Axe

Bobby Barth erzählt...

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 01.06.2001

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Axe
Bobby Barth, Interview

BOBBY BARTH blickt auf eine bewegte musikalische Vergangenheit zur?ck: BABYFACE, AXE, ein Soloalbum, BLACKFOOT, Mitglied in Angry Andersons Tourband, Mentor und Produzent f?r C.I.T.A. / GUILD OF AGES und JADED HEART, 1996 die Reunion von AXE, RED ROCK ROOSTERS...
Das bietet genug Gespr?chsstoff f?r ein Dutzend Interviews. Ich habe die meisten dieser Themenkomplexe bewusst ausgespart, denn Bobby Barth schreibt gerade an seiner Autobiographie. Erste Leseproben finden sich schon jetzt vorab auf der AXE-Homepage www.axeband.com.

Es erschien mir schlichtweg ?berfl?ssig, Bobby Fragen zu stellen, die an dieser Stelle schon auf ?u?erst unterhaltsame und humorvolle Weise von ihm pers?nlich abgehandelt werden. Daher widmeten wir uns in unserem Gespr?ch in erster Linie aktuellen Fragen. Trotzdem m?chte ich euch einige 'Highlights' aus Bobbys Autobiographie nicht vorenthalten, zumal er mir die Erlaubnis gab, Teile davon f?r das Hooked on Music zu ?bersetzen.

Aus den Anfangstagen:
Wir spielten eine Show an einem College in S?dcolorado. Am Tag vor dem Gig half ich unser Equipment zu packen, was ich sehr selten tat. Ein Teil der PA fiel dabei auf meinem Mittelfinger der linken Hand und trennte mir die Fingerkuppe ab. Um diesen 'gro?en' Auftritt nicht zu vers?umen, kaufte ich ein Gramm Koks, schnupfte die H?lfte und tauchte meinen Finger in die andere H?lfte. Es funktionierte auch recht gut bis zum Ende der Show, als ich zum 'gro?en' Gitarrensolo ansetzte. Die Wunde brach auf und fing an zu bluten. Blut bedeckte meine Hand, floss meinen Arm hinunter und tropfte auf den Boden. Ich dachte die ganze Zeit nur, wie cool das aussehen musste und hoffte, dass jemand Bilder machte. Der Gig ging zu Ende und ich wartete auf die Presse am n?chsten Tag. Sie schrieben die Show sei okay gewesen, aber ich wusste, wenn ich nur etwas weiter lesen w?rde, w?rden sie mich f?r meinen selbstlosen Mut reich belohnen. Doch das Einzige zu dem sie sich herablie?en war: Der Gitarrist beendete die Nacht mit einem Gitarrensolo und versuchte die Menge mit billigen Theatertricks und B?hnenblut zu beeindrucken. Damit begann eine Hassliebe zwischen mir und der amerikanischen Presse, die bis heute anh?lt.

