Ten Years After, Aschaffenburg, Colos-Saal, 18.01.2018 |
Nachdem sich Gründungsmitglied Leo Lyons zusammen mit dem damaligen Gitarristen Joe Gooch vor einigen Jahren von TEN YEARS AFTER endgültig verabschiedet hat, um sich ausschließlich auf ihre Band HUNDRED SEVENTY SPLIT zu konzentrieren, hätten wohl nicht mehr viele Fans darauf gewettet, dass sich TYA im Jahr 2018 auf Tour zum 50. Jubiläum befinden würden. Dem ist aber so! Mit Colin Hodgkinson angelten sich die verbliebenen Ric Lee und Chick Churchill einen Mann für die Tieftonabteilung, der kaum höhere Weihen aufweisen könnte. Mit der Bass-Legende hat jeder ernst zu nehmende Musiker von der Insel gespielt, oder wollte es zumindest. Die Gitarre spielt heutzutage Marcus Bonfanti. Der hat altersgemäß noch nicht so ein Portfolio aufzuweisen, wie der Rest der Band, aber britische Medien haben in gewohntem Understatement in ihm schon den nächsten Jimmy Page erspäht. Gewohnt pünktlich geht’s im Colos-Saal los und kurz nach 20 Uhr betritt die Band die Bühne. Lautstark empfangen. Man hätte sich sicher einfach machen können und dem Publikum gleich ein paar Band-Klassiker um die Ohren hauen können, aber man hat ein Album in der neuen Besetzung aufgenommen und genug Selbstbewusstsein, die Songs daraus zu präsentieren. So wird mit dem psychedelisch angehauchten Land Of The Vandals begonnen und gleich ordentlich Druck gemacht. Churchill und Lee präsentieren sich routiniert, während bei Bonfanti die Fäden zusammenlaufen und die Frischzellenkur abläuft. Dieser Marcus Bonfanti füllt da wirklich ein paar übergroße Fußstapfen ganz prächtig aus. Nie hat man den Eindruck, dass hier einer am Kopieren ist. Trotzdem lässt er hier und da den “Captain Speedfinger“ durchleuchten – wie in I’m Coming On, vom 1970er Album “Watt“. Da schmunzelt auch ein sonst eher relaxter Chick Churchill hinter seinem Keyboard. Auf fällt dafür wieder das Gitarrenspiel Bonfantis. Wie der in I’d Love To Change The World. im Laufe des Songs immer mehr aufdreht…. Wow! Ich behaupte mal, das bekommt man heutzutage gar nicht mehr so oft geboten. Als nächstes gibt es ein kleines Akustik-Intermezzo, welches, wie der äußerst unterhaltsame “Impressario“ Ric Lee erzählt, entstanden ist, als Chick Churchill wegen einer Herzoperation bei einer USA-Tour passen musste. Jener verzieht sich denn auch, wenn er “nicht gebraucht wird“ auf einen Stuhl am hinteren Bühnenrand. Am vorderen lassen sich Ric, Colin und Marcus nieder. Unter anderem für die flotte Folknummer Losing The Dogs, die vom allerersten TYA-Album stammt. Ganz und gar drogenfrei kommt sicher Ric Lee aus, denn dass der immer noch in der Lage ist, so ein geniales und kurzweiliges Schlagzeugsolo in The Hobbit zu spielen, das nötigt nicht nur Respekt ab, das zeugt auch von einer beachtlichen Konstitution. Der Mann hat vor fast 50 Jahren schon in Woodstock getrommelt! Wurde damals Love Like A Man gespielt? Keine Ahnung, heute Abend im Colos-Saal wird es jedenfalls gespielt und sorgt wie zu erwarten für bestmögliche Stimmung. Und gleich darauf wieder ein Schmankerl: I Say Yeah haben sicher auch noch nicht Viele live gehört. Die Nummer stammt wieder vom Album “Watt“ und groovt richtig gut! Gut, jetzt befinden wir uns bereits auf der Zielgeraden und in Feierlaune sowieso. Da kommt Good Morning Little School Girl gerade recht und erlebt auch noch eine gewaltige Steigerung, als sich Bonfanti und Hodgkinson zum Bass/Gitarren-Duell begeben. Mit solchen Geschichten wurde man oft genug genervt, aber was die beiden hier abliefern – und welchen Spaß sie dabei haben - , das zieht einem die Mundwinkel schon verdammt weit nach oben. Wo ist mein Hut? |