Tanita Tikaram

Stephanie Neigel

Aschaffenburg, Colos-Saal, 17.12.2012

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 29.12.2012
Stil: Folk, Pop

Links:

Tanita Tikaram Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Tanita Tikaram, Stephanie Neigel,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 17.12.2012

Montagabend in Aschaffenburg und ich wieder einmal auf dem Weg ins Colos-Saal. Was wird mich heute erwarten? Im Club spielt Tanita Tikaram, die in den 80er Jahren ein Shooting-Star war und - wiewohl bildhübsch - das nur über ihre beeindruckende, tiefe Stimme schaffte. Twist In My Sobriety klingt heute noch jedem im Ohr, der den Song auch nur einmal gehört hat.
Wer würde sich da heute noch daran erinnern und zu Beginn der Woche dafür den Weg ins Konzert suchen. Meine Vorstellungen pendeln zwischen einer Handvoll Unentwegter und einem rappelvollen Saal. Irgendwo dazwischen liegt die tatsächliche Menge, wobei es mir, kurz nach dem Betreten, sehr negativ auffällt das die Fläche vor der Bühne mit Tischen und Stühlen voll gestellt ist. So etwas kann ich gleich gar nicht leiden. Wer sich im Konzert setzen will, der soll sich nicht dahin setzen, wo vielleicht mancher sich zu der Musik bewegen mag und sicher für mehr Stimmung sorgt, als ein paar kratzende Füße und ein paar zaghaft klatschende Hände zwischen den Songs. Wer das braucht, soll sich eine DVD ansehen oder in die Oper gehen, aber nicht in ein Pop-Konzert.
So viel zu meinem anfänglichen Ärger. Kurz nach Acht betritt die „Vorband“ die spartanisch angerichtete Bühne. Was wie ein kleiner Soundcheck wirkt, ist Stephanie Neigels Aufnahme von Geräuschen und kurzen Gesangsfetzen in ihren „Loop“, der ihr so als Rhythmusmaschine dient. Darüber lässt ihr Gitarrist Nils Becker zarte Akkorde tanzen, welche sich mit der ein- und anschmiegsamen Stimme der Mannheimerin perfekt ergänzen. Ihr merkt schon, dass es hier ins Jazzige geht und auch der Soul ist der ausgebildeten Sängerin nicht fremd. Sie hat es sehr gut drauf – mittels ihres „Loops“ - , Stimme über Stimme zu schichten und so eine chorähnliche Soundfülle zu schaffen. Dazu gehen die Songs gut ins Ohr, wenn mir auch etwas zu „strukturiert“. Ihr ungezwungenes Wesen sichert ihr einige Sympathien und die Aschaffenburger lassen sich auch zu zaghaftem Mitsingen verleiten. Gelingt auch nicht jeder Vorgruppe. Mit Need Your Loving verabschiedet sich Stephanie Neigel nach etwas über einer halben Stunde. Die große Liebe ist es noch nicht, aber eine kleine Verliebtheit könnte manchen Besucher befallen. Vielleicht auch, anhand der demnächst erscheinenden CD.

Ob der spartanischen Bühnenausstattung an diesem Abend, entfällt die „Umbaupause“ und nur die Musiker brauchen ein paar Minuten für das Stimme ihrer Instrumente. Erste Rufe nach der „Headlinerin“ ertönen im Publikum.
Gegen 21 Uhr betritt ein älterer Herr die Bühne, dessen buschig-weißer Backenbart ebenso auffällt wie ein englischer Akzent und sagt sie an: „Tanita Tikaram“! Urplötzlich liegt eine ausgelassenere Stimmung über dem Saal (oder ist es nur mein Empfinden?). Tanita läuft direkt sprunghaft in die Bühnenmitte, greift sich eine Akustikgitarre und bringt mit Good Tradition gleich einen kleinen Hit aus ihrer Frühphase. Fast ausgelassen wirkt sie und freut sich sichtlich, heute Abend hier zu sein. Mit World Outside Your Window folgt ein weiterer bekannter Song und der Applaus ist entsprechend.
Ihre Band besteht aus einem Akustikgitarristen, einem Bassisten am Kontrabass und einem Saxofonist/Klarinettist, der auch mal zur Querflöte wechselt. Im Gegensatz zu ihren Alben mangelt es somit an einem antreibenden Schlagzeug und so geht der Schwung alsbald etwas verloren. Besonders bei den ruhigeren Songs – von denen sie ja einige hat – versinkt das dann schon etwas in Melancholie.

Ihr aktuelles Album wird mit Dust On My Shoes vorgestellt und wenn mir auch der Song schon auf ihrem aktuellen Album "Can't Go Back" gut gefallen hat, so macht sich doch langsam das Fehlen wichtiger Instrumente - allen voran des Schlagzeuges - bemerkbar. Eine gewisse Leichtigkeit und Freud ist zwar immer vorhanden, aber der Drive fehlt mir einfach.
Man kann bei Songs wie He Likes The Sun, Science oder One Kiss herrlich träumen und sich problemlos von der Sängerin verzaubern lassen und so ist vielleicht die Bestuhlung doch nicht so unangebracht. Ich stell mich trotzdem weiter nach hinten und ärger mich etwas, weil z.B. All Thing To You eigentlich mehr Feuer birgt und auf der CD einiges rockiger kommt. Das ist in Rock'n'Roll auch nicht anders, unterstreicht aber, dass ihr aktuelles Album wirklich hervorragend gelungen ist.
Da strahlt sie zwischen den Nummern zurecht glücklich, wie eine Newcomerin die sich über die zahlreich erschienenen Zuschauer freut. Da wirkt sie dann meist viel offener als in ihren Songs, sucht den Kontakt und ringt nahezu nach Erklärungen für den Sinn, die Botschaft, oder die Entstehung der Titel. Kommt äußerst sympathisch rüber.

Twist In My Sobriety - ihr größter Hit kommt unvermutet früh und leider auch noch ruhiger als auf Platte. Es zeichnet sich ab, dass das Konzert nicht so lange dauern wird, wenn der Höhepunkt schon erreicht ist und tatsächlich ist nach gut einer Stunde mit Can't Go Back der letzte Song gespielt.
Zu zwei Zugaben kommt Tanita nochmal zurück - der Beifall ist doch entsprechend. Ich hätte allerdings kein White Christmas gebraucht, auch wenn die Geste sicher nett ist.
Beim letzten Song sitzt Tanita Tikaram allein am Piano und singt den fast programmatischen Song Little Sister Leaving Town. So verlasse ich denn auch die Halle und hab das Glück noch den frühen Zug nach Hause zu kriegen. Für ca. 70 Minuten konnte man sich diese vorweihnachtliche Stimmung mal gönnen - länger wäre es mir dann doch zu viel geworden. Aber ich bin trotzdem verdammt froh, dieses Mädel mal gesehen zu haben, denn eine außergewöhnliche Sängerin und ein wundervoller Mensch ist sie auf jeden Fall.

Epi Schmidt, 17.12.2012

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music