Beth Hart My California, Mascot Records, 2010 |
Beth Hart | Piano, String Parts, Keys, Lead Vocals, Background Vocals | |||
Rune Westberg | Guitars and Bass | |||
Frederik Bokkenheuser | Drums | |||
Nathaniel Webb | Guitars | |||
Stephan Galfas | Guitars and Keyboards | |||
Special Guest: | ||||
Slash | Guitar on Sister Heroine | |||
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01. My California | 07. Sister Heroine | |||
02. Life Is Callin' | 08. Take It Easy On Me | |||
03. Happiness ... Any Day Now | 09. Like You (And Everyone Else) | |||
04. Love Is The Hardest | 10. Everybody's So Sober | |||
05. Bad Love Is Good Enough | 11. Weight Of The World | |||
06. Drive | ||||
Mit einem "völlig anderen Ansatz", wollte Beth Hart an ihr neues Album herangehen. Eine Art "Konzeptalbum" - war zwar nicht geplant aber - ist "My California" geworden. Rune Westberg, ihr Produzent bereits bei "37 Days", ermutigte sie, statt der vielen Stilwechsel auf ihren vorangegangen Alben, in "einer musikalischen Farbe" zu bleiben.
So entstanden die Songs für "My California" praktisch alle in kleinem Kreise, wurden geschrieben und in intimer Atmosphäre von Beth Hart zum Piano eingesungen. Erst danach wurden die restlichen Instrumente "drum herum" gebaut. Das mag den puristischen Rock-Fan jetzt nicht sonderlich begeistern, aber es sei euch gesagt: Man merkt nichts davon und das Album klingt alles andere als steril. Beth Hart ist jedenfalls vom Ergebnis sehr angetan und will auch künftig ihre Songs entweder live mit Band einspielen, oder eben den Gesang zuerst.
Das Album ist auch eine Aufarbeitung und Erzählung ihres eigenen Lebens und lässt auch Einblicke in das Seelenleben der Kalifornierin zu. Geriet My California deswegen so melancholisch, weil Beth seit fast 10 Jahren nicht mehr in ihrem Heimatland getourt ist? Der Gedanke und das Gefühl liegt äußerst nahe. Leicht sphärisch, liefert der Song doch die passende "Ouvertüre" für dieses Album.
So ganz langsam, wird es mit Life Is Calling etwas "heller", die vibrierenden BEATLES-Töne im Hintergrund liefern die passende Ergänzung zu Beth' Pianospiel und diese Ballade schwingt sich zu einem richtigen Ohrwurm auf, der uns schon bald per Radio im Auto begleiten dürfte. Oder als immerwährende Melodie im Kopf.
Dass man so einen Vulkan, wie Beth Hart, nicht ständig unter Verschluss und Kontrolle halten kann, deutet sich mit Happiness ... Any Day Now bereits an. Nicht nur die Gitarren legen an Schärfe und Rauheit zu, auch die Stimme der Dame legt an Kernigkeit zu. Das erinnert schon an die besten Tage von Sheryl Crow, wobei die selten bis nie so markerschütternde - zeppelinesque - Schreie losgelassen hat, wie Beth im Mittelteil dieses Songs. Das hat dann schon mehr von Dana Fuchs. Kommt richtig gut!
Es bleibt trotzdem noch eher gemächlich, mit dem folgenden Love Is The Hardest, wenn auch auf die angenehmste Weise. Herrlich komprimiert-verzerrtes Gitarrenthema und Beth' hervorragende Stimme machen es leicht auch diesen Song nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen. Ein wundervolles Stück Country-Rock folgt mit Bad Love Is Good Enough. Toll klingenden Gitarren. Leicht träumerisch-melancholischer Gesang und der vergebliche Wunsch "I wish I could hate you". Auch hier fallen einem reihenweise Kolleginnen ein, die in ähnlichem Metier zu Hause sind. Die INDIGO GIRLS beispielsweise.
Für Drive werden wieder etwas heftigere Gitarren, mit straighten Riffs, eingesetzt und auch Beth steigert sich im Laufe des Songs etwas mehr. Die Grundstimmung bleibt aber noch etwas zurückhaltend. Was sich auf der Bühne bald ändern dürfte, denn Beth hat bereits angekündigt, dass live bei ihr auch "weiterhin die Post abgeht".
Vorher müssen wir - und Beth - aber noch durch den sehr emotional-sentimentalen Song Sister Heroin, in dem Beth Hart den Tod ihrer vor 14 Jahren an Heroin gestorbenen Schwester aufarbeitet. Trotz des Themas, schwingt sich der - durchaus auch rockige - Song zu einer kleinen Hymne auf und im Hintergrund sorgt ein Altbekannter für die singende Lead-Gitarre: Slash.
Nichtsdestotrotz, hätte ich mir dann doch mal etwas Fetzigeres gewünscht als Take It Easy On Me. Wofür der Song an sich nichts kann, der ist durchaus eine tolle Klavierballade, der - für sich genommen - den meisten Sängerinnen äußerst gut stehen würde.
Dass auch Beth Hart eine Vergangenheit hat - und zwar eine nicht immer erfreuliche - wird eindrücklich in Everybody's So Sober aufgearbeitet, wo ihr Drogenerfahrungen in den Refrain "Everybody's sober and I'm still high münden. Dass es da musikalisch auch etwas derber zugeht, ist so passend wie vorhersehbar. Zu welchen stimmlichen Erdbeben Beth fähig ist, deutet sie hier beeindruckend an. Lärmt gut!
Ihr "wichtigstes Stück", auf diesem Album, ist für Beth Hart das abschließende Weight Of The World, in dem sie es endlich schafft, ihre schwierige Beziehung zu ihren Eltern in Worte zu fassen, jene zu verstehen und das ins Reine zu bringen. Klar, dass das sehr emotional abläuft. Am Ende singt Beth sehr bewegend: "I am your daughter, I'm coming home". Gänsehaut garantiert. Der Kommentar von ihrem Daddy, nach dem Hören des Songs: "Gut gemacht, Kind".
Das kann der Hörer auch zu diesem Album sagen. Es ist nicht die Rockscheibe und der Powersound, zu dem diese Sängerin erwiesenermaßen fähig ist, aber trotzdem eine sehr intensive und ansprechende CD, von denen uns einige Songs noch ganz lange begleiten werden. Und das auch zum nächsten Konzert von Beth Hart, denn - wie alle großen Künstler - man muss diese Frau live erleben.