Billy Joel Original Album Classics 2, Sony Music, 2014 |
Billy Joel | Vocals, Piano, Guitar | |||
Russell Javors, Dave Brown, Hugh McCracken, David Spinozza, Howie Emerson, James Smith, Al Hertzberg, Don Evans, Mike Deasy Sr., Art Munson | Guitar | |||
Liberty DeVitto, Ron Tutt | Drums | |||
Doug Stegmeyer, Emordy Gordon, Schuyler Deale | Bass | |||
Gary Floyd, Babi Floyd, Peter Cetera, Donnie Dacus, Mil Grayson, Patricia Darcy, Joe Lynn Turner, Brenda White King, Richard Marx | Background Vocals | |||
Richie Cannata | Keyboards, Clarinet Organ | |||
Robert Freedman, Wayne Jackson | Horns | |||
Mingo Lewis | Percussion | |||
William D. Smith | Keyboards | |||
Richard Joo | Piano | |||
Dominic Cortese | Accordion | |||
Lenny Pickett | Saxophone | |||
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"Streetlife Serenade": | (1974) | |||
01. Streetlife Serenade | 06. The Entertainer | |||
02. Los Angelenos | 07. Last Of The Big Time Spenders | |||
03. The Great Suburban Showdown | 08. Weekend Song | |||
04. Root Beer Rag | 09. Souvenir | |||
05. Roberta | 10. The Mexican Connection | |||
"Turnstiles": | (1976) | |||
01. Say Goodbye To Holly Wood | 05. James | |||
02. Summer, Highland Falls | 06. Prelude/Angry Young Man | |||
03. All You Wanna Do Is Dance | 07. I've Loved These Days | |||
04. New York State Of Mind | 08. Miami 2017 (Seen The Lights Go Out On Broadway) | |||
"52nd Street": | (1978) | |||
01. Big Shot | 06. Rosalinda's Eyes | |||
02. Honesty | 07. Half A Mile Away | |||
03. My Life | 08. Until The Night | |||
04. Zanzibar | 09. 52nd Street | |||
"Storm Front": | (1989) | |||
01. That's Not Her Style | 06. Storm Front | |||
02. We Didn't Start The Fire | 07. Leningrad | |||
03. The Downeaster Alexa | 08. State Of Grace | |||
04. I Go To Extremes | 09. When In Rome | |||
05. Shameless | 10. And So It Goes | |||
"Fantasies & Delusions": | (2001) | |||
01. Reverie | 07. Sorbetto | |||
02. Waltz #1 | 08. Delusion | |||
03. Aria | 09. Waltz #2 | |||
04. Invention In C Minor | 10. Waltz #3 | |||
05. Soliloquy | 11. Fantasy | |||
06. Suite For Piano - Innamorato | 12. Air | |||
Erst vor wenigen Tagen – am 9. Mai – wurde William Martin Joel 65 Jahre alt. Ein Alter, von dem man noch vor wenigen Jahren angenommen hat, dass Rock- und Pop-Musiker da längst keinen mehr interessieren und sie ihrem Ruhestand frönen. Oder, sofern sie es erleben, aber das erarbeitete/ersparte Geld nicht reicht, sie sich anderweitig verdingen. Inzwischen gibt es natürlich zahlreiche Beispiele, die diese Vorstellung als überholt brandmarken. Nicht zuletzt sind die STONES immer noch am rollen. Mehr oder weniger holprig.
Beim “Piano Man” Billy Joel ist es so, dass er zwar verkündet hat, keine Alben mehr aufnehmen zu wollen (Kohle sollte er mit seinen unzähligen Hits genug gescheffelt haben), aber aktiv ist er noch reichlich. Gerade steht erst wieder eine kleine Tour an, mit allein über einem halben Dutzend Konzerten im legendären Madison Square Garden in New York.
Außerdem erscheint in Kürze eine erweiterte Edition seines Doppel-Livealbum “Kohuept“ von 1987, mit 11 unveröffentlichten Songs, einer DVD mit raren Aufnahmen und eine “Fan Edition“ mit Postern, Buch und T-Shirt ist auch erhältlich. Untertitelt – und das ist in diesen Tagen besonders interessant – ist die Neuauflage mit “The Bridge To Russia“.
Gerade erschienen ist hingegen eine weitere Ausgabe der “Original Album Classics“, mit fünf Alben des großartigen Sängers/Pianisten/Songschreibers. In der ersten Ausgabe waren bereits fünf unverzichtbare Alben aus seinem Schaffen enthalten und auch in dieser Edition finden sich mindestens vier Scheiben, die ebenso in keinem Piano-Pop-Haushalt fehlen dürfen.
