27. & 28. Juni 2003, Balingen, Messegelände | |
Traditionen sind schön und wichtig, geben sie doch den Lebewesen Vertrautheit und Sicherheit. Für viele Besucher ist
das "Bang Your Head"-Festival in Balingen zu einer liebgewonnen Tradition geworden, garantiert es doch seit Jahren
zwei Tage lang ein hochkarätiges Stelldichein der Hard- und Heavy-Szene in angenehmer Umgebung bei einem fairen
Preis-/Leistungsverhältnis.
Auch ich möchte nicht verhehlen, dass ich mich gleich wieder ,zu Hause' fühlte, als wir am Freitagmorgen zu den letzten
Klängen der ersten Festival-Band DESTRUCTOR das Messegelände Balingen enterten.
Zu absolut unchristlicher Zeit um 10 Uhr früh eröffneten DESTRUCTOR das diesjährige Festival. Sicherlich auch für die
Band kein leichtes Unterfangen hatten sich doch zusammen mit HIRAX und STORWITCH nur wenige Stunden zuvor bei der
Warm-Up-Party im WOM nach Aussage eines Kollegen (Danke, Volker) einen kultigen Underground-Gig abgeliefert.
Die paar Takte, die ich von DESTRUCTOR beim Einlaufen mitbekam klangen ganz okay und vor der Bühne hatte sich schon
eine respektable Menge Banger eingefunden um mit einer Ladung Thrash in den Tag zu starten.
Bei Betsy ,Markus favourite bitch' Weiss und dem Auftritt ihrer Band BITCH waren wir dann aber voll einsatzbereit.
BITCH boten einen musikalisch soliden und optisch ansprechenden Auftritt und ernteten dafür verdientermaßen ganz
ordentlichen Applaus. Natürlich klang der spröde von MOTÖRHEAD und GIRLSCHOOL beeinflusste 80er-Jahre-Metal etwas
angestaubt, doch Hymnen wie Head banger, Live for the whip oder Be my slave trafen sehr wohl den
Geschmack des Publikums.
Selbst zu ihren besten Zeiten hatten BITCH nie zuvor vor einem dermaßen großen Publikum gespielt und wer weiß,
vielleicht leckt man ja im Bandlager Blut, dass sich die Reunion nicht auf diesen einen Auftritt beschränkt.
Rob Rock sorgte zu meiner großen Überraschung für eins der ersten Highlights des Tages. Zugegeben, ich hatte mir von
dem Auftritt im Vorfeld nicht all zu viel versprochen, um so erfreulicher wie energisch und ungezwungen Rob Rock und
seinem Namen alle Ehre machte und mit seiner hochkarätig besetzten Band... richtig: rockte.
Das Gitarrendoppel Bob Rossi und der trotz seiner Contergan-Behinderung famos aufspielende Rick Renstrom sorgten für
mächtig Power, die in einem mitreißenden Gitarrenduell während Warrior ihren Höhepunkt fanden.
Neben älteren Songs wie Judgement day nutzte man die Gelegenheit einige Songs des neuen Albums "Eyes of
eternity" vorzustellen. Für Anhänger von melodischem Heavy Rock in der Schnittmenge von RAINBOW, DIO und Axel Rudi Pell
war dieser Auftritt ein gefundenes Fressen.
Bei AMON AMARTH klappte mir erst einmal die Kinnlade herunter. Bei Odin, was für eine Band! Fünf langhaarige,
muskelbepacktete Nordmänner mit nackten Oberkörpern stürmten die Bühne und entfesselten ein musikalisches Inferno über
Balingen. AMON AMARTH walzten mit ihrem zornigen und brutalen, aber stets melodischen Viking Death Metal einfach alles
nieder. Ganz große Klasse waren die kraftvollen, inbrünstig vorgetragenen Growls von Johan Hogg und das kompakte
Stageacting der Band mit dem charakteristischen Propellerheadbanging.
Death in fire, Versus the world, Victorious march, The last with pagan blood, aber vor
allem der Klassiker Bleed for the ancient gods beeindruckten durch ihre Intensität. Wenn eines fernen Tages
AMON AMARTH ihre letzte Schlacht geschlagen haben, dann ist ihnen ein Ehrenplatz an der großen Tafel von Valhalla bei
Met und Ebereintopf gewiss.