BABYFACE:
Es war Mitte der Siebziger. Wir hatten bei A.S.I., einem kleinen Label aus dem mittleren Westen, unterschrieben. Es geh?rte Dan Holmes und bestand aus einem B?ro, einem 16-Spur-Recorder und einem Mischpult. (...) Wir hatten keine Studioerfahrung, er hatte keine Produktionserfahrung, aber wir hatten ein paar ordentliche Songs. Wir nahmen in jeder freien Minute auf und stellten das BABYFACE-Album fertig. Das einzige Problem war, dass Dan eigenm?chtig fast alle Rhythmusgitarren und Keyboardpassagen durch Streicher des MINNESOTA SYMPHONY ORCHESTERS ersetzte, w?hrend wir auf Tournee waren. Er engagierte einen Streicher-Arrangeur direkt aus der H?lle und versaute die Aufnahme auf unglaubliche Weise. Da die Scheibe bereits gepresst und verschickt war als wir davon erfuhren, wussten wir nicht, was wir tun sollten. Gl?cklicherweise gab es einen Song Namens Never in my life, der nach Dans Bearbeitung noch eine Minute siebenundzwanzig Sekunden lang war und das schien die perfekte L?nge f?r all die zeitgen?ssischen Erwachsenen-Rundfunkstationen, um die Nummer noch kurz vor den Nachrichten unterzubringen. Was als kleine akustische Gitarrennummer geplant war, entpuppte sich als eine h?llische 1:27 Ballade, die bis auf Platz 16 der US-Charts schoss.
Wir waren zum Scheitern verurteilt.
Die ganzen Rockfans lachten uns aus, kein Rocksender wagte es den Titel zu spielen und die ?ber Vierzigj?hrigen kauften das Teil wie verr?ckt. Wir tourten und begannen in gr??eren Hallen zu spielen, um dann feststellen zu m?ssen, dass sie mit Ehepaaren in Freizeitklamotten und Morgenr?cken gef?llt waren. Da war aber eine Band, die mehr mit PINK FLOYD wie mit den CARPENTERS gemeinsam hatte, gefangen mit Leuten an einem Ort, die darauf warteten Never in my life mit dem MINNESOTA SYMPHONY ORCHESTER zu h?ren...
Wir lernten, den Song am Ende der Show zu spielen, da die Masse, sofort nachdem sie es geh?rt hatte, abzuwandern begann. Wenn ihr nur ihre Gesichter h?ttet sehen k?nnen wie wir die B?hne st?rmten und eine 10min?tige, drogengeschw?ngerte, an PINK FLOYD angelehnte Gewaltorgie veranstalteten.
Es war schnell vor?ber.

Der erste Kontakt zu BLACKFOOT:
Als wir in Gainsville, Florida ankamen zogen wir alle in ein Bandhaus: Frauen, Freundinnen, Roadies, einfach alle. Wir teilten uns einen ?bungsraum mit Medlocke und BLACKFOOT. Die waren die meiste Zeit auf Tour, so dass wir viel Zeit hatten.

Die Tourneen mit AXE:
Die n?chsten Jahre verschwammen in einer endlosen Aneinanderreihung von Tourbussen, Hotels, M?dchen, Auftritten und Drogen.
Wer von euch glaubt, dass dies eine Menge Spa? bedeutet, der liegt richtig. Gleichzeitig macht es dich ziemlich fertig und eine Menge Zeit geht f?r die Suche nach einem ruhigen Schlaf drauf. An einem gewissen Punkt hatte meine Frau, die immer auf sich alleine gestellt war, genug und erkl?rte mir, dass sie es mir ?bel nimmt, immer dazu gezwungen zu sein zu Hause zu bleiben, w?hrend ich durch die Welt reise und mich am?siere. Sie wurde sofort eingeladen uns auf der n?chsten Tour zu begleiten, und sie packte ihre Taschen, lud sie in den Bus, und schon waren wir unterwegs. Die Busse waren damals nicht besonders luxuri?s und der 'Geruch von Leben' war immer recht streng. Sie blieb etwa vier Tage und bat dann um ein Flugticket nach Hause. Ich habe niemals jemanden in einer so kurzen Zeit so altern gesehen. (...)
?ber Jahre hinweg zogen wir ununterbrochen durchs Land. Je l?nger ich von zu Hause weg war, um so weniger genau nahm ich es mit der Moral. Zu Beginn war ich der zuverl?ssige Ehemann, doch im Laufe der Jahre wurden die Regeln immer lockerer. Wir hatten eine '500 Meilen-Regel'. Es war nicht gestattet im Umkreis von 500 Meilen um Gainsville mit einem M?dchen zu schlafen. Im Laufe von vier Jahren wurde daraus eine 'zwei H?userblocks-Regel'.
Dass meine Ehe zum Scheitern verurteilt war, wurde mir eines Nachts in Dallas bewusst, als meine Ex uns dort besuchte. Der Auftritt wurde f?r die King Biscuit Flower Hour mitgeschnitten und das Management war vor Ort um uns anzuleiten. Unser Manager lebte daf?r, um uns in Situationen zu man?vrieren, die er f?r witzig hielt und an diesem Abend brachte er mich dazu meine Frau zu ignorieren und f?r die Presseleute den harten Rocker zu mimen. Es scheint so, dass ich jeden K?der schlucke, und w?hrend meine Frau in der Garderobe sa?, schl?pfte ich mit einer Stripperin in die Toilette und vollbrachte die Heldentat. Ich war ?ber Wochen hinweg im Gespr?ch, aber die Wahrheit ist, ich wusste, dass ich als Mensch zu dem geworden war, was ich am meisten hasste. (...)
Kurz danach erhielt ich den Anruf eines Freundes aus Gainesville. Recht aufgeregt redete er einige Minuten um den hei?en Brei herum, bis er auf den Punkt kam. Er bedauerte mir mitteilen zu m?ssen, dass er meine Frau in einem ?rtlichen Nachtclub gesehen hatte, wie sie in der Herrentoilette einen stadtbekannten Drogendealer befriedigte. Ich rief sie an und bekam von ihr pers?nlich die Geschichte best?tigt. Es schien, dass sie mich nach?ffte, nicht dass ich was mit Drogendealern gehabt h?tte, aber ihr wisst was ich meine.

