Van Der Graaf Generator

Aschaffenburg, Colos-Saal, 23.01.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 23.01.2009

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Aschaffenburg, Colos Saal, 23.01.2009

The killer lives inside me
Yes, I can feel him move
Sometimes he's lightly sleeping
In the quiet of his room
But then his eyes will rise
And stare through mine
He'll speak my words
And slice my mind inside
Yes, the killer lives

Ich gebe unumwunden zu, dass mich, obwohl im klassischen Prog Rock Zeitalter aufgewachsen, VAN DER GRAAF GENERATOR insgesamt nicht wirklich tiefgreifend berührten. Offen gestanden fanden im damaligen Plattenschrank lediglich VdGGs "Pawn Hearts" und PETER HAMMILLs bemerkenswertes Solo-Album "Nadirs Big Chance" einen, immerhin ab und an aufgesuchten Platz. Nun war es natürlich nie des Rezensenten Absicht, VdGG und HAMMILL auf zwei Alben zu reduzieren. Andererseits tat sich in dieser Zeit auf Grund des vielfältigen Angebots an ernst zunehmenden Prog Bands nie wirklich ein Bedarf an weiteren VdGG und HAMMILL Scheiben auf. Klar, GENESIS (die frühen, mit Gabriel, damit wir uns recht verstehen), YES, TULL, PINK FLOYD, ja sogar SUPERTRAMP und der WACHMANN fanden teils vollständig oder in immerhin größerer Anzahl Einzug in den heimischen Musikschrank. VdGG waren einfach zu anstrengend...!
Glücklicher Weise trifft man aber immer wieder im Leben auf Menschen, deren musikalischer Horizont dem eigenen zwar ähnelt, die aber, zumindest an die eine oder andere Band, eine völlig andere Herangehensweise entwickelt haben. Immerhin war so eine Begegnung (die letztendlich auch mit diesem Konzertbericht zu tun hat) Auslöser dafür, sich doch nochmal näher mit VAN DER GRAAF GENERATOR und PETER HAMMILL zu befassen. Dass dies zufällig mit dem, zur gleichen Zeit stattfindenden Remastering der VdGG CDs einherging, kann man diesbezüglich als regelrechten Wink mit dem Zaunpfahl werten!
Nachdem also "H To HE..." und "Pawn Hearts" in remasterter Form vorlagen und "Godbluff" geordert war, begann das sich "hinein beißen". Leicht haben es VdGG dem Hörer nie gemacht. Hier ist echte Mitarbeit gefragt! Dafür entlohnt die Band den aufmerksamen Prog Rock Freund mit einem absolut eigenständigen Sound (der keinerlei Verwandtschaft mit GENESIS, YES oder PINK FLOYD zeigt, am ehesten noch mit KING CRIMSON in Verbindung gebracht werden kann) und Texten, die nur von einem Menschen stammen können, der bereit war und ist, sein Innerstes nach außen zu kehren.

Tja, und dann kam, Ende Dezember 2008, der Moment, in welchem dem Rezensenten ein fröhliches: "Ich hab' VdGG Tickets besorgt; bist eingeladen...!", entgegen tönte.
Was...?!, war der erste Gedanke, ...wie komm ich denn zu der Ehre....
Im gleichen Moment entwickelte sich aus diesem Gedanken heraus aber ein wirkliches Interesse.
"Super! -Und wo...?!"
"Aschaffenburg, Colos Saal", hieß die erschreckende Antwort.
"Bitte woooo...?"
"Aschaffenburg, Colos Saal, einziges Konzert in Deutschland!" schallte es ausführlicher.
Des Schreibers Nackenhaar begann sich zu kräuseln, isses nicht krank, von München, der Weltstadt an der kaum ein Gig vorüber geht, nach Aschaffenburg auf ein Konzert zu fahren...?
Trotzdem: Schon an diesem Tag packte den Schreiber die Neugier; krank hin, krank her!
Schnell war der Konzert-Termin dem "HoM-Newsticker" übermittelt und beinah genauso schnell kam von Steve die Frage zurück: "Soll ich versuchen, uns auf die Gästeliste zu setzen?"
-Und von nun an wurde es wirklich interessant!
Innerhalb von 24 Stunden kam die Bestätigung und genauso schnell war ausgemacht, wir machen alle eine kleine Reise nach Aschaffenburg. Natürlich spielte am Anreisetag das Wetter eine tragende, sagen wir ruhig mal, progressive Rolle, was die Spannung aber eigentlich nur noch erhöhte.

Rechtzeitig genug, um noch ausgiebig Aschaffenburgs Gastronomie zu würdigen, erreichten alle wohlbehalten das Ziel. Später, am bereits gut gefüllten Colos angekommen, blieb tatsächlich noch Zeit, die (durch die GäLi) überzählige Karte an den Mann zu bringen und sich halbwegs ordentliche, wenn auch eher hintere Plätze zu sichern. In spannender Erwartung verfolgte man auf einer Großbildleinwand nur halbherzig die Konzertmitschnitte von bisher im Colos aufgetretenen Musikern. Die Zeit bis 21:00 Uhr verlief eher bleiern. Abwechslung bot eigentlich nur die überaus süße, rothaarige Maus hinter dem Merch-Stand.

