Blues Caravan,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 10.03.2011

Der BLUES CARAVAN ist unterwegs und macht, wie gewohnt, auch im Aschaffenburger Colos-Saal Station. Zu meiner Freude Anfang März, sodass mich winterliche Verhältnisse nicht vom Besuch des Konzertes abbringen können. Weniger Freude habe ich daran, dass im Club seit einiger Zeit die Unsitte aufgekommen ist, Barhocker an den Bühnenrand zu schleifen und sich eine Reihe von Gästen dort bequem auf ihrem A... niederlässt, wo eigentlich die Fans am Tanzen und Mitmachen sein sollten. Vielleicht ändert sich das ja mal wieder, den der Stimmung ist es sicherlich nicht förderlich. Wohnzimmer ist weiter hinten!
Stimmung herrscht aber trotzdem an diesem Abend. RUF Records Labelchef Thomas Ruf hat wieder eine "Ladies Night" ausgerufen und diesem "Ruf" sind an diesem Donnerstagabend doch eine beträchtliche Anzahl von Besuchern - überwiegend männlich - gefolgt.
Auf der Bühne präsentieren sich mit Samantha Fish, Cassie Taylor und Dani Wilde drei "Blues-Gören", die zuletzt mit dem gemeinsamen Album "Girls With Guitars" auf sich aufmerksam und - in bester BLUES CARAVAN Manier - auf die Tour eingestimmt haben.
Viertel nach Acht betreten sie die Bühne und legen alsbald mit der Eröffnungsnummer besagten Albums los: Bitch! Angesichts der treibenden STONES-Nummer ist sofort Stimmung im Saal, auch wenn der Sound noch nicht ganz so druckvoll kommt, wie bei der Studioaufnahme. Bassistin Cassie Taylor ist hier die federführende ... na, das Wort Frau will mir angesichts dieses jungen Mädels nicht so recht über die Lippen. Knapp be-rockt mit leicht angestrengtem Blick, aber jeder Menge Attitüde und einer erstaunlich reifen Stimme sichert sie der Band erste lautstarke Beifallskundgebungen.

Cassie übernimmt auch die Lead-Vocals für die folgenden beiden Songs. Besonders das groovige Spoken For, ihrem Soloalbum "Blue" mach richtig Spaß. Großen Anteil daran, wie überhaupt am anmachenden Rhythmus dieses Abends, hat Drummer Dennis Palatin, der ganz offensichtlich so richtig Spaß hat. Im RUF Records "Stall" ist er bereits ein "altgedientes Zugpferd" und schon auf Produktionen von Ana Popovic, wie auch auf dem Debütalbum von Dani Wilde für den richtigen Drive gesorgt.
Immer ausschweifender treibt er die Mädels vor sich an und steckt mit seiner Spielfreude seine Frontfrauen an. Ganz leicht an Steve Millers The Joker erinnert Leaving Chicago - könnte ich mir aber auch gut im Repertoire von Sheryl_Crow vorstellen, wo es mit Sicherheit ein Hit würde. Wieder ist es Cassie Taylor, die zu diesem Zeitpunkt der Band voranschreitet und das Publikum anstachelt, nach der Anzahl von Frauen und Männern sich erkundigt (deutliche Überzahl der Männer) und zum Mittänzeln bringt. Sehr schön, die Slide-Gitarre, die Samantha Fish hierzu beiträgt. Bis dato etwas unterrepräsentiert rückt nun Miss Dani Wilde etwas mehr in den Vordergrund. Die Britin bekommt lautstarken Szenenapplaus für ihr Solo in der nächsten Nummer um beim folgenden Red Blooded Woman - widmet sie Cassier Taylor (die beiden scheinen sich überhaupt bestens zu verstehen) - den Club schon richtig zum Mitrocken zu bringen.

