Ana Popovic

Martin Harley

Aschaffenburg, Colos-Saal, 25.03.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 08.04.2010
Stil: Blues Crossover

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Ana Popovic, Martin Harley,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 25.03.2010

"Miss Ana Popovic!", wie sie ihr Bassist Ronald Jonker anzukündigen pflegt, ist wieder (Stamm-) Gast im Colos-Saal und so ähnlich betrachte ich mich zeitweise ja auch. Also klarer Fall, dass ich mit von der Partie bin. Müsste das vierte oder fünfte Mal sein, dass ich ein Konzert der Belgraderin sehe und noch jedes Mal war ich äußerst beeindruckt. Obwohl sie ja viel Jazz und Funk in ihren Stil integriert und das nicht meine Lieblingsvarianten sind, reißt mich die Show und musikalische Leistung - ja, was dachtet ihr denn? Dass ich nur wegen der Optik da bin? tz tz - regelmäßig mit und ihre Band hat einen richtig geilen Groove drauf.
Zunächst aber gibt es diesmal sogar eine Vorband, nämlich die MARTIN HARLEY BAND. Drei Typen haben sich am vorderen Bühnenrand zusammengerottet und machen zwar einen etwas zusammengewürfelten aber sympathischen Eindruck. Martin Harley balanciert die meiste Zeit eine Lap Steel oder eine dazu umfungierte Akustikgitarre auf seinen Knien und die wird natürlich mit einem Slide bearbeitet. Das geht öfter filigran und feinfühlig aber auch oft derb, rau und laut. Da geht der roots-folkige Eindruck, den mancher Titel hat, schnell den Bach runter und manches Ohr im Saal zuckt empfindlich. Nicht meines und so erfreu ich mich an Roots, Blues, Folk, Ragtime... Nobody's Fault But Mine, kennen ja die Meisten von LED ZEPPELIN und am Schluss die vertrauten Wah-Wah-Töne von Jimi Hendrix' Voodoo Chile. Da dampft es ganz schön! Zwischendurch darf es auch mal etwas jazziger sein, wie bei Drumrolls For Summersault, und da können auch Schlagzeuger Pete Swatton, mit effektiven, ja, Drumrolls, und Kontrabassist Jay Carter mit kleinen Soloeinlagen und beide mit fein akzentuiertem Backgroundgesang begeistern. Macht richtig Spaß diesen Kerlen zuzusehen und -hören und wenn Martin Harley einen Dance-Song ausruft und das Tempo gehörig anzieht, dann kommt auch so manches Bein in Schwung. Kurzweilig und voller guter Laune, so soll ein Support-Act sein.

