24. & 25. Juni 2005, Balingen, Messegelände

Armband

Zehn Jahre 'Bang Your Head'. Erschreckend, wie die Zeit vergeht. Faszinierend jedoch, welche Entwicklung das Festival der Kollegen vom 'Heavy oder was?' genommen hat. Was als kleine, aber feine Indoor-Veranstaltung in Tübingen begann hat sich mittlerweile zu einem der wichtigsten und renomiertesten Metal-Festivals gemausert.

Zehn Jahre 'Bang Your Head', das bedeutet aber auch schon fünf Jahre begleitende Berichterstattung durch das 'Hooked on Music'. Für uns also auch ein kleines Jubiläum zum Mitfeiern.

Freitag, 24. Juni 2005

Zum Jubiläum hatten die Veranstalter was das Billing betrifft einen nachvollziehbaren Kurs eingeschlagen. Man läd einfach noch einmal bevorzugt die Bands ein, die in den vergangenen Jahren für Höhepunkte oder gar legendäre Auftritte auf dem Festival gesorgt hatten. Nun sind Geschmäcker ja bekanntlich verschieden, aber so im Großen und Ganzen wäre meine persönliche Zusammenstellung ähnlich ausgefallen. Vielleicht NIGHTWISH, MAGNUM, THIN LIZZY und Y&T anstelle von..., aber lassen wir das.

Morgana Lefay

Morgana Lefay Die schwedischen Power-Metaller hatten die Ehre und zugleich undankbare Aufgabe das Festival zu eröffnen. Viele Besucher befanden sich noch auf dem Weg zum Festivalgelände. Aufgrund des enormen Medieninteresses gab es zudem an der Passausgabe Wartezeiten von weit mehr als einer halben Stunde und entgegen der Gepflogenheit der vergangenen Jahre, es bei den ersten paar Bands des Tages mit der 'Fotos im Fotograben nur während den ersten drei Songs'-Regel nicht ganz so genau zu nehmen, war man auch in diesem Punkt von Veranstalterseite dieses Jahr sehr konsequent. Trotz Zwischenspurt quer über das Festivalgelände war ich dann gemäß Murphys Gesetzen pünktlich zum Beginn des vierten Songs am Eingang des Fotograbens. Arrrglllll!

Derweil legte der Bollnäs-Fünfer einen ordentlichen Auftritt auf die Bühnenbretter. Ein guter Festival-Auftakt, wenngleich der berühmte Funke aufs Publikum noch nicht so recht überspringen wollte. MORGANA LEFAY nutzen die Gelegenheit um einige Stücke des aktuellen Albums "Grand materia" vorzustellen, mit dem wohl nicht all zu viele sonderlich vertraut waren und dessen Material zudem nicht unbedingt auf Anhieb ins Ohr geht.

Auch die älteren Stücke klangen nicht sonderlich vertraut, was ein klares Indiz dafür ist, dass MORGANA LEFAYs eingeschobene Kunstpause in der Metalszene einfach ein wenig zu lang war. Aber es gilt festzuhalten: Die Schweden sind zurück und jederzeit eine originelle und anspruchsvolle Bereicherung im Power Metal-Zirkus.

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Morgana Lefay im Hooked on Music

Exciter
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Exciter Die kanadischen Speed-Metal-Pioniere EXCITER hatten wesentlich leichteres Spiel mit dem Publikum, obwohl man gemeinhin annehmen sollte, dass extremere Klänge weitaus weniger massenkompatibel sind. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, dass der ruppige Bay Aera-Sound für viele Anwesende der Soundtrack ihrer Jugend war und EXCITER zu ihren Hochzeiten Anfang der Achtziger zur Speerspitze einer musikalischen Bewegung zählten, die die Metalszene damals in ihren Grundfesten erschütterte und nachdrücklich prägte.

Auch wenn Szenen-Ikone Dan Beehler, der Geschwindigkeitsrekorde jagenden und dazu sirenenhaft kreischende Drummer schon lange nicht mehr EXCITER seinen Stempel aufdrückt und sein Nachfolger Jaques Belanger am Gesang durch seine Optik und Performance nur wenig Old school-Flair versprüht, so konnten die Kanadier dennoch durch einen energiegeladenen und engagierten Auftritt überzeugen. Das dabei aktuellere Songs wie Violation genauso Anklang fanden wie Klassiker der Kategorie Swords of darkness oder das unverwüstliche Violence and force spricht für die Band.

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Exciter im Hooked on Music

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Exciter Setlist: Center of the universe, The spell, Soul society, Edge of paradise, Forever, Karma, When the lights are down, March of Mephisto

Kaum ein Festival vergleichbarer Größenordnung dürfte weniger von Bandabsagen oder Programmänderungen betroffen gewesen sein, wie das 'Bang Your Head' in den ersten zehn Jahren seines Bestehens. Wenn das Schicksal dann doch einmal zuschlug hatten die Veranstalter stets die passende Antwort parat. So auch beim Jubiläum, als es galt die Absage der amerikanischen Epic-Metaller VIRGIN STEELE zu kompensieren.

Mit KAMELOT war es gelungen adäquaten Ersatz zu beschaffen, wenngleich VIRGIN STEELE sicher über den größeren Kultfaktor verfügen und die Vorfreude auf einen Auftritt von David DeFeis und seinen Mannen sich in wesentlich größeren Dimensionen bewegte. Der amerikanisch-norwegischen Interessensgemeinschaft um Sänger Roy S. Khan und Thomas Youngblood gelang es trotzdem das erste mächtige musikalische Ausrufezeichen zu setzen, wenn nicht sogar schon zu diesem relativ frühen Zeitpunkt des Festivals für das Highlight des ersten Tages zu sorgen.