Thor ließ es sich nicht nehmen noch eine Weile dem Auftritt von AXXIS beizuwohnen. Mit Beginn des vierten Songs
beschloss er allerdings dem Elend auf der Bühne ein Ende zu bereiten und die kleine Piepsmaus Bernie Weiss von seinen
Qualen zu erlösen und mitsamt seiner Band zu ersäufen. Der Wolkenbruch, der in den nächsten Minuten auf Balingen
herabstürzte hatte jedenfalls wesentlich mehr Power als AXXIS auf der Bühne.
Versteht mich nicht falsch, ich hab wirklich nichts gegen AXXIS, aber nach Johan Hogg verkommt ein Bernie Weiss mit
seinem mageren Stimmchen einfach zu einer Lachnummer. Nach AMON AMARTH auf die Bühne zu müssen, war aus meiner Sicht
die Höchststrafe für AXXIS, wenngleich die Melodic-Rock-Fraktion ihren Spaß an dem Auftritt hatte, der vor lauter Hits
der Kategorie Living in a world, Little look back oder Flashback radio nur so strotzte. Eine
andere Zeit, ein anderer Ort, nach einer anderen Band im Billing... AXXIS hätten mich sehr wahrscheinlich überzeugt,
aber nach AMON AMARTH war mir das zuviel triviales Tralala...
Setlist: Give me a sign, As far as the eye can see, Downhill racer, Satellite, Listen to your heart, Hey love,
Caught between the tigers, Guitar solo, Seven seas
Pünktlich zum Auftritt von T.N.T. kam dann wieder die Sonne hinter den Gewitterwolken hervorgekrochen. Vor siebzehn
Jahren waren die Norweger letztmals auf deutschen Bühnen zu sehen und der Auftritt in der Rockfabrik Ludwigsburg hatte
mir damals sehr gut gefallen. An diesem Nachmittag hinterließen T.N.T. jedoch, um es harmlos auszudrücken, einen
zwiespältigen Eindruck. Die Band machte den Fehler um jeden Preis ihre neue EP "Give me a sign" ausführlich vorstellen
zu wollen, anstatt das Publikum mit einer knackigen Best-of-Performance zu plätten. Dumm nur: Die neuen Songs bringen
es einfach nicht. Hey love entpuppt sich als eine zähflüssige Bluesballade mit LED ZEPPELIN-Anlängen,
Satellite ist ein belangloses Popliedchen zu dem mir nur 'Sommer, Sonne, Fliegenschiss' in den Sinn kommt. Den
Vogel schießt das grausame Caught between the tigers ab, ein furchtbarer Disco-Schunkler, bei dem die anwesende
Weiblichkeit die Hüften wackeln lassen. Fuck it! Wir sind doch auf dem Bang Your Head!
Mit den Klassikern As far as the eye can see, Listen to your heart und Seven seas lassen T.N.T.
erahnen wie Klasse sie mal waren und bei entsprechendem Songmaterial auch heute noch sein könnten. Auch nicht von
schlechten Eltern, das überlange Instrumental mit Ronnie LeTekros Gitarrensolo. Ach ja, Ronnie dürfte immer noch der
einzige Gitarrist sein, der alle seine Soli mitsingt. Das sollte man schon mal gesehen haben. Insgesamt jedoch
vermitteln T.N.T, den Eindruck, dass ihre Zeit abgelaufen ist.
Dave Padden war ebenfalls nicht zu beneiden. Der Ex-THEORY OF A DEADMAN-Gitarrist musste sich bei einem seiner ersten
Auftritte als neuer Frontman von ANNIHILATOR gleich vor einer solch imposanten Kulisse beweisen. Doch der Frischling
meisterte seine Feuertaufe mit Bravour. ANNIHILATOR hatten ohnehin ein leichtes Spiel mit dem inzwischen wieder sehr
Metalhungrigen Publikum und eroberten die Herzen der Fans im Sturm.