Die kurzen Umbaupausen im Colos-Saal sind fast sprichwörtlich und so ist auch kurz nach 21 Uhr die Band von Frau Popovic auf der Bühne um ihr den (Sound-) Teppich auszurollen. Das machen Ronald Jonker, Michele Papadia und Stephane Avellaneda gewohnt routiniert und perfekt. Letzterer ist übrigens neu auf dem Schlagzeugstuhl in der Band und mir gefällt sehr schnell die Frische, die er mit sich bringt.
Die Lady beschreitet - sind die Absätze ihrer nietenbeschlagenen Stiefel noch höher? (Nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen!) - recht bald die Bühne und ist natürlich mit ihrer Stratocaster "bewaffnet". Und schon sind wir mittendrin in Wrong Woman - die hier natürlich komplett richtig am Platz ist - mit seinem funky Groove und ansteckendendem Klang. Ohne große Worte geht’s auch gleich in das jazzige Is This Everything There Is über. Ich muss sagen, dieser Song hat schon einen gewissen Ohrwurmcharakter. Nicht gerade zum Mitsingen, aber er geht mir doch nicht mehr aus dem Kopf.
Nach wie vor gleiten die Finger der Gitarristin über den Gitarrenhals, als wären gar keine Saiten aufgezogen. So mühelos geht das, dass man nur noch staunend die Augenbrauen hebt. Aber von bloßen Fingerübungen ist sie weit entfernt, auch wenn sich manch kleiner Geschwindigkeitslauf zu einem kleinen Trademark entwickelt hat. Mit How'd You Learn To Shake It Like That kommen die Boogie-Freunde zu ihrem Recht und Ana setzt erstmals ihr Slide-Röhrchen ein. Hatte sie das anfangs ihrer Karriere noch eher wenig eingesetzt, nimmt es doch jetzt einen ziemlichen großen Part im Programm ein.
Das Hard To Handle-ähnliche Hungry sorgt für weitere Bewegung in den Beinen des Publikums, mit dem ich, trotz allem, heute nicht so ganz zufrieden bin. Zwar spendet es eifrig Szenenapplaus, aber irgendwie will der letzte Funke nicht so zünden.
An der Band liegt es nicht. Gerade Organist Michele Papadia glänzt sowohl mit tollen Sounds - dazu lässt er den "Leslie" hinter sich gehörig rotieren - als auch mit genialem Tastenspiel. Gerne liefert er sich auch mal ein kleines "Duell" mit Miss Popovoic. Ronald Jonker ist agil wie eh und je und hüpft, springt und zappelt über die Bühne. Vielleicht übertreib sogar manchmal etwas. Zusammen liefern sie einen hervorragenden Backgroundgesang ab.

Bis hier stammen alle Titel von den letzten beiden Alben der Blues-Lady und auch der Slow-Blues Blues For M, hier mal schnell dem Support-Act Martin Harley gewidmet, ist auf der aktuellen CD.
Die Band groovt echt richtig geil und mit Comfort To The Soul folgt schon so eine Art Popovic-Klassiker. Dazu könnte sich auch Nothing Personal mit seinem swingenden Rhythmus und dem ansteckenden Gesang entwickeln. Wieder ein heißes Gefecht, dass sie sich hier mit der Orgel liefert und erinnert das nicht an die "Schlachten" von Blackmore und Lord?
Mir gefällt sehr, dass sich Ana mehr im Griff hat und nicht jedes Songende mit einem übertriebenen Gedudel in die Länge zieht. Da hat sie offenbar an sich gearbeitet. Knackig und prägnant werden die Songs gespielt und eben auch beendet.

Big Mama Thornton bekommt von Ana ihren Tribut gebracht mit You Don't Move Me, welches sowohl funkig als auch sehr Boogie-betont daher kommt. Macht richtig Spaß.
Jeder Musiker auf der Bühne bekommt seinen Solo-Spot, der jeweils sehr kurzweilig und unterhaltsam ausfällt. Besonders Ronald Jonker weiß mit seinem Bass-Solo zu begeistern und locker integriert er Zitate aus Another One Bites The Dust und Michael Jacksons Billy Jean.
Der Gitarrensound von Ana Popovic perlt klar und direkt aus ihrem Mesa Boogie Verstärker und kommt ihrem fingerfertigen Spiel natürlich entgegen. Ausgiebig setzt sie ihr Wah-Wah-Pedal ein sorgt fast nach jedem Solo für begeistertes Kopfschütteln und breites Grinsen bei den Zuhörern.
Und trotzdem: Ich hab Ana schon engagierter erlebt. Das war große Kunst, jedoch war der Austausch - und somit der Energiefluss - mit dem Publikum schon größer und hat so beide Seiten zu tollen Höhen getrieben.
Das wissen die wenigsten und so geht nach Navajo Moon, Hold On und der Zugabe My Man jeder zufrieden aus Saal. Und auch mir hat es im Endeffekt großen Spaß gemacht und beim nächsten Mal, bin ich bestimmt wieder dabei. Vielleicht schon im Oktober in Frankfurt.

Epi Schmidt, 25.03.2010

 

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