Betontod

GlaubeLiebeHoffnung

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.02.2010
Jahr: 2010
Stil: Punk

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Betontod
GlaubeLiebeHoffnung, Antirockstar Ind., 2010
Frank VohwinkelGitarre
Oliver MeisterGesang
Adam DeraBass
Mario SchmelzGitarre
Maik FeldmannSchlagzeug
Produziert von: Betontod Länge: 48 Min 29 Sek Medium: CD
01. Nichts08. Ewigkeit
02. Stich ins Herz09. Land in Sicht
03. Stadt ohne Licht10. Club der Reichen
04. Alphatier11. Sexy Blutsommer '89
05. Ohne Standpunkt12. Faktor Mensch
06. Leb Dein Leben13. Nimmerland
07. GlaubeLiebeHoffnung14. Widerstand

Rheinberg am Niederrhein - da bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen, habe noch länger dort gelebt und bin heute froh, es nicht mehr tun zu müssen. Claudia Schiffer stammt aus dieser Kleinstadt (... stand mal in der örtlichen Buchhaltung neben mir. Boah ey, ist die groß!) und der Name Underberg ist ebenfalls ein Begriff. Das Textilwerk ist seit Jahrzehnten geschlossen, die nahegelegenen Kohlebergwerke ebenfalls und ansonsten herrscht überwiegend Tristesse pur.
Meine Eltern wohnen noch in Rheinberg und im Keller ihres Mietshauses klebte an einer Türe mal ein Aufkleber mit dem Namen BETONTOD. Ob das vielleicht heute noch der Fall ist - ich weiß es nicht!

Das beschauliche Rheinberg ist die Heimat von BETONTOD. Die Band spielt deutschen Punkrock und ist damit in einem Genre zu Hause, welches nicht gerade ein Favoritendasein in meiner Geschmackswelt darstellt. Klar, ob Hosen, Ärzte oder Onkelz, man kennt es halt und weiß deren Musik zu schätzen, aber dann? Viele Acts kommen oft nicht mal an die Grenze zur zweiten Liga heran, was häufig auf mangelhaftes Songwriting und lausige Produktionen zurückzuführen ist.
"GlaubeLiebeHoffnung" ist das vierte Studioalbum der Gruppe und das erste, welches mir zu Gehör kommt. Und... ich bin positiv überrascht. Astreiner Sound, überwiegend gelungenes Songmaterial mit viel Melodik, mächtig Drive und prägenden Hooklines. Dazu herausragende Arrangements und Gitarrensoli, welche das übliche Szene-Geschrappel weit hinter sich liegen lassen. Phasenweise erinnern mich BETONTOD eher an die altehrwürdigen ABWÄRTS als an die Onkelz.

Das Quintett ist in der Punk-Szene geerdet, vermag jedoch aufgrund seiner durchdachten Texte und einer erstaunlichen musikalischen Offenheit auch bei Metallern oder Anhängern des traditionellen Rock punkten. Die Arrangements fallen klar und strukturiert aus. Der durch die bestechende Produktion entstandene Druck sowie die durchdachten Songstrukturen lässt die Gruppe außer bei Punks wohl ebenfalls bei Schwermetallern oder Deutschrockern Punkte sammeln.
Seit nunmehr elf Jahren veröffentlichen BETONTOD Tonträger und haben in der Zwischenzeit mehr als 500 Konzerte auf dem Buckel, darunter Gigs mit Punk-Helden wie THE EXPLOITED oder COCK SPARRER (Running Riot) sowie Co-Headliner-Positionen auf diversen Festivals.

Als Anspieltipp empfiehlt sich das mit akustischen Gitarren durchzogene Land In Sicht, welches mit seinem prägenden, elektrifizierten Refrain locker zu den besseren Singles der Düsseldorfer Altbier-Vernichter um Campino aufschließen kann.
Bereits die ersten Akkorde vom Einsteiger Nichts zeigen deutlich an, wohin die Reise geht. Straight forward mit treibenden glasklaren Gitarren, polternden Drums und einem weit über dem gewohnten Level liegenden Sänger. Oliver Meister legt mitreißende Gesangslinien hin und trägt dadurch entscheidend zum massentauglichen, aber niemals kommerziell-anbiederndem Werk der Niederrheiner bei. Wer's nicht glaubt, möge die zweite Runde mittels Stich ins Herz einläuten und zu der Feststellung gelangen, dass BETONTOD sich mit einem Groove durch "GlaubeLiebeHoffnung" rocken, welcher einen unwiderstehlich mitwippen lässt.
Stadt ohne Liebe überrascht durch ein Streicher-Intro und das verlangsamte Tempo betont die aufkommende Dramatik umso mehr. Zwar hat man hier etwas nahe bei den TOTEN HOSEN gebaut, doch es soll schon Schlimmeres gegeben haben. Das Alphatier nimmt wieder Fahrt auf und erntet nichtsdestotrotz leichte Abzüge in der B-Note, da es hier ein wenig an Originalität hapert.
Ohne Standpunkt startet mit seinen Twin-Leads beinahe metallisch und entwickelt sich nicht nur aufgrund der feinen Gitarrenarbeit zu einem Highlight der Scheibe. Richtig ab geht's mit Leb Dein Leben. Feiner Kracher mit Qualitäten für's gepflegte Headbanging oder 'nen wilden Pogo - je nach Fraktion!
Der folgende Titelsong haut stilistisch in die gleiche, begeisternde Kerbe, während bei Ewigkeit der absolute Tiefpunkt erreicht wird. Wer Wolle Petry mag...
Mit Club der Reichen finden BETONTOD wieder in die Spur zurück und äußern sich in einer Form der Kritik, welche man bei den TOTEN HOSEN z.B. seit langer Zeit vermisst. Das Jahr 1989 scheint für zumindest einige Bandmitglieder eine prägende Phase gewesen sein. Mit Sexy Blutsommer '89 erinnert man sich an die Zeit vor zwanzig Jahren, ohne musikalisch etwas anbrennen zu lassen.
Wer im Westen aufgewachsen ist, bei Krupp gearbeitet hat oder zumindest weiß, worum es den Leuten damals ging, wird sich beim Hören von Faktor Mensch nicht immer angenehm an die letzten Jahre der Existenz dieser Stahlschmiede erinnern. Und wie es heute aussieht... , davon erzählt der Song in bewegender Weise.

Nimmerland (treibender Mitgröhler) und Widerstand (feiner kleiner Track im Singer-/Songwriterstil) runden ein Album ab, welches das Zeug dazu besitzt, BETONTOD in die ersten Liga aufzunehmen.

Jürgen Ruland, 24.02.10

 

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