Andrew Bird

My Finest Work Yet

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 22.05.2019
Jahr: 2019
Stil: Independent / Pop
Spiellänge: 45:33
Produzent: Paul Butler

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Plattenfirma: Loma Vista Recordings

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Jim James

My Morning Jacket

The Beach Boys

Titel
01. Sisyphus
02. Bloodless
03. Olympians
04. Cracking Codes
05. Fallorun
 
06. Archipelago
07. Proxy War
08. Manifest
09. Don The Struggle
10. Bellevue Bridge Club
Musiker Instrument
Andrew Bird Vocals, Violin, Glockenspiel
Alan Hampton Bass, Vocals
Ted Poor Drums, Percussion
Abraham Rounds Drums, Vocals
Blake Mills Guitar
Mike Viola Guitar
Tyler Chester Piano, Organ
Madison Cunningham Vocals

Es beginnt mit einer gepfiffenen Melodie, die aus einem Spaghetti-Western der Siebziger Jahre stammen könnte, begleitet von einer Stimme, die den Pop mit dem Prog-Rock versöhnen möchte – und erzählt mit Sisyphus doch eine Geschichte, deren Ursprung weit zurück liegt in der griechischen Mythologie. Andrew Bird will viel, sehr viel auf seinem 15. Album, und der Titel ist bereits ein großes Versprechen: „My Finest Work Yet“. Zwar sagen Künstler häufig, dass ihr aktuellstes Album das persönlichste, gewagteste oder relevanteste sei. Aber der Sänger und Violinist aus Chicago meint es ernst: Die Songs stehen auch für die Idee, den Kurs der menschlichen Natur zu verändern, der eigentlich die Zerstörung anstrebt. Und für das Cover dient ein historisches Gemälde aus der französischen Revolution als Vorbild, das ihn als sterbenden Poeten und seine letzten Worte zeigt.

Andrew Bird hat als Künstler schon immer ganz individuelle Wege eingeschlagen. Nicht nur, dass er klassische Geige allein durch Zuhören und Nachspielen lernte – was sein Spiel auch auf „My Finest Work Yet“ immer ein wenig überraschend und unberechenbar macht. Er hat Alben auf dem Grund eines Canyons aufgenommen oder während er in einem Fluss stand. Philosoph, Naturalist, Humanist, Klanginstallateur – und eben auch klassischer Songwriter mit manchmal, so scheint es, zu vielen Einfällen, um sie alle zu verarbeiten. So kommt es, dass „My Finest Work Yet“ ein besonders dicht gewobener Klangteppich ist, dessen Farben und Muster ständig wechseln – ähnlich opulent, wenngleich meist rockiger, arbeiten Jim James und seine Band MY MORNING JACKET.

Und es schadet auch nicht, sich für Literatur zu interessieren, um in die Welt von Andrew Bird tief eintauchen zu können. Ein „thinking man’s songwriter“ ist er definitiv, der Pop und Weltmusik versteht und eine Band im Rücken hat, mit der man live im Studio Stücke gemeinsam einspielen kann, die sowohl komplex als auch so leichtfüßig daherkommen wie Manifest. Es klingt nicht nach den BEACH BOYS, aber es ist ähnlich ausgefeilt wie das, was Brian Wilson und Van Dyke Parks einst ersonnen haben. Und es führt manchmal auf die falsche Fährte. Auch bei Andrew Bird steht der geplagte Sisyphus zunächst vor dem verdammten Stein, aber hier denkt er plötzlich „to hell with this“ und lässt ihn einfach rollen. Denn das Haus in der Stadt, auf welches der Stein donnert, ist schon lange unbewohnt und Sisyphus erhält die fast göttliche Erkenntnis: „I'd rather fail like a mortal than fail like a god, I'm a lightning rod. History forgets the moderates.“

Natürlich ist ein solches Album nicht einfach zu hören. Manche Songs wie Don The Struggle gehen trotz diverser Tempowechsel direkt ins Ohr, andere wie das monumentale Bloodless brauchen länger, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Die wirkliche Größe dieses Albums ist allerdings, dass Andrew Bird all diese Opulenz nicht dazu nutzt, um sich effekthascherisch selbst zu produzieren. „My Finest Work Yet“ ist keine Angeberei, macht sich nicht größer, als es ist. Weil es ohnehin ein großartiges Album ist.  

 

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