auf dem Programm. Deutscher Pop mit KARPATENHUND, gefolgt von sonnigem psychedelischen Pop aus England von THE MAGIC NUMBERS und abschließend die groben Wildromantiker von AEREOGRAMME aus Schottland. So recht will mir dazu kein roter Faden einleuchten, dennoch drei aus verschiedenen Blickwinkeln sehr interessante Bands.
Den Anfagn machen KARPATENHUND aus Köln die zum nächsten großen Ding aufgebaut werden sollen. Deutschsprachiger Pop ist ja seit WIR SIND HELDEN, JULI oder SILBERMOND mehr als angesagt, man kann es sich schon gar nicht mehr vorstellen, dass vor gar nicht so ferner Zeit noch über eine Quote für deutschsprachige Songs im Radio diskutiert wurde. Wie der Bandname KARPATENHUND, natürlich entlehnt von einer Folge von "Die Drei ???", schon erahnen lässt, zielt man auf eine jugendlich Zielgruppe. Und die Band soll richtig durchstarten, das nächste große Ding werden, wenn es nach dem Label (immerhin Virgin vom Mega-Konzer EMI) geht.

Karpatenhund Karpatenhund

Die Band findet man mittlerweile in allen Medien, ihre Single Gegen Den Rest ist Titelsong der durchaus witzigen Vorabendserie "Türkisch Für Anfänger" und selbst der Spiegel widmete sich in seiner letzten Ausgabe ausführlichst dem geplanten Aufstieg der jungen Musiker. Wobei das mit jung für Björn Sonnenberg, Gitarrist und musikalischer Kopf der Band mit 26 Jahren fast schon relativ ist. Eine kleine Tour mit RAZORLIGHT wurde schon recht erfolgreich gemeistert, jetzt soll man sich weitere Aufmerksamkeit erspielen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das hier das richtige Umfeld ist - AEREOGRAMME-Fans dürften nicht unbedingt auf KARPATENHUND stehen. Deren Pop kommt keck, unbeschwert, ein wenig schrammelig und kratzbürstig, aber nicht zu widerspenstig, daher und mit Claire Oelkers, hauptberuflich Schauspielerin, hat man eine durchaus in jeder Hinsicht vorzeigbare Frontfrau. Meine Musik ist das nicht so sehr, aber sie kommen recht sympathisch rüber und schlagen sich gut in einem noch recht dünn besetzten Postbahnhof. Ich werde jedenfalls, nachdem ich die Anfänge erlebt habe, den weiteren Weg der Band interessiert verfolgen um zu sehen, ob und wie die ehrgeizigen Ziele erreicht werden ..

Karpatenhund Karpatenhund

Und "Cut" würde man jetzt beim Film sagen. Die britischen THE MAGIC NUMBERS wirken irgendwie ein bisschen wie freundliche amerikanische Hinterwäldler oder Überbleibsel aus der Hippie-Generation. Das doppelte gemischte Geschwisterpaar Romeo Stodart (Gitarre und Gesang) und seine Schwester Michele (Bass und Gesang), sowie Angela Gannon (Melodica, Gesang, Glockenspiel und Percussion) und deren Bruder Sean am Schlagzeug macht sehr entspannten psychedelischen Pop, der wie buntes Herbstlaub schillert und den Fuss unwillkürlich mitwippendlässt.

The Magic Numbers The Magic Numbers

Bisher zwei Alben hat der Vierer aus Ealing veröffentlicht, einige manierliche Charterfolge mit den SinglesLove Me Like You, Forever Lost und Take A Chance einbegriffen. Wenn die Akkorde schummrig funkeln und die luftigen Melodien perlen, dazu Angela Gannon auf der Melodica dazutrötet (Entschuldigung) hat das Ganze etwas wunderbar Ursprüngliches, ja Unschuldiges. Der schönste Song ist für mich das lange, bedächtige Slow Down (The Way It Goes), das richtiggehend magische Ausstrahlung besitzt. Eine sympathisch unglamouröse Band mit hübschen, wärmenden Songs.

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Leider wird das jetzt ein Nachruf, denn die Glasgower Band AEREOGRAMME hat vor kurzem ihre bevorstehende Auflösung bekannt gegeben. In Deutschland werden sie noch dreimal zu sehen sein, am 23.06. beim Hurricane Festival, am 24.06. beim Pendant, dem Southside und am 27.07. beim Omas Teich. Nach dem 31.08., wo ein allerletzter Gig beim schottischen Connect-Festival ansteht, ist dann unwiderruflich Schluss. Auf Dauer muss ein Musiker eben auch von seiner Musik leben können und dass funktioniert mit Musik von einer Band wie KARPATENHUND wohl eher als bei den Rock-Monolithen, die AEREOGRAMME dem Publikum entgegenwuchtet. Denn obwohl die letzte Scheibe "My Heart Has A Wish That You Would Not Go" (hat die Band bei der Titelgebung schon an die Auflösung gedacht?) deutlich zurückhaltender, fast schon brit-pop-artig daherkam (was auch auf eine Halsoperation des Sänger Craig B. zurückzuführen ist), gibt es live den gewohnten Spagat aus zarten, lyrischen Passagen und brachialen Rockgewittern. Zwischen Flüstern und Schreien pendelt die Band, von denen jeder beim Auftritt einmal den überdimensionalen Gong am Bühnenrand bedienen darf. So viele Darmatik darf schon sein.

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Ähnlich ihren Landsmännern von MOGWAI schaffen AEREOGRAMME eine einzigartige Atmosphäre aus ruhigen, ja zarten emotional tiefgehenden Momenten und wütenden Ausbrüchen entfesselter Urgewalt. Dazu das bartstrotzende Outfit von Craig B., Ian Cook (der Bassist, der als Künstler auch für die Covergestaltung verantwortlich zeigt), Gitarrist Campbell McNeil und Drummer Martin Scott wirkt etwas verschroben, unterstützt aber optisch die Ursprünglichkeit und donnernde Präsenz von Songs wie The Unravelling oder Alternate Score.Dazwischen dann wieder wie hingetupfte leise Stellen mit Craig B. alleine auf der akustischen Gitarre, bevor sich wieder Unheil zusammenbraut. Jeder, der die Band noch nicht live erlebt hat, sollte dies zweifellos noch nachholen. Viel Zeit dafür besteht, wie erwähnt, nicht mehr. Und solche widerborstigen, alles andere als glattgebügelten Bands wie AEREOGRAMME, die ja auch einen gewaltigen Aufwand mit imposantem Equipment zu betreiben haben, werden es immer schwerer haben, zu überleben, so lange die Musikindustrie viel Geld und Zeit darin investiert, Erfolg zu kopieren und Bands zu pushen, die nur zu funktionieren haben und in eine vorgegebene Richtung marschieren sollen.

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