M3

Aschaffenburg, Colos-Saal, 15.12.2003

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 15.12.2003

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Aschaffenburg, Colos-Saal, 15.12.2003

Anhand des Tourprogramms/Posters welches im Foyer verkauft wird, wird es mir erst richtig bewusst: Mein Gott, es sind wirklich schon 25 Jahre seit die erste WHITESNAKE-LP "Trouble" im Jahr 1978 erschienen ist. Damals von mir lediglich aufgrund des Stickers "feat. Ex-Deep Purple David Coverdale and Jon Lord" gekauft, aber, ebenso wie die folgenden vier oder fünf Scheiben, zu meinen "All time faves" gehörend.
(Quatsch, Epi, das ist nicht 25 Jahre her! So alt sind wir noch gar nicht!! Red.)
Klare Sache, dass ich am Montagabend im Colos-Saal anwesend bin und einige hundert Sachverständige sehen das genau so. Obwohl die "Tour" kaum beworben wurde und der Name M3 ja wohl auch den wenigsten geläufig sein dürfte - da hilft auch das angefügte Classic Whitesnake wenig. Könnte genauso gut eine Coverband sein...
Wie auch immer: Das hier sind die Originale und eine Vorband ist gar nicht nötig um vom ersten Moment Begeisterung aufkommen zu lassen. Zu den drei Ur-Mitgliedern Bernie Marsden, Micky Moody und Neil Murray (M3) gehören noch der Ex-BLACK SABBATH-Shouter Tony Martin, sowie Jimmy Copley an den Drums und Mark Stanway an den Keyboards.

Worum es bei den "wahren Whitesnake" ging, wird gleich mit der Eröffnungsnummer klar gemacht: Walking In The Shadow Of The Blues. Mit einem exzellenten Sound aus ihren Marshall Half-Stacks liefern Moody/Marsden ein erstklassiges Beispiel wie so was zu klingen hat (es ist schon laut, aber es hat mich ja niemand gezwungen mich direkt vor Herrn Marsdens Verstärker zu stellen...). Alles im gewohnt hervorragenden Colos-Saal-Sound.
Don't Break My Heart Again folgt auf dem Fuß und Sänger Tony Martin zeigt sich erfreut, dass das Publikum offensichtlich gut bei Stimme ist, denn "my voice is gone". Ja man merkt ihm gewisse Probleme beim Singen an, es kratzt und mit den Höhen hat er es heute Abend sicherlich nicht. Das macht aber nur wenig aus, denn die tiefere Stimme passt zu diesem Blues-Rock sogar recht gut und im Laufe des Auftritts singt er sich, unterstützt von Bernie, Micky und dem Publikum auch noch ein.
Manch andere Mimose hätte vielleicht den Gig platzen lassen, deswegen hier mein persönlicher Dank an Tony Martin. Obwohl er, kahl geschorener Schädel mit Tattoos und Goatie, optisch etwas gewöhnungsbedürftig ist...

