Pavlov's Dog

Central Park

Aschaffenburg, Colos-Saal, 28.10.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 09.11.2010
Stil: Prog Rock

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Redakteur(e):

Michael Koenig


Pavlov's Dog, Central Park,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 28.10.2010

Es war mal wieder allerhöchste Zeit für einen Besuch im Aschaffenburger Colos-Saal. Immerhin kündigte man dort für diesmal die Amerikaner PAVLOV’S DOG in Begleitung der Münchener CENTRAL PARK an. Diese Paarung versprach Prog Rock satt.

Gegen 20:15 Uhr begannen CENTRAL PARK mit ihrem knapp fünfzigminütigen Programm. Die seit 2006 erneut bestehende Gruppe präsentierte eine neue Sängerin. Jannine Pusch heißt die junge Dame. Neben ihr bevölkerten noch die Gründungsmitglieder Hans Ochs (Gitarre), York von Wittern (Bass), Jochen Scheffter (Piano, Orgel) und Artur Silber (Schlagzeug) die Bühne.
Das Quintett ist ohne Zweifel von ELP, YES, KING CRIMSON, GENTLE GIANT und ähnlichen namhaften Vertretern des klassischen Prog Rock inspiriert. Dazu gesellt sie dann noch eine gesunde Härte. Streckenweise stießen die Oberbayern regelrecht in die Regionen des Prog Metal vor. Ab und an geriet das unter anderem von der Antike beeinflusste Dargebotene schon mal in eine recht interessante Schräglage. Sie präsentierten Material von ihren Alben "Unexpected" (2006) und dem im Januar 2011 erscheinenden ’Reflected’.

Die Süddeutschen riefen eine tadellose musikalische Leistung ab. Das Auftreten der gesamten Band wirkte sehr sympathisch. Die Frontfrau verfügt über eine variable und gut ausgebildete Stimme. Die vier älteren Herren beeindruckten mit ihrer großen Bühnenerfahrung und ihrem versierten Spiel. Kein Wunder also, dass die grob geschätzten einhundertfünfzig Anwesenden nach anfänglichem Abtasten immer erfreuter auf das Geschehen vor ihnen reagierten. So brandete vor allem zum Ende gegen 21:05 Uhr hin, definitiv mehr als bloßer Höflichkeitsapplaus auf. Vereinzelt waren sogar Wünsche nach Zugaben zu vernehmen. Bei mir kamen CENTRAL PARK ebenfalls gut an.

Um 21:20 Uhr war dann, nach einer wohltuend kurzen Umbaupause, der Colos-Saal reif für PAVLOV’S DOG. Bevor es jedoch richtig losgehen konnte, trat David Surkamp zunächst alleine vor das frenetische Publikum. Er teilte mit, dass sich etwa zwei Stunden früher Schlagzeuger Mike Safron einer Notoperation hätte unterziehen müssen. Er könne noch nicht sagen, wie der Eingriff verlaufen sei. Es gehe jedenfalls um Leben und Tod. Das war natürlich ein gehöriger Schrecken für die Leute. Die Gedanken aller kreisten ganz sicher um den frisch operierten Musiker. Surkamp brachte zum Ausdruck wie sehr ihn und die übrige Band diese Situation belaste. Er sei sich aber sicher, dass sein Freund gewollt hätte, dass das Konzert auch ohne ihn stattfände. Deshalb stellte er dann als Ersatzmann an den Drums Manfred Plötz, der das Live Album ’Live And Unleashed’ im letzten Jahr produzierte, vor. Für eine richtige Probe war keine Zeit, so dass Plötz sich auf sehr dünnes Eis wagte, als er sich dazu bereit erklärte einzuspringen. Sowohl die Entscheidung die Show stattfinden zu lassen, als auch der Aushelfende wurden ausgiebig beklatscht.

