Porcupine Tree

Pure Reason Revolution

Berlin, Columbia Club, 05.07.2007

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 05.07.2007

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Columbia Club, 05.07.2007

Warum eigentlich schon wieder Columbia Club? Nachdem die Popularität von PORCUPINE TREE in den vergangenen Jahren langsam, aber kontinuierlich zugenommen hat, war dieser Auftrittsort für ca. 800 Nasen schon bei den vorherigen Gastspielen zu klein gewesen. Und diesmal fielen ja wieder einige Auftrittsorte weg, war man doch auf der Tour, abgesehen von den Festivals wie Hurricane und Southside außer in Berlin nur in Köln, Offenbach und Leipzig auf deutschem Boden zu Gange. Und gerade hierzulande ist die Fanschar nach der Veröffentlichung von "In Absentia" besonders sprunghaft angestiegen. Also wieder das Gefühl einer Sardine in ihrem Behältnis auskosten, zumal auch die support band PURE REASON REVOLUTION beileibe nicht mehr zu den unbekanntesten Acts zählt.

Vielmehr hat deren Debütalbum "The Dark Third" mächtig Staub aufgewirbelt in der Prog- und Art-Rock-Szene, vereint die Scheibe doch fließende, floydige Melodien mit hübschen kleinen Elektronik-Gimmicks und einem wirklich gelungenen, harmonischen, mehrstimmigen Gesang und klingt insgesamt, sehr weich, warm und, dem Thema entsprechend, zwischen Schlaf und Erwachen pendelnd, atmosphärisch sehr stimmig.

Pure Reason Revolution Pure Reason Revolution

Aber in der Liveumsetzung hapert es irgendwie - immer noch. Zwar nicht mehr ganz so hektisch und überlaut wie im Vorprogramm von BLACKFIELD, aber immer noch wirkt das auf der Bühne etwas harsch, fast ein wenig übermotiviert, es fehlen die sanften Passagen des Albums, die wie Watte einhüllen und damit die Kontraste, die die Musik von PURE REASON REVOLUTION erst so reizvoll machen. Da half dann auch der Disco-Schieber am Ende nicht mehr viel, obwohl ich bei einigen Damen jüngeren Alters gerade dazu begeisterte Reaktionen vernehmen konnte. Verstehe einer die Jugend.

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Nachdem PURE REASON REVOLUTION satte 50 Minuten gespielt hatten, war die Erwartungshaltung des dicht gedrängten Publikums im ausverkauften Columbia Club geradezu mit Händen zu greifen. Die Umbaupause dauerte nicht ganz so lange wie sonst und Steve Wilson war auch kommunikativer als gewohnt. So erläuterte er, dass man gedenke, das komplette "Fear Of A Blank Planet" zum Besten zu geben und darüber hinaus einige seltene Stücke aus dem umfangreichen Backkatalog spielen werde, um es sowohl für das Publikum als auch die Band selbst interessant zu gestalten. Das klang ja durchaus spannend, die komplette Vorstellung des aktuellen Albums ist ohnehin Tradition und war daher zu erwarten, aber letztlich sollte die Setlist ein wesentlicher Pferdefuss dieses Abends sein. Immerhin muss man Wilson ausdrücklich Dank dafür zollen, dass er einer Truppe italienischer Heranwachsender, selbst etwas genervt wirkend, Einhalt gebot, die unentwegt ihr selbst gefertigtes Pappschild mit Grüßen an Herrn Wilson von seinen römischen Fans hoch hielten, was angesichts der ohnehin herrschende Enge und daraus folgenden Sichtbeeinträchtigung nicht so wirklich witzig war. Was war in diesem Fall eigentlich mit der sonst so strengen Columbia-Club-Security?

Porcupine Tree Porcupine Tree

Porcupine Tree Procupine Tree

Los ging es natürlich mit Fear Of A Blank Planet. Ganz nett in seiner Direktheit und Härte, aber nichts Weltbewegendes und eigentlich nur ein Nachfolger des Songs Deadwing. Danach folgte immerhin Lightbulb Sun von der gleichnamigen Großtat, auf der sich so viele wundervolle Songs befinden, von denen freilich kein weiterer präsentiert wurde. Danach das aktuelle, eher belanglose My Ashes bevor es was für die Nackenbrecher-Fraktion gibt. Na ja, zumindest teilweise, dauert es doch ziemlich lange bis Anesthetize so richtig losbratzt um schlussendlich eine äußerst unelegante Vollbremsung hinzulegen. Klingt auf dem Silberling irgendwie äußerst unorganisch, da der Song uninspiriert auströpfelt und kommt live etwas besser zur Geltung, da hier nach dem plötzlichen Stopp dann auch Schluss ist. Immerhin ist der brachiale Mittelteil ohne Zweifel einer der (leider raren) Höhepunkte im Set.

