Blues Caravan

Aschaffenburg, Colos-Saal, 05.02.2014

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 10.02.2014
Stil: Blues Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Blues Caravan,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 05.02.2014

Man mag es ja immer nicht glauben, wenn man so plötzlich auf die Anzahl der vergangenen Jahre gestoßen wird, aber es sind tatsächlich schon 10 Jahre, seit der erste BLUES CARAVAN sich durch unsere Lande schlängelte. Dass es mit dieser Tour auch noch ein zweites Jubiläum zu feiern gilt, wird bewusst, als Thomas Ruf die Gäste begrüßt und die Künstler auf der Bühne ankündigt: 20 Jahre Ruf Records!
Na, wenn es da nicht was zu feiern gibt und Tour und Plattenlabel seien an dieser Stelle mal Lob, Achtung und Glückwünsche aus gesprochen. Bei jener ersten Tour war ich leider noch nicht zugegen, aber Anno 2005 war ich dabei. Damals noch mit einer blutjungen ANA POPVIC, sowie Candye Kane und Sue Foley. Und was haben wir über die Jahre alles für herausragende Künstler gesehen - oftmals auf dem Sprungbrett zur großen Karriere - , sodass man diesem "Projekt" mit Fug und Recht das Prädikat "besonders wertvoll" verleihen kann. Vielleicht hätte sich der ein oder andere zu dieser "Jubiläumstour" das ein oder andere vertraute Gesicht auf dem Plakat gewünscht und vielleicht wurde das Colos-Saal deshalb nicht so richtig voll, aber die Anwesenden haben dieses "Experiment" sicher nicht bereut.

Wie gewohnt eröffnet das Trio gemeinsam die Show und der allseits beliebte Blues Boogie Further On Up The Road eignet sich dazu trefflich. Zunächst übernimmt Albert Castiglia mit seiner kraftvollen Stimme den Lead-Gesang, aber es wird natürlich durchgewechselt. Und bekommen die meisten dann bereits große Augen, denn obwohl Christina Skjolberg zunächst im Mittelpunkt steht, ist man mehr als überrascht vom Gesang Laurence Jones'. Der Bengel sieht aus, als hätte man ihn am Nachmittag noch aus der Schule abgeholt und singt und spielt hier den Blues mit einer Leidenschaft, die Jahrzehnte Ältere so oft nicht hinkriegen. Aber hallo!
Man muss Christina Skjolberg nachsehen, dass sie mit zwei so kräftigen Gesangspartnern ab und an ins Hintertreffen gerät, aber mit ihrem Gitarrenspiel holt sie wieder gewaltig auf. Die Nummer Join Us On The Blues Caravan wurde offenbar extra für die Tour geschrieben und sorgt für weitere gute Stimmung und erstes Mitsingen.

Nun bekommt Mrs. Skjolberg als Erste die Gelegenheit ihre Songs beim BLUES CARAVAN zu präsentieren. Mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums "Come And Get It" legt sie auch gleich funky und fetzig los. Ihr - und dem Rest - zur Seite stehen der routinierte und stets gut gelaunte Bassist Roger Innis sowie am Schlagzeug Miri Miettinen (Letzterer aus Christinas Band) und Laurence Jones wechselt ans Keyboard, um die Orgelsounds aus dem Album hinzuzufügen. Klar, die blonde Norwegerin ist auch was fürs Auge und Smartphones wie Kameras leuchten am Bühnenrand und im Saal um die Wette.
Close The Door ist ein lockerer Boogie, der ebenfalls - wie alle ihre Songs - vom neuen Album stammt und ihr über dem satten Rhythmus die Möglichkeit für einige rasiermesserscharfe Soli gibt. Das Hendrix-Tattoo kommt nicht von ungefähr und neben ihrem von diesem Hero inspirierten Spiel, versteht sie diesen Song, wie sie selbst erläutert, als Antwort auf den Protagonisten in Red House Blues.

Wie sie da mit ihren hohen Absätzen und kurzem Mini über die Bühne stakst, ist schon reichlich sexy, was ihr heißes Gitarrenspiel perfekt ergänzt.
So hat sie in ihrer Art schon ein bisschen was von oben genannter Ana Popovic, an die sie auch stimmlich in dem jazzigen Moving On erinnert. Treibend rockig wird es mit Luther Allisons I'm Back, in dem Laurence mit seinen Fähigkeiten an der Orgel besticht. Man merkt hier schon, wie gut er sich mit dem farbigen Bassisten Roger Innis versteht, der sich seinerseits sehr am Talent von Laurence erfreut.
Mit Hendrix' Voodoo Chile setzt Christina Skjolberg einen krachenden Schlusspunkt zu ihrem Set, bei dem Wah-Wah Pedal und "Jammerhaken" nochmal gewaltig malträtiert werden.

Als Nächster ist Laurence Jones dran, der nun vom Keyboard ins Rampenlicht wechselt und erneut für Staunen sorgt: Dieses jungenhaften Aussehens will irgendwie nicht zu dieser reifen Blues-Stimme passen und auch die Fähigkeiten auf der Gitarre scheinen länger gereift zu sein, als der Gitarrist Jahre zählen kann.
Mit einem klaren, drahtigen und durchsichtigen Sound sorgt er für den richtigen Drive und die Riffs aus Can't Keep Living Like This heizen die Stimmung gleich weiter an. Die Frage "are you ready for some blues?" wird erwartet lautstarkt beantwortet und der folgende Boogie Soul Swamp River bringt Bewegung in die Füße der Anwesenden.
Dazu nickt der Kopf noch im Takt bei Foolin' Me, dass mich mit seinen Riffs etwas an Ted Nugent auf seinen ersten Scheiben erinnert. Neben seinem Gesang und Gitarrenspiel begeistert Laurence Jones auch mit seiner erfrischenden Art, der Freude, mit der er auf der Bühne steht und einer leidenschaftlichen und emotionalen Spielweise, die praktisch jeden in seinem Umfeld anstecken. Ob auf oder vor der Bühne.