Von Beginn an zeigten die Besucher dem siebenköpfigen Team von PAVLOV’S DOG, dass es mehr als willkommen war. Der Stimmungspegel im, mit wenigen jungen Leuten durchsetzten, älteren Publikum wurde die gesamte Dauer des Auftrittes über auf einem hohen Level gehalten. Die eine Hauptattraktion war natürlich die grandiose Musik der Truppe aus St. Louis, Missouri, die nach langen Jahren der Zurückgezogenheit erst 1990 ein neues Studioalbum (’Lost In America’) veröffentlichte und seit 2004, auch in der Originalbesetzung, wieder regelmäßig auftritt. Der Intensität und Gefühlsechtheit dieser völlig eigenständigen und unverwechselbaren Spielart des Prog Rock mit Hang zu Folk und Metal, aber auch den Balladen, konnten die Anwesenden nicht ansatzweise in irgendeiner Weise widerstehen. Die Band bot eine virtuose und souveräne Vorstellung, Jam Sessions inbegriffen. Für den anderen Höhepunkt sorgte der Hauptkomponist, Bandchef, Sänger, Gitarrist und geborene Entertainer David Surkamp höchstpersönlich. Er hatte die Meute jederzeit voll im Griff. Ganz gleichgültig, ob er Geschichten über Plattenfirmen, Plattenproduktionen, das Musikgeschäft, das Leben und so weiter erzählte oder einfach nur Songs ankündigte, alles wurde im Zuschauerraum dankbar aufgenommen. Der unglaubliche Falsettgesang und die rückhaltlose Mimik und Gestik Surkamps sind geradezu prädestiniert dafür, selbst die feinsten Nuancen aller vorstellbaren Gefühlsregungen lebensnah auszudrücken. Genau diese einzigartige Kombination aus genialer Musik und großer, aber niemals aufgesetzt erscheinender, Selbstinszenierung hielt die Begeisterung im Fankreis permanent am Kochen.

Erst Anfang Oktober erschien das aktuelle PAVLOV’S DOG-Album ’Echo & Boo’. Selbstredend gaben die Amerikaner/-innen etwas davon zum Besten (z.B. Angeline, I Love You Still). Auch die anderen Longplayer kamen zum Zug. So die beiden legendären ’Pempered Menial’ (1975) (z.B. Julia [der größte Hit!], Song Dance [Mike Safron gewidmet], Theme From Subway Sue) und ’At The Sound Of The Bell’ (1976) (z.B. Standing Here With You [Megan’s Song], Valkerie), aber ebenso ’Third’/’Has Anyone Here Seen Sigfried?’/’The St. Louise Hounds’ (1977) (z.B. I Love You Still, Only You [vorher noch nie live gespielt]), ’Lost In America’ (1990) (z.B. Lost In America, Suzanne, I Love You). Gegen 22:10 Uhr wurde es ein wenig leerer auf der Bühne. David Surkamp blieb alleine im Scheinwerferlicht zurück und sang Caroline von Robert Wyatt (einer seiner erklärten Lieblingssongs), dann kam seine Frau Sara (Gesang, Gitarre, Perkussion) dazu und gemeinsam intonierten sie Blowing Out In Memphis. Der Jubel der Gäste war ihnen gewiss.
Nach diesem kurzen Zwischenspiel kam dann etwa um 22:20 Uhr die übrige Mannschaft (Abbie Hainz [Violine, Hintergrundgesang, Mandoline], Bill Franco [Gitarre], Rick Steiling [Keyboards, Hintergrundgesang], Manfred Plötz [Schlagzeug] und die Bassistin) wieder heraus. Der reguläre Konzertteil dauerte bis 22:50 Uhr. Die inbrünstigen Zugabenrufe sorgten dafür, dass PAVLOV’S DOG nach einer knappen Minute schon wieder da waren. Bei dieser Gelegenheit fragte sich David Surkamp laut, wie es wohl Mark Safron gehen möge. Daraufhin wurde von Sara Surkamp zur allgemeinen Erleichterung bekannt gegeben, dass der Drummer seine Operation gut überstanden hätte. Anschließend ließen sie es nochmals ordentlich krachen und kamen gegen 23:10 Uhr endgültig zum Schluss des Programms.

Ich ziehe bezüglich dieses Abends eine rundum positive Bilanz. Beide Acts machten Spaß und Lust auf Mehr. Die kann man sich ruhigen Gewissens wieder anschauen. Den Massengeschmack traf diese Veranstaltung zwar nicht gerade, die miserable Zuschauerzahl belegt dies leider nur allzu deutlich, dennoch ließen sich weder CENTRAL PARK, noch PAVLOV’S DOG davon beeindrucken und gaben ihr Bestes (besonders Interimstrommler Manfred Plötz zog sich mehr als achtbar aus der Affäre und machte eine gute Figur an den Stöcken). Da wirkte nichts verstaubt und antiquiert, sondern klang frisch und unverbraucht, wenn auch etwas laut. Die Anwesenden dürften ihr Kommen insgesamt jedoch keinesfalls bereut haben, denn enttäuscht ging sicherlich niemand nach Hause.

Michael Koenig, 28.10.2010

 

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