Blues Caravan The New Generation, Ruf Records, 2006 |
Aynsley Lister | Vocals, Guitar | |||
Erja Lyytinen | Vocals, Guitar, Keyboards | |||
Ian Parker | Vocals, Guitar, Percussion | |||
Steve Amadeo | Bass | |||
Wayne Proctor | Drums | |||
Morg Morgan | Keyboards, Vocals | |||
Sarah Jones | Drums | |||
James Townsend | Bass | |||
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1. Mississippi Lawnmover Blues | 12. Rain In Your Life | |||
2. Time Bares Witness | 13. Eveything I Need | |||
3. Dreamland Blues | 14. I Believe | |||
4. She's All Right | 15. Comin' Home 2 U | |||
5. Heal Me Love | 16. Hush | |||
6. The Moral Men | 17. 1010° | |||
7. By Your Side | 18. Too Much To Hide | |||
8. If It Must Be / In The Morning | 19. Last Love Song | |||
9. Nasty Weather | 20. All The Time | |||
10. You Talk Dirty | 21. Blues Caravan | |||
11. I Think Of You | ||||
Tja, so schnell geht das heutzutage: Die Tour ist noch in vollem Gange und schon kann man sich die zugehörige DVD kaufen. Demnächst sollen wohl schon beim Verlassen eines Konzertes Live-Mitschnitte von eben jenem erhältlich sein.
Von der letztjährigen BLUES CARAVAN Tour hätte ich mir eigentlich auch so einen visuellen Mitschnitt gewünscht, aber da war die Chemie unter den Ladies wohl doch nicht immer die beste.
Umso erfreulicher, dass es dieses Jahr geklappt hat. Bzw. letztes Jahr, denn dieser Mitschnitt wurde zum Start der Tour im bewährten Kölner 'Underground' getätigt, genauer am 7. Dezember 2005.
Die 'New Generation' setzt sich bekanntermaßen aus Aynsley Lister, Erja Lyttinen und Ian Parker zusammen, alles junge Pferdchen aus dem RUF-Stall. Allerdings bringen die allesamt schon einiges an Erfahrung mit und lediglich ihr jugendlicher Enthusiasmus und ihre Ausstrahlung könnte auf Newcomer schließen lassen. Reife haben sie wiederum mit ihrem zusammen eingespielten "Pilgrimage" Album gezeigt und auf dieser Tour, wie ich mich überzeugen konnte, ebenfalls demonstriert.
Im Voraus muss ich schon mal den sehr guten Ton, die Bildqualität und Kameraführung loben. Ja, da steckt doch die Erfahrung aus Jahrzehnten Rockpalast dahinter, denn dieses Team hat bei diesen Aufnahmen mitgewirkt.
Das Konzert eröffnen die drei akustisch und verbreiten schon hier jede Menge Spaß und liefern sich quasi selbst eine ideale Vorlage. Also wenn Eric Clapton, oder meinetwegen auch Joe Cocker, schlau sind, dann covern sie schleunigst Time Bares Witness. Der Song ist so klasse und braucht nur noch einen richtig bekannten Interpreten um ein Hit zu werden. Eigentlich eine paradoxe Angelegenheit.
Nach drei Songs übernimmt erst mal Ian Parker mit seiner Band die Bühne und die DVD hat einem das Livefeeling schon so gut rübergebracht, dass man fast die Umbaupause vermisst. Ian legt einen genialen Auftritt voller sprühender Funken hin. She's Alright etwa fetzt so richtig geil und erinnert mich stellenweise an TEN YEARS AFTER. Also als Vorband, wie zuletzt bei Walter Trout, braucht der Ian bestimmt nicht mehr aufzutreten. Da werden sich die meisten davor hüten.
Bei By Your Side, eigentlich eine balladeske Nummer, schießt er für meinen Geschmack mit seinen rasanten Gitarrensoli etwas übers Ziel hinaus. Na ja, das kommt schon mal vor, dass einem das Adrenalin und Testosteron wie wild durch den Körper schießt und einen pusht. Da weiß man manchmal gar net wo das so plötzlich herkommt. Das glauben Sie nicht? Fragen sie den Floyd Landis, der wird's ihnen bestätigen.
Und wieder verpasst man die Umbaupause und Erja Lyytinen entert die Bühne. Da geht es überwiegend gemächlicher zu, aber was sie für eine tolle Slide-Spielerin ist, kann sie dennoch sehr gut präsentieren. Bei I Think Of You werden die Jazz-Einflüsse in ihrer Musik sehr deutlich und zusammen mit ihrem Gesang erinnert mich das ganze an eine Art rockige Sade.
Natürlich hat Erja mit dem Handicap zu leben, dass sowohl Ian Parker, dessen Musiker sie begleiten, als auch Aynsley Lister mit ihren eigenen, eingespielten Musikern ihre Sets bestreiten. Dafür ist das schon beeindruckend, was die junge Dame leistet.
Den Übergang zum nächsten Set gestalten die drei wie gehabt mit einem a cappella Part, mitten im Publikum um ein Mikrofon stehend. Das sollte Schule machen.
Aynsley Lister legt dann mit dem Texas-rockigen Everything I Nedd gewohnt fetzig los. ZZ TOP lassen grüßen. Ich weiß auch nicht warum die Karriere von Aynsley so stagniert. Eigentlich sollte der schon längst einen großen Schritt in die erste Liga getan haben, mit den hervorragenden Scheiben die er heraus bringt und den mitreißenden Konzerten die er gibt. Da wird lieber wieder ein Gitarrenwunderkind hochgejubelt, anstatt so einem die verdiente Würdigung zuzugestehen.
Hier rockt und bluest er jedenfalls wieder richtig gut ab und nur vier Songs sind eigentlich viel zu wenig von ihm. Immerhin beschließt er seinen Set mit einer rockigen Version von Hush.
Wenn die Drei für das Finale dann zusammentreffen, merkt man wie gut sie sich verstehen. Auch musikalisch. Sie ergänzen sich in ihren Soli und beim Rhythmus ebenso wie mit ihren Stimmen perfekt. Manchen Seitenblick zum Mitspieler erhascht man aber auch, der dann ungefähr so was sagt wie: Hast du gesehen, was ich draufhabe?
Man möchte die Drei anhand solcher Titel wie dem rockigen 1010° oder - ein weiterer Muss-Hit - der Ballade Too Much To Hide ja fast drängen zusammen zubleiben. Gerade Erja und Ian sind ein begeisterndes Vocal-Duo, während sich Ian mit Aynsley gitarristisch amtlich duelliert.
Wer weiß, vielleicht rufen sie sich eines Tages, wie im letzten Song, mal wieder zu: "You're on the Blues Caravan".
Die DVD beinhaltet noch einiges an Bonus-Material, welches einen unterhaltsamen Backstage Film, in dem auch Ruf Labelchef Thomas Ruf auftaucht, ein umfangreiches, stellenweise richtig lustiges Interview (inkl. ein paar Akustiksongs) und eine Photogalerie umfasst. So kommt man auf 150 Minuten beste Unterhaltung, die einem natürlich nicht das komplette Konzerterlebnis ersetzen, aber für Dagewesene ebenso lohnend ist wie für die Verpasser. Hier können sie noch aufspringen!
Ländercode: 0
Ton: Englisch, DTS; DD 5.1 Surround; PCM Stereo
Bild: 4:3