Ich lehn mich da vielleicht weit aus dem Fenster, aber hier erlebt man einen aufsteigenden Stern und die Songs sind ebenfalls richtig klasse. Es etwas ruhiger werden zu lassen, wie er vor Fall From The Sky ankündigt, hält nicht lange, denn mit seiner Stimme bringt er den southern-swampigen Song bald in Fahrt. Ich muss bei seinem Set öfter an Aynsley Lister und an Ian Parker denken. Beide ja auch einst zusammen beim BLUES CARAVAN und von Aynsley - mit dem Laurence anscheinend befreundet ist - könnten manche der Licks und Riffs stammen, während Ian damals mit seiner Stimme ähnlich faszinierte.
Einen weiteren Bekannten hat Jones offensichtlich, denn auf seinem neuen Album hat wohl Walter Trout auf dem Titeltrack mitgespielt und der nun folgende Song hat tatsächlich auch ein bisschen was vom energetischen Stil Trouts. Für diesen - und manch späteren - leiht sich Laurence die Ersatzgitarre von Albert Castiglia aus, an der er offenbar ziemlich Gefallen gefunden hat, kehrt aber für seine letzte Nummer wieder zu seiner eigenen Gitarre zurück und auch er beendet mit einer Hendrix-Nummer seinen Set: All Along The Watchtower, im Original natürlich von Bob Dylan, aber die bekanntere Fassung klingt natürlich so wie diese heute Abend.

Im fliegenden Wechsel kommt nun Albert Castiglia auf die Bühne und der schon vorhin überdeutlich sichtbare Verband um den Mittelfinger seiner linken Hand ziert auch jetzt noch diesen. Er macht darum kein großes Aufhebens und legt sofort mit einer energiegeladenen Performance los. Selten steht er still und dass er einen Finger nicht einsetzen kann, fällt kaum auf, denn er tanzt munter über die Saiten und legt ein fetziges Solo nach dem anderen hin. Zwei Instrumentalnummer zu Beginn hat man auch selten, doch er heizt damit ziemlich ein und überlässt im zweiten Stück auch Roger Innis ein kleines Bass-Solo. Muss er seinen Finger schonen? Den Eindruck erweckt er nicht und gern dehnt er seine Soli auch etwas länger. Ob es die italienischen Wurzeln, oder die kubanische Abstammung sind, er ist jedenfalls ungeheuer temperamentvoll und sucht oft den Kontakt mit dem Publikum.
Das geht soweit, dass er von der Bühne den Besucherraum expandiert und sogar durch die Vordertür auf die Straße läuft. Man sieht ihn eine ganze Zeit nicht, aber - dank des Senders - zu hören ist er weiterhin. Das sorgt für weitere Stimmung und die Vorliebe Castiglias für 12-taktige Blues und Booige-Stücke tun ein Übriges. Auch in vermeintlich ruhigeren Stücken, wie dem Slow-Blues Bad Avenue, wird es früher oder später wieder rau und heftig.
Und lauter scheint es mir inzwischen auch geworden zu sein, doch das ist an so einem Abend ja meist so. Der bekannt gute Sound im Colos-Saal leidet jedenfalls nicht darunter und es ist ja auch noch sehr erträglich.

Nachdem Albert Castiglia mit großem Applaus belohnt wurde, gesellen sich auch Christina Skjolberg und LaurenceJones wieder hinzu und mit B.B. Kings Rock Me Baby startet der gemeinsame Teil. Mrs. Skjolberg überrascht und beeindruckt mit ihren Fähigkeiten auf der Blues Harp, während Laurence Jones und Castiglia ihre Gitarren auf Touren bringen.
Ein Blues ist gern gesehen, bei solchen "Jams" und der bereits zitierte Red House Blues gehört da seit jeher zu den Favoriten. Da legen denn auch alle drei Protagonisten richtig los und hauen sich - und uns - die Soli um die Ohren. Das macht ordentlich Spaß und bei den folgenden Klassikern, Cocaine und Jumpin' Jack Flash, kommt auch das Publikum zu seinem Mitsingpart.
Die drei Gitarreros werfen sich hier die Bälle gerade so zu und scharen sich sogar so eng zusammen, dass jede/r auf dem Instrument des anderen schrammelt. Welche Hand da an wessen Saiten zupft, ist in dem Finger- und Arm-Wirrwarr kaum noch zu erkennen. Showmäßig ist das schon klasse. Vor allem, wenn man bedenkt, welch kurze Zeit sich die Drei erst kennen.

Als letzte Zugabe kommt schließlich Sweet Home Chicagoy zu erneuten Ehren und auch hier gibt es noch einmal Soli und lautstarkes Mitsingen satt.
Längst über zwei Stunden verabschieden sich schließlich fünf hervorragende Musiker von der Bühne, von denen mir vor allem Laurence Jones und Bassist Roger Innis richtig gut gefallen haben. Ohne die Leistung der anderen schmälern zu wollen!
Das "Experiment" BLUES CARAVAN funktioniert jedenfalls auch im zehnten Jahr und auch in dieser Variante. Bleibt mir zu hoffen, dass es auch hier einen Live-Mitschnitt geben wird und dass auch in den nächsten zehn Jahren zum Jahresbeginn immer diese Karawane auf Tour geht. Happy Anniversary, Blues Caravan!

Epi Schmidt, 05.02.2014

 

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