Hervorragende Songs wie King of the kill, Ultramotion, Phantasmagoria oder Refresh the demon
wurden in ultrafetten Versionen von der Bühne gepowert und von einer beeindruckenden Bühnenpräsentation der gesamten
Band wirkungsvoll unterstützt. In gewisser Weise übernahmen ANNIHILATOR die Rolle von NEVERMORE aus dem Vorjahr und
präsentierten am Nachmittag technisch hervorragenden ultraharten Heavy Metal. Ein sehr überzeugender Auftritt, der Lust
darauf macht, der Band auch auf ihrer nächsten Hallentournee mal einen Besuch abzustatten.
Setlist: Kiss of death, The hunter, Into the fire, Breaking the chains, Just got lucky, When heaven comes
down, It's not love, Tooth and nail, In my dreams, Paris is burning
Der Auftritt von DOKKEN hinteließ doch viele lange Gesichter im Publikum. Der Unmut entzündete sich am italienischen
Sechssaiter Alex De Rosso. Der gute Jung' (und nebenbei bemerkt, schlecht ist er wirklich nicht) ist halt nun mal nicht
George Lynch oder John Norum. Daran konnte man sich natürlich aufhängen und den Spaß am Auftritt verderben lassen.
Man konnte aber auch ganz einfach seinen Spaß an der gigantischen Setlist haben. In der Hinsicht machten DOKKEN alles
richtig, setzten auf die Klassiker von "Under look and key", "Tooth and nail" und "Breaking the chains" und machten
einen elendig großen Bogen um das umstrittene Material der jüngeren Vergangenheit. Bis auf Unchain the night und
Dream warriors fehlte wirklich keiner der großen Songs der Band.
Muss gesondert erwähnt werden, dass Don Dokken immer noch ein großer Entertainer ist? Ich glaube nicht. Souverän,
routiniert, unterhaltsam und mit einer gesunden Prise Humor leitete er seine Band durch einen guten Auftritt. War es im
letzten Jahr Messiah Marcolin von CANDLEMAS, der mit 'Bang das fucking Kopf', den Spruch des Festivals kreierte, so
gebührte diese Jahr diese Ehre Don Dokken für sein kultiges 'mein Deutsch ist kaputt'. Ich zumindest hatte meinen Spaß
an der Band.
Setlist: Among the Vietkong, Napalm in the Morning, Wachturm, Masquerade in blood, Sodomy and lust, I am the
war, Remember the fallen, The vice of killing, The saw is the law, Outbreak of evil, Bombenhagel
Nicht, dass ich generell etwas gegen SODOM habe, aber am heutigen Tag langweilt mich die Band einfach. Schon Mitte des
zweiten Songs habe ich das Gefühl, bereits alles gesehen und gehört zu haben, was die Band zu bieten hat. Natürlich ist
diese Betrachtungsweise etwas arg überzogen, aber die Band kann mich heute einfach nicht mitreißen, weder musikalisch,
und schon gar nicht durch ihre überaus statische Bühnenperformance. Sorry, Jungs, aber vielleicht klappt es beim
nächsten Mal.
Insgesamt kommt die Band allerdings ganz ordendlich an. Für Kracher wie Wachturm, Remember the fallen oder den
Kultklassiker Bombenhagel finden sich immer wieder Liebhaber, es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass
einige Bierbecher in Richtung der Ruhrpott-Thrasher fliegen.
Setlist: Riders of the strom, Metal age, Way of a warrior, At the end of the rainbow, A legend reborn, Hero´s
return, Let the hammer fall, Renegade, Crimson thunder, Heeding the call, Hearts on fire
Auch HAMMERFALL polarisieren, doch wie schon bei ihrer Tour zu Anfang des Jahres belegen die Schweden auf
eindrucksvolle Art und Weise, dass sie eine hervorragende Liveband sind. Natürlich sind HAMMERFALL eine Ansammlung der
gängigsten Metal-Klischees, natürlich ist das Songwriting eher solide als innovativ, aber es knallt und sorgt für
Stimmung.
Genau damit sind HAMMERFALL geradezu prädestiniert um auf Festivals wie dem Bang Your Head den Massen einzuheizen.
'Massen' ist das entscheidende Stichwort. HAMMERFALL sind eine Band, die für die breite Masse der headbangenden
Gemeinschaft konsensfähig ist. Man muss sie nicht lieben, sich aber neidlos eingestehen, dass sie jederzeit in der Lage
sind eine unterhaltsame Show abzuliefern.