Das Unheil nimmt seinen Lauf:
Wie f?r alle guten, geschiedenen Rockstars Ende mittleren Alters, war es f?r mich an der Zeit einen Teenager zu finden, um meine M?nnlichkeit beweisen zu k?nnen und haupts?chlich um der Welt zu zeigen, dass mich der gegenw?rtige Bruch nicht ber?hrte und nat?rlich um so viel wie m?glich zu koksen. (...) Ich hatte das Vergn?gen mit einer sehr sehr sch?nen blonden Siebzehnj?hrigen anzubandeln, die zweifellos ein direkter Nachfahre des Teufels war, aber sie sah einfach gro?artig aus.
Ohne eine Bleibe lie?en uns Mike Osbourne und seine Frau bei sich einziehen. Ich war ohne Zweifel der schlimmste Gast in der Geschichte der Menschheit. Ich war in einem zwanghaften Zustand und ben?tigte wenigstens f?nfmal t?glich Drogen und Sex, und ich bin sicher, dies schaffte Probleme f?r den armen Mike und seine Frau. Irgendwann hatte seine Frau genug und zog aus. Er versicherte mir zwar immer, dass ich nicht der Grund gewesen sei, aber heute denke ich, dass ich eine ganze Menge damit zu tun hatte.
Wir begannen an den Songs zu arbeiten, die 'AXE 5' geworden w?ren. Wir stellten ein kleines Aufnahmeger?t ins Wohnzimmer und legten los. Ich h?rte das Band vor einer Weile und ich muss ehrlicherweise zugeben, dass die Fans nicht viel verpasst haben. Die Songs waren in einem billigen 'Wir brauchen Radioeins?tze'-Format gehalten und die meisten waren einfach Mist.
Irgendwann wollte sich dieser junge Satansbraten meinen Wagen ausleihen, um in eine nahegelegene Stadt auf die Beerdigung eines Freundes zu fahren und versprach am n?chsten Tag zur?ck zu sein. Etwa eine Woche sp?ter verst?ndigte ich die Polizei, die so freundlich war, in der kleinen Stadt nach meinem Wagen Ausschau zu halten, um ihn schlie?lich in einer Mulde beim Haus des ?rtlichen Crackdealers zu entdecken. Wunder ?ber Wunder, sie war auch dort.
In einem lichten Augenblick erkannte ich, dass dies keine dauerhafte Beziehung war und zog einen Schlussstrich. Mike, der mein Dilemma bemerkte, fasste den Entschluss, zu seiner Frau zur?ckzukehren. Ich war zu verwirrt mein Auto zur?ckzuverlangen, so dass Mike, als der gro?artige Freund der er war, es f?r mich ?bernahm. Wir wollten uns bei meinem Vater in Panama City treffen und gemeinsam in einen anderen Bundesstaat reisen, wo er seine Gattin treffen wollte. Alles lief wie geplant und wir waren unterwegs.
Ich fuhr die ersten sechs oder sieben Stunden, w?hrend er im Beifahrersitz schlief. Als ich anfing m?de zu werden, hielten wir an und er ?bernahm das Steuer. Nun m?sst ihr euch daran erinnern, dass wir viele Jahre gemeinsam auf Achse verbracht hatten und dieser Kerl konnte Auto fahren. Bis heute denke ich, dass die Sache mit diesem Unfall zum Himmel stinkt. Wie auch immer, er ?bernahm und das n?chste an das ich mich erinnere ist, wie ich im Krankenhaus aufwachte. Die Einzelheiten des Unfalls entziehen sich gl?cklicherweise meiner Kenntnis, aber so, wie ich den Unfallbericht verstehe, ist er am Steuer eingeschlafen und auf einen langsam fahrenden oder parkenden Kleinlaster aufgefahren. Er war vermutlich auf der Stelle tot und ich wurde in das Bodenblech des 280Z gefaltet.
Die erste echte Erinnerung, die ich habe ist, wie Al Nalli an meinem Bett steht und gebeten wird mich zu identifizieren, weil es einige Unsicherheit gab, wer nun wer ist.

