Berlin, Wild At Heart, 17.03.2004 | |
Mitten im Zentrum Kreuzbergs am Görlitzer Bahnhof im Wild at Heart in der Wiener Straße (nur wenige Schritte von der ehemaligen Keimzelle der alljährlichen "Berliner Maifeierlichkeiten", dem Madonna, entfernt) luden die local heroes von MIAMI GOLEM zur Record-Release-Party ihres neuen Werkes "Yeah whatever".
Zunächst jedoch waren als Support die vier Hannoveraner von KJU an der Reihe. Die seit 1999 bestehende Band spielt Alternative Rock der härteren Art mit deutlichen Anleihen bei Nu Metal und Emo, irgendwo zwischen BOYSETSFIRE, den EMIL BULLS und den DEFTONES.
Sänger Tobias Hartwig machte wiederholt seine Scherze bezüglich der Tabellensituation von Hannover 96 und Hertha BSC ("wir machen es uns da unten gemütlich") und wirkte recht locker.
Der Sound war leider im Schlagzeugbereich etwas zu vordergründig, dafür war Bassist Sven-Olaf Hüner kaum zu hören. Dieses Manko wurde durch Spielfreude und Qualität der Songs einigermaßen wettgemacht, insbesondere Burn the ashes ist ein veritabler Ohrwurm.
Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause waren dann die Labelgenossen (beide Bands sind bei Swellcreek unter Vertrag) MIAMI GOLEM an der Reihe.
Die Berliner zelebrieren ihren Postpunk-Emocore nun schon seit Sommer 2001, in dieser Zeit wurde die EP "Support your local bluesband" veröffentlicht und jetzt eben "Yeah whatever".
Der Sound war nun wesentlich druckvoller und ausbalancierter, wenngleich natürlich nicht lupenrein, aber immerhin authentisch.
An den Vocals wechseln sich bei MIAMI GOLEM Christoph Güttel, gleichzeitig Gitarre, und Bassist Martin Rohlfing ab, was ich persönlich begrüße, da mir Christoph Güttel etwas konturlos und blass als Sänger erscheint, bei Rohlfing ist mehr Druck dahinter, aber auch größere Variabilität.
Beim Songmaterial fällt auf, dass die neueren Songs irgendwie direkter auf den Punkt kommen, eingängiger und runder ausfallen, die Band also auch in Sachen Songwriting entwicklungsfähig ist, wobei inzwischen schon wirklich ein recht beachtliches Level erreicht wurde. Songs wie Nike boy oder Disorientation können sich ohne weiteres am internationalen Standard messen lassen.
Die Sounds gehen in Richtung HARMFUL, UNSANE, QUICKSAND oder HELMET, die Band aus dem Berliner Wedding ist auf dem richtigen Weg und darf hoffen, mit "Yeah whatever" und einer bald anstehenden Deutschland-Tour ein noch größeres Publikum zu erreichen.