Mir jedenfalls machen Hymnen wie Riders on the storm, Let the hammer fall oder Heeding the call immer wieder
aufs Neue Spass.
Setlist: Killing the dragon, Straight through the heart, Stargazer, Stand up and shout, Drum solo, Mob rules,
Rock 'n' Roll, I speed at night, The lord of the last days, Dream evil, Guitar solo, Evil eyes, Holy diver, Heaven and
hell, The last in line, Rainbow in the dark, We rock, Man on the silver mountain, Long live Rock 'n' Roll, Man on the
silver mountain (continued)
Kaum einem Künstler ist es so sehr zu gönnen, das Bang Your Head headlinen zu dürfen, wie Ronnie James Dio. Auch an dem
kleinen Mann mit der großen Stimme ging die Weltmetalkrise der frühen Neunzigern nicht spurlos vorüber. Künstlerischen
Irrungen und Wirrungen, ein imenser Status-Verlust, all das haben DIO nahezu schadlos überstanden und sich in den
letzten Jahren eindrucksvoll zurück gemeldet.
Keine Frage, DIO ziehen heutzutage wieder die Massen in die Hallen, aber fünfstellige Besucherzahlen an einem Abend
sind nur noch in Form eines Festivals zu mobilisieren. Das ist natürlich eine einmalige Chance eine große
Bühnenproduktion aufzufahren, die keinen Vergleich mit den grandiosen Materialschlachten der späten Achtziger scheuen
muss, doch diese Gelegenheit lassen DIO ungenutzt verstreichen. Eine Spontanumfrage bringt es an den Tage,
beziehungsweise an die Nacht, was die Fans vermissen und gerne wieder gesehen hätten: Einen Drachen, eine Spinne, eine
Burg...
Statt dessen gibt es nur ein überdimensionales "Holy diver"-Backdrop. Enttäuschend, zumal auch die Lightshow bei weitem
nicht dem 'State of the art' des Jahres 2003 entspricht, sondern bestenfalls knapp überdurchschnittlich ausfällt.
Schade, schade, da wäre mehr drin gewesen.
So bleibt nur der musikalische Aspekt um in Balingen dem Headliner-Status gerecht zu werden. Da kann natürlich
überhaupt nichts schief gehen, wenn man aus einem so reichhaltigen Fundus an hochkarätigen Klassikern wie DIO schöpfen
kann. Im Vergleich zur letzten Hallentournee hat man das Programm wie üblich wieder etwas umgestellt und die
Überraschungen der Performance sind dieses Mal Straight through the heart, Evil eyes, I speed at night, Dream
evil und vor allem RAINBOWs Stargazer.
Natürlich zelebriert Ronnie James Dio auch ausführlich seine BLACK SABBATH- und RAINBOW-Vergangenheit. Das gehört
einfach zu einem DIO-Konzert dazu. Am Ende fällt dann auch das Fazit wie immer aus. Ein großartiges Konzert eines
großartigen Künstlers, der trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch zu begeistern weiß. Traditionell muss ein
DIO-Konzertreview auch mit einem kleinen Wunschzettel für die nächste Setlist enden. Ich hätte mal wieder gerne All
the fools sailed away, Rock 'n' roll children, Naked in the rain, Die young, Tarot woman... und wenn ich es mir
recht überlege... warum zur Hölle hat man eigentlich nicht die Chance genutzt und bei einem Festival wie dem Bang Your
Head Stars zu intonieren. An Gästen für eine entsprechende Performance hätte es wirklich nicht gemangelt.
Ein paar wenige Stunden Schlaf später geht es in die zweite Runde. Nach dem Weckruf durch HIRAX sind die reformierten ANGEL WITCH als zweiter Act an der Reihe. Schnörkellos und trocken rockt sich die Band durch die Songs ihres kultigen Debüts. Schön, dass man Songs wie White witch, Confused, Angel of death, Sweet danger, Sorceres und natürlich die Bandhymne Angel witch noch einmal live erleben kann. Es tut dem Spaß auch keinen Abbruch, dass bis auf Sänger Kevin Heybourne kein Mitglied der Originalbesetzung auf der Bühne steht. Das neue, größtenteils amerikanische Line-up hat sich den Geist der seeligen New wave of British Heavy Metal par excellence einverleibt. Ein guter Auftritt mit einem kleinen Schönheitsfehler: ANGEL WITCH erwecken nie den Eindruck, dass es ihnen irgendwann gelingen könnte aus ihrer Nostalgieschiene auszubrechen und in der Gegenwart noch einmal Akzente zu setzen. Eine Band mit einer großen, kurzen Vergangenheit, aber ohne echte Zukunftsperspektive.