BLACKFOOT:
Ich war dann in Texas bei meinem Onkel. Er hatte ein freies Haus und war so freundlich mich dort wohnen zu lassen, damit ich wieder in die G?nge kam. Zu dieser Zeit wurde ich s?chtig nach Schmerzmitteln. (...)
Im Winter dieses Jahres (1984) erhielt ich das Angebot, als Gitarrist bei BLACKFOOT einzusteigen. Es war wahrscheinlich mehr aus Sorge um meinen Geisteszustand, als dass sie wirklich jemand brauchten, trotzdem war es f?r mich eine gro?artige M?glichkeit wieder zu arbeiten, ohne die Hauptlast an Verantwortung tragen zu m?ssen.
Am 4. Dezember 1984 begann ich mit BLACKFOOT zu touren. Damals bestand BLACKFOOT, mit Ausnahme von mir, aus allen Originalmitgliedern. Obwohl die Tage, in denen die Band 15.000-Hallen f?llte, vorbei waren, spielten wir viele gro?artige Konzerte. Diese Konzerte ohne Druck taten mir gut und ich war ziemlich gl?cklich, nur die zweite Geige hinter Ricki zu spielen. Er war und ist ein gro?artiger Frontman.

SOLO:
Zu dieser Zeit musste ich eine Entscheidung ?ber den AXE-Vertrag und meine Zukunftspl?ne mit Atlantic Records treffen. Ich flog nach New York, um Doug Morris, den Pr?sidenten von Atlantic, zu treffen. Ich nahm eine Gitarre mit, setzte mich in sein B?ro und spielte ein paar Melodien, an denen ich gearbeitet hatte. Ich glaube, er hatte wegen dem Unfall Mitleid mit mir und verl?ngerte meinen Vertrag um ein Soloalbum zu machen. Doug war ein guter Kerl und heute kann ich sagen, dass es mir leid tut, dass ich mich nicht geregelt bekam. Ich war nicht in der Verfassung, um mit irgend jemanden ein Album aufzunehmen, geschweige denn ein Soloalbum. Das Ergebnis war eine seltsam, depressive Scheibe, die zwar einige gro?artige Ideen enthielt, aber ich war nicht f?hig die Platte vern?nftig fertig zustellen und war viel zu abh?ngig von meinem Produzenten Bruce Nazarian. Bruce war ein guter Produzent, aber er bekam von mir viel zu wenig Input. So hatte die Platte nie eine echte Chance.

