Billy Talent

Itchy
Metz

Wiesbaden, Schlachthof, 16.08.2018

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 21.08.2018
Stil: Punk

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Redakteur(e):

Marc Langels


Billy Talent, Itchy, Metz,
Wiesbaden, Schlachthof, 16.08.2018

„F U M.S.“ - vier Buchstaben, die für eine wichtige und nachdrückliche Botschaft stehen: „Fuck U, Multiple Sklerose“! Um diese Botschaft zu verbreiten, haben sich an diesem Abend im August die kanadischen Punk Rocker BILLY TALENT im Wiesbadener Schlachthof eingemietet, denn der Band geht das Thema besonders nahe, schließlich ist ihr Schlagzeuger Aaron Solowoniuk selbst seit vielen Jahren an M.S. erkrankt und kann daher nicht mehr so spielen wie früher und lässt sich bei großen Teilen der Show von dem früheren ALEXISONFIRE-Drummer Jordan Hastings vertreten, so auch an diesem Abend.

Aber zunächst tritt etwas überraschend Solowoniuk selber ans Mikrofon, um den Abend einzuläuten und die erste Vorband anzukündigen. Dies sind METZ, sie stammen wie BILLY TALENT aus Toronto und bekommen an diesem Abend rund 40 Minuten Zeit, die Zuschauer im ausverkauften Schlachthof anzuheizen. Das macht das Trio mit einem rauen Mix aus Punk und Noise mit einem leichten Touch Grunge-Feeling. Das Ganze klingt an mancher Stelle so, als würden ganz frühe NIRVANA mit SONIC YOUTH jammen.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Hier gibt es weitere Impressionen von METZ.

Den Auftritt kann man wahrscheinlich am besten als Noise-Orgie beschreiben, die bei einigen der Anwesenden ziemlich gut ankommt, einen Großteil des Publikums aber eher kalt lässt. Die Band agiert eher introvertiert, der Bassist ist zumeist in sein Spiel versunken, der Sänger und Gitarrist kommt ein wenig nerdy rüber, kommuniziert aber auch kaum mit dem Publikum, wodurch er es ja vielleicht auch ein wenig auf die Seite der Band hätte ziehen können. Der Sound ist recht gut, aber dennoch fällt es schwer, die Strukturen der Songs klar zu erkennen. So bleibt ein ordentlicher aber nicht komplett begeisternder Eindruck.

Das komplette Gegenteil ist dann der zweite Support an diesem Abend: ITCHY – wohl immer noch eher bekannt unter ihrem früheren Namen ITCHY POOPZKID – sind eine Spaßband durch und durch. Sänger/Gitarrist Sibbi, Sänger/Bassist Panzer und Schlagzeuger Max sorgen von Beginn an für gute Laune und eine Menge positiver Energie unter den rund 2.400 Besuchern. Diese nehmen das Angebot mit Freuden an und so entwickelt sich eine knapp 45 Minuten lange Pop-Punk-Party der Extraklasse. Insbesondere Bassist Panzer ist kaum zu bremsen und hüpft fast beständig über die Bühne (insofern wäre vielleicht der Künstlername Tigger eine treffendere Wahl gewesen). Und die Band sucht im Gegensatz zu METZ auch geradezu den Austausch mit dem Publikum und nicht nur dann, wenn sich Sibbi auf einer Palette von den Fans nicht nur sinnbildlich sondern ganz wortwörtlich auf Händen tragen lässt.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Hier gibt es weitere Impressionen von ITCHY.

ITCHY sorgen mit ihrer Bühnenshow und mit ihrer musikalischen Mischung aus WEEZER und BLINK 182 für eine ganze Menge strahlende Gesichter. Man merkt der Band einfach die jahrelange Erfahrung von Gigs als Vorband aber auch auf Festivals an. Sie wissen, wie sie ein Publikum begeistern können, das in erster Linie nicht wegen ihnen gekommen ist. Und das tun sie dann auch wirklich ganz hervorragend, daher dürfen sie sich am Ende wohl über einige neugewonnene Sympathien freuen. Nach den 45 Minuten Spielzeit von ITCHY ist der Schlachthof auf jeden Fall sehr gut angeheizt für den Headliner des Abends, als der um 21:30 Uhr die Bühne betritt.

BILLY TALENT hatten bereits im Vorfeld angekündigt, sich insbesondere auf ältere Songs konzentrieren zu wollen und auch auf diejenigen, die es schon seit längerem nicht mehr in die Setlist der Band geschafft hatten. Aber natürlich wurden auch Lieder des jüngsten Nummer-1-Albums, “Afraid Of Heights“, gespielt. Damit steht einem fantastischen Konzert-Abend von Seiten der Setlist nichts im Wege. Und die Band legt auch gleich los wie die berühmte Feuerwehr; Big Red Gun und Prisoner Of Today eröffnen das Konzert furios, bevor River Below sowie Rusted From The Rain bereits für das erste Highlight sorgen, dem mit Try Honesty schon bald ein weiteres folgt. Sänger Benjamin Kowalewicz steht direkt im Mittelpunkt; mit seinem leidenschaftlichen Vortrag und der stets sympathischen Art bei den Ansagen sorgt er dafür, dass die Fans von der ersten Sekunde an voll mitgehen.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Aber besonders laut wird der Applaus dann, als sich Aaron Solowoniuk für Lies, Pins And Needles sowie White Sparrows an seinen alten Arbeitsplatz begibt. Auf Grund seiner Erkrankung konnte er in den vergangenen Jahren immer weniger Auftritte absolvieren und wird nun von den Fans gebührend gefeiert, ebenso später, als er noch einmal für den uralten Song Beach Balls, den die Band schrieb als sie noch PEZZ hieß und mit dem BILLY TALENT daran erinnern, dass sie bereits seit 25 Jahren zusammen Musik machen, und die Klassiker Fallen Leaves sowie How It Goes ans Drumkit zurückkehrt. Das ist der emotionale Höhepunkt eines mitreißenden Konzerts, das eine Band zeigt, die ihr soziales Engagement nicht nur in den Texten sondern auch durch Taten ausdrückt. Schließlich gehen die kompletten Einnahmen dieses Abends an die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft – ein Vorbild, dem durchaus mehr erfolgreiche Bands folgen dürften.

Photo-Credit: Marc Langels/www.hooked-on-music.de

Hier gibt es weitere Impressionen von BILLY TALENT.

Nach knapp 100 Minuten endet das Konzert mit den Hits Viking Death March, Red Flag und Devil On My Shoulder (etwas überraschend ohne Devil In A Midnight Mass, das ja damals den weltweiten Durchbruch für die Band brachte und angesichts der jüngsten Veröffentlichungen aus Pennsylvania ja wieder brandaktuell wäre) sowie der Aufforderung von Sänger Kowalewicz, sich an das Zusammengehörigkeitsgefühl an diesem Abend zu erinnern und sich nicht von Leuten wie Donald Trump auseinanderbringen und gegeneinander ausspielen zu lassen. Und als hätte es dazu noch eines unterstreichenden, bildlichen Symbols bedurft, feiert diese Ansagen - genau so wie die Lieder - neben mir eine junge Frau mit Kopftuch und dunklem Hijap. Und damit entlassen BILLY TALENT die Besucher in die angenehm warme August-Nacht in Wiesbaden.

An dieser Stelle noch ein herzlicher Dank an Niels von Oktober Promotion für die Akkreditierung.

Marc Langels, 16.08.2018

 

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