Setlist: Spirit never die, Enlighten me, Crystal nights, Soulburn, Kind hearted light, Bleeding eyes, Crawling from hell
Auch wenn MASTERPLAN bisher erst ein Album veröffentlicht haben, so war mir ihr Auftritt im Billing definitiv zu früh angesetzt. Jörn Lande, Roland Grapow und Co. ließen sich davon aber nicht die Laune vermiesen und untermauerten mit einem guten und engagierten Auftritt den positiven Eindruck, den sie schon auf der Tour mit HAMMERFALL hinterlassen hatten. Mit MASTERPLAN wächst eine große Band heran, die in den kommenden Jahren, wenn sie ihrer Linie treu bleiben dem melodischen Power Metal neue Impulse geben können. Klingt paradox, ich weiß, aber MASTERPLAN schaffen es einfach mitreißende Songs zu schreiben ohne die gänigen Power Metal-Klischees immer wieder und wieder aufzuwärmen. Für die etablierten Acts wie HELLOWEEN oder GAMMA RAY wird die Luft an der Spitze merklich dünner.
Setlist: Highs without lows, Blind suffering, Crush depth, Hollow hideaway, Doorway to survive, Shiva's tears, Shadowland, Under lights
BRAINSTORM habe ich zugegebenermaßen bislang gewaltig unterschätzt, und so wie mir dürfte es einigen anderen auch gegangen sein. Die Band gehört zu den großen Gewinnern dieses Festivalsommers. Andy B. Franck bewies, dass er nicht nur ein begnadeter Sänger ist, sondern auch über eine beeindruckende Bühnenpräsenz verfügt. Passend zum orientalischen Textkonzept des aktuellen Albums "Soul temptation" fegte er wie ein wildgewordener Derwisch über die Bretter. Die Band entfaltete unheimlich viel Druck und begeisterte mit ihrem rauen und doch stets melodischen Power Metal. Wer braucht da noch METAL CHURCH oder VICIOUS RUMORS? Die derzeit beste US Metal-Band kommt aus dem Schwabenland und nach Auftritten wie diesem ist es um so unverständlicher, dass BRAINSTORM der große Durchbruch immer noch nicht geglückt ist.
Setlist: Keep your eye on the twisted, Living my life for you, Higher kind, Talk to the moon, Break the silence, Lost in illusions, Welcome the night, Do you like it like that, Seas of madness, Shame
Dabei hinterließen PINK CREAM 69 den besten Eindruck. Am ehesten lässt sich das mit 'Internationalität' umschreiben. Die 'Pinkies' wirkten einfach am Reifesten und am wenigsten 'deutsch'. Klar haben die Badener den Vorteil mit David Readman einen Engländer als Sänger zu haben, aber das alleine kann es nicht sein. Das Zusammenspiel wirkte kompakt, das Stageacting überaus professionell und von der Performance her erinnerte mich die Band an amerikanische Stadionrockacts der Kathegorie VAN HALEN. Das hatte schon Stil und Klasse. Auch musikalisch ist die Band im Laufe der Jahre unheimlich gereift und hat sich meilenweit vom belächelten Tralala des Debüts entfernt. Doch auch in ihren Anfangstagen hatten PINK CREAM 69 schon gute Songs am Start, was ihr erster Hit Welcome the night belegte, dass keinesfalls gegen Großtaten neuern Datums, wie das überragende Shame abfiel. Ein Auftritt der Spaß machte und Lust auf eine PINK CREAM 69-Hallentour weckte.