RICKI MEDLOCKE & BLACKFOOT:
W?hrend dieser Plattenaufnahmen tourte ich weiter mit BLACKFOOT. Zu dieser Zeit begann sich die Originalband aufzul?sen. Jeder in der Rockszene wird dir erz?hlen, dass es nicht das Schwierigste ist, einen Hit zu haben oder eine gro?e Band zu sein, sondern weiter zu machen, wenn diese Zeiten vor?ber sind, ist eine ziemliche Belastung. Wie auch immer, eines Nachts in Philadelphia kam eins zum anderen und die Band l?ste sich auf. Ich blieb irgendwie im Nalli/Medlocke-Lager h?ngen und wurde der Gitarrist bei RICKI MEDLOCKE & BLACKFOOT. Diese neue Variation der Band bestand aus einigen der besten Musiker, die man sich vorstellen kann. Wizard Seay am Bass, sein Bruder Harold am Schlagzeug, Doug Bare an den Keyboards, Ricki und ich. Es war eine gro?artige Band.
Ich steckte immer noch mitten in einer tiefen Depression w?hrend wir tourten und bis zum heutigen Tag bedauere ich, dass die Jungs mit denen ich spielte, niemals mein wahres Ich kennen lernten. Es ist nachvollziehbar, dass ich so negativ war. Man hatte mir den Boden unter den F??en weggezogen und ich klammerte mich nur an BLACKFOOT, damit ich mir nicht eine Kugel in den Kopf jagte.
Ich werde nicht erz?hlen, wer es war, aber einer der Jungs von BLACKFOOT brachte mich wieder auf Koks und ich begann mich besser zu f?hlen. Wie zu erwarten, wurde die Sucht immer st?rker, bis ich die Band verlie?, um nach Miami zu ziehen, um n?her an den Drogen zu sein. Ich lungerte dort mit einer Stripteaset?nzerin herum, die bereit war, mir jeden Tag meine Dosis zu kaufen.
Ich versuchte den Unfall und die Karriere, die mit ihm den Bach runter gegangen war, zu vergessen. Mein Selbsterhaltungstrieb war st?rker und ich packte meine Sachen und ging nach Dallas, um bei meiner Schwester zu wohnen. Ich warf mich ins Bett und kam f?r zwei oder drei Monate nicht mehr heraus. Ich hatte mit den Drogen aufgeh?rt, aber ich war nicht in der Lage, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. (...)

Auszeit:
Ich war so am Boden wie nie zuvor, als ich den Anruf eines sehr guten alten Freundes bekam, der mich immer bewundert hatte. (...) Er war in einer noch schlimmeren Verfassung als ich und brauchte mich wirklich, damit jemand kam und ihm half. Was f?r ein Witz, ich wollte ihm helfen.
Mit den besten Absichten stieg ich in ein Flugzeug und war auf dem Weg nach Los Angeles. Ich hatte alle H?nde voll zu tun, meinen Freund vom Koksen abzuhalten, ich versagte und fing nat?rlich selber wieder an. Wir hatten, wie es manchem erscheinen mag, das perfekte Leben. Er kaufte eine 45 Fu?-Yacht, ich belegte einen Kurs bei der K?stenwache und machte meinen Bootsschein, und wir waren im Himmel des Showgesch?fts. Ich hatte alles, was mit Musik zu tun hatte, hinter mir gelassen und wurde zum Gesellschafter f?r den Typ, der die Drogen besa?. Dies ging anderthalb Jahre so. Ich musste zur Musik zur?ck oder w?rde draufgehen. (...)
Ich hatte kein Geld und keine Bleibe. Alte Freunde, John und Laurie Rhys, nahmen mich auf, lie?en mich auf ihrer Couch schlafen, f?tterten mich durch und erm?glichten mir, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. (...)
Zu dieser Zeit lernte ich meine jetzige Frau Nancy kennen. (...). Leidenschaftlich beobachtete sie, wie ich all die K?mpfe mit mir austrug und stand an meiner Seite, als ich meine neue Herausforderung in Angriff nahm: Satellite Sound.

SATELLITE SOUND:
Ich raufte mich mit Andy Parker, dem alten Schlagzeuger von UFO zusammen und wir bauten gemeinsam ein 24-Spur-Studio in Burbank. Bis zu dieser Zeit hatte ich sehr wenig Zeit an der Konsole verbracht. Nat?rlich hatte ich massig Aufnahmeerfahrung, aber kaum welche als Engineer. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen. Weil wir uns oft keinen Engineer leisten konnten, wurde ich ausgew?hlt. Ich wurde ein ganz brauchbarer Engineer und begann festzustellen, dass ich die Antworten auf so viele Fragen, die sich Bands w?hrend des Aufnahmeprozesses stellten, wusste. Ich sch?tze, dass ich dadurch dazulernte, dass ich mich einfach darauf einlie?, und 'zack' war ich ein Produzent.