KAMELOT verstehen es wie wenige andere Bands Kraft, Melodie, Härte und Emotionalität in Einklang zu bringen. Musikalisch ist das allererste Sahne. Die Schwerpunkte liegen klar auf den letzten beiden Alben "Epica" und "The black halo" und die Band sammelt weitere Pluspunkte indem die weiblichen Gesangspassagen eben nicht aus der Konserve kommen sondern von einer Gastsängerin dargeboten werden.

Dennoch hinterlässt die Band einen etwas zwiespältigen Gesamteindruck. Einerseits ist eine Band von der Klasse KAMELOTs auf dieser frühen Billing-Position verschenkt. Andererseits gelingt es ihnen mit ihrem anspruchsvollen Songmaterial nicht so recht das Publikum vollständig auf ihre Seite zu ziehen. Ja, KAMELOT waren der perfekte VIRGIN STEELE-Vertreter, aber als Support von einer Band wie NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION, oder gar als Headliner auf einer eigenen Hallentournee wäre die Band doch besser aufgehoben, als im Mittagsprogramm auf einem Festival wie dem 'Bang Your Head', wo das Publikum vor allem Hits, Hits und nochmal Hits auf die Lauscher bekommen möchte.

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Krokus Setlist: Nightwolf, Long stick goes boom, Fire, American woman, Screaming in the night, Mad world, Rock 'n' Roll tonite

Umgekehrte Vorzeichen bei KROKUS was Anspruch und Publikumsreaktionen angeht. Mit ihrem einfach gestrickten Ballermann-Metal treffen die Eidgenossen offenbar besser den Nerv der breiten Masse und räumen gnadenlos ab. 'Give the people what they want' und scheinbar wollen sie eine Band, die mit ihren Eigenkompositionen vor AC/DC kratzbuckeln und sich mit dem unverwüstlichen American woman vor THE GUESS WHO verbeugen.

Zugegeben Long stick goes boom kommt immer noch schweinegeil, und Screaming in the night, der einzige Song der aus dem Vier-Viertel-Ufta-Ufta-Takt-Schema ausbricht sorgt für eine kleine Gänsehaut. Ansonsten aber 'business as usual' bei den Schweizern, und das seit einem Vierteljahrhundert. Kennst du einen Song, dann kennst du sie alle. Symptomatisch, dass gerade bei den Songs jüngeren Datums vom aktuellen Album "Rock the block" das hohe Level der Partystimmung nicht gehalten werden kann.

Keine Frage, KROKUS sind eine unterhaltsame Band, aber mich irritiert bei ihnen das ständige Gefühl, dass einem im nächsten Augenblick ein dreifaches 'Hossa' oder 'Hölle, Hölle, Hölle' von der Bühne entgegen schallen könnte.

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Destruction Dann ist erst einmal Schluss mit lustig. DESTRUCTION bieten Teutonen-Thrash der gehobenen Qualitätsklasse, schmutzig, aggressiv und gewalttätig. Mit Curse of the gods und Nailed to the (fucking) cross - wobei Schmier die Betonung ausdrücklich auf 'fucking' legt - gelingt dem Metzel-Trio ein Einstand nach Maß.

Immer wieder schießen gewaltige Flammenfontänen in den vor Hitze flirrenden strahlend blauen Nachmittagshimmel und lassen die Temperaturen im Fotograben und den ersten Reihen spürbar um einige Grad ansteigen. DESTRUCTION sind zwingend auf diese Pyroeffekte angewiesen, denn die Performance der Band ist zwangsläufig ziemlich statisch angelegt. Die drei Haudegen können die ausladende Festivalbühne alleine mit ihrer Präsenz beim besten Willen nicht ausfüllen und viel zu schnell laufen sich die optischen Effekte tot.

Der neue Song Soul collector lässt kurz aufhorchen, und einen dann doch schnell zur Tagesordnung übergehen: Typischer DESTRUCTION-Stoff. Der 'Mad butcher' und die leicht bekleideten Go-Go-Girls sorgen noch einmal für Aufsehen, ebenso als Doro, Johan Hegg von AMON AMARTH und Charles Rykönen von MORGANA LEFAY DESTRUCTION beim finalen Thrash 'till death unterstützen.

Insgesamt ein kompakter, solider Auftritt. Nicht mehr, nicht weniger. Und irgendwie wirkten DESTRUCTION beim 'Metal Forever-Festival' in der geschlossenen Böblinger Sporthalle eine Spur spannender und gefährlicher.

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Logo Amon Amarth
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Amon Amarth Wenn es in den letzten Jahren einer Extrem-Metal-Band gelungen ist, das traditionell ausgerichtete Publikum für sich zu gewinnen, dann sind es die Schweden AMON AMARTH. Selbst wenn man wider Erwarten mit dem heidnischen Wikinger-Death-Metal der Band auf der heimischen Stereoanlage wenig bis gar nichts anfangen kann, so muss man doch vor der brachialen Energie, die die Band auf der Bühne entfesselt kapitulieren. AMON AMARTH entfesseln einen Orkan, der einen unweigerlich vor Ehrfurcht auf die Knie zwingt.

