Wie beim Konzert in der Frankfurter Batschkapp versprochen, erweise ich den Nachfolge-Krähen auch dieses Mal die Ehre und bin natürlich im Aschaffenburger Colos-Saal dabei, als an diesem Dienstagabend Rich Robinson, Marc Ford und Kollegen kurz nach 20 Uhr die Bühne betreten. Ich hatte eigentlich gedacht, der Background – immer noch hochgeschätzte BLACK CROWES – hätte sich mittlerweile herumgesprochen und die Besucherzahlen wären so groß, dass es knallvoll wird. Liegt‘s am relativ frühen Wochentag? An den in diesem Fall doch nicht ganz billigen Eintrittspreisen? Spielt die Angst vor möglichen winterlichen Straßenverhältnissen mit? Jedenfalls hätten schon noch ein paar Leute in den Club gepasst. Aber so hat man immerhin etwas mehr Platz für sich und diejenigen, die gekommen sind, haben es nicht bereut. Backgroundsängerinnen gibt es keine mehr und auch auf den dritten Gitarristen hat man mittlerweile verzichtet. Das tut dem Bandsound keinen Abbruch und mit dem dicht gewobenen Titelsong vom aktuellen Album ”High Water” groovt man sich gut ein. Das entwickelt sich gleich mal zu einem ersten Jam, sehr psychedelisch eingefärbt und die großen Zeiten von CSN&Y erinnernd. Marc Ford glänzt auf seiner “White Falcon” mit einem herrlichen Solo und auch Bassist Sven Pipien macht mit seinen Läufen auf sich aufmerksam. Mit dem stark nach BLACK CROWES klingenden Omission geht’s etwas druckvoller und rockiger weiter und Bewegung kommt ins Publikum. Die begeisterten Rufe sprechen für sich. Von meinem “Beobachtungspunkt” aus, ist der Bass von Pipien zwar etwas überdominant und Sänger John Hogg etwas schlechter zu hören, aber insgesamt bin ich zufrieden. Davon, dass Rich Robinson vor einiger Zeit einen Großteil seiner Gitarren durch ein Unwetter verloren hat, merkt man nicht viel, denn er kriegt praktisch für jeden Song eine neue Gitarre gereicht. Für Can You See übernimmt er neben Gitarrensolo auch den Gesang. Wie eh und je verzieht er selten eine Miene, aber hie und da rutscht ihm doch einmal der Anflug eines Lächelns übers Gesicht. Sei es, weil er sich grad am Solo-Austausch mit Marc Ford erfreut, oder über den doch beachtlichen Zuspruch aus dem Saal. Richtiger Jam-Charakter entsteht, wenn sich die Band beim BYRDS-Klassiker Eight Miles High in einen wahren Rausch steigert. Absolut klasse, wie diese Band – und natürlich vor allem die drei Ex-Krähen, Robinson, Ford und Pipien – einen Psychedelic-Groove erster Güte kreieren. Wie gehabt, fließen auch Solo-Stücke aus vorherigen Formationen der Mitglieder mit ein und Marc Ford steuert sein sehr rhythmisch angelegtes Shalimar Dreams bei. Kommt gut, aber natürlich brandet noch mehr Stimmung auf, wenn sich die Band anschließend LED ZEPPELINs Custard Pie vornimmt. Das kommt richtig geil. Hogg klingt naturgemäß mehr nach Chris Robinson, denn nach Robert Plant, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch und seine Leistung hier verdient große Achtung. Anschließend verlassen Schlagzeuger, Bassist und Keyboarder die Bühne und nur die beiden Gitarristen und Sänger Hogg, der sich so wie seine Kollegen eine Akustische greift, bleiben für ein Akustik-Intermezzo zurück. Vielleicht wird manchem erst jetzt die Qualität von Blues-Stomp Hand In Hand (wieder vom aktuellen Album) bewusst. Oder die Qualität der Protagonisten? Schon die CROWES waren große FACES-Fans und daran hat sich auch bei dieser Band nichts geändert. Glad And Sorry war bereits auf dem Erstling von THE MAGPIE SALUTE vertreten und ist hier für mich ein weiteres Highlight. Sowohl vom Zusammenspiel als auch vom gemeinsamen Gesang der Drei auf der Bühne. Mindestens ebenso im Ohr erfreut und bleibt als Abschluss der BLACK CROWES-Titel Shine Along, bei dem auch große Teile vom Publikum erfreut einsteigen. Mit Rich Robinsons , den er als “an old song” ankündigt, wird’s wieder elektrisch. Der leicht vertrakte Song erinnert, nicht zuletzt durch den hervorragenden Background-Gesang, stark an die BEATLES zu ihrer Psychedelic-Zeit. Entsprechend mündet auch das wieder in einen langen Jam-Part bei dem auch Keyboarder Matt Slocum seinen Solo-Spot bekommt, wie auch Sven Pipien am Bass. Der Geist der BLACK CROWES weht hier in dicken Schwaden duchs Colos-Saal! Dass eine amerikanische Band eine deutsche Band covert und dem überwiegend erstaunten Publikum dies auch noch erklären muss, kommt auch nicht alle Tage vor. Dass nicht jeder die Krautrockband AGITATION FREE auf dem Radar hat, ist aber wohl zu verzeihen. Deren Laila Pt. 2 bietet sich auf jeden Fall perfekt zu einem weiteren Jam an. Dann geht’s sozusagen in den CROWES-Endspurt, denn mit Greasy Grass River und Halfway To Everwhere folgen gleich zwei von deren hypnotischen Groove-Songs, bevor mit den ersten Akkorden von Twice As Hard sich der Höhepunkt ankündigt. Hier ist die Begeisterung natürlich grenzenlos, wenn dieser Rock-Klassiker durch von der wohl bestmöglichen “Cover-Band” präsentiert wird. Da haben sich ein paar neue Lachfalten in manches Gesicht geprägt. Damit sind wir – wie gesagt – aber auch auf dem Höhepunkt. Als letzter Song folgt vom aktuellen Album Send Me An Omen. Rich nuschelt irgendwas davon, dass sie die Zugabe bereits zuvor gespielt haben und so ist nach dieser Nummer auch nichts mehr zu wollen. Nach knapp zwei Stunden verlässt die Band die Bühne und die umgehend einsetzende Musik macht klar, hier ist nichts mehr zu wollen – fini. Dsa heißt, nicht ganz, denn diesmal gibt es einen Merchandising-Stand und einige T-Shirts, Plakate, etc. wechseln so noch den Besitzer. Für mich wieder ein verdammt gutes Konzert im Aschaffenburger Colos-Saal, dem Dank gebührt uns so etwas, vor Jahren noch kaum denkbares, zu bescheren. Hier gleich mein Versprechen, auch beim nächsten Konzert dieser Band in meiner Nähe dabei zu sein. |