ANGRY ANDERSON:
Ich war seit jeher ein Fan von ROSE TATTOO. (...) Als ich h?rte, dass Angry Anderson nach L.A. kommt um sein Soloalbum aufzunehmen, zog ich los um ihn zu treffen. (...) Wir verstanden uns ganz gut, und er wollte, dass ich gemeinsam mit Mike Slammer, der auch produzierte, auf seiner Soloscheibe Gitarre spielte. Ich will jetzt nicht soweit gehen zu sagen, dass ich nicht mit anderen Gitarristen zusammen spielen kann, aber Slammer und ich kamen nicht so gut miteinander klar. Gr??tenteils lag es an mir. Ich war wieder auf Drogen und nicht in der Lage, mich so auf den Job zu konzentrieren, wie es n?tig gewesen w?re. Zum ersten Mal in meinem Leben verpasste ich sogar ein paar Proben. Am Ende ?bernahm Mike fast alle Gitarren selber und ich wurde ins Reich der Backgroundvocals geschickt. Als das Projekt sich seinem Ende n?herte, teilte ich Angry mit, dass ich in seine Tourband wolle. Genau so kam es dann auch und ich war auf dem Weg nach Australien. - In Australien kann man kein Kokain kaufen! Kalter Entzug! (...)
Robin Riley war der andere Gitarrist. Sein Stil unterschied sich von meinem wie Tag und Nacht und so entstanden hochdramatische Momente. Robin trank gerne ein paar Bier und in der Phase meines unfreiwilligen Entzugs empfand ich es sehr hart, jemand um mich zu haben, der durch so was so einfach auf den Trip kam. (...) Es war, als ob wir auf der B?hne musikalisch miteinander k?mpften und stets versuchten, die Oberhand ?ber den anderen zu gewinnen. Irgendwann begann ich mich dar?ber bei einem anderen Bandmitglied zu beschweren und er wies mich darauf hin, dass ein Teil der Magie in der Band aus den Spannungen zwischen Robin und mir resultierte.
(...) Die Angry-Scheibe lief gut und die erste Single landete auf Platz 2 der australischen Charts. Die n?chste Single landete ebenfalls in den Top 5 der nationalen Charts und gerade, als es aussah als w?rde alles gut werde,n ging die Wirtschaft 'Down under' den Bach runter. Nancies und meine Pl?ne nach Sydney ?berzusiedeln waren Geschichte und ich fand mich in einem Flugzeug auf dem Weg nach L.A. wieder.

Der Weg aus der Abh?ngigkeit:
Mein Flugzeug landete am Sp?tnachmittag des 5. Dezember 1990 in L.A. Ich fuhr direkt vom Flughafen zum Haus meines ?rtlichen Drogendealers und hielt nur kurz an, um einen Liter Tequilla zu kaufen. Ich wollte die mir f?r Monate aufgezwungene N?chternheit ausgleichen. Um es kurz zu machen, ich schrammte in der Nacht um Haaresbreite an einem Treffen mit meinem Sch?pfer vorbei. Als ich erwachte, teilte mir mein K?rper mit, dass ich nicht l?nger trinken oder Drogen nehmen w?rde. Nachdem mir diese Entscheidung abgenommen worden war, musste ich nur noch einen Weg finden, davon loszukommen. Ich entwickelte meine eigene Methode, eine die ich nicht jedem weiter empfehlen m?chte, aber f?r mich hat es funktioniert. Jedes Mal wenn ich den Drang versp?rte r?ckf?llig zu werden, warf ich mein Motorrad an und fuhr nach Osten quer durch das Freeway-System von Los Angeles. Tag oder Nacht, Verkehr oder nicht. Es war meine Logik, dass es, um sicher durch das Freeway-System zu kommen, absolute Aufmerksamkeit ben?tigt und ?ber die ganzen Jahre, die ich Motorrad fuhr, war mir das in Fleisch und Blut ?bergegangen. W?hrend ich Motorrad fuhr, waren alle meine Gedanken darauf ausgerichtet zu ?berleben, und ich verschwendete dann kaum einen Gedanken, Drogen zu nehmen. Das ging etwa eine Stunde so, und wenn ich wieder zu Hause war, hatte ich f?r eine weitere Stunde meine Ruhe. (...) Nach einigen Wochen fiel es mir immer leichter und obwohl ich manchmal immer noch an Drogen denke, bin ich bis heute sauber geblieben, seit fast 12 Jahren.

