Subterfuge

Berlin, frannz-club, 04.05.2005

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 04.05.2005

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, frannz, 04.05.2005

Subterfuge Seit deutlich über zehn Jahren gibt es die Düsseldorfer Band SUBTERFUGE (die Anfänge reichen sogar bis 1988 zurück), die den Beweis angetreten hat, dass es jenseits der Kö nicht nur massenkompatiblen Punkrock (DIE TOTEN HOSEN) oder gestylte Elektonica (NEU, KRAFTWERK) gibt. Vielmehr haben SUBTERFUGE einen gepflegten, melancholischen Indiepop in Deutschland etabliert, der als Markenzeichen Schrammel-Gitarren, Texte mit einem Augenzwinkern und den einen oder anderen Pullunder und/oder Seitenscheitel im Bandgebilde vorzuweisen hat.
Doch während inzwischen die "Nachkommen" READYMADE (ok, die gibt es mittlerweile nicht mehr), VIRGINIA JETZT!, KLEE oder MILES doch recht erfolgreich sind, kamen SUBTERFUGE nie so richtig über den Status eines Geheimtipps hinweg. Mag dies an einer überschaubaren Zahl von Releases liegen (von 1993 ab bis heute vier Longplay-Veröffentlichungen, wenn man das Tribute-Album "Fabulous Friends" herausnimmt), an einer nicht allzu ehrgeizigen Marketingstrategie oder einfach an den Unwägbarkeiten des bösen Business. Denn auch im englischsprachigen Raum wäre eine derartige Band längst im Stande größere bis größte Hallen zu füllen, was die Vorbilder der Düsseldorfer TEENAGE FANCLUB, LEMONHEADS oder PREFAB SPROUT bewiesen. Aber hierzulande hat man erst in jüngerer Zeit einen etwas akademischen Indiepop lieb gewonnen (siehe obige Bands) - vielleicht zu spät für SUBTERFUGE.

Subterfuge Denn diese haben soeben mit "The Legendary Eiffel Tapes" ein deutlich reifes Werk hingelegt, das, sicherlich auch begünstigt durch die Abgeschiedenheit des Aufnahmeortes (man verschanzte sich auf einem abgelegenen Anwesen eben in der Eiffel), sehr viel ruhiger, abgeklärter und gelassener daherkommt als die Vorgänger. Und ebenso präsentierten sich SUBTERFUGE auch an diesem Abend im frannz-Club in Berlin. Vor einer eher ausgewählten, halbwegs intimen Anzahl an Besuchern (Band und Zuhörer kannten sich zum Teil, was die Stimmung weiter harmonisierte) gab es einen entspannten, sympathischen Auftritt der live mit Lorenz Naumann als Keyboarder, zusätzlichen Gitarristen und Backingsänger verstärkten Band. Logischerweise gab es sehr viel von den noch taufrischen "Eiffel Tapes" zu hören, so gleich zu Beginn Me And The January Girl.

Subterfuge Obgleich Lars Schmidt vorgab zu kränkeln, merkte man das seinem Gesang und Gitarrespiel nicht sonderlich stark an. Auf dem soliden, zurückhaltend gelegten Fundament von Kai Blankenberg am Bass und Daniel Klingen an den Drums übernahm zunächst Thomas Baumhoff das Zepter mit All That I Miss oder dem T-Shirt-Song. Letzterer vom Album mit dem grandiosen Titel "I Do Birds" (bitte jeder für sich übersetzen) aus dem Jahre 2001. Es folgten weitere zartbittere Momente aus den "Eiffel Tapes", wie I Think Of You When My Phone Doesn't Ring, It Always Gets Better oder Someone Else's Song.

Subterfuge Auch Autumn Leaves vom Erstling "Fabulous" schmiegt sich an wie ein sanfter Frühlingshauch, das famose No More Crooked Lines zieht dann das Tempo ein klein wenig an und gibt Lars Gelegenheit, einige wohldosierte Akzente mit seiner Gitarre zu setzen. Nach I Will Never Ever von der zweiten Veröffentlichung "Marc" (benannt nach dem früheren Drummer der Band), gibt es mit Swirled eine nahezu erlösende, noisige Eruption mit Rückkoppelungen satt und damit einen kantigen Ausgang des regulären Sets.
Natürlich gibt es eine ordentliche Zugabe, mit dem frenetisch bejubelten Closing Books entscheidet Lars den internen Wettstreit gegen Thomas, wer wohl das emotional tiefer gehende Stück über eine verflossene Urlaubsliebelei geschrieben hat, für sich (was Lars natürlich von Anfang an klar war).
Nach Meadow Fresh gibt es dann auch noch den Song, mit dem SUBTERFUGE in den USA wahrscheinlich nicht nur keinen Fuss auf den Boden sondern vermutlich einen üblen Prozess an den Hals bekommen hätten, wenn sie ihn dort als Single lanciert hätten: Fist Fuck Photo, entgegen des harschen Titels ein ebenfalls sehr zartbitteres, melodisches Lied.

Subterfuge Nach knapp neunzig Minuten war dann ein sehr relaxtes Konzert, prallgefüllt mit einfach schönen Indie-Pop-Melodien und -Harmonien, die die Jungs um Thomas Baumhoff offensichtlich nur so aus dem Ärmel schütteln, beendet und alle waren es zufrieden. SUBTERFUGE scheinen mehr denn je mit sich im Reinen und verzückten mit ihrer sympathischen Ausstrahlung, ihrem trockenen Witz und ihrer Natürlichkeit ein nicht so zahlreiches, aber glückliches Publikum. Und das ist doch ohne Zweifel sehr viel Wert, auch wenn sich der ganz große Erfolg für SUBTERFUGE wohl nicht mehr einstellen wird.

Ralf Stierlen, 09.05.2005

 

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