Billy Gibbons

Perfectamundo

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 04.12.2015
Jahr: 2015
Stil: Texas Rock, Latin, Afro-Cuban

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Billy Gibbons Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Billy Gibbons
Perfectamundo, Universal Music, 2015
Billy GibbonsGuitar, Bass Guitar, B3, Piano, Vocals
Alx "Guitarzza" GarzaVocals, Bass Guitar
Mike FlaniginB3
Martine "G.G." GuiGuiPiano, B3
Greg MorrowDrums
Joe HardyAdditional Guitar, Keys, Bass Guitar, Vocals
Gary "G.L. G-Mane" MoonAdditional Guitar
Produziert von: Billy Gibbons & Joe Hardy Länge: 39 Min 16 Sek Medium: CD
01. Got Love If You Want It07. Quiero Mas Dinero
02. Treat Her Right08. Baby Please Don't Go
03. You're What's Happening, Baby09. Piedras Negras
04. Sal Y Pimiento10. Perfectamundo
05. Pickin' Up Chicks On Dowling Street11. Q-Vo
06. Hombres Sin Nombre

Einer unserer einstigen Lieblings-Österreicher hatte es uns vor Jahrzehnten schon prophezeit, aber so richtig hat man es ihm eigentlich nicht abgenommen: „Mit 66 Jahren“ (da fängt das Leben an). Gut, damals und noch eine Weile danach, waren wir und insbesondere unsere musikalischen Helden auch einiges jünger und man machte sich keinen Kopf, wie Rentner sich aufführen oder auch nicht. Dass aber einer, der nun mindestens mit einem Auge mal auf den in Reichweite kommenden Ruhestand schielen sollte (sieht auf dem Cover auch irgendwie so aus, oder?), kurz vor der 66 sein Solo-Debüt vorlegt, gehört schon zu den Außergewöhnlichkeiten.
Wir sprechen natürlich von Billy Gibbons, seines Zeichens Gitarrero und Sänger bei ZZ TOP, Texas’ vorrangigstes Aushängeschild, was Blues’n’Boogie angeht, standhafter Zinnsoldat, was Rasuren angeht und überzeugter Minimalist, was… alles außer Girls angeht.
Das wussten wir alles, aber dass der junge Billy einst bei der Mambo- und Salsa-Legende Tito Puente Percussion-Spielen gelernt, da reiben sich sicher Manche die Augen. Und eine Einladung zum “Havana Jazz Festival“ brach letztes Jahr da längst verkrustete Narben wieder auf und Gibbons schnappte sich seinen bewährten Gitarrensound, etliche Bongos, Congas, Maracas und wie der ganze Kram heißt, und eine Handvoll ähnlich Verrückter, sowie dem Produzenten/Tontechniker/Musiker Joe Hardy (findet man auf mehr tollen Alben, als man für möglich hält) und nahm in L.A., Houston, Austin und in Spanien ein Album voller bemerkenswerter Nummern auf.

Den Anfang macht ein Cover von Slim Harpos Got Love If You Want It (haben die KINKS vor über 50 Jahren schon aufgenommen), mit Billys typischem Gitarrensound über einem afro-kubanischen Rhythmus, der teilweise an SANTANA erinnert. Dazu passt dann auch das Hammond-Solo, wobei nicht ganz klar ist, wer das spielt, den Gibbons hat sich, laut Booklet, auch an Piano und B3 versucht. Beim Gesang wechselt der Texaner für einen Refrain ins Spanische und klingt überhaupt in diesem Song nicht ganz so knurrig, wie seinem Stamm-Trio.
Treat Her Right ist im Prinzip nichts anderes als ein 12-Takt-Blues, allerdings ist auch hier ein an Tango erinnernder Rhythmus der Träger und ich fühl mich an die experimentelleren Sachen von LOS LOBOS oder auch die FABULOUS THUNDERBIRDS erinnert, jedoch mit dirty Industrial-Gitarren-Sound eben jenem mittelamerikanischen Hüftschwung. Wird nicht jedem ZZ Top-Fan so leicht durchs Ohr wehen.
Vom ursprünglichen Delta-Slide-Blues darf man sich zu Beginn von You’re What’s Happening, Girl nicht täuschen lassen, denn es wechselt schnell in den hier vorherrschenden Groove, und kommt dazu noch etwas abgefahrenem, durch Effekte veränderten Gesang und auch die Gitarre klingt hier und da “strange“. Fast ein bisschen Rap-mäßig die ganze Geschichte. Na, sind wir mal gespannt, was noch kommt.
“Salz und Pfeffer“, bzw. Sal Y Pimiento (soll irgendwo ne Kneipe geben, die so heißt), schiebt uns weiter Richtung Kuba und angrenzende musikalische Einflüsse. Von Gibbons erwartet man keine gitarristischen Überraschungen und er bleibt auch meist bei seinen Trademarks. Das kommt auch gut, und rettet oft vor einer Salsa-Überdosis.

Allein vom Songtitel her könnte Pickin Up Chicks On Dowling Street auf jedes Album der “Little Ol’ Band from Texas” passen. Allerdings mit modern angehauchtem Funk als Trägermaterial? Ok, das Gitarrensolo entschädigt für einiges und es groovt letztlich auch sehr fein, aber ein Klassiker wird’s sicher nicht.
Ähnlich geht’s mit Hombres Sin Nombres weiter, jedoch wieder mehr im kubanischen Latin-Stil. Geht absolut in die Beine und dürfte auf jeder Buena Vista-Party für Stimmung sorgen. Das passende Video hierzu hab ich schon vor Augen. Auch hier wieder recht SANTANA-verdächtig, wozu erneut die Orgel beiträgt.
Bei Quiero Mas Dinero kommt Gibbons’ Gitarrenspiel und –sound besonders gut. Rhythmisch muss man sich eher auf eine Mischung aus Rap und Modern Rock einstellen, bis – dem Herrn sei’s gedankt – sich das in der Songmitte ändert und plötzlich ein lupenreiner Blues-Boogie erklingt. Witzigerweise spielt die Lead-Gitarre eigentlich nichts anderes und klingt doch so unvergleichlich besser. Hier sind wir daheim, Herr Gibbons!
Eine weitere Coverversion gibt’s in Form von dem Bluesklassiker Baby Please Don’t Go. Gut, was soll man mit so einer tausendfach gecoverten Nummer machen? Da kann man auch mal so einen Gangster-Beat drunterlegen und den Gesang noch mehr akzentuieren. Yo, Baby. Der Gitarrensound ist ja echt geil und unnachahmlich, aber in diesem Kontext?
Leichte STONES-Anleihen durchdringen Piedras Negras, dazu heult eine Slide-Gitarre angenehm und man kreiert eine Stimmung, zu der man sich gern unter Palmen wiegen möchte. Mit den nötigen Rauchwaren und Getränken ausgerüstet, versteht sich. Könnte ich mir auch gut im Repertoire von Kid Rock vorstellen. Der Titelsong des Albums geht auch wieder in eine leichte Rap-Richtung und geizt nicht mit Soundspielereien und am Schluss klingt Q-Vo wie eine 60’s-Psychedelic-Version von PINK FLOYDS Money.
Auch dazu, vor allem der schweren Hammond, groovt es sich bestens.
Wie gesagt, was Gitarrensound und Rauheit angeht, da hat man hier durchaus seinen Spaß, aber die Beer-, Blues-, BBQ- und Boogie-Freunde sind sicher bei Billys Stammkapelle besser aufgehoben. Immerhin ein netter (Alters-) Spaß.

Epi Schmidt, 26.11.2015

 

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