Soweit die Ausz?ge aus Bobbys Autobiographie, steigen wir aber jetzt endlich in das aktuelle Interview ein.

Hooked on Music: Bobby, wie lief die Tour bisher?

Bobby Barth: Soweit ganz gut. Die Publikumsresonanz war etwas geringer, als wir uns erhofft hatten, aber wir spielen ?berwiegend in Gegenden, in denen wir bisher noch nie gespielt haben. An manchen Abenden sind ordentlich Leute da, an anderen eher nicht. Okay, ein bisschen entt?uscht sind wir schon, aber es macht trotzdem gro?en Spa?, die Crew ist Klasse...

HOM: Hattet ihr schon die Gelegenheit auf dieser Tour Land und Leute etwas kennen zu lernen?

B.B.: (lacht) Wir haben uns zwei wirklich nette Autobahnrastst?tten angesehen.

HOM: Ist es nicht etwas deprimierend in so kleinen Clubs wie beispielsweise der R?hre auftreten zu m?ssen?

B.B.: Ja... nein, nicht wirklich. Wei?t Du, wir haben nicht so viele Fans wie wir eigentlich haben sollten und die, die dann zu unseren Konzerten kommen, das sind echte, beinharte AXE-Maniacs, der harte Kern eben und da macht es dann keinen gro?en Unterschied. Das wirklich Schlechte an einem kleinen Club ist die Gr??e der B?hne, und dass Du nur Teile der PA verwenden kannst. Ansonsten ist es mir egal.

HOM: War eigentlich MTM ma?geblich f?r die Reunion 1996 verantwortlich?

B.B.: Ja. Ich produzierte einige Bands f?r MTM und sie fragten mich, ob ich nicht Lust h?tte, ein neues AXE-Album zu machen. Ich hatte das zwar nie geplant, aber ich dachte mir: Warum eigentlich nicht? Wir kamen also wieder zusammen und hatten Spa? an der Sache.

HOM: Aber mit Bob Harris war pl?tzlich ein neuer Leads?nger an Bord. Gab es daf?r einen bestimmten Grund?

B.B.: Ja, einen ganz einfachen Grund. Wenn Du produzierst, die Songs schreibst, versuchst zu singen, dazu noch den Tontechniker spielst, also alles selber machst, dann wird das Ganze zu sehr zu einem Job. Es macht dann keinen Spa? mehr. Bob Harris ist ein langj?hriger Freund von mir, so hat er die Alben eingesungen. Er sang ein bisschen in der Art, wie ich gesungen h?tte und brachte dazu seinen eigenen Stil mit ein. Es gibt viele Leute, die den Wechsel nicht einmal bemerkt haben Es ging eigentlich darum, mein Leben einfacher zu gestalten.

HOM: Ihr teilt euch auch das Songwriting?

B.B.: Ja, es ist wie in den Achtzigern zwischen Michael Osborne und mir. Bob hat seinen Platz eingenommen.

HOM: Lass uns ?ber "The crown" sprechen. Es ist eine Ecke h?rter wie "Five" ausgefallen.

B.B.: Ja, das stimmt, aber ich wei? nicht warum. Ich kann dir da keine Begr?ndung liefern. Wir fangen ein Album nicht so an, dass wir sagen: So soll es klingen. Da wollen wir hin. Wir kommen einfach zusammen, schreiben Songs, spielen gemeinsam, und was dabei herauskommt, das nehmen wir auf. Es ist etwas dunkler, etwas h?rter ausgefallen als "Five".
"Five" ist irgendwo ein typisches Studioalbum und "The crown" entspricht mehr dem, wie wir live spielen.

HOM: "Five" enth?lt aber auch relativ viele Balladen...

