Ana Popovic

Aschaffenburg, Colos-Saal, 28.03.2018

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Konzertbericht

Reviewdatum: 01.04.2018
Stil: Blues, Fusion

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Ana Popovic,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 28.03.2018

Mittwochabend im Aschaffenburger Colos-Saal, Karwoche und Osterferien im vollen Gange, aber die Blues-Fans sind sowieso für gewöhnlich nicht die “ab-in-den-Süden“-Typen. Zumal nicht, wenn es eine mittlerweile etablierte Blues-Größe wie Ana Popovic geht. Neben ihren musikalischen Vorzügen hat sie – das darf man nicht außer Acht lassen – ja auch optisch was zu bieten.
Die Leinwand vor der Bühne stimmt die Besucher mit kleinen „Apperitif-Happen“ von künftigen Konzerten ein und pünktlich um 20 Uhr rollt sich die Leinwand ein und kurz darauf betritt die Band die Bühne. Wie es sich für echte Blues-Stars gehört, spielt die Band erst einmal allein, bevor der “Chef“, respektive die “Chefin“ die Bühne betritt.
Die lässt denn auch nicht lange auf sich warten und steigt in die Instrumental-Nummer flott und erhöht damit den Dampf im Kessel. Michele Papadias Orgelsolo, der effektive Tonartwechsel, natürlich Anas Spiel und, nicht zu vergessen, ihre extravaganten Schuhe, lassen Augen und Ohren vorglühen.

Der Titelsong ihres “Can You Stand The Heat“-Albums (2013) sorgt für funky Feeling und lässt auch Buthel Bass am – ja, was wohl? - Bass und Cedric Goodman an den Drums glänzen. Die beiden sind ein echter Gewinnfür Anas Band, soviel ist jetzt schon klar.!
Das wird in praktisch jeder Nummer deutlich. So auch in dem souligen Object Of Obsession. Buthel ist mehr der mit einem Lächeln auf den Lippen cool groovende, und dabei aber mit ungeheurer Fingerfertigkeit agierende Rhythmiker, während sein Kollege an den Drums mit dem Gesicht und seinen Grimassen fast so schuftet, wie mit Armen und Beinen. Sein Gesicht ist zu diesem Zeitpunkt bereits Schweiß überströmt.
Soweit ist es bei Ana längst nicht, aber wie ihre Finger über den Hals ihrer Strat gleiten, da kann man beim Zusehen ins Schwitzen kommen. Zumal in dem druckvollen Love You Tonight aus dem “Trilogy“-Album.

Train stammt aus dem gleichen Album und bringt die jazzigen Einflüsse Anas deutlich hervor. Buthel bringt ein weiteres Bass-Solo unter, welches sich völlig unprätentiös einfügt. Man sieht aber auch bereits, welch selbstbewusste Leaderin Ana Popovic auf der Bühne ist. Ihre Band hat eine Menge Freiheiten, aber ein Blick von ihr und jeder kehrt an seine Position zurück und gibt sich größtmögliche Mühe bei seinem Spiel. Dann kommt aber auch ein hervorragendes Gemisch dabei heraus! An dem der langjährige Keyboarder Michele Papadia gehörigen Anteil hat. Was der leistet steht eigentlich viel zu sehr im Schatten von Ana. Immerhin sind auf den Alben weit mehr Musiker beteiligt, die Papadia alle vergessen lässt. Beim Solo gibt Ana nochmal ordentlich Gas.

Die “true story” von She Was A Doorman groovt heavy und funky mit ordentlich Druck. Hier tobt sich die Band so richtig aus und Ana Popovic dreht dadurch gleich noch mehr auf. Ihr Trademark-Wah-Wah kommt ausgiebig zum Einsatz und ihre Finger sausen in fast geängstigendem Tempo dahin. Ihre hervorragende – teils Sweeping- - Technik kommt ihr zu Gute.
Erneut funky groovt der “cowboy song” Long Road Down dahin. Die Band ersetzt aufs Beste die Backgroundsängerinnen der Studio-Aufnahme und mit den herrlichen Tempowechseln kommt neuer Schwung in die Beine der Besucher.
Ja, der Schwerpunkt liegt ganz klar auf den letzten beiden Studioalben (die Kollaboration mit ihrem Vater außen vor gelassen) und so lässt sie ihrer Frage, ob jemand etwas Blues hören mag (welche Frage?!), das cool pulsierende Johnny Ray folgen. Ein richtig tolles Intro durch Michele Papadia leitet den Sing ein und zum Ende feuert Ana wieder ein beeindruckendes Solo ab. Auch so ein Slow-Blues kann die Basis für ein paar Hochgeschwindkeits-Licks sein.

Die Gitarristin outet sich als großer Tom Waits-Fan und dessen New Coat Of Paint kommt hier auch bestens an. Muss ich die Leistung der Band nochmal erwähnen? Einfach Klasse! Für mich das Beste, was bisher mit Ana auf der Bühne stand. Im Stil von Albert King ist der Gitarrenstil von Can’t You See What You#re Doing To Me gehalten und wie Cedric Goodman den Song nach Vorne peitscht, spiegelt sich auch in seinem Gesicht wieder. Äußerst unterhaltsam. Und auch Ana schmeisst eine weitere Schippe drauf und lässt ihre Strat kreischen und wimmern. Puh, da hat man etwas Erholung fast nötig. Da kommt das etwas cooler groovende Woman To Love ganz recht.

Zu meiner Freude kommt nun auch das Slide-Spiel von Ana zum tragen, welches ich im Programm ein Bisschen vermisst hatte. Der herrliche Boogie How’d You Learn To Shake It Like That liefert die passende Unterlage dafür. Kommt auch beim Publikum bestens an.
Ebenso If Tomorrow Was Today, welches uns zurück in den funky Fusion-Bereich führt. An war 2017 in den Staaten mit diversen Musikern – als einzige Frau -auf der “Experience Hendrix Tour” unterwegs und aus dieser Zeit präsentiert sie ein mitreißende Fassung von Can You See Me. Ich sag’ mal: Hendrix-würdig.
Wir steuern unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen und bei Show You How Strong Your Are werden nochmals alle Register gezogen. Die Funk-Nummer lässt alle Protagonisten amtliche Soli abziehen und die Temperatur im Saal ein letztes Mal steigen.

Diese erste Verabschiedung nimmt der Saal natürlich nicht entgegen und zur Zugabe stürzen sich Ana und Band in ein ausgiebiges Fusion-Instrumental, in dem die Luft nochmal richtig brennt. Also, da muss man öfter schon genau hinschauen, um den Fingern von Ana Popovic noch folgen zu können. Und dabei ist das kein stupides Genudel, sondern kommt immer genau auf den Punkt. Zusammen mit dieser tollen Band ein echtes Erlebnis und eine weitere Sternstunde im Colos-Saal. Ich hoffe, aus dieser Tour entspringt ein Live-Album. Angebracht wäre es.

Epi Schmidt, 28.03.2018

 

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