Die muskelbepackten Nordmänner sind ständig in Bewegung und man hat bei jedem ihrer Auftritte das Gefühl, als spiele die Band um ihr Leben. So viel Enthusiasmus, so viel Engagement... das springt einfach auf das Publikum über und gemeinsam kämpft man gegen den Rest der Welt, sich stets bewusst, dass die Nornen unser Schicksal kennen. Richtig geraten: Stücke aus den Alben "Fate of norns" und "Versus the world" dominieren die Songauswahl. Die hat es in sich, wenn es die Band sich sogar leisten kann auf eine Hymne wie The last of Pagan blood zu verzichten.

Am Ende lassen AMON AMARTH ein ausgepowertes Publikum mit dem Gefühl zurück eine Band erlebt zu haben, die zu den aufregendsten Live-Acts der Gegenwart gehört. Ganz stark!

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Doro
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Doro Setlist: Earthshaker Rock, I rule the ruins, Always live to win, True as steel, Hellraiser, Für immer, She's like thunder, Breaking the law, All we are, Burn it up

Nach AMON AMARTH auf die Bühne zu müssen ist die Höchststrafe. Fragt nach bei AXXIS. Wenn jemandem vor dieser Herausforderung nicht bange sein muss, dann DORO. Deutschlands große Dame des Heavy Metal und ihre Band können sich auf ihre loyalen Fans verlassen, die, nimmt man die Anzahl der getragenen Band-T-Shirts auf dem Festival zum Maßstab, eine der größten Interessensgemeinschaften darstellen.

Etwas überraschend, aber durchaus gelungen fällt der Einstieg mit den beiden alten WARLOCK-Klassikern Earthshaker Rock und I rule the ruins aus. Überhaupt stammt exakt die Hälfte des Songmaterials im Set aus Doros WARLOCK-Phase. Doch damit nicht genug der Überraschungen.

Als man mit fortschreitender Dauer des Auftritts zur der Einschätzung gelangt, das DORO zwar einen guten, aber keineswegs überragenden Auftritt absolvieren, schüttelt die Band mit einer eigenwilligen Cover-Version von JUDAS PRIESTs Breaking the law ein echtes As aus dem Ärmel. Chris Caffery verstärkt die Band zusätzlich bei All we are, bevor Burn it up den finalen Schlusspunkt setzt. Starker Beginn, solider Mittelteil, gelungenes Finale. Also alles, wie meist bei DORO, im grünen Bereich und das Burning the witches dieses Mal bei der Songauswahl außen vor blieb, war auch nicht unbedingt ein Fehler.

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Udo
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Odo Setlist: Thunderball, Behind the bullet and the bomb, Metal heart, 24/7, Midnight mover, Man and machine, Animal house, Balls to the wall, I'm a rebel, Princess of the dawn, Burning

Eine Frage schwebte nach wie vor unbeantwortet im Raum: Wer ist der 'super geheime Überraschungsgast' (in der Folgezeit als SGÜG abgekürzt) am Samstag? Einer der am höchsten gehandelten Namen war gerade wegen der vielen Dementi ACCEPT. Der Auftritt von U.D.O. würde darauf einen Fingerzeig geben. Falls der 'german Tank' und seine Band keine oder nur wenige ACCEPT-Songs im Programm hätten, dann wären die Solinger Schwermetallurgesteine wieder ganz heiß im Rennen.

Zunächst sieht es dann auch ganz danach aus, denn U.D.O. schicken vornehmlich eigene Songs ins Rennen, was der Stimmung keinerlei Abbruch tut. Wie schon bei ihrem letzten Besuch in Balingen wird die Band vom Publikum nach allen Regeln der Kunst im Stile eines Headliners abgefeiert. Mehr und mehr drängen sich dann aber ACCEPT-Kompositionen ins Programm und spätestens mit dem abschließenden Viererpack schwindet die Hoffnung vieler auf ACCEPT als SGÜG.

Aber mal ehrlich: Wer braucht schon ACCEPT, wenn es U.D.O. gibt. Ohne die Fähigkeiten und die Bedeutung der übrigen ACCEPT-Mitglieder schmälern zu wollen: Letzten Endes war und ist die Essenz der Band die Stimme Udo Dirckschneiders. Egal unter welchem Namen er auch immer auf der Bühne steht, ein bisschen ACCEPT ist stets mit dabei.

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Gamma_Ray
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Gamma Ray Setlist: New world order, Rebellion in dreamland, Land of the free, Blood religion, Armageddon, Heavy Metal universe, I want out

GAMMA RAY scheinen gerade tief Luft zu holen, um eine neue Phase ihrer Karriere einzuleiten. Zumindest interpretierte ich so das zuletzt eingeschobene Nostalgiekonzept und die dazugehörige Veröffentlichung "Skeletons in the closet". Vier Jahre nach "New world order" soll aber im Herbst ein neues Studioalbum erscheinen und die Ankündigung erste Songs live zu präsentieren geben dem Auftritt doch eine reizvolle Note.

Man merkt der Band an, dass sie sich eine Menge für den Spätnachmittag vorgenommen haben. Kai Hansen und seine Mitstreiter starten mit einer fulminanten Version von New world order, als gäbe es kein Morgen. Doch es soll nicht der Tag von GAMMA RAY werden...