The angels live inside me
I can feel them smile
Their presence strokes
And soothes the tempest in my mind
And their love can heal the wounds
That I have wrought
They watch me as I go to fall
Well, I know I shall be caught
While the angels live

Immerhin zähl(t)en von jeher, neben Perfektion und literarischen Texten, auch Pünktlichkeit und Verlässlichkeit zu PETER HAMMILLs Tugenden. Wenn also ein Konzert-Beginn um 21:00 Uhr festgelegt ist, dann beginnt dieses Konzert auch um 21:00 Uhr. Nicht 20:59 h und auch nicht um eins nach neun!
VdGG begannen mit der bemerkenswerten und für einen Konzertauftakt doch ungewöhnlichen Frickelnummer Interference Patterns vom letzten Album "Trisector". Überhaupt war dieses Album sehr gut auf diesem Gig besetzt, denn sowohl das depressiv-schöne Lifetime als auch das verstörende We Are Not Here fanden sich im Repertoire. Ein erster regelrechter Höhepunkt fand sich dann aber im ausschweifenden "Pawn Hearts" Meisterwerk Lemmings! Sensationell, was die drei ehrbaren Engländer hier abzogen! Applaus ohne Ende!
Doch wer dachte, hier schon an der Spitze des Gigs gewesen zu sein, täuschte sich gewaltig. Eine Steigerung erfolgte mit dem, in schier unglaublicher Intensität dargebotenen Killer vom 1970er Album "H To HE..."! So brillant aufgespielt, dass sich das (nicht nur aus alten Haudegen und Proggerinnen, auch erstaunlich viel junge Leute bestehende) Publikum, zu einem spontan-brausenden Zwischenapplaus hinreißen ließ! Spätestens jetzt war klar, dass sich die weite Anreise gelohnt hatte.

-Und VdGG untermauerten diese Ansicht weiter. Immer wieder sorgten Banton's herausragende Orgelriffs und HAMMILLS expressiver Gesangsstil für wogende Gänsehaut, wummerten Evans Drums mit einem Bums in Hirn und Bauch, dass viele Augenpaare regelrecht Bauklötze staunten. Das, den Abend beschließende, Man-erg war dann der endgültige Höhepunkt eines, schon rundherum, gelungenen Konzerts. VdGG boten hier nochmals ihr ganzes Können auf. Den Einblick in HAMMILLs tiefste, seelische Abgründe, dass Spiel zwischen getragener Melancholie, bombastisch-genialen Orgelriffs und wilden, beinahe Free Jazz artigen Ausbrüchen, kann man nicht in Worte fassen. Dass lässt sich nur mit dem Gefühl beschreiben, als würde sich auf sämtlichen Hirnwindungen fröstelnde Gänsehaut ausbreiten; ja, als stünde man (wer jemals in irgendeiner Form von irgendetwas abhängig war, wird's wissen) kurz vor einem "Affen"...
Man-erg zog den Rezensenten so dermaßen in seinen Bann, dass die nachfolgende Zugabe beinahe ungehört verhallte. Himmel, wer kann auf dieser Welt noch solche Texte schreiben? Wer bringt sie musikalisch so auf einen Punkt? Wer unterlegt seine Zwiespältigkeit in solch gewaltig bösen, alles zermalmenden Riffs? Leute, Man-erg war hammerhart! Wer immer auch glaubte, VdGG ohne Jackson's Saxophon oder Flöte wären nur unvollständige VdGG, der sah sich getäuscht. Hier traten drei Musiker auf, deren Chemie zueinander mehr als nur stimmen muss. Der kraftvolle, aggressive und gewaltige Sound, den die drei Gentlemen vom Stapel ließen, war nicht nur überwältigend; dass war stellenweise nicht von dieser Welt! Oder, wie Steve nach dem Gig mit bleichem Gesicht bemerkte "Ein regelrechter Hirnfick!" An keiner Stelle (haben wir alle drei ziemlich einhellig festgestellt) fehlten Jackson's Instrumente. Immer dort, wo sie hätten fehlen können, griff PETER HAMMILL zur Gitarre und trieb damit den mächtigen Sound weiter und weiter nach vorne. Ein ganz großer Anteil dieses rundum gelungenen Konzerts war Hugh Banton zuzuschreiben, der an Orgel und Keyboards eine wirkliche Meisterleistung vollbrachte und dabei zusätzlich noch die Bass-Pedale bediente. Meinen größten Respekt zolle ich aber, neben HAMMILLs Vokalleistung, dem kahlköpfigen Bären hinter den Drums: Guy Evans war an diesem Abend in absoluter Topform und hätte selbst den besten Metal Drummern zeigen können, in welche Richtung der Luzifer läuft! Egal ob mit bebenden Bassdrums, scheppernden Becken, ob nur leicht gerührt oder leise gekehrt, er war perfekt!!!
Noch lange, nachdem fleißige Hände begonnen hatten, Instrumente und Technik abzubauen, schallten "Zugabe-Zugabe" Rufe durch den Saal. Am Ende waren sich, dass denke ich ohne Übertreibung sagen zu können, 100 Prozent aller Konzertbesucher sicher, einen mehr als außergewöhnlichen Gig besucht zu haben. Die beiden Schwerenöter der "Southern-Fraktion" und der eigentliche Initiator des Konzertbesuchs waren jedenfalls sehr zufrieden. So'ne Horizonterweiterung kann einfach nur gut tun! In dem Sinne: Danke Rudi!

And I, too, lives inside me
And very often don't know who I am
I know I'm not a hero; well
I hope that I'm not damned
I'm just a man, and killers
Angels, all are these
Dictators, saviours
Refugees in war and peace
As long as man lives...
(Man-erg)

Christian "Grisu" Gerecht, 23.01.2009

 

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