The Ocean

Berlin, Mudd Club, 15.07.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 15.07.2004

Links:


Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Mudd Club, 15.07.2004

Mudd Club Ja, der Mudd Club ist nur von Eingeweihten zu finden, weder ein Hinweisschild noch gar irgendwelche Programmankündigungen belasten den Blick des durch die Große Hamburger Straße schlendernden Passanten. Deshalb griffen die Schlagwerker Torge und Gerd von THE OCEAN auch zur Selbsthilfe und brachten an der immerhin vorhanden großflächigen Beleuchtung via Klebestreifen die notwendigen Informationen an. Trotzdem plätscherte das Volk der Konzertwilligen eher zäh in die Gemäuer des alten Kellers, bis plötzlich eine etwa 40 Köpfe zählende Touristengruppe bestehend aus amerikanischen Teenagern den Raum füllte.
Die Support Band TORCHOUS nutzte die Gunst der Stunde und begann ihren Set, der zwischen etwas sperrigem Alternativerock und Emocore pendelte und mich nicht sonderlich mitriß.

Leider waren die lärmigen Teenies nur gekommen, um ein bißchen Berliner Underground-Atmosphäre zu schnuppern, hatten nicht mal Eintritt bezahlt und machten sich bald wieder vom Acker. Ich nehme an, dass das vom Mudd Club so organisiert war (getrunken wurde von den Kiddies ja auch einiges), finde aber sowas vorsichtig ausgedrückt reichlich bizarr und den Musikern gegenüber nicht gerade respektvoll.
Bis dann endlich THE OCEAN auf der Bühne standen war es nicht nur schon Geisterstunde, sondern auch deutlich geleert. Aber die Band ließ sich nicht einschüchtern, man macht ja nicht unbedingt Partymusik mit abtanzenden Zuschauern (siehe auch unser Interview).

The Ocean Als einigermaßen abgeklärten langjährigen Konzertbesucher wirft mich ja nichts mehr so leicht aus der Bahn, aber was THE OCEAN live zu bieten haben ist wirklich mehr als beeindruckend. Zwei Hyperdruckgitarren [neue Marke? Red.], bedient von Mastermind Robin Staps und Andreas Hillenbrand, ein doppeltes Percussiongewitter und zwei Sänger, Gerd Kornmann eher konventionell und Markus Gundall für die heftigeren Grindcore-Töne, entfachen ein Soundgebilde tiefer als der Mariannengraben, druckvoller als ein Tsunami und aufwühlender als die sturmgepeitschte Nordsee. Dazu liefert Nils Lindenhayn die kongenialen Lichteffekte, zusätzliche optische Untermalung gibt es durch eine Jonglage mit Leuchtkugeln und Gerd Kornmann mit funkensprühenden Flexeinlagen.

The Ocean Die mehrminütigen, teils feingliedrigen, meist brachialen Klangkaskaden, die sich an herkömmliche Songstrukturen nur gelegentlich anlehnen, gehen ohne Pause und ohne Ansagen ineinander über und bilden ein faszinierendes Gesamtkunstwerk, ganz im Sinne der Intention der Band, vor dem Auge des Zuschauers im Prinzip einen Film ablaufen zu lassen. Trotzdem wird keine verkopfte Avantgarde geboten, sondern immer noch greifbare, nachvollziehbare Musik, nur eben etwas härter, konsequenter, vielschichtiger und damit interessanter als sonst üblich.
Nach etwas mehr als einer Stunde sind zum Ende der Show zwar fast mehr Leute auf der Bühne als im Publikum, aber wer dabeigewesen ist und THE OCEAN noch nicht kannte, kann sicher sein, eine der vielversprechendsten und faszinierendsten jungen Bands Deutschlands gesehen zu haben (wobei ich den nationalen Aspekt nicht so betont haben möchte - mir fällt auf Anhieb auch aus Übersee nicht sehr viel ein, was an THE OCEAN heranreichen würde).

Angesichts der anstehenden Tour kann man für alle (Rock-)Musikinteressierten nur empfehlen: Hingehen, hingehen, Freunde mitnehmen und Hingehen.

Ralf Stierlen, 16.07.2004

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music