Nach dem starken Auftakt verabschiedet sich eine Endstufe und die Hamburger stehen wie die begossenen Pudel auf der Bühne. Die Zwangspause zieht sich nahezu unerträglich in die Länge, dass sogar dem nie um ein Wort verlegenen Hansen die Sprüche ausgehen, mit der die Stimmung im Publikum hochgehalten werden soll. Zum Glück hilft das Publikum dem Hanseaten mit spontan angestimmten 'Happy happy GAMMA RAY'-Chören aus der Bredoullie.

Trotzdem ist ein wenig die Luft raus, als die Band wieder loslegen kann. GAMMA RAY versuchen mit einem verkürzten Set zu retten, was zu noch retten ist, und tatsächlich, spätestens bei den finalen Rausschmeißern Heavy Metal universe und dem HELLOWEEN-Klassiker I want out, verschwendet man keinn Gedanken mehr, an den unglücklichen Verlauf des Gigs.

Ach ja... der neue Song Blood religion hinterließ eingebettet in das 'Best of...'-Programm keinen wirklich bleibenden Eindruck. Das wäre aber auch etwas viel verlangt gewesen.

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Saxon
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Saxon Setlist: The return, Lionheart, Heavy Metal thunder, 747 (Strangers in the night), Dogs of war, Backs to the wall, Strong arm of the law, Solid ball of rock, Motorcycle man, Man and machine, Crusader, Princess of the night, Wheels of steel, Never surrender, 20.000 ft., Denim and leather

SAXON gehören mittlerweile zu den Bands, bei denen es die Wenigsten stören würde, wenn die Band auf die Veröffentlichung neuer Alben komplett verzichten und stattdessen lediglich alle paar Jubelmonate durch die Lande touren würde. Zwar haben die britischen Metal-Veteranen auch heute ein paar Songs jüngeren Datums im Set versteckt, diese fügen sich auch nahtlos in das geltende Qualitätslevel ein, aber in erster Linie lebt die Band vom nahezu unendlich erscheinenden Fundus an Klassikern.

Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger gaben SAXON einmal die Maxime aus, bei ihren Konzerten zwei Songs von jedem Album spielen zu wollen und jedes neue Album sollte auch zwei Kracher mit Livezukunft abwerfen. Das ist heute nicht mehr durchzuhalten.

Trotzdem: SAXON live - da weiß man was man hat und auch heute bietet die Band eine unterhaltsame Show. Einziger Wehrmutstropfen, dass man die Chance verpasst hat, den Auftritt unter das Motto der im Frühjahr abgesagten Club-Tournee zu stellen und ausschließlich Songs von "Wheels of steel", "Strong arm of the law" und "Denim and leather" darzubieten. Das wäre wirklich ein netter Spaß gewesen, doch auch so hinterlassen SAXON ein durchweg zufriedenes und überzeugtes Publikum.

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Motörhead
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Motoerhead Setlist: Dr. Rock, Stay clean, Shoot you in the back, Love me like a reptile, Killers, Metropolis, Over the top, No class, I got mine, In the name of tragedy, Dancing on your grave, Ramones, Sacrifice, Just 'cos you got the power, Going to Brazil, Killed by death, Ace of spades, Overkill

MOTÖRHEAD als Headliner. Ähm, ja. Wegen mir auch das.

Keine Frage: Die Band ist geil, hat ihre eingefleischte Fanschar und zur Feier des Abends die Show mit den Bomber-Lichttraversen ausgegraben. Ich kann mich aber nicht des Eindrucks erwehren, dass der Kultstatus von MOTÖRHEAD mehr auf eisernes Durchhaltevermögen, denn auf musikalische Kreativität und Klasse zurückzuführen ist.

Im Prinzip ist es auch Jacke wie Hose, was Lemmy und seine Jungs nach der traditionellen Begrüßung 'We are MOTÖRHEAD... and we play Rock 'n' Roll' zum Besten geben. Dennoch nehme ich wohlwollend zur Kenntnis, dass sich überraschend viele Songs vom völlig unterbewerteten "Another perfect day"-Album in die Setlist gemogelt haben. Ich kann mir trotzdem nicht helfen, es ist wie immer: MOTÖRHEAD kann ich mir eine starke halbe Stunde live problemlos reinziehen, danach fangen sie an mich zu langweilen. Daran kann auch der mit wirklich starken Klassikern gespickte Schlussspurt nichts ändern. Frontwarze Lemmy, Mr. Rock 'n' Roll himself, scheint auch den Gig möglichst schnell hinter sich bringen zu wollen. War trotzdem nett, die Jungs mal wieder live gesehen zu haben, aber jetzt reicht es auch wieder für eine Weile.

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Schnell ab nach Hause, ein paar Mützen Schlaf einfangen, denn morgen heißt es ganz früh in Balingen einzulaufen. DEMON, mein persönliches Festival-Highlight haben wie mir ihr Manager Mike Stone mitteilte einen besonderen Deal ausgehandelt. Sie fangen einfach früher an zu spielen, um so ihre Spieldauer ausdehnen zu können.

Samstag, 25. Juni 2005

Wenn ich schlafe, dann schlafe ich. So im Tran bekomme ich mit, dass ein Sommergewitter den Hund unter das Bett treibt und mitten in der Nacht ein klatschnasser Markus bei uns einfällt. Der war noch in der Schweiz bei einem Konzert und wollte eigentlich erst am Morgen bei uns einfallen. Beim Früshtückstee enthüllt er dann, dass es er zwar ursprünglich die Nacht im Auto verbringen wollte, aber irgendwann angesichts der Wetterlage keine Lust verspürte auszutesten, ob es in einem Faradayschen Käfig während eines Gewitters wirklich vollkommen ungefährlich ist.

