White Lion

Crimes Of Passion

Aschaffenburg, Colos-Saal, 05.12.2006

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 05.12.2006

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Aschaffenburg, Colos-Saal, 05.12.2006

Und so kann man sich wieder mal täuschen. Hatte ich den Mike samt seinen weißen Welpen erst Anfang des Jahres mehr oder weniger abgeschrieben und beerdigt, kann ich doch nicht anders und mache mich auch nach knapp zehn Stunden Arbeit auf ins Colos-Saal nach Aschaffenburg, um doch mal zu sehen, ob sich für den Tag nicht ein passabler Ausklang finden lässt. Ja, zugegeben, meine wundervolle Begleiterin ist die Anreise alleine wert.
Außerdem hatte ich ja immer noch eine gute Live-Erinnerung vom letzten Konzert Mike Tramps im Frankfurter 'Nachtleben'. Das Colos-Saal ist ein paar Mal so groß wie das Nachtleben, aber hier geht's schließlich auch um WHITE LION, Tramp's White Lion, bzw. White Lion II, wie der Herr Tramp auch gern mal sagt. Wie auch immer, es ist, zumal für einen Dienstagabend, anständig gefüllt. Ich weiß nicht, wo die Band sonst spielt, aber laut Vertrag dürfen Getränke heute Abend nur in Plastikbechern ausgeschenkt werden. Das ist mir in diesem Club noch nie passiert.
Crimes Of Passion Als Vorgruppe fungieren die englischen CRIMES OF PASSION und unterhalten uns auch ganz prächtig mit dreckigem Metal. Wie meistens, finde ich die Engländer recht sympathisch, und Sänger Dale Radcliffe ist auch sehr gut gelaunt. Mit nacktem Oberkörper hüpft er über die Bühne, freut sich und ist auch nicht geizig ein paar der Demo-CDs der Band ins Publikum zu werfen. Mich erinnert die Band etwas an DIO und auch an SKID ROW; zu Zeiten von "Slave To The Grind". Dazu noch etwas Nu-Metal-Sound und man kann sich die Chose ungefähr vorstellen. Die Songs sind auch nicht übel und gerade beim letzten, Mr. Rainmaker, kommt doch schon ganz schön Stimmung auf. Der Sound hätte etwas besser sein können und irgendwie fehlt mir in der Band eine zweite Gitarre. Die wird es auf ihrem Demo wohl geben und so sollte man sich das Teil vielleicht mal anhören.

Natürlich passt sich die Pausenmusik wieder dem Geschmack von Fans und Band an und wo fast genau zwei Jahre zuvor in Frankfurt SLADEs Get Down Get With It fast komplett die Fanfare machte, wird uns heute RAINBOWs Gates Of Babylon in seiner vollen Länge präsentiert. Da schauen schon einige verstört, aber ich find's geil, diesen Song zu hören. "The power of what has been before, rises to trap you within" singt Ronnie James Dio und könnte damit als Prophet der folgenden Show gelten.
Tramp's White Lion Kurz darauf schreiten auch Mike Tramp und seine Mannen zur Tat und wie schon bei der letzten Live-CD kündet uns Lights And Thunder die Eröffnung des Konzertes. Es dauert ein bisschen, bis der Sound richtig passt - die Keyboards behalten gegenüber der Gitarre eine Weile die Oberhand - aber dann hat man im Colos-Saal den Sound wie üblich im Griff.
Mikes Haare sind wieder ein ganzes Stück gewachsen, körperlich scheint er in Bestform und seine Stimme steht auch kein bisschen zurück. Living On The Edge donnert direkt an den Opener anschließend hinterher und unverhofft früh folgt die Ode an das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior", Little Fighter. Die Stimmung ist da natürlich schon auf einem Hoch und wen Mike Tramp seine gespreizten Finger dem Publikum entgegenschleudert, scheint er nur die Vibes aus Saal zu reflektieren.
Erneut überkommt mich die Einsicht, dass WHITE LION damals nur das Pech hatten, dass Bands wie BON JOVI, POISON, MÖTLEY CRÜE und nicht zuletzt GUNS N' ROSES das Interesse von Medien und Fans auf sich zogen. Heute kann man sagen und sehen, welch herausragender Frontmann Mr. Tramp ist. Vor allem wenn man mitbekommt, wie sich eben genannte heute überwiegend zum Kasper machen, oder nur noch als Weichspüler fungieren.
Tramp's White Lion "No more Lonely Nights" verkündet der Sänger nach einer kurzen Begrüßung und erntet natürlich auch dafür frenetischen Beifall. Mal auf deutsch, mal auf englisch kommen die Ansagen und man greift auch öfter mal in die Kiste mit ganz alten Titeln wie El Salvador. Da klingt es denn auch eine ganze Ecke härter und zu Fight To Survive erinnert Mike Tramp daran, dass das erste WHITE LION Album nur 50 km entfernt, in Frankfurt, aufgenommen wurde.

