Bellwether The Stinging Nettles, Rosa Records, 2006 |
Eric Luoma | Vocals, Guitars | |||
Jimmy Peterson | Guitars | |||
Phil Tippin | Bass | |||
Mick Wirtz | Drums | |||
Jessy Green | Violin | |||
Pete Sands | Piano | |||
Bob McCreedy | Guitar | |||
Jim Johnson | Pedal Steel | |||
| ||||
1. There Were Days | 7. Jamestown | |||
2. Nothing's Wrong | 8. Angeline | |||
3. Poor You | 9. Maybe Unsure | |||
4. A Little Rain | 10. Sweethearts | |||
5. Please Don't Be Mean | 11. Come Out Walking | |||
6. Talkn' Funplex Blues | ||||
Seit 1998 bieten BELLWETHER auf bislang 4 Alben unterschiedlichst gefärbten Alternative-Country-Sound. Doch wie es so läuft im Leben, ist mir noch keine der von der Kritik jeweils gelobten Alben in die Hände gefallen, so dass BELLWETHERs vorliegendes, fünftes Werk "The Stinging Nettles" (dt. Brennesseln) für mich quasi als Debut reüssiert. Besser spät als nie...
Eric Luoma, Gründer und Hauptsongschreiber der aus Minneapolis stammenden Band, verwirklicht seine Ideen in einem dem Americana zuzuordnendem Kontext, schafft es jedoch durch seine simplen, aber stets effektiven Kompositionen und Arrangements, eine recht eigenständige Welt zu kreieren, die BELLWETHER vom Gros der unzähligen Americana-Acts abgrenzen. Luomas Singstimme, immer leicht raspelig und belegt, hinterlässt einen sehr einnehmenden, sympathischen Eindruck und fährt somit schon mal die halbe Miete ein. Die Band spielt mit diesem neuen Album zweifellos in der ersten Liga mit.
Der Charme der "The Stinging Nettles"-Scheibe erschöpft sich natürlich nicht nur in Luomas Vocals, die im weiteren Sinne an Oberguru Ryan Adams erinnern, sondern in der variablen Arrangierkunst der gesamten Band, die zwischen BYRDS-ianischem Gitarren-Jingle-Jangle (There were days), Dylan'schem "Highway 61 Revisited"-Geschrammel (Poor you), früherer WILCO-esker Countryattitüde (Talkn' Funplex Blues) und WHISKEYTOWN'scher Melodieseligkeit (A little rain und Jamestown) hin- und herpendelt.
Diese Reminiszenzen drängen sich allerdings nicht schamlos auf, sondern wabern einigermaßen subtil durch Eric Luomas Songgebilde. Wie bereits erwähnt, entwickelt "The Stinging Nettles" auf diese Weise seinen ganz eigenen unverfälschten Charme.
Ein gewisser Tom Herbers, der einigen alten Hasen sicher noch als Soundengineer der JAYHAWKS, GEAR DADDIES, SOUL ASYLUM oder HONEYDOGS in Erinnerung geblieben sein dürfte, agiert hier mit geschicktem Händchen und verleiht diesem Album durch relativ unübliche Stereobildanordnungen seinen eigenen Charakter.
Trotz der allenthalben immer wieder durchschimmernden, melancholischen Note, erweist sich "The Stinging Nettles" letztlich doch als optimistisch in die Zukunft blickendes Werk, denn auch Eric Luoma weiss offenbar, dass der irritierende und fiese Schmerz der Brennessel nur von kurzer Dauer ist.