Je näher wir Balingen kommen, um so mehr entdecken wir die Spuren, die das Unwetter hinterlassen hat. Sind es zunächst nur einige abgerissene Zweige und Äste, so entdecken wir beim passieren der Campingplätze erste umgestürzte Zelte und der Parkplatz entpuppt sich als eine unangenehme, aber immerhin noch befahrbare Schlammlandschaft.

Trotzdem, die Zeit wird langsam knapp, will man DEMON nicht verpassen. So hetzt man zum Haupteingang und findet den verschlossen. Kein Problem, denkt man, verzögert sich der Einlass halt um einige Minuten. Die Minuten ziehen sich mehr und mehr in die Länge, die Schlange wird auch immer länger, nichts tut sich, und keiner weiß so recht warum. Auch von den Ordnern bekommt man keine verwertbaren Informationen.

Ein bisschen Licht in das Dunkel kommt, als sich mehr und mehr Stimmen mehren, die Gerüchte übermitteln, dass es in der Nacht in Balingen nicht so furchtbar angenehm gewesen sein soll.

Es ist die Rede von evakuierten Campingplätzen, dem überfluteten Partyzelt und zerstörten Händlerständen auf dem Gelände. Langsam macht auch die Nachricht die Runde, dass auch die Festivalbühne etwas abbekommen haben soll und es derzeit nicht sicher ist, ob das Festival überhaupt fortgesetzt werden kann.

Mittlerweile ist selbst die Deadline für den offiziellen Einlass weit überschritten. DEMON können wir uns wohl abschminken, falls an diesem Tag überhaupt noch etwas geht. Unter den Fans werden verschiedene Szenarien diskutiert. Am wahrscheinlichsten erscheint die Variante, dass man einfach später mit dem Programm beginnt, und Bands am Anfang streicht und für das nächste Jahr wieder einläd. Auch die Variante den zweiten Festivaltag komplett auf Sonntag zu verschieben findet durchaus einige Befürworter. Die Stimmung ist insgesamt sehr gelassen, aber doch bedrückt, fürchten doch viele, dass dieses Unglück - davon muss man wohl mittlerweile sprechen - die noch ausstehende Entscheidung über die Zukunft des Festivals negativ beeinflussen könnte, zumal mittlerweile auch von vierzig Verletzten und um die fünfhundert notevakuierten Festivalbesuchern die Rede ist.

Endlich erfolgt dann doch der Einlass und nährt das Gefühl, dass es in welcher Form auch immer weitergehen wird. Wieder sind es Mike Stone und Dave Hill, denen ich als erstes begegne, die einen mit halbwegs fundierten Informationen versorgen. Die Elektrik der Bühne soll unter Wasser stehen und THW und Feuerwehr versuchen alles was in ihrer Macht steht um eine gefahrlose Fortsetzung des Festivals zu ermöglichen.

Man übt sich weiter in Geduld, versorgt sich mit Kaffee und überbrückt die Zeit bis zu einem offiziellen Statement sich mit Kollegen, Fans und Künstlern auszutauschen. Irgendwann kommt hellgrünes Licht für die Fortsetzung des Festivals und die Info, dass in etwa einer Stunde DEMON auf die Bühne gehen sollen. Geplant ist es, damit keine Band umsonst angereist ist und kein Fan auf seine Lieblinge komplett verzichten muss, das Programm stark zu straffen um am späten Nachmittag hoffentlich wieder im Zeitplan zu sein. Okay, das ist nicht meine bevorzugte Variante die Problematik zu lösen, aber durchaus ein gangbarer Weg.

Demon
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Demon Setlist: Night of the demon, Standing on the edge, Don't break the circle

Um 12 Uhr 45, mit mehr als drei Stunden Verspätung dürfen dann endlich DEMON für ganze drei Songs auf die Bühne. Das ist mehr als bedauerlich, wenn schon die reguläre Spielzeit der Band nicht gerecht geworden wäre. Dave Hill und seine Mannen machen gute Miene zum bösen Spiel und nutzen die wenigen Minuten bestmöglich. Night of the demon, der Startschuss in den zweiten Festivaltag, wirkt als Opener bei grellem Tageslicht zwar etwas bizarr, ist aber als einer der Bandklassiker dennoch überaus festivaltauglich.

Mit Standing on the edge wird eine Nummer des starken aktuellen Albums "Better the devil you know" nachgeschoben, mit dem DEMON belegen, dass sie nicht nur vom Kultstatus vergangener Tage zehren. Das abschließende Don't break the circle setzt ein deutliches Ausrufezeichen hinter einen auf ganzer Linie überzeugenden Mini-Set und sorgt jetzt schon für große Vorfreude auf die hoffentlich bald stattfindende Clubtour.

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Vicious Rumors
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Vicious Rumors Setlist: Don't wait for me, Minute to kill, Abandoned, Six stepsisters

Jetzt geht es Schlag auf Schlag und in etwa kann man nun nachempfinden, wie man sich bei Live-Aid in den Achtzigern gefühlt haben muss, wo ebenfalls ein Act nach dem anderen im Akkord über die Bühne gejagt wurde. VICIOUS RUMORS fegen mit der Gewalt eines Hurrikans über die Bühne, gerade so als wollen sie die gesamte Energie, die für vierzig Minuten hätte ausreichen müssen, in der halben Zeit freisetzen. Die US-Powermetaller, die sich ohnehin in der Vergangenheit einen Namen als starke Liveband gemacht haben, scheinen von der verkürzten Auftrittsdauer sogar noch zu profitieren. Ihre Stärken in einem wütenden Auftritt kurz und schmerzlos, prägnant auf den Punkt gebracht, das hat schon Klasse!

