Changing Horses, ATO Records, 2009 | ||||
Ben Kweller | Vocals, Guitars, Piano, Drums | |||
Kitt Kitterman | Dobro, Pedal Steel | |||
Riley Osborne | Piano | |||
Josh Latanzi, Chris Morrissey | Bass, Backing Vocals | |||
Greg Combs | Guitars | |||
Fred Remmert | Percussion | |||
Mark Stepro | Drums, Backing Vocals | |||
The Pierces | Backing Vocals | |||
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01.Gypsy Rose | 06. Sawdust Man | |||
02. Old Hat | 07. Wantin' Her Again | |||
03. Fight | 08. Things I Like To Do | |||
04. Hurtin' You | 09. On Her Own | |||
05. Ballad Of Wendy Baker | 10. Homeward Bound | |||
Ben Kweller setzt neuerdings auf ein anderes Pferd, wie der Titel seines aktuellen, mittlerweile vierten Albums seit 2002 quasi schon programmatisch vorgibt. Neues Album, neuer Ansatz. Kweller lässt sich nicht allzu gerne auf eine Stilistik festlegen. "Changing Horses" impliziert auch sogleich die Hinwendung zur Country-Music und die Abwendung von seinen wohltemperierten immer ein wenig an WILCO's "Summerteeth" erinnernden Singer/Songwriter-Pop des vergangenen, selbstbetitelten Werkes. Seiner heimlichen Liebe zum urwüchsigen amerikanischen Country-Idiom lässt Benny-Boy nun freien Lauf und das gar nicht mal schlecht, um nicht zu sagen, sehr unterhaltsam, sehr ansprechend, sehr sympathisch.
Das Interessante ist, dass sich Kweller auf seinem kurzen und bündigen, grad mal knappe 10 Songs enthaltenden "Changing Horses" Album, offenbar eher an den Country-Interpreten der relativ jüngeren Generationen orientiert, als sich akribisch genau an die verwitterten Vorgaben der, sagen wir mal Carter Family oder den alten Grand Ole Opry-Helden zu klammern. Man vernimmt allerlei Einflüsse, die von Gram Parsons (Hurtin' you; On her own), über frühe A.M.-Ära WILCO (Old Hat z.B.) bis hin zu countryesken Schlenkern, wie sie einst von den BEATLES interpretiert wurden (Sawdust man) reichen. Der vorherige Track, Ballad of Wendy Baker hätte einem Paul McCartney in den späten Sechzigern auch gut zu Gesichte gestanden. Zarte Anklänge aus Bob Dylans Ideengut lassen sich zudem bei Wantin' her again kaum verleugnen. Am Schluss wird's gar wunderschön gospelig (Homeward bound). Ein gleichsam interessanter und frech forscher Genremix also, den wohl nur ein junger Dachs wie Ben Kweller so überzeugend, unverstellt und liebenswert hinbekommt.
Das Ganze ist sicher dem traditionellen Country-Ausflug eines Ryan Adams während seiner "Jacksonville City Nights"-Phase nicht unähnlich, wobei Ben Kweller auf etwas sparsamere Arrangements baut und generell nicht gar so melancholische Visionen im Auge hat und vor allen Dingen in seinem Kompagnon Kitt Kitterman, der seine Dobro-Slide und Pedal Steel wie ein Großer im Griff hat, einen ganz fetten Trumpf im Ärmel hat. "Changing Horses" darf man wohl als weiteren glänzenden Baustein in Ben Kwellers ambitionierter Karriere bezeichnen.