Neal Morse

Berlin, Columbiaclub, 14.07.2006

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 14.07.2006

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Redakteur(e):

Peter Tenzler

Peter Tenzler


Berlin, Columbia Club, 14.07.2006

Mit Konzerten progressiv ausgerichteter Rockbands ist Berlin ja eher unterversorgt und tatsächlich scheint es so, als würden die meisten Progbands diese Stadt meiden wie der Teufel das Weihwasser. Doch heute ist alles anders, denn einer braucht letzteres nicht zu fürchten und bringt dieses sogar gleich mit, wenn auch in musikalischer Form. Und auch wenn dieser in dem folgenden dreistündigen Konzert sichtbar in seinen Glaubensbekenntnissen aufblühte, hatte man als Besucher kaum das Gefühl diese aufgezwungen zu bekommen und konnte sich so auch als nicht religiöser Mensch voll und ganz in die Musik stürzen.
Aber bevor es damit losging, erwartete uns erst einmal eine besonders angenehme Überraschung und diese gleich am Einlass. Die dort positionierte und mir bereits aus vergangen Konzerten bestens bekannte und immer besonders scharfe Security winkte uns diesmal ungewöhnlich freundlich herein und dies trotz auffällig mitgeschleppter Kameras. Auf unsere verdutzte Nachfrage kam dann die erleuchtende Antwort: Keine Verbote, Einschränkungen oder sonstige Auflagen. Nicht mal ein Blitzverbot wurde uns verordnet. Mit anderen Worten: Fühlt euch frei und habt Spaß. Mann, wenn das Schule machen könnte...

Neal Morse Drinnen angekommen, mussten wir nicht mehr allzu lange warten, denn pünktlich um halb neun ertönte das Intro und ein sichtlich gut gelaunter Neal Morse stürmte in Begleitung seiner Tourband auf die Bühne. Vor ihm ein versammeltes Heer begeisterter Fans, welche ihm sofort einen regelrechten Jubelteppich ausrollten, ja ihn fast wie einen Heiligen empfingen. Allerdings auch kein Wunder, die Sympathie die dieser Musiker seinen Fans entgegen bringt ist einfach unbeschreiblich. Doch kommen wir zum wichtigsten, der Musik. Im ersten Teil servierte uns Neal sein komplettes letztes Werk "?" und damit wirkliche Perlen wie The Fire, Solid As The Sun, 12, sowie die herzerwärmende Ballade Outside Looling Sun. Bei diesem etwas schwierigen Werk sicher keine leichte Aufgabe für die Musiker, haben doch auf dem Studioalbum spezielle Gastmusiker wie Roine Stolt (THE FLOWER KINGS) oder Mike Portnoy (DREAM THEATER) gehörig vorgelegt (neben weiteren nicht ganz unbekannten). Doch die Musiker hatten die Liveumsetzung hervorragend im Griff, zeigten sich zugleich als sehr gut eingespielt und gaben alles, um uns eine gelungene Show zu präsentieren.

Neal Morse Diese wurde zwischendurch für eine circa fünfzehnminütige Pause kurz unterbrochen, bevor es im zweiten Konzertteil mit ausgewählten Stücken aus dem vorletzten Album "One" weiterging. Den Anfang machte dabei das zeitlich ausufernde The Creation, dessen lange instrumentale Passagen trotz biblisch anmutender Melodien erfreulicherweise recht transatlantisch klingen. Mit im Programm hatte Neal heute auch seine Kinder, von denen vor allem Sohn Wil seinen ganz speziellen Auftritt hatte. Bereits zu The Man's Gone auf die Bühne geholt, durfte er bei The Cradle To The Grave mit seinem Vater im Duett singen, eine anschließende Umarmung von Papa inklusive.
Neal Morse Nochmal so richtig zur Sache ging es dann beim finalen Reunion, dessen eindrucksvoller Gesangspart viele ehrfurchtsvolle Züge auf die Gesichter der Fans zauberte. Diese forderte Neal dann auch auf mit einzustimmen, was die Sache noch eindrucksvoller erscheinen ließ.
Das ganze Album konnte Neal aus Zeitgründen letztendlich natürlich nicht spielen, ist dieses Werk doch immerhin mit insgesamt achtzig Minuten auch nicht gerade kurz.

Neal Morse Doch für das Beste mussten wir bis zum Zugabeblock warten. Wie vorher angekündigt, gab es hier endlich das sehnsüchtig erwartete Material aus Neals SPOCK'S BEARD und TRANSATLANTIC Zeiten. Los ging es mit den beiden TRANSATLANTIC-Balladen Bridge Across Forever und We All Need Some Light, wobei letztere von einem begeistert mitsingendem Publikum regelrecht gefeiert wurde. Danach folgten noch drei Songs aus dem SPOCK'S BEARD Album "Snow", bevor der Abend nach einer Netto-Spielzeit von über zweieinhalb Stunden zu Ende ging.

Fazit: Ein absolut gelungener Abend mit einem besonderen Musiker und einer Band deren Spielfreude schon richtig ansteckend wirkte. Daneben hatten wir auch Glück mit dem Sound, oder anders gesagt, die Crew hinter dem Mischpult widerstand erfolgreich dem Versuch, die Pegel in ohrenbetäubende Höhen zu treiben, was gerade in diesem Club immer schnell zu unangenehmen Verzerrungen führt.
Dagegen zuerst ein wenig enttäuschend war die Tatsache, dass heute nur geschätzte zweihundert Leute den Weg hierher gefunden hatten und der Club deshalb nicht mal zur Hälfte gefüllt werden konnte (Prog-Fans sind in Berlin bekannterweise nun mal dünn gesät). Doch zum Glück zeigten sich diese wenigen Anwesenden als ein wirklich auserwähltes Volk und sorgten so für eine phantastische, schon fast euphorische Stimmung, welche mit jedem vollbesetzten Konzert anderer Bands locker mithalten konnte.

Peter Tenzler, 28.07.2006

 

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