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Nasty Savage
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Nasty Savage Setlist: No sympathy, XXX, Psycho psycho, Metal knights

Weiter geht es im Schweinsgalopp mit NASTY SAVAGE. Die Band beweist mir wieder einmal, dass ich mit fortschreitendem Alter immer aufgeschlossener für extreme Klänge werde. Zu einem Album wie "Indulgance" fand ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nie wirklich Zugang, doch heute auf der Bühne kann ich der Band doch einiges abgewinnen. Mit der Wucht eines Bulldozers walzt die Band und allen voran Festival-Adonis Nasty Ronnie über die Bühne und hinterlässt mit ihrem derben und doch zugleich anspruchsvollen Thrash auch ohne zertrümmerte Fernsehgeräte eine Spur der Verwüstung. Man bekommt zumindest einen leichten Eindruck von dem Wahnsinn, der die Band zu umgeben scheint.

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Jag_Panzer
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Jag_Panzer Setlist: The mission (1043), Black, Iron eagle

Eins jedoch ist nicht zu überhören: JAG PANZER spielen in einer ganz anderen Liga als ihre beiden Vorgänger und das liegt nicht zuletzt daran, dass sie mit Henry 'The tyrant' Conklin über einen der charismatischsten und technisch ausgereiftesten Sänger der Metal-Szene verfügen. Drei Stücke sind hier definitiv zu wenig, zumal JAG PANZER mit einem kompletten Set unter Garantie zu den Höhepunkten des Tages gezählt hätten. So überwiegt ein Gefühl der Enttäuschung, als die Band die Bühne verlässt. Um es noch einmal deutlich zu machen: Das liegt nicht an der Darbietung der Band, sondern an der unbefriedigenden kurzen Spieldauer. Spätestens nach Auftritten von JAG PANZER und DEMON zeigt sich die große Schwäche des Gießkannenprinzips allen 'kleinen' Bands mit vorderen Billingpositionen etwas von ihrer Auftrittszeit zu kappen.

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Tankard
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Tankard Setlist: Rectifier, Chemical invasion, Die with a beer in your hand, Freibier, Empty tankard

Richtig ärgerlich wird es, wenn nach einer Offenbarung wie JAG PANZER eine Chaotentruppe wie TANKARD die Bühne erklimmt und diese für satte fünf Songs und eine nicht endend wollende Zeitspanne belagern. Das hektische Gezappel von Frontman Gerre und seinem Kampftrinkerkommando macht mich zudem extrem nervös. Das ist Hektik pur und gepaart mit dem scheinbar unmotivierten und unstrukturierten Thrashgeknüppel angereichert durch infantile Sauftexte steigt mein Aggressionspotential ungemein an. Ich geh dann lieber mal den eigenen Flüssigkeitshaushalt ausgleichen, bevor ich endgültig 'nen Hass kriege, will aber um der Chronistenpflicht nachzukommen nicht verschweigen, dass TANKARD bei einer nicht zu unterschätzenden Menge des Publikums hervorragend ankommen.

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Nevermore
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Nevermore Setlist: Enemies of reality, The river dragon has come, The heart collector, The sound of silence

Erfreulicherweise wird es mit NEVERMORE wieder wesentlich anspruchsvoller. Frontsirene Warrel Dane ist optisch nur noch ein Schatten seiner selbst, liefert aber eine überzeugende Performance ab. Die Band agiert stark, kann aber bei weitem nicht so beeindrucken, wie bei ihrem letzten BYH-Gastspiel. Vielleicht liegt es auch hier daran, dass man ein wenig Zeit braucht um sich auf den progressiven Klangkosmos von NEVERMORE einzulassen, und dann der Gig aber auch schon wieder vorbei. Trotzdem, wie jedes Mal, wenn ich NEVERMORE auf einem Festival sehe nehme ich mir fest vor, die Band bei der nächsten Hallentour wieder einmal eingängig unter die Lupe zu nehmen. Mal sehen, ob der Vorsatz sich in naher Zukunft umsetzen lässt.

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Die Umbaupause zu Axel Rudi Pell nutzt Veranstalter Horst Odermatt um sein Jubiläumsfestival auch für sich persönlich zu einem unvergesslichen Ereignis werden zu lassen. Nach der Vorstellung des engsten Mitarbeiterkreises macht er seiner langjährigen Lebensgefährtin Ines auf der Bühne einen Heiratsantrag, wobei neben den zwanzigtausend Besuchern auch Sebastian Bach und Dee Snider als Zeugen bereit stehen.

Axel Rudi Pell
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Axel Rudi Pell Setlist: Tear down the walls, Strong as a rock, Masquerade ball, Cashbah, Fool fool, Call her princess/Greensleeves

Die Festtagstorte ist an das Publikum verteilt, der Zeitplan bis auf wenige Minuten aufgeholt, als pünktlich zu den ersten Takten von Axel Rudi Pell der Himmel wieder seine Pforten öffnet. Das Festival wird aus Sicherheitsgründen sofort gestoppt, und nach zehn Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Ich harrte mit einigen Kollegen im Fotograben aus, bin jetzt aber nass bis auf die Knochen und um die Erkenntnis reicher, dass meine Fototasche nicht wasserdicht ist. Einige Digipack-CDs befinden sich im Zustand fortgeschrittener Auflösung. Was für'n Scheiß!

