Bloodhound Gang

Electric Eel Shock

Berlin, SO 36, 10.08.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 10.08.2004

Links:


Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Berlin, SO 36, 10.08.2004

Am schätzungsweise mit Abstand wärmsten Tag des Jahres hatten sich die Pubertätsrocker aus Philadelphia, die BLOODHOUND GANG, angesagt, um beim Berliner Publikum nicht in Vergessenheit zu geraten. Denn neues Material ist derzeit noch nicht in Sicht und im Vorfeld bestand die wesentlichste Leistung der Jungs umd Sänger Jimmy Pop Ali darin, gemeinsam mit dem Sponsor, einem Kräuterlikörhersteller, der einstmals die Trikotwerbung in der Fussballbundesliga etabliert hat, die Miss Arschgeweih 2004 zu küren.
[Hiermit erlässt die kaiserlich bayrische Redaktion folgendes Dekret: 1. Keinem HoM-Mitarbeiter ist es erlaubt, vor oder während einem dienstlich besuchten Rockkonzert Kräuterliköre oder ähnliche Substanzen zu sich zu nehmen! 2. Fussball und seine kommerziellen Auswüchse werden nicht mehr erwähnt! 3. Was zum Geier sind Arschgeweihe??? Doch nicht etwa die schicken Tattoos auf manchem verlängertem Rückgrat?]

Aber zunächst sollte ja noch der Support Act in Form von ELECTRIC EEL SHOCK kommen.
Wie immer mit einer unglaublichen Energie und Riesenspaß bei der Sache rockte das Nippon-Trio ordentlich das proppenvolle Haus. Mittlerweile sind die eifrigen Livemusiker (siehe auch unser Interview), traumhaft aufeinander abgestimmt und auch der Sound kam wirklich gut rüber (wiewohl man bei einem Trio auch nicht viel falsch machen sollte bei der Abmischung).
Die Show war wie üblich geradezu comichaft überdrehtes Rockposing (der Weltrekord im Teufelszeichen zeigen dürfte Akihito & Co. sicher sein) inklusive hüpfen, auf PA klettern, in Positur stellen, Saiteninstrumente über dem Kopf halten (die Gitarre muss natürlich eine Flying V sein) und der exzessive Gebrauch der Worte "Rock'n'Roll". Höhepunkt ist dann immer wieder der auch für die übrigen Bandmitglieder unerklärliche Strip des Drummers.
Musikalisch gab es die Quintessenz von "EES Go America" bzw. "EES Go Europe" (das Stück Bastard wurde natürlich George W. Bush gewidmet), also guten alten Hardrock mit heftigem Garagenanstrich, live noch ein gutes Pfund wuchtiger und intensiver als auf Konserve (so nach dem Motto: Musik von EES auf CD ist ein sättigender, durchaus schmeckender Eintopf, aber EES live sind ein echtes Filetstück).
Etliche Leute waren auch in erster Linie wegen EES gekommen, was unterstreicht, welchen Ruf sich die Band gerade in Deutschland mittlerweile erarbeitet hat. Ein klasse Auftritt.

Inzwischen war das SO 36 längst keine Sauna mehr, auch kein Backofen, sondern ein veritabler Hochofen. Nach einer unter diesen Umständen qualvoll langen Umbaupause stand dann endlich die BLOODHOUND GANG auf der Bühne. Ohne viel Schmöckes gab es eine Art Best of Programm mit den altbekannten Klassikern wie Lift Your Head Up High And Blow Your Brains Out, I Wish I Was Queer So I Could Get Chicks, The Bad Touch, The Ballad Of Chasey Lane oder Along Comes Mary.
Entgegen sonstigen Gepflogenheiten verzichtete die Band auf ihre gefürchteten Showeinlagen wie Rülpsen, Sauerkrautwettessen oder die Aufforderung an das Publikum, sich auf der Bühne zu entkleiden. Mutmaßlich war es auch der BLOODHOUND GANG einfach zu heiß. Immerhin durfte o.g. Miss Arschgeweih, eine 25-jährige Berliner Polizistin, auf die Bühne und Bassist Evil Jared Hasselhoff trank eine nicht gerade kleine Flasche des Sponsors auf ex.

Aufgrund der Temperaturen musste praktisch jeder im Publikum mal vor der Tür flüchten um sich abzukühlen, dennoch blieb die Stimmung ziemlich ausgelassen (gemeinsam wurde "America sucks" skandiert, rätselhafter Weise gefolgt von "Turkey sucks" und "Switzerland sucks").
Man wird abwarten müssen, ob die BLOODHOUND GANG in der Zukunft musikalisch eine Rolle spielen wird, für die Endneunziger haben sie mit ihrem Gemisch aus Nu-Metal mit Popappeal und sogar leichten Euro-Disco-Anleihen abseits ihres analhumoristischen Textguts den passenden Soundtrack geschaffen, der mittlerweile aber doch etwas in die Jahre gekommen ist. Gleichwohl reicht es immer noch für ein unterhaltsames Konzert (wenn man irgendwelche Niveaugrenzen außer Acht lässt), wenngleich der Abend im SO 36 angesichts der äußeren Umstände fast schon einem Survivaltraining glich.

Sorry, keine Fotos. War einfach zu heiß und zu voll.
[Wenigstens ein Foto von der Miss Arschgeweih hättest Du uns mitbringen können. Wer hat schon jemals eine Bullette mit Geweih gesehen? Red., enttäuscht]

Ralf Stierlen, 18.08.2004

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music