Anti-Flag American Spring, Spinefarm Records, 2015 |
Justin Sane | Gesang & Gitarre | |||
Pat Thetic | Schlagzeug | |||
Chris Head | Gitarre & Gesang | |||
Chris #2 (Chris Barker) | Gesang & Bass | |||
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01. Fabled World | 08. All Of The Poison, All Of The Pain | |||
02. The Great Divide | 09. Break Something | |||
03. Brandenburg Gate | 10. Without End | |||
04. Sky Is Falling | 11. Believer | |||
05. Walk Away | 12. To Hell With Boredom | |||
06. Song For Your Enemy | 13. Low Expectations | |||
07. Set Yourself On Fire | 14. The Debate Is Over (If You Want It) | |||
Seit 22 Jahren sind die Amerikaner ANTI-FLAG eine der Speerspitzen des politisch-motivierten Punk-Rock. Seit der Jahrtausendwende gelang es der Band immer mehr in den internationalen Fokus zu rücken und sich eine weltweit wachsende Fan-Gemeinde zu erspielen. Dabei eckten sie immer wieder und gerne bei der Obrigkeit an, wohl selten so sehr wie mit ihrem Album “The Terror State“ – das bereits eine schonungslose Abrechnung mit der Regierung Bush II war. Entsprechend weigerten sich etliche Plattengeschäfte, das Werk in den Verkauf aufzunehmen. Und trotzdem bekamen ANTI-FLAG anschließend einen Vertrag beim Major-Label RCA angeboten. Beharrlichkeit zahlt sich manchmal eben doch aus.
Im Jahr 2015 beschäftigt sich die Band aus der Stahlstadt Pittsburgh mit dem “American Spring“, eine mehr als offensichtliche Anlehnung an den „arabischen Frühling“, den sich die vier Musiker offenbar auch für ihre Heimat wünschen. Politische und gesellschaftliche Aussagen finden sich denn auch hier wieder zuhauf in den Texten, wie zum Beispiel bei The Great Divide, das sich in gerade einmal 88 Sekunden mit der Problematik der ungerechten Verteilung des Reichtums in der Welt auseinandersetzt. Nach einer Prognose der Nicht-Regierungs-Organisation Oxfam werden ab dem kommenden Jahr rund ein Prozent der Menschen mehr als die Hälfte des weltweiten Reichtums in ihrem Besitz haben. The Sky Is Falling behandelt den Drohnenkrieg, dem in Afghanistan, Pakistan oder dem Jemen immer wieder auch Zivilisten zum Opfer fallen. Also hier lohnt es sich wirklich einmal, die Lyrics genau zu studieren und sich seine Gedanken zu den einzelnen Themen zu machen.
Auch auf diesem Album konnten sich ANTI-FLAG wieder über sehr prominente Gast-Musiker freuen: zum einen steuerte Tom Morello (RAGE AGAINST THE MACHINE, Ex-AUDIOSLAVE) ein Solo zum Song Without End bei. Und die Punk-Ikone Tim Armstrong (RANCID, THE TRANSPLANTS, OPERATION IVY) sang zusammen mit Chris #2 die zukünftige Konzert-Hymne Brandenburg Gate ein, eine Nummer, die – wäre sie von einer Band wie THE CLASH – wohl ein weltweiter Hit würde. Aber auch ein Stück wie der Opener Fabled World, der mit seinen Harmonien, seiner eingängigen Gesangs- und Gitarren-Melodie an RISE AGAINST erinnert, hat das Potenzial ein veritabler Gassenhauer für die Band zu werden.
ANTI-FLAG ist mit “American Spring“ ein bockstarkes Album gelungen. Abwechslungsreiche Punk-Hymnen, die sich sowohl zum mitgrölen auf den Konzerten der Band als auch zum bewussten reflektieren auf der heimischen Couch bestens eignen. Das Album fällt im Vergleich zu den meisten Vorgängern etwas „polierter“ aus, bietet aber wieder den typischen Band-Sound und das gewohnt exzellente Songwriting einer Band, die in der Lage ist deutlich über den Tellerrand zu blicken und die den Finger nicht nur in die Wunden legt, sondern darin bohrt und darauf hofft, dadurch immer mehr Menschen aufrütteln zu können. Aber das Entscheidende ist, selten machte Sozial-Kritik zugleich so viel Spaß wie auf “American Spring“. Gut, dass es eine Band wie ANTI-FLAG gibt.