Arlo McKinley

Die Midwestern

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 19.08.2020
Jahr: 2020
Stil: Alt.Country / Americana
Spiellänge: 41:45
Produzent: Matt Ross-Spang

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Plattenfirma: Oh Boy Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

John Prine

Titel
01. We Were Alright
02. Die Midwestern
03. She’s Always Around
04. Bag Of Pills
05. The Hurtin’s Done
 
06. Suicidal Saturday Night
07. Once Again
08. Whatever You Want
09. Gone For Good
10. Walking Shoes
Musiker Instrument
Arlo McKinley Vocals, Guitars
Ken Coomer Drums
David Smith Bass
Will Sexton Guitars
Rick Steff Keyboards, Piano
Jessie Munson Violin
Reba Russell Harmony Vocals

Wirklich gute Country-Songs brauchen zwei Zutaten: eine Geschichte, die sich mehr mit der Tragik des Lebens beschäftigt, als mit den Sonnenseiten, und eine/n Erzähler/in, denen man diese Geschichte auch abnimmt. Gut also, dass Arlo McKinley bis zu seinem 40. Lebensjahr gewartet hat, bevor er „Die Midwestern“ aufgenommen hat; eine hoch emotionale, zutiefst berührende Sammlung von Songs über das Scheitern, Durchhalten, Verletzen und Weiterziehen.

Ein Stück wie Bag Of Pills kann nur derjenige glaubhaft schreiben und singen, der selbst tatsächlich mit Opiaten gedealt hat, um irgendwie an Geld zu kommen. „You want it, I can feel it. Got a bag of pills I’ve been dealing. So I can take you drinking. Don’t tell me about a love thing. We’ll get high and talk until morning, then you can catch me sleeping.“ Und dann kommt die Abrechnung: „Hell, Jesus, can you save me? Didn’t think so, guess that you’re busy. Well, I guess we’re all busy. 'Cause I remember when you told me if I believed, I'd never be lonely. Now I know you were lying.“

Nicht, dass Arlo McKinley ein echter Country-Sänger wäre. Dazu sind seine Punk-Wurzeln doch zu tief und der „Bible Belt“ ist weit entfernt von seiner Heimat Cincinnati/Ohio. Aber wenn er We Were Alright mit aller Emphase singt, oder zu Suicidal Saturday Night eine fröhliche Fiddle erklingen lässt, die nach Heuschober und „rural folk“ klingt, dann ist der düstere Typ mit der gebrochenen Vergangenheit einem George Jones viel näher als den City-Punkern seiner Jugend. Und selbstverständlich kann er auch die traurige Walzer-Ballade über das Herz, das rostet und die bange Frage, ob es nochmal für eine neue Liebe reicht (Once Again).

Dass Arlo McKinley der letzte Künstler ist, den der kürzlich verstorbene John Prine für sein kleines Oh Boy-Label verpflichtet hat, spricht bereits Bände. Dass der Songwriter aus Ohio für die Aufnahme von „Die Midwestern“ in Memphis solche Cracks wie Ken Coomer, Will Sexton oder Jessie Munson an seine Seite nehmen durfte, hebt das Album noch ein Stück weiter heraus aus der Masse der vielen guten Americana-Songschreiber. Jede Note sitzt und wieder ist es wie bei einem guten Country-Album: Selbst wenn die Tränen fließen, bleibt der Sound warm und tröstend.

Und während Arlo McKinley im Song Die Midwestern noch zweifelt, ob er Ohio jemals verlassen kann – obwohl er weiss, dass er es eigentlich tun sollte -, beschließt er sein kleines Meisterwerk doch mit einem optimistischen Blick nach vorn. Die Walking Shoes sagen Good-bye zu den Fehlern der Vergangenheit und laufen in eine – hoffentlich – bessere Zukunft, die von einem Klimperpiano, einer aufmunternden Fiddle und kräftigen Drums geprägt ist. Schöner Abgang.

 

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