Wishbone Ash

Wolfe

Aschaffenburg, Colos-Saal, 16.01.2002

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 16.01.2002

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Uneheliche Zwillingsgitarren in Aschaffenburg, Colos-Saal, 16.01.2002

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr waren Wishbone Ash zuletzt im Colos-Saal in Aschaffenburg und im Gegensatz zur Band hat sich im Club kaum was geändert: Das Colos-Saal ist einfach, für mich und diverse Bekannte, DIE Live-Adresse im unterfränkischen bis hessischen Raum.
Hauptverantwortlich dafür ist mit Sicherheit die sehr gute, fest installierte PA - ich habe hier noch nie einen schlechten Sound erlebt!
Die lockere Atmosphäre, keine Plastik-Pappbecher, kein Pfand, sympathisches Personal, etc. sind erfreuliches "Beiwerk".

Aber zum Konzert:
Der Abend wird eröffnet von Todd Wolfe, seines Zeichens Ex-Gitarrist von Sheryl Crow (!).
Seine Vergangenheit ist ihm aber nicht anzumerken, wenn er in klassischer Trio Besetzung die Bühne entert und nach kurzem "Hello" mit Light Of Day von seiner aktuellen CD "Wolfe", welche in USA "78 West" heißt und unter "Todd Wolfe Blues Projekt" vermarktet wird, den Set eröffnet.
Von der selben Scheibe folgt das funkige Change Will Come, bei dem die Fingerfertigkeit von Bassist Chuck Hearne schon deutlich wird. Kaum zu glauben, dass man bei, geschätzten, 2 1/2 Zentnern Gewicht so flink mit den Fingern unterwegs sein kann...
"Gonna do some Blues" kündigt Todd an - der folgende Song erinnert stark an Red House von Mr. Hendrix. Jedenfalls ist das die Musik, in der sich Todd Wolfe offensichtlich wohl fühlt.

Allzu Überraschendes findet sich in seinem Spiel zwar nicht, aber er ist mit Leib und Seele dabei und das sichert ihm die Unterstützung des Publikums.
Wieder was vom letzten Album: Heaven, für das sich Todd Wolfe die Slide-Gitarre umschnallt - auch hier solides Handwerk.
Drummer Dave Hollingsworth verrichtet einen unspektakulären, songorientierten Job - so wie man sich eine "Rhythmusmaschine" wünscht.
Es fällt eigentlich gar nicht auf, dass normalerweise Keyboarder Mike Latrell mit von der Partie ist und es werden auch keine Worte darüber verloren.

Vor dem funkigen, Wah-Wah unterstützten Shame kündigt Todd Wolfe an, im Mai wieder zu kommen. Wäre sicherlich interessant den Mann mal etwas länger auf der Bühne zu sehen, denn die Zeit geht doch relativ schnell vorbei.
Zum Abschluss bringt die Band noch das rockige, sehr an Baby, Please Don't Go angelehnte On The Run, in das gegen Schluss auch noch Oh Well von Fleetwood Mac einfließt.

Wishbone Ash Als Wishbone Ash nach kurzer Pause die Bühne betreten, ist der (Colos-) Saal gut gefüllt.
Naturgemäß setzt sich das Publikum aus "älteren" Leuten, sprich mindestens 30 Jahren, zusammen.
Die, bereits angedeuteten, Änderungen treten zunächst optisch hervor: Das einzig verbliebene Originalmitglied Andy Powell ist im Vergleich zum Vorjahr um einiges schlanker geworden, was ihn, bei der geringen "englischen" Größe, auch ein Stück älter macht. Außerdem rückt er, nach dem Ausstieg von Sänger/Gitarrist Mark Birch, in die Mitte der Bühne und zum Lead Sänger auf.
Den Platz an der zweiten Gitarre übernimmt der Finne Ben Granfelt ("We got the same money!"). Der ist mir in keiner so guter Erinnerung aus dem letztjährigen Support von THIN LIZZY...
Ansonsten sind mit Bob Skeat am Bass und Ray Weston am Schlagzeug, zwei ebenso routinierte wie virtuose Musiker noch mit an Bord.