Nun war es an der Zeit wieder einmal etwas härtere Klänge anzuschlagen und mit HYPOCRISY enterte die musikalisch extremste Band des zweiten Tages die Bühne. Ähnlich wie AMON AMARTH am Vortag tat diese Abwechslung zwischendurch so richtig gut. Für das was HYPOCRISY auf der Bühne entfesselten fällt mir nur ein Wort ein: Brachial! Beeindruckend welche Energie Peter Tägtgren und seine Mitstreiter entfesselten und sie machten ihr Versprechen, diesem Power Metal-Festival zu zeigen was eine Death Metal-Harke ist wahr. Besonderer Höhepunkt war der Gastauftritt von Schmier, mit dem man gemeinsam den DESTRUCTION-Klassiker Total disaster zelebrierte. Nein, der Auftritt von HYPOCRISY war kein Disaster, sondern der Beleg, dass es dem gesamten Festival gut zu Gesicht steht, die eine oder andere extremere Band im Billing unter zu bringen.
Setlist: Open fire, Eyes of a a stranger, Hurricane, Dirty girl, Meanstreak, Rescue me, Barroom Boogie, Black tiger, I believe in you, Hell or high water, Forever
Keine Frage, Y&T waren einer der Festivalhöhepunkte, wenngleich eine Mainstreamnummer wie Summertime girls, das zudem hervorragend zur Witterung gepasst hätte, dem Auftritt den letzten Schliff verpasst hätte.
Setlist: Unholy, Necroshine, Bastard nation, Hammerhead, Infectious, Damned, Long time dyin´, New machine, Supersonic hate, Elimination, In union we stand, Fuck you
Tja, und dann war es eigentlich wie immer. Die sympathische Band lieferte das volle Brett und animierte zum kollektiven Headbangen. Auffällig, dass der Set relativ arm an Klassikern war, was jedoch der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Auch das spricht eine deutliche Sprache für OVERKILLs Livequalitäten.
Setlist: Man and machine, Private eye, Metal heart, Midnight highway, Living for tonite, Princess of the dawn, Balls to the wall, Holy, I'm a rebel, Fast as a shark
Mit Holy durchbrach lediglich ein weiterer eigener Song den ACCEPT-Reigen. Wir brauchen hier nicht lange zu diskutieren. Mit diesem hervorragenden Auftritt, gegen den stimmungsmäßig an beiden Tagen keine andere Band ankam, lieferten UDO eine eindrucksvolle Bewerbung für die Headlinerposition in einem der nächsten Jahre ab, sei es nun in Form der immer wieder gerüchteweise gehandelten ACCEPT-Reunion, oder eben als UDO.
Setlist: Jailbreak, Waiting for an alibi, Don't believe a word, Emerald, Chinatown, Cold sweat, The sun goes down, Bad reputation, Massacre, Killer on the loose, Still in love with you, Are you ready, Cowboy's song, The boys are back in town, Suicide, Rosalie, Black rose
Ich hielt mich dann doch lieber wieder an das rockende The boys are back in town und das finale Black rose, bei dem in unnachahmlicher Art Rock und keltische Folklore miteinander verschmelzen. THIN LIZZY waren großartig... auch wenn es viele nicht bemerkt haben.
Setlist: What you don't know, Like a knife in the back, Stay hungry, Destroyer, Be chrool to your scuel, Under the blade, You can't stop Rock n' Roll, I am (I'm me), The fire still burns, Ride to live live to ride, Shoot 'em down, We're not gonna take it, The price, I believe in Rock n' Roll, Burn in hell, Drumsolo, I wanna rock, Come out and play, S.M.F
Doch die Band wirkte lustlos. Zumindest bei mir sprang der Funke überhaupt nicht über. Was bleibt dann noch von TWISTED SISTER? Eine handvoll mäßig begabter Musiker die einfache, fast schon primitive Partyrocksongs zum mitgröhlen schmettern. Mit fortschreitender Dauer langweilte der Auftritt immer mehr und spätestens als die Band zum fünften Mal den Refrain von We're not gonna take it anstimmte, obwohl der Song schon längst zu Ende gespielt war, schlug bei mir Langeweile in 'genervt sein' um. Ich will gar nicht verhehlen, dass viele von TWISTED SISTER ohne Ende begeistert waren. Fein, wenn es euch gefallen hat. Mein Ding war es zumindest an diesem Abend nicht.
Am Ende war das Bang your head trotzdem alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung, eben die liebgewonnene
zweitägige Metal-Party mit überwiegend begeisternden Bands. Auf Wiedersehen, 2004...