Samantha Fish hatte die Bühne währenddessen kurz verlassen und kehrt nun barfüßig zurück um an einer mitreißenden, ungeheuer intensiven Fassung von Dani Wildes Abandoned Child mitzuwirken. Der Song ist auf CD schon klasse, aber hier wird eine Wahnsinns-Nummer daraus. Auch der nächste Song stammt von ihrem Soloalbum "Shine" und hier, in Some Kinda Crazy liefert sich Dani mit Samantha Fish ein erstes, fetzendes Gitarrenduell. Samantha übernimmt in dem locker rollenden R&B von Wait A Minute den Gesang und zeigt, dass auch sie eine verdammt tolle Sängerin ist, die uns garantiert noch jede Menge Spaß machen wird. Ich bin schon gespannt, auf das bald erscheinende Debütalbum. Ihr Gitarrenspiel ist zwar bluesig, aber ebenso von Country- und Rock-Elementen durchzogen. Ihre mühelose Art, beim Singen wie beim Gitarrespielen, beeindruckt ebenso, wie sie zum Mitmachen verleitet. Vom angekündigten, bald erscheinenden, Debüt stammt das vielversprechende Other Side Of The Bottle. Wenn das ganze Album so viel Feuer hat wie dieser Song, dann aufgepasst!
Den ersten Set beenden die drei Girls mit der Coverversion von Jet Airliner (Steve Miller), die auch ihr gemeinsames Album so genial beschließt. Gefällt mir inzwischen besser als das Original.
Mittlerweile werden auch die Ansagen mal länger und Dani Wilde lässt mit ihrer kleinen Ansprache, dass sie einen Blues liebenden - gerne deutschen - Mann finden möchte und der vielleicht heute anwesend sein könnte, die Hälse der männlichen Besucher gleich etwas länger werden. Die folgende, musikalische Frage, Are You Ready ("for love"), bringt die Füße ebenso in Bewegung wie Mr. Loving Man. Dani schnallt sich zeitweise die Akustikgitarre - unter anderem für den John Lee Hooker-Klassiker I'm In The Mood - um, auf der sie ähnlich brilliert, wie auf ihrer Telecaster. Hier wie da fasziniert sie mit einer unkonventionellen Technik, in der sie völlig ohne Plektrum auskommt und die Saiten mit allen Fingern schlägt, schnippt oder reißt. Ein nicht unwesentlicher Aspekt, in ihrem sehr direkten und energetischem Spiel.

Das "Girls With Guitars"-Album wird praktisch komplett präsentiert und im Verlauf des - nur durch deine viertelstündige Pause unterbrochenen - Konzertes steigt die Stimmung auf der Bühne immer mehr und überträgt sich entsprechend auf das Publikum. Ob zum Mitsingen bei "Blues Caravan" oder wenn sich Cassie Taylor bei der Zugabe ins Publikum begibt, um für Dani Wild nach dem "Blues-Man" zu suchen, oder wenn sich die Drei zu wechselnden Duetten und Duellen auf der Bühne zusammenfinden, immer springen die Funken hin und her und über.
Das funkige Satisfy My Soul liefert Samantha Fish eine absolut anmachende Basis für ihren souligen Gesang und ein aufpeitschendes Gitarrensolo. Mit Get Back folgt Dani Wilde nicht weniger funky, mit etwas mehr Blues-Background
Zur ersten Zugabe knallen uns Samantha, Cassie und Dani - und natürlich Dennis! - eine völlig unterwartete Coverversion von Highway To Hell hin. Das verursacht zwar ein paar verstörte Blicke bei manchem Besucher, aber ich find's geil. Vom Sound her natürlich nicht AC/DC heranreichend, aber stimmlich brauchen sich die Protagonistinnen nicht zu verstecken! Auch der folgende Blues reicht natürlich nicht aus, um den Jubel versiegen zu lassen.
Ein zweites Mal muss die Band zurück auf die Bühne und überrascht erneut, als sie eine verdammt tolle Version von With A Little Help From My Friends, nur zur Akustikgitarre, präsentiert.
Das war denn auch die Krönung für einen hervorragenden Abend, gestaltet von drei hoch talentierten Künstlerinnen und ihrem, wie im Kohlenkeller schuftenden Schlagwerker Dennis Palatin. Zusammen ein unschlagbares Team, welches jeden Club gehörig aufmischen dürfte.
Hier und da waren noch ein paar kleine Ecken und Kanten, aber was wäre der Blues ohne diese?
Wer es kann, der sollte sich diese "Mischung" live reinziehen und Ausschau halten nach den bereits erschienen und den kommenden Alben dieser "Girls With Guitars":
Samantha Fish - Cassier Taylor - Dani Wilde !

Epi Schmidt, 10.03.2011

 

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