Natürlich muss nun auch der Pellsche Auftritt etwas zusammengestrichen werden. Schade, vor allem weil Axel Rudi Pell und seine hochklassige Begleitband mal wieder ganz groß aufspielen. Immerhin bekommt man mehr zu hören, als nur ein Dreißig-Minuten-Medley, wie zuvor geunkt und gescherzt wurde. Pell schreibt einfach großartige Songs und ist ein begnadeter Gitarrist. Technisch steht ihm seine Band und allen voran Sänger Johnny Gioeli in nichts nach. Die beiden bilden ein ähnliches Dreamteam wie Blackmore/Dio bei RAINBOW und dass Axel Rudi Pell und seine Mannen würdig das Erbe dieser Band verwalten, weiß man ja auch nicht erst seit heute. Für Fans des melodischen Heavy Rocks war der Auftritt eine einzige Offenbarung.

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Sebastian Bach
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Sebastian Bach Im Vorjahr sorgte der im Vorfeld als Poser belächelte und abqualifizierte Sebastian Bach mit seinem energiegeladenen Auftritt für eine mittlere Sensation. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung des Publikums, der Sebastian Bach dieses Mal jedoch in keinster Weise gerecht werden konnte. Keine Frage, die Songauswahl war okay. Slave to the grind, Big guns, Monkey business, Remember yesterday, Youth gone wild, 18 and life... Auch das agile Stageacting und die freche, unbekümmerte Publikumsanmache des Sunnyboys bot keinen Anlass zur Kritik. Allerdings war der ehemalige SKID ROW-Sänger am heutigen Tage stimmlich nicht auf der Höhe und lag ein ums andere Mal gar grauslich daneben. Stellt sich also nun die Frage ob der grandiose Auftritt des Vorjahres eine Eintagsfliege war, oder ob Wastl einfach dieses Mal einen grottenschlechten Tag erwischt hat. Ich kann es euch beim besten Willen nicht sagen.

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Candlemass
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Candlemass Den schwedischen Doom-Monster geht es ähnlich, wie vielen anderen Bands auf dem Jubiläumsfestival, dass sie mit der Bürde eines sensationellen Auftritts aus einem der vergangenen Jahre anreisen, dann eine durchaus starke Show auf die Bühne zaubern, aber trotzdem nicht die Magie der Vergangenheit erneut heraufbeschwören können. Vielleicht liegt es auch daran, dass das BYH durch die Ausschöpfung des Kartenkontingentes bis zum Limit einen Teil seiner Gemütlichkeit eingebüßt hat. Zwei-, Dreitausend Besucher weniger, wie in den Vorjahren würden der Stimmung keinen Abbruch tun, aber man würde sich wesentlich wohler fühlen und könnte die Bands mehr genießen.

Im Gegensatz zum letzten Mal haben CANDLEMASS ein neues Studioalbum im Gepäck und müssen sich nicht ausschließlich auf die Klassiker vergangener Tage verlassen. Black dwarf, Assassins of light und Copernicus stehen Mirror mirror, At the gallows end, Ancient dream oder Bearer of pain in nichts nach und belegen, dass CANDLEMASS nicht nur eine große Vergangenheit sondern auch glänzende Perspektiven für Gegenwart und Zukunft besitzen. Schön, dass die Band aus den Abgründen des Vergessens empor gestiegen ist und die Metal-Szene um eine weitere düster-schillernde Facette bereichert.

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Candlemass im Hooked on Music

Die Spannung steigerte sich ins Unermessliche. Die Stunde des SGÜG rückte unaufhaltsam näher. Welchen Leckerbissen würden die Veranstalter nun dem Publikum präsentieren? Wer würde mit seinen oftmals Vermutungen recht behalten?

Zuvor sorgt Horst Odermatt für ein weiteres Festival-Highlight, indem er in einer flammenden Dankesrede an das Publikum das vorbildliche Verhalten trotz des Wetterchaoses lobt und verkündet, dass es auch in den nächsten Jahren BYH-Festivals geben wird. Dann heißt es Bühne frei für den SGÜG... Please welcome from Finland...

Hanoi Rocks
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Hanoi Rocks HANOI what? Den Meisten im Publikum bleibt der Jubel im Halse stecken, als der in einen Schminktopf gefallene Michael Monroe und sein Tuntenball die Bühne entern. Es folgen einige unschöne Szenen in Form einer Abstimmung per Bierbecher, die sich über die Band ergießen. Doch bei allem Respekt und Verständnis für die Probleme der Veranstalter bei der Verpflichtung des SGÜG: Ein bisschen was Hochkarätigeres hätte es wirklich sein dürfen.

Nichts gegen HANOI ROCKS und ihren Sleaze Rock light an sich, aber an dieser Position im Billing ist die Band völlig fehl am Platze. Was als Opener noch okay gewesen wäre, verärgert jetzt das Publikum massiv. Der Band selbst hat man damit auch keinen Gefallen getan, doch die Jungs machen mit der Erfahrung einer langen Karriere gute Miene zur ablehnenden Haltung des Publikums und zocken sich routiniert durch einen Gig, der unter anderen Vorzeichen weitaus besser angekommen wäre. Zumindest erleben die Anwesenden noch eine Premiere, denn HANOI ROCKS dürften bislang die einzige Band in der zehnjährigen Festivalgeschichte sein, bei der ein Saxophon zum Einsatz kommt.