Auch die Band macht einen beeindruckend guten Job. Der Australier Jamie Law hat mich auf dem "Rocking The USA" noch etwas genervt, aber wenn man den Typ bei der Arbeit zuschauen kann, dann macht das schon mehr Spaß. Bald ist der Oberkörper frei und die Les Paul wird eifrig geschwungen und ordentlich abgerockt. Da wird ihm auch mal ein längerer Solo-Spot gegönnt, der in All The Fallen Men mündet. Der Bassist Claus Langeskov macht das, was Bassisten machen: Sorgt für ordentlich Dampf und sieht cool aus. Und er weiß das. Zusammen mit dem Drummer Troy Patrick Farrell - mit eigener Homepage - dröhnt das nicht immer filigran, aber immer mit ordentlich Druck. So wie sich das gehört, denn "Rock'n'Roll rules in Deutschland" (Mike Tramp). Im Verbund mit Keyboarder Henning Wanner (macht auch was Keyboarder machen: hier und da überflüssige Gimmicks) bringen die Fünf einen richtigen Chorgesang zustande, der das herausragende Organ von Tramp perfekt unterstützt.
Titel wie Broken Heart und Love Don't Come Easy sind weitere Ohrwürmer und auch so konstruiert Da witzelt der Sänger auch gern mal über seine eigenen Songs: "Wenn ihr mal einen Song schreibt, mit 'woahohoo" liegt ihr nie falsch".
Tramp's White Lion Ja, der Mike labert auch gern mal etwas Springsteen-mäßig, überschreitet dabei aber nie die Schmerzgrenze und wenn Wait und die Lady Of The Valley zum Finale blasen ist die Halle, pardon, der Saal, wieder voll am rocken. Zur Zugabe, man denkt sich schon was kommt, singt Mike Tramp aber zunächst, nur vom Keyboard begleitet, The Road To Valhalla (wieder vom Debütalbum "Fight To Survive"), bevor dann doch der Superhit When The Children Cry ertönt. Entgegen meiner Befürchtung mutiert der Titel aber nicht zu einem melancholischen Feuerzeugmeer-Entfacher, sondern hat doch noch Power. Noch einmal ergreift Mike das Wort, macht klar, dass drei Balladen im Programm genug seien - "we are a rockband, not a popband!" - fordert zur Unterstützung der lokalen Rockbands auf - "that's how we came up" - und erweist schließlich den immer noch aktiven GOLDEN EARRING Referenz mit der WHITE LION-Version von Radar Love. Als unnachgiebigen Puristen können sie mich auch diesmal nicht mit dieser Nummer erweichen, aber beim Refrain singe ich doch lauthals mit. So kommt's halt, wenn man zwei Stunden lang angestachelt wird und wenn man in bester Laune ist.
Mike Tramp ist immer noch ein Performer, wie man ihn heutzutage, und vor allem in diesem Rahmen, nur noch selten zu sehen kriegt. In dieser Besetzung und Form sind WHITE LION jedenfalls live absolut empfehlenswert und neugierig auf die angekündigte neue CD im nächsten Jahr machen sie auch.

Epi Schmidt, 07.12.2006

 

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