Siena Root

Liquid Visions

Berlin, Rosi′s, 06.05.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 06.05.2004

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Rosi's, 06.05.2004

Bisher war ich noch nie im Rosi's, aber da es nur wenige Hausnummern von der Rockfabrik Halford in der Revaler Strasse liegt, dachte ich, wird ja zu finden sein. Also entlanggeschreddert, plötzlich Niemandsland, also umdrehen und wieder zurück. Nein, nichts zu sehen, das so aussieht als könnte dort menschliches Leben zu finden sein oder ein Konzert veranstaltet werden... aber halt: Da läuft jemand mit 'nem Gitarrenkoffer. Mal schauen: Der geht in ein Barackengelände hinter einem wenig einladenden grauen Tor. Und richtig: Da kleben ein paar Plakate nebenan und da ist mit Sprühfarbe eine schwarze 29 auf die Mauer gemalt.
Also hinein in ein bemerkenswertes Fleckchen Friedrichshainer Hinterhofatmosphäre mit halbzerfallener Baracke, dem Rosi's als noch nicht zerfallener Baracke und vorbeiratternder S-Bahn zwischen Ostkreuz und Warschauer Platz.
In der guten Stube kommt man sich dann wirklich vor wie im Wohnzimmer: Nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der vereinzelt umherstehende Polstermöbel. Auch ganz schön, im weichen Sessel auf die Bands warten.

Liquid Visions Die eigentlich (zumal in Berlin) bekannteren LIQUID VISIONS supporten heute und beginnen daher so kurz nach 22.30 Uhr.
Mit der letzten Veröffentlichung "From the cube" bekam der Psychedelic Space Rock des Fünfers ja ein paar härtere Kanten zugesetzt, wie Moonspell, To be real und Out of this room auch on stage bewiesen.
Da sie heute "nur" als Support auftraten, mussten HP Ringholz, Kiryk Drewinski, Dave Schmidt, Chris Schwartzkinsky und Katja Wolff die langen, ausufernden Stücke und Jams weglassen und sich größtenteils etwas griffigeren Sachen beschränken. Natürlich bedeutete das aber immer noch fuzzy Garagen-Rock im psychedelischen Sound der frühen Siebziger. Mit Thing in E und Magic potion kamen sogar noch zwei Stücke des ersten Releases von 1998 (wobei die Aufnahmen darauf bis ins Jahr 1995 zurückreichen) zu Gehör, ebenso wie State of mind, Waste oder Be'Lieve von meiner Lieblingsscheibe der Band, "Hypnotized".

Liquid Visions Mit der Unterstützung von Freshlight, deren Diashows das ganze in die passenden Farblandschaften und surrealen Formen und Gebilde tauchte, entstand eine herrlich entspannte und dennoch anregende Stimmung, die auch durch die eine oder andere süßlich duftende Rauchware angereichert wurde.
LIQUID VISIONS leben einfach in ihrem musikalischen Paralleluniversum mit den Fixsternen PINK FLOYD, YES aber auch GRATEFUL DEAD und Blues-, Stoner- und Hardrockeinflüssen. Ein Konzert ist keine stupide Nummernrevue sondern ein richtiges Happening, bei dem ständig neue Wendungen auftreten können, die Musiker sich gegenseitig inspirieren und sich Bälle zuspielen, eben in guter Jamtradition der großen Experimentalrockzeiten. Dabei bleibt jedoch dank dem erdigen Gitarrensound durchaus eine Bodenhaftung erhalten.
Nach gut anderthalb Stunden bildet Interstellar Overdrive den kongenialen Abschluss für diesen Auftritt.

Siena Root Eine echte Überraschung waren dann für mich SIENA ROOT, hatte ich von dem schwedischen Vierer, immerhin auch schon seit 1997 unterwegs, noch nicht allzu viel gehört. Die bewußte Namenswahl spiegelt schon recht deutlich die Musik der Band wieder: Zum einen die mit der toskanischen Stadt Siena in Verbindung zu bringenden, schillernden, aber doch erdbetonten Farben und die Betonung und Rückbesinnung auf die Wurzeln der zeitgenössischen Rockmusik. Folglich bietet sich eine Melange aus 70er Jahre Hardrock, schwerem Bluesrock, ein wenig funkiger Soul und Stonerelementen. Der hervorragende Sänger Oskar sorgt dabei außer mit seiner Stimme (ein wenig an Gary Moore erinnernd, aber mit viel mehr Soul) durch den Sound seiner Hammondorgel für die nötige Wärme, während Drummer Love und Bassist Sam Riffer (was für ein passender Name!) für das solide Fundament zuständig sind.

Die Gitarrenarbeit von K.G. West steht unter dem Motto "Am Anfang war das Riff", so dass geradezu klassisch anmutende Hooklines die Ausgangspunkte für die stark blaugetönten solistischen Exkursionen sind. Trotz deutlich vorgerückter Stunde läßt sich das Publikum von der saftig-kraftvollen, erdigen Rockshow begeistern, so dass eine richtig prächtige Stimmung in der kleinen Hütte aufkommt.
Schön finde ich, dass auch die LIQUID VISIONS bis tief in den frühen Morgen bei den Klängen von SIENA ROOT abfeiern. Das war wirklich ein tolles Livepackage für alle Freunde der guten, handgemachten Rockmusik der siebziger Jahre.

Ralf Stierlen, 10.05.2004

Bilder: Peter Tenzler, 06.05.2004

 

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