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Zur allgemeinen Überraschung wird nach dieser herben Enttäuschung ein weiterer Überraschungsgast angekündigt und der hat es jetzt wirklich in sich.

White Lion
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White Lion Setlist: Lights and thunder, Hungry, Lonely nights, Broken heart, Fight to survive, Little fighter, Living on the edge, Never let me go, Wait, Radar love

WHITE LION standen schon seit geraumer Zeit auf dem Wunschzettel der Veranstalter und auch wenn es nicht gelungen ist das Original-Line-Up mit Gitarrist Vitto Bratta für eine Show zu reanimieren, so ist zumindest Sänger Mike Tramp mit einer ordentlichen Begleitband am Start, die aus rechtlichen Gründen allerdings unter dem Namen MIKE TRAMP'S WHITE LION firmieren muss.

Es macht irre Spaß, die schönen alten Songs wie Wait, Lonely nights und vor allem Broken heart noch einmal zu Gehör zu bekommen. Keine Frage, es sind nicht die echten WHITE LION die da aufspielen, Mike Tramp ist auch nicht mehr in der Form der späten Achtziger und einige neue Songarrangements sind doch etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem: Hier ist es den Veranstaltern gelungen einen weiteren Überraschungsgast zu präsentieren, der diesen Status auch wirklich verdient. Angesichts des starken Auftritts des Wahlaustraliers und seiner Band ist der Ärger über den verpatzten Schachzug mit HANOI ROCKS schnell vergessen und man freut sich nun auf die beiden noch ausstehenden Bands.

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White Lion im Hooked on Music

Dio
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Dio Setlist: Killing the dragon, Egypt, Children of the sea, Stand up and shout, Drum solo, Holy diver, Sunset superman, Man on the silvermountain, Guitar solo, Long live Rock 'n' Roll, Gates of Babylon, Heaven and hell, Rainbow in the dark

DIO, selbst schon umjubelter Headliner auf dem BYH muss sich in diesem Jahr mit der Rolle des Co-Headliners zufrieden geben. Egal! Live sind der kleine Sangesgott und seine Band wie immer eine sichere Bank. Ein Hit nach dem anderen wird von der Bühne aus auf das Publikum losgelassen und trotz der begrenzten Spielzeit, die man durch Schlagzeug- und Gitarrensolo selbst noch weiter dezimiert findet sich Zeit für einige angenehme Überraschungen in der Setlist. Sunset superman war schon ewig nicht mehr im Set aufgetaucht, doch vor allem Egypt, BLACK SABBATHs Children of the sea und RAINBOWs Gates of Babylon trieben so manche Freudenträne in die Augen der Anwesenden. Klassiker wie Holy diver und Heaven and hell kamen ebenfalls nicht so kurz, so dass die Band auf ganzer Linie abräumte.

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Twisted_Sister
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Twisted Sister Setlist: Stay hungry, We're not gonna take it, Burn in hell, Captain Howdy, Street justice, I wanna rock, The price, Don't let me down, The beast, S.M.F., It's only Rock 'n' Roll, You can't stop Rock n' Roll

Das Finale war wieder einmal TWISTED SISTER vorbehalten. Ich habe auch noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich diese Band für reichlich überbewertet halte und ihr größte Verdienst aus meiner Sicht immer noch der ist, mit dem Material einiger netter Party-Metal-Alben aus den frühen Achtzigern nostalgische Gefühle wieder aufleben zu lassen. Bei TWISTED SISTER darf der inzwischen leicht ergraute Metaller noch einmal Teenie sein. Und mal am Rande bemerkt: Einerseits TWISTED 'fucking' SISTER nach allen Regeln der Kunst abzufeiern und die Schwestern im Geiste HANOI ROCKS zu schmähen, das passt für mich irgendwie nicht zusammen.

Zurück zum Auftritt: Heute konnten TWISTED SISTER sogar mich überzeugen und der Gig kam verdammt nahe an Dee Sniders Show aus dem Jahre 2003 heran. Zur Feier des Tages spielte die amerikanische Tuntenkapelle einfach ihr komplettes "Stay hungry"-Album. Das klingt auf den ersten Blick nicht furchtbar spektakulär, aber irgendwo war es ein genialer Schachzug. Dadurch enthielt die Setlist immer noch genügend klassische TWISTED SISTER-Kracher, bescherte dem Publikum aber auch einiges an Abwechslung in der Setlist.

Gut, auf der Bühne wird immer noch viel zu viel geschwafelt und zu instrumentalen Virtuosen werden die alten Herren auch nicht mehr. Für eine vergnügliche Metalparty, bei der Spaß und Unterhaltung im Mittelpunkt stehen, reicht es allemal. Mehr kann und darf man von Dee Snider und Co glaube ich auch nicht erwarten. Dafür war der Auftritt schon schwer okay und ein guter Abschluss des Festivals.

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Twisted Sister im Hooked on Music

Was bleibt als Fazit des Jubiläumsfestivals? Viel Licht, ein wenig Schatten und trotz des Wetterchaoses ein realtiv reibungsloser Ablauf. Insgesamt wieder einmal eine gelungene Veranstaltung, die erfreulicherweise im nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden wird.

Martin Schneider, (Impressum, Artikelliste), 03.07.2005

 

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