Aidan Moffat & The Best-Ofs How To Get To Heaven From Scotland, Chemikal Underground Records, 2009 |
Aidan Moffat | ||||
Alan Barr | ||||
Stuart Braithwaite | ||||
Stewart Henderson | ||||
Stephen Jones | ||||
Mansionhouse Brass Band | ||||
Alun Woodward | ||||
| ||||
01. Lover's Song | 07. Ballad Of The Unsent Letter | |||
02. Big Blonde | 08. Now I Know I'm Right | |||
03. Atheist's Lament | 09. The Last Kiss | |||
04. Oh Men! | 10. Lullaby For Unborn Child | |||
05. A Scenic Route To The Isle Of Ewe | 11. Living With You Now | |||
06. That's Just Love | 12. My Goodbye | |||
Der in der zwischen Edinburgh und Glasgow gelegenen schottischen Stadt Falkirk geborene Aidan Moffat kann sich über mangelnde Beschäftigung nun wahrlich nicht beklagen. Zum einen ist er unter seinem vollständigen Namen Aidan John Moffat solo aktiv (letzte Veröffentlichung das vom Februar 2008 stammende Spoken Word-Album ’I Can Hear Your Heart’) und war bzw. ist in die verschiedensten, mehr oder weniger namhaften, Projekte wie ALOAH HAWAII (Zusammenarbeit mit Stuart Braithwaite von den schottischen Postrockern MOGWAI, die Vinyl-EP ’Towns On The Moon’ erschien am 08.09.2008), ANGRY BUDDHISTS (von 1990 bis 1995 bestehendes und zunächst THE ARAB STRAP genanntes Quintett, einzige Veröffentlichung war das selbst betitelte Debütalbum), L. PIERRE (hieß ursprünglich LUCKY PIERRE, veröffentlicht seit 1999 auf Samples basierende Instrumentalstücke) und THE SICK ANCHORS (inzwischen aufgelöstes Trio unter Mitwirkung von Stuart Braithwaite [MOGWAI], brachte es auf eine EP mit gecoverten Songs) involviert. Sein bis heute weitaus bekanntestes und mit sechs Studio- und drei Live-Alben, sowie anderen Veröffentlichungen, produktivstes Betätigungsfeld ist auf jeden Fall ARAB STRAP, die Post-Folk/Indie Rock-Gruppe, welche in der Zeit von 1996 bis 2006 existierte. Die neueste Spielwiese (eine feste Besetzung im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. Es dürfen alle mit einer Begabung für etwas, dessen Töne Moffat gefallen, mitmachen. Die Beteiligung der "Mitglieder" richtet sich danach, ob ihre Zeit es erlaubt) des Mr. Moffat nennt sich kurz und bündig AIDAN MOFFAT & THE BEST-OFS. Soeben erschien der erste Longplayer mit dem äußerst einprägsamen Namen ’How To Get To Heaven From Scotland’ (vom Titel einer Religionsschrift der Southside God Squad übernommen).
Zusammen mit Alan Barr, Stuart Braithwaite, Stewart Henderson (ex-DELGADOS), Stephen Jones (ISOBEL CAMPBELL & MARK LANEGAN'S BAND), der MANSIONHOUSE BRASS BAND und Alun Woodward (ex-DELGADOS, LORD CUT-GLASS) gibt der Vollbartträger eine Mischung aus Country, Folk, Pop und ansatzweise auch zahmem Rock zum Besten. Neben Akkordeon, Akustikgitarre, Banjo, Bläsern, Cello, Drums, Geige, Keyboards und anderen herkömmlichen Instrumenten kommen auch Samples aller Art, wie z.B. von Drums, menschlichen Aufwachgeräuschen, Pfeifen, Meeresrauschen, Vogelgezwitscher, einem elektronischen Wecker und anderen Zivilisationstönen zum Einsatz. Zeitweise scheinen die eingängigen und einfachen Melodien Fröhlichkeit zu vermitteln. Diese wirkt, trotz oder gerade wegen alkoholseligem Gegröle, jedoch nicht immer überzeugend, sondern zu einem Gutteil aufgesetzt und gezwungen. Zumal die ebenso vorhandenen zäh und träge aus den Boxen wabernden Passagen Gefühle und Gemütsregungen wie Sehnsucht, Weltschmerz und Verzweiflung hochkommen lassen. Kann der Hörer Aidan Moffat und seinen Spießgesellen also tatsächlich über den Weg trauen? Das muss jeder für sich selber herausfinden. Misstrauen erscheint angebracht. Ganz offensichtlich ist bei der Musik und den Texten von Aidan Moffat eine gehörige Portion Ironie, wenn nicht sogar Sarkasmus mit im Spiel. Für ihn sind die Schattenseiten der Liebe scheinbar allgegenwärtig. Hat er in seinem Leben vielleicht entsprechende Erfahrungen machen müssen oder schwingt da dann doch die angeblich grundsätzlich so schwermütige Gemüts- bzw. Seelenlage des Schotten mit hinein? Ein Psychologe hätte an der Beantwortung dieser Frage wohl seine helle Freude.
’How To Get To Heaven From Scotland’ kann guten Gewissens musikinteressierten Mitmenschen empfohlen werden, die über ein gerüttelt Maß an schwarzem Humor und Sarkasmus verfügen. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Album seinem bedeutungsschwangeren Titel gerecht wird und tatsächlich den richtigen Weg weist, der von Schottland aus in den Himmel führt. Zweifel daran sind nicht ganz unbegründet.