Mit “Streetlife Serenade“ lieferte Joel 1974 sein erstes großes Album ab. Ob der melancholische Titelsong, welcher das Album so spannend eröffnet, das schwungvolle Los Angelenos oder die wundervolle Ballade Roberta, hier finden sich schon einige Klassiker aus seinem künftigen Repertoire. Immer erweist sich Joel als hervorragender Beobachter, der Bilder vor den Augen des Hörers entstehen lässt und gleichzeitig mit seiner Musikalität überzeugen kann. Das kann richtig “rocken“, wie im Root Beer Rag oder schier atemlos abgehen, wie in The Entertainer (nein, nicht die Scott Joplin-Nummer!), welches oft genug seine Konzerte eröffnete.
1976 folgte mit “Turnstiles“ ein echter Klassiker der gesamten Pop-Geschichte. Allein auf diesem Album sind mehr Hits und geniale Songs versammelt, als mancher Künstler in seinem gesamten Leben geschafft hat. Der Opener und Ohrwurm Say Goodbye To Hollywood gibt die Richtung vor, wenn hier auch noch etwas von den Streichern “geglättet“, und geht dann direkt in herrlich perlende Summer, Highland Falls. Wer glaubt, der spätere Hit River Of Dreams sei eine zeitgemäße Anbiederung an Karibik-Sounds gewesen, sieht sich, angesichts von All You Wanna Do Is Dance eines Besseren belehrt. Zu New York State Of Mind, Prelude/Angry Young Man und Miami 2017 (Seen The Light Go Out On Broadway muss man nichts weiteres sagen. Außer: Songs, die ihre Wirkung bis zum heutigen Tag nicht verloren haben. Geradezu schade, dass Songs wie James und I’ve Loved These Days davon etwas überschattet werden.
Das ‘77er Album “The Stranger“ sollte man ohnehin in der ”Legacy Edition” erwerben und so past es ganz gut, dass als nächstes Album “52nd Street” hier vertreten ist.
Weiterhin mit unverkennbarem Ostküstencharakter versehen, greift das Album die etwas raueren Musikströmungen der späten 70er Jahre auf, was Big Shot zu Beginn gleich deutlich macht. Das sind doch recht aggressive Gitarren an vorderster Front zu hören.
Natürlich fehlt es aber auch nicht an den klassischen Balladen und mit Honesty ist hier wohl eines der schönsten Lieder aus Joels Repertoire zu hören. Zeitlos.
Relativ rockig wird’s in My Life (war übrigens auch in England ein Hit), Stiletto und Half A Mile Away, während man sich bei dem hymnischen Until The Night irgendwie ein Duett mit Jennifer Warnes vorstellen kann. Der jazzige Titelsong beschließt das Album kongenial. Kommt man sich so richtig schön wie in einem verrauchten Jazzschuppen in Harlem vor.
Wie schon auf den ersten “Original Album Classics“ hoppelt die Chronologie dann etwas und wir sind urplötzlich beim 1989er Album “Storm Front“. Nun, man nimmt es wie’s kommt und eines der Alben jenes Jahrzehnts ist es zweifellos. Manchmal passen auch Zeit und Umstände und ebenso wie der SCORPIONS ihr Wind Of Change wird Leningrad immer ein Soundtrack der Zeit von Perestroika und Glasnost sein.
Dazu kommt mit We Didn’t Start The Fire eine weitere Momentaufnahme und Mega-Hit. Unabhängig davon hat das Album aber überhaupt keinen schwachen Song!
Schon damals lief die LP bei mir rauf und runter. Vom bluesig-rockigen Einstieg mit That’s Not Her Style über die Seefahrer-Schunkel-Nummer The Downeaster Alexa dem flotten Pop-Song I Go To Extremes, dem Titelsong im besten 80er-Gewand (hat bisschen was von Gabriels Sledgehammer, nicht?), bis zum sehr nach Springsteen klingenden When In Rome und der typischen Joel-Ballade And So It Goes ein durch und durch tolles Album. In so einem “Package“ fast zu unterrepräsentiert. Fast.
Fast ein Problem könnten Fans auch mit “Fantasies & Delusions“ haben, denn das ist eigentlich ausschließlich was für Klassikfans. Wie der Untertitel “Music For Solo Piano“ schon suggeriert, gibt’s hier ausschließlich Instrumentalmusik. Zwar von Billy Joel komponiert, aber eingespielt von dem Pianisten Richard Joo. Eine Gelegenheit mal über den Tellerrand zu blicken und wer sich für Pianomusik begeistern kann, dürfte auch hier ganz gern mal reinhören.
Wie gesagt, mit vier großartigen Pop-Alben, plus einer Klassik-Beigabe, bestückt, tut man auch mit dieser Box sicher keinen Fehlgriff.