Nachdem Billy Joel mit dem Madison Square Garden und dem Shea Stadium zwei der geschichtsträchtigsten Venues von New York bespielt hat, fehlt da im Prinzip nur noch eine weitere Location von so einer Bedeutung. Natürlich hat er das auf seiner To-Do-Liste abgehakt und wir können uns anhand dieser Doppel-CD plus Blu-ray mit erinnern. Konzerte machen am meisten Spaß, wenn man was davon sieht. Also gleich hinein, mit dem Film, der kürzlich sogar in ausgwählten Kinos hierzulande lief.

Wir schreiben den 23. Juni 1990 und etwas über zwei Monate zuvor (7. Mai 1990) war ich in der Frankfurter Festhalle selbst begeisterter Zeuge von Billy Joels Show.

In den Staaten ist nun mal alles eine Nummer größer und im “Big Apple“ setzt man da gern noch einen drauf. Schon das Intro, wie Kamera ins vollbesetzte Baseball-Stadion der YANKEES schwebt kündet von einem Spektakel. s ist die “Storm Front“-Tour, das dritte Album, mit dem Billy auf Platz 1 der Charts landete. Nicht unwesentlich gepusht durch den Überhit We Didn't Start The Fire. Dem Ort des Geschehens angemessen startet die Show eher verhalten mit Take Me Out To The Ballgame – trotzdem effektiv und es wird schon deutlich, dass hier eine gut geölte Maschine agiert. Allein dem Drummer Liberty DeVitto zuzusehen, macht schon Spaß.

Klar, zu dieser Zeit sind noch einige Überbleibsel aus den 80ern zu verzeichnen. Neben den Klamotten sind das stellenweise auch (Gitarren-) Sounds. Aber wenn der “Piano Man“ Billy Joel die ersten Akkorde von Scenes From An Italian Restaurant anspielt, fühlen sich nicht nur die Stadionbesucher in die 70er Jahre zurückversetzt. Und seine Wirkung hat der Song bis heute nicht verloren. Grundsätzlich muss man auch sagen, dass die Blu-ray einen echt guten Sound und trotz der vielen Instrumente alles sehr klar rüberkommt.

Zum stimmungsvollen Seefahrer-Song Downeaster Alexa schnallt sich Billy das Akkordeon um und hat sich hierfür Lisa Germano (die sonst bei John Mellencamp fidelt) als Geigerin eingeladen. Erneut ein Schauspiel, wie engagiert DeVitto selbst bei so einer eher ruhigen Nummer trommelt. Tatsächlich ist diese Band aber wirklich hervorragend besetzt und offensichtlich hochmotiviert. Praktisch jeder singt Background und teilweise spielen sie auch mehrere Instrumente. Wie Mark Rivera, der neben verschiedenen Saxofonen auch noch Percussion und Gesang beisteuert. Die Band ist ein ähnlicher Schmelztiegel, wie die Stadt, in der sie an diesem Abend spielen.

Und ihr Bandleader hat das Publikum in seiner Hand. Mit dem treibenden Pressure, für das auf beiden seitlichen Rampen ein Keyboard für ihn bereitsteht. So ein Stadion verlangt eben auch einen 'Homerun'. Die Dimension des Stadions und seine Bedeutung wird in zwei kurzen Dokumentationen deutlich, die auf der Blu-ray zwischen die Konzertaufnahmen geschnitten sind. Für Nicht-Amerikaner und selbst Nicht-New Yorker sind die Highlights aber einfach Klassiker, wie New York State Of Mind. Ein weiterer Titel, der nie alt wird, nie seine Faszination verliert. Nichtsdestotrotz rockt We Didn't Start The Fire – mit Billy Joel an der Gitarre – das Stadion schon gewaltig,.

Nicht, dass man das mit dem alten ISLEY BROTHERS-Hit Shout nicht noch steigern könnte. Den Billy in bester Bruce Springsteen-Manier inszeniert. Oder mit Uptown Girl. Oder mit Miami 2017 (I've Seen The Lights Go Out On Broadway) und letztlich – als unvermeidliche Krönung – mit Piano Man. Und wen man hier irgendwas kritiseren kann, dann nur, dass nicht das komplette Konzerte zu sehen ist. Deswegen kommt man nicht umhin, sich auch die CDs zu gönnen, denn hier sind weitere Perlen, wie Only The Good Die Young, Goodnight Saigon oder It's Still Rock'n'Roll To Me vertreten. Und wer wollte darauf verzichten? Ich so wenig, wie kein Fan auf dieses, auch verpackunstechnisch schön gemachte Package.