Micky Moody bekommt seine Slide-Guitar gereicht, während Mr. Marsden verkündet: "It's good to be in Germany". Hit An' Run vom "Come An' Get It!" Album folgt, bei dem sich Bernie über die Talk-Box "meldet". Die "Mice", die das Krachen zwischenzeitlich in seinem Sound verursachen, werden nach kurzer Zeit vom Gitarrentechniker entdeckt und, in Form des Chorus-Pedales, entfernt. Der Rest der Band macht Platz und überlässt die Bühne Micky Moody für sein Slide-Solo. Gänsehäute dürften über die meisten Rücken gelaufen sein während der legendären Zitate aus dem, nicht weniger legendären "Live... In The Heart Of The City"-Album. Der Mann hat nix verlernt, eher noch dazu, und selbst Töne, wie ich sie sonst nur von Sonny Landreth kenne, gleiten aus seinen Saiten. Verdient und entsprechend groß ist der Applaus.
Während die anderen zurück kommen, leitet Micky den nächsten Song, folgerichtig Slow An' Easy, ein. Wahnsinn, mit welchem Dampf die Band spielt! Klar, Neil Murray steht da, als hätte er 'nen Besenstiel verschluckt und von Drummer und Keyboarder ist nicht viel zu sehen (zu hören schon), aber die drei an der Front halten auch ohne großen Bewegungsspielraum die Fans bei der Stange. So auch im folgenden Crying In The Rain. Bernie Marsden mag zwar eine ruhige Kugel, in Form seines gewaltigen Leibesumfanges, schieben, aber mit seinen Fingern erteilt er eine Lehrstunde wie man songdienlich spielen kann und trotzdem brillieren. Wobei er eher der etwas gröbere und sein Partner Micky Moody der filigranere Gitarrist ist - ergänzen tun sie sich genial.
Jetzt ist Bernie dran mit dem Gitarrenwechsel: Sein Gibson Signature-Modell, eine Doppelhals-SG, wird ihm gebracht und, nach kurzem Vorspiel, man ahnt es schon... "Rising with the morning sun, I turn to greet the dawn...". Ain't Gonna Cry No More! Mit großem Beifall vom Publikum aufgenommen und im Mittelteil lautstark mitgesungen "Heyeyeyeah, I ain't gonna cry no more today".
Trotz (oder wegen?) der etwas schwachen Resonanz auf Tony Martins Frage, wie die "women in this town" denn so wären, folgt Ain't No Love In The Heart Of The City. Wie viel tausend Mal mögen die Typen das schon gespielt haben (zumindest ein Teil von ihnen) und trotzdem ist da eine Leidenschaft drin, die einfach ansteckend ist und sich auch auf das Publikum überträgt. Entsprechend gerät auch der Mitsingteil (who the fuck is the Hammersmith Odeon?). Auch Mark Stanway kriegt in dem Song seinen Solo-Spot.
Ein kurzes Band-Introducing und ein brodelndes Fool For Your Loving knallt hinterher, gefolgt von Lonely Days, Lonely Nights mit einem tollen Twin-Solo der beiden Gitarreros.
Die Frage, ob das ca. 3/4 gefüllte Colos-Saal "bereit und willig" ist erübrigt sich fast, denn die "sweet satisfaction" ist nahezu erreicht. Dazu trägt auch hier wieder Mark Stanway mit einem tollen Solo bei.
Zu einem weiteren Highlight gerät Child Of Babylon. Tony Martin gibt mit der Unterstützung von Herrn Marsden alles und wenn die Gitarren zu ihren doppelstimmigen Soli ansetzen und dabei zwischenzeitlich sogar mal nach ALLMAN BROTHERS BAND klingen, gibt es keine Zweifel - immer noch eine der besten Bands überhaupt!

"Something from the past" heißt es, und Moody/Marsden ergehen sich erst mal in einem furiosen Picking-Duell, bevor die Eröffnungsakkorde zu Here I Go Again erklingen. Ich geb's zu, ich war so begeistert, dass ich an den Song gar nicht mehr gedacht hatte. Müsste wegen mir auch nicht unbedingt sein, jedoch ist auch dieser Song klasse gespielt und nach dem vermeintlichen Schluss greift Bernie Marsden noch mal ordentlich in die Saiten, zieht das Tempo an und die Band steigt zu einem riff-rockigen Finale wieder ein.
Eine weitere Zugabe wird noch gewährt, aber was?
Ich hätt's nicht erwartet - der erste Song von der ersten WHITESNAKE (ich weiß, dass jetzt welche schlauer sind, aber für mich ist "Trouble" die erste WHITHESNAKE-Scheibe!): Take Me With You. Relativ rau und schnell gespielt, inkl. Drum-Solo, unterstreicht auch diese Nummer welch großartige Band das doch war - und ist!

Und jetzt sag ich Euch noch was: Das ganze für 14 Euro (im Vorverkauf)! Was hat David Coverdale gekostet???
Die Band plant weitere Touren fürs kommende Jahr und ist dann hoffentlich auch wieder in Deutschland zu sehen - ich freu mich schon!

Epi Schmidt, 17.12.2003

 

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