B.B.: Stimmt, aber wir hatten schon immer viele Balladen, meist jedoch sehr kraftvolle und nicht so ruhig wie auf "Five". Mir kommt "Five", wenn ich es mir heute anh?re, auch sehr ruhig vor, aber das ist auch okay. Es ist einfach ein 'ein wenig anderes' Album.

HOM: "The crown" erinnert mich von seiner Klasse her stark an "Offering", nur fehlt mir die emotionale Bindung, die Jugenderinnerungen, die ich mit "Offering" verkn?pfe.

B.B.: Das ist doch vollkommen okay... Irgendjemand, der AXE erst jetzt kennen lernt, wird vielleicht in einigen Jahren das selbe ?ber ein neues Album von uns sagen. Er wird sagen: Das erinnert mich an The crown".
Ich mag die alten Alben auch noch, aber man muss weiter schreiten. Man darf als K?nstler nicht in der Vergangenheit kleben bleiben. Aber ich stimme dir zu, dass "The crown" sicher mehr mit "Offering" zu tun hat, als "Five".

HOM: Am Merchandisestand verkauft ihr eine Live-CD. Ich wollte dich ohnehin fragen, ob ihr nicht mal ein Live-Album machen wollt.

B.B.: Das spezielle Teil, das wir auf Tour verkaufen, war urspr?nglich ein Tape, dass wir f?r ein Livealbum mitgeschnitten hatten. Es stammt von einer Show in Dallas, Texas. Wir wussten lange nicht, wo die Mastertapes abgeblieben sind, aber urpl?tzlich sind die wieder aufgetaucht.
Wir wollten diese Aufnahmen trotzdem nicht als Livealbum f?r jeden zug?nglich machen, denn erstens ist es zu kurz, und zweitens, wenn wir ein Livealbum machen, dann machen wir es mit den neuen Leuten. Trotzdem ist eine nette Sache, es den Leuten anzubieten, die zu unseren Konzerten kommen. Es gibt nur eintausend Exemplare und wenn die weg sind, dann gibt es auch keine weiteren mehr.

HOM: Wei?t du, ob es sich bei den Aufnahmen um die gleichen wie f?r die King Biscuit Flower Hour handelt?

B.B.: Nein, das glaube ich nicht. M?glich, dass diese Aufnahmen auch einmal f?r King Biscuit vorgesehen waren, aber ich glaube, dass diese Aufnahmen noch niemand zuvor geh?rt hat.
Gut, ganz sicher kann ich da auch nicht sein, weil ich nat?rlich nicht wei?, wer was alles hat. Aber ich habe diese Aufnahmen in den letzten zwanzig Jahren nirgendwo geh?rt.

HOM: Du hast 1998 bei einer Band namens RED ROCK ROOSTERS mitgewirkt, die hier in Deutschland vor allem bei Southern Rock Fans ganz sch?n f?r Aufsehen gesorgt hat. Ein Freund aus Hamburg m?chte unbedingt wissen, ob er mit einem weiteren Album rechnen kann?

B.B.: M?glicherweise. Die RED ROCK ROOSTERS sind nur ein Haufen Kumpels, der gelegentlich zusammen Musik macht. Wir haben mal dar?ber gesprochen ein weiteres Album aufzunehmen, aber es ist nicht so, dass es da konkrete Pl?ne gibt. Es kommt, wie es kommt, aber ich w?rde schon gerne noch mal was mit dieser Band machen.

HOM: Was sind so die n?chsten Pl?ne bei dir und AXE? Ich habe ger?chteweise von einem Akustikalbum geh?rt.

B.B.: Ja, dar?ber mache ich mir Gedanken, aber als erstes m?chte ich mit meinem Studio von Denver nach New Orleans umziehen. Ich denke, das wird mich f?r den Rest des Jahres in Anspruch nehmen. Das dauert halt seine Zeit und n?chstes Jahr sieht man dann weiter.

HOM: Okay, Bobby. Danke dir, dass du dir Zeit f?r uns genommen hast.

B.B.: Schon okay, kein Problem. Ich mach das gerne.

Danke an Bobby Barth, Sebastian Eder (MTM) und Christian (Tourmanager)

Martin Schneider, (Artikelliste) Juni 2001

 

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