Porcupine Tree Porcupine Tree

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Auch Open Car von "Deadwing" funktioniert mit seiner ausladenden Eingängigkeit und den härteren Riffs in der Strophe ganz ordentlich, auch wenn ich den Song nicht sonderlich spannend finde. Aber warum dann gleich noch Mellotron Scratch angehängt wurde? "Deadwing" ist nun anerkanntermaßen nicht gerade das Referenzwerk der Band und war insgesamt doch deutlich überrepräsentiert. Mit einer umfangreichen Ansprache leitete Wilson dann zu Drown With Me über, das nur auf der Bonus-CD zu "In Absentia" erschienen war. Und das nicht ohne Grund, gibt es doch wesentlich intensiveres Songmaterial auf diesem Album, das in der Relation an diesem Abend schmählich zu kurz kam. Nach Sentimental, man musste ja "Fear Of A Blank Planet" abarbeiten, also Augen zu und durch, dann einer der wenigen nachvollziehbar ausgewählten Songs, nämlich Blackest Eyes. Das kann man einfach immer hören. Ach übrigens: der Sound war in Ordnung, das Zusammenspiel schon fast zu perfekt und Gavin Harrison ist wirklich gar nicht so übel.

Porcupine Tree Porcupine Tree

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Aber diese merkwürdige Setlist: Warum nur Half-Light? Ein farbloses Stückchen Beigabe der Lazarus-Single von "Deadwing", früher hätte man so etwas B-Seite genannt. Und solche B-Seiten sind für gewöhnlich keine Riesenknaller, sonst wären sie ja wohl.Hoffnung kam auf, als das ewig nicht mehr live gespielte Sever von "Signify" angespielt wurde, aber ausgerechnet hier wirkte die Band etwas lustlos und fahrig, das Stück wurde regelrecht runtergeholzt. Das reguläre Set wurde abgeschlossen durch Way Out Of Here und Sleep Together vom aktuellen Release. Auch die Zugabe wurde letztlich enttäuschend, da konnte auch Even Less nichts mehr rausreißen. Mother And Child Divided mag ein passabler harter Psychorocker sein, trotzdem ist dieser Song (auch nur auf der Special-Edition von "Deadwing" erschienen) im direkten Wettbewerb deutlich schwächer als das vom Ansatz her vergleichbare Tinto Brass, das man schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf der Bühne erlebt hat. Zum Abschluss dann mit Halo ein smarter, groovender Song der Marke "ganz nett".

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Irgendwie wirkte das alles zu glatt, zu routiniert, zu seelenlos. Und die Setlist, wie schon mehrfach ausgeführt, war eine regelrechte Verschwendung angesichts der Vielzahl toller Songs, die PORCUPINE TREE noch im Köcher hat, aber dort beließ. Wie sehr würde man sich wieder einmal über Hatesong, Russia On Ice, Gravity Eyelids oder Radioactive Toy freuen, von Arriving Somwhere But Not Here (dem einsamen Lichtblick auf "Deadwing") ganz zu schweigen. Stattdessen gab es an diesem Abend nur die zweite bis dritte Wahl zu hören. Nicht einmal das zum "modernen Klassiker" avancierte Trains, auf den vergangenen Touren unverzichtbarer Bestandteil des Zugabe-Blocks wurde angeboten. Irgendwie wurde man den leisen Verdacht nicht los, die Songauswahl erfolgte in der Hoffnung, noch mehr der Special-Editionen und CD-Singles außerhalb der regulären Alben abzusetzen. Daher stellte sich zum ersten Mal deutliche Ernüchterung ein bei einem Auftritt von PORCUPINE TREE. Dem Großteil der Fans schien es gefallen zu haben, mir scheint der Workaholic Steve Wilson derzeit zumindest in einer Phase des kreativen Stillstands mit PORCUPINE TREE, nachdem man sich mit härterem Art-Rock etabliert, aber dabei offensichtlich etwas die Wurzeln der eigenen musikalischen Herkunft aus den Augen verloren hat. Insofern wirkte die missglückte Songauswahl auf mich wie ein Kind, das vor lauter Spielsachen nicht mehr weiß, was es mit sich anfangen soll. Schade.

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