Rausch

Mamasweed

Berlin, Mudd Club, 10.05.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 10.05.2004

Links:

Mamasweed Homepage



Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Mudd Club, 10.05.2004

In Berlin-Mitte ticken die Uhren ein wenig anders. Der Mudd Club verzichtet auf jegliche Werbung oder Hinweisschilder und doch trudeln so nach und nach einige Leute ein, um die local heroes MAMASWEED und die tatsächlich auch noch existenten RAUSCH aus Köln zu sehen. Angekündigt waren auch noch UTOPIATE, aber die kamen dann aus mir nicht bekannten Gründen doch nicht.
Sehr freundlich mit Handschlag begrüßt, pflanzten wir uns erstmal auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten und harrten der Dinge, die da kommen mögen. Den DJ fand ich persönlich zwar einigermaßen daneben, denn sein deutlich punk- und corelastiges Repertoire passte eigentlich gar nicht zu den Bands, aber was soll's.

Mamasweed

Irgendwann war es soweit und es standen ziemlich viele Leute auf der kleinen Bühne. Ich zählte drei E-Gitarren und dachte mir, nein, das geht so rockig und heftig zur Sache, das können eigentlich nicht MAMASWEED sein (der Gesang war aufgrund technischer Probleme am Anfang schlichtweg nicht zu hören). Aber dann kam Mr. Indian Summer Jam und nun war es klar - die Jungs vom Paul-Lincke-Ufer hatten ihre auf Platte etwas zirpende und fiepende Siebziger-Jahre Psychedelia-Rock-Melange live in eine deutlich elektrischere, härtere Grooverockmucke umfunktioniert. Zwar klappte außer dem Gesangsmikro auch der eine oder andere Break und Übergang noch nicht ganz so flüssig wie es sein sollte, aber mit der Zeit animierte der Groove das Publikum doch zum Abtanzen, so beim Funk-Brenner Baby it's you oder auch bei einer weiteren Reminiszenz an die Fab Four, Get back.

Mamasweed

Die Stimmung wurde immer besser und wuchs sich zu einer richtigen Heimspielatmosphäre aus, so dass MAMASWEED um eine Zugabe nicht umhin kamen, was ja für einen Support auch nicht gerade die Regel ist. Trotzdem finde ich, dass mit der härteren Liveumsetzung der Musik ein bißchen das Spezielle an der Musik von MAMASWEED verloren geht, wie sie sich auf der Scheibe darstellte, als kontemplatives, experimentelles Jammen. Naja, die Band wird schon noch das richtige Maß finden, Potential haben sie auf jeden Fall.

Rausch

Erfreulich gut gehalten haben sich, trotz längerer Funkstille, die Kölner Alternativerocker von RAUSCH, die für mich schon immer die besseren FURIES waren: Härter, dreckiger, gleichzeitig geschmeidiger und trotz schöner Melodien nicht so "kommerziell", will heißen stilistisch so vielfältig, dass sie sich eigentlich jeglicher in Deutschland so beliebten Schubladen-Einsortierung entziehen.
Angesichts ihres, man kann wohl sagen Comebackversuchs mit dem neuen Album "Flashback", das neben dem besten von früher auch einige neue Songs enthält, ist mal wieder Touren angesagt. Und die Maschine läuft noch immer ziemlich gut geölt: Als Opener gleich Holiday from myself, gab es natürlich die Klassiker wie Soft anarchy, das genial-gänsehauterzeugende Rain, das wirklich zeitlose Eternity, Soldiers of love oder auch das ganz frühe It's a beautiful day aus den Gründertagen der Band, von denen nur noch Sänger und Mastermind Peter Sarach übrig ist. Ansonsten wurde das Personal im Laufe der Zeit ganz gut durchgewechselt, Wolly Düse an den Drums ist immerhin schon ein Weilchen dabei, aber Thorsten Dohle an der Gitarre und Bandküken Jochen Rohde am Bass sind noch relativ frisch, haben sich aber schon bestens eingefügt.
Von Dohle stammt auch der sehr atmosphärische, bläulich eingefärbte November song, den es auch zu hören gab. Überhaupt bewiesen auch die Neuheiten wie auch Dead europeans oder Who killed Chet Baker, dass es RAUSCH immer noch gelingt, außergewöhnlich stimmige Alternative Songs zu schreiben. Und live leben die Jungs, allen voran Peter Sarach, einfach den Rock.

Mit Love ist just a drug (a propos: während RAUSCHs Auftritt, die vehement, aber trotzdem wenig überzeugend bestritten, irgend etwas mit Drogen zu tun zu haben, als sie den einschlägigen Gruch wahrnahmen, gaben sich MAMASWEED gepflegt die Kante und ließen die Doobies kreisen), Expectations oder Give me back my energy stieg der Stimmungspegel nochmals gewaltig an und so ließ es sich denn ein sichtlich auf seine Kosten kommender gewisser Ben Becker (der ja neben der Schauspielerei immer wieder Musik macht und in Berlin eine Location namens "Trompete" führt) nicht nehmen, beim obligatorischen PLASTIC-BERTRAND-Cover Ca plane pour moi an den Vocals miteinzusteigen.
Schön, dass diese Band die Neunziger überlebt hat und in solch toller Form wieder zurück ist.

Ralf Stierlen, 18.05.2004

 

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