Berlin, Magnet, 09.07.2008 |
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Es ist schon ein Kreuz mit dem ollen Murphy und seinem Gesetz. Bei Konzerten zum Beispiel: Kommt man mal pünktlich, ist eigentlich davon auszugehen, dass zur besagten Zeit noch längst nix geht - da braucht es nicht mal Pete Doherty. Bei versehentlichen zehn Minuten Verspätung geht in der Regel aber bereits schon eine ganze Menge. Froh kann man dann sein, wenn es eine Vorband gibt.
Bei der "Red Of Tooth & Claw" Audienz der MURDER BY DEATH Herren mit Dame waren wir viel zu früh. Genügend Zeit also, um das putzige Indie-Publikum samt putziger Indie-Mode zu beäugen. Putzig wie gesagt: manche Dinge ändern sich (zumindest im Kern) nie.
Dass dem nicht nur in Mode- und Sozialfragen so ist, bewiesen dann auch MONDO FUMATORE. Aus Berlin übrigens und schon seit 1998 gemeinsam in der Musikwelt unterwegs sind Gwendolin und Mondomarc. Und so klingt es dann auch. Schwer nach SubPop, insbesondere nach einem Hauch der wunderbaren FASTBACKS und etwas nach JALE. Damals nämlich gab es noch reichlich Melodien mit gemischten Gesangsparts und gelegentlichen Rock-Ausbrüchen in der Musikwelt. MONDO FUMATORE haben dies bis nach heute hinübergerettet und mit einer Portion Electro angereichert.
Ein kleiner Fankreis hat sich unmittelbar vor der Bühne eingefunden. Ob da irgendwann noch richtig was geht nach all den Jahren, bleibt wohl aber auch nach diesem Abend offen.
Das mehrmalige Fragen, ob wir denn alle entspannt seien, hinterlässt zumindest bei meiner Wenigkeit ein paar Fragezeichen. Wenn ich entspannt sein will, dann bleib ich zu Hause in der Badewanne. Naja, die Sache mit der Publikumsinteraktion beherrscht halt nicht jeder aus dem Effeff.
Jemand der es ohne Frage drauf hat, ist MURDER BY DEATH Frontmann Adam Turla. Da kann er noch so klein und schmächtig aussehen. Mal abgesehen von seinem beeindruckenden Bart-Kotletten-Konstrukt besticht der vor allem mit seiner unerwartet kraftvollen Stimme, die er auch live scheinbar unangestrengt durch den Raum zu schicken vermag.
Das Quartett eröffnet mit dem dunkel-swingenden Ball And Chain vom aktuellen Album. Das gesamte Set wird getragen von den etwas jenseitig anmutenden Geschichten, verpackt in dunklem Americana, bitterem Swing, sattem Rock, sorgsam eingestreuter Qualität, die eigentlich in große Hallen gehört und etwas, dass Turla an diesem Abend den MURDER BY DEATH Ricky Martin Tango nennt.
Das Publikum jedenfalls strahlt eine Begeisterung aus, die sich auf die Band überträgt - oder war es umgekehrt?! Wie auch immer: Der gelungene Abend spiegelt sich nicht zuletzt in immerhin zwei Zugaben wieder, die sich die Fans einfordern.
Und wer genau aufgepasst hat, konnte sehen, wie die unnahbar anmutende, erhabene Cellistin Sarah Balliet gelächelt hat. Ja, in der Tat ein kleines Lächeln ist ihr hier im Berliner Magnet über das Gesicht gehuscht. Und auch die Fans können zufrieden sein und werden sich standesgemäß mit Whiskey statt mit Wein an diesen Abend zurück erinnern. Irgendwann sind eben alle Songs gespielt.