Ein kurzes Instrumentalstück, Real Guitars, startet die Show, gefolgt von Mountainside. Andy vertröstet das, obwohl gut mitgehende, Publikum zunächst noch mit "not very old but semi old songs". Auch die Gibson Flying V, sein Markenzeichen, muss zugunsten einer PRS-Gitarre noch hinter ihm warten.
Der nächste Song ist You See Red. Es wird schon deutlich, dass das Zusammenspiel zwischen Andy und Ben gut bis sehr gut funktioniert. Ben Granfelt hat offensichtlich seine Parts gut gelernt. Leider vergisst er sie gern auch mal und drückt dem Sound der Band seinen eigenen, etwas effektüberladenen Stil auf.

The King Will Come wird frenetisch begrüßt - ebenso die Flying V! Klar, bei den alten Songs kommt doch die meiste Stimmung auf. Da muss natürlich Throw Down The Sword kommen. Einer DER Klassiker von Wishbone Ash.
Nachdem Mr. Powell verkündet, sie hätten ein neues Album eingespielt, das im April/Mai erscheinen soll, müssen natürlich auch ein paar Songs davon präsentiert werden. Ich bin durchaus NICHT der Ansicht, dass "alte Bands" immer nur ihre alten Klassiker spielen sollten. Man muss es jeder Band zugestehen, sich weiter zu entwickeln, neue Songs (Alben) zu machen und diese auch live zu spielen.
NUR, im Falle von Wishbone Ash muss ich leider sagen, dass den neuen Songs einfach die Substanz fehlt. Beileibe nicht schlecht, können sie in keinster Weise mit den frühen Werken mithalten (es gibt da auch gegensätzliche Beispiele, wie etwa Lynyrd Skynyrd, die sehr wohl neuere, hervorragende Songs schreiben, die aber leider auf ihren Konzerten nicht gespielt werden und für die man gern mal auf ein Free Bird oder Sweet Home Alabama verzichten würde).
Anteil an diesem Manko hat sicherlich auch Ben Granfelt, der ein virtuoser Gitarrist ist, aber dem aus zwei Fender-Combos kommenden Sound von Andy Powell mit seinen Engl-Amps und reichlich Effekten keinen passenden Sound hinzufügt. Seine Erinnerung an die 70er beschränkt sich, wie er später erwähnt, auf "Lego" und "Matchboxautos".
Zu oft klingt die Band zwar klasse, aber eben nicht nach WISHBONE ASH!

Wishbone Ash Aber gut - Die Besucher im Saal nehmen jubelnd die "Duelle" der beiden Gitarristen auf. Für mich sticht Andy Powell dabei wohltuend mit seinem Sound heraus.
Die neuen Songs Love Is An Enigma, Faith, Hope & Love folgen.
Dann der Almighty Blues sowie Sometime World von "Argus"... "...carry you, carry me...".
Den mehrmaligen Zurufer (Jailbait!) vertröstet Mr. Powell noch auf später. Wieder was "semi-altes": Strange Affair.
Der Gesang harmoniert größtenteils. Auch hier muss gesagt werden, dass mit Mark Birch ein hervorragender Sänger und eben auch passenderer Gitarrist die Band verlassen hat. Spätestens bei Living Proof wird das deutlich. Aber die Stimmung steigt. Nach Hard Times wird mit Blowin' Free der reguläre Teil beendet.

Die Zugabe beginnt mit The Way Of The World vom 78er "No Smoke Without Fire" Album und wird begeistert mitgesungen.
Jetzt, endlich, geht es nochmal richtig ab mit Jail Bait. Das Publikum tobt: "I'm wonderin' why, your face no longer shines" (uups, kleiner Fehler, Andy...).
Der nachhaltige Jubel treibt die Band noch zum zweiten Mal auf die Bühne raus. "Something nice and easy, to take you home", wie Andy Powell erklärt. Should I, Would I, Could I beschließt den Set.
Ich bin auf dem Weg zum Bierstand und sehe überall befriedigte Gesichter.

Sollte ich weniger puristisch sein? Würde es mir dann besser gefallen haben? Könnte ich mir das noch mal anschauen?
Ja! Ich sollte davor halt nicht soviel alte Wishbone Ash Scheiben hören...

Epi Schmidt, 17.01.2002

 

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