Black Country Communion
2, Mascot Records, 2011
Glenn HughesGesang & Bass
Joe BonamassaGitarre & Gesang
Derek SherinianKeyboards
Jason BonhamSchlagzeug
Produziert von: Kevin Shirley Länge: 64 Min 24 Sek Medium: CD
01. The Outsider07. An Ordinary Son
02. Man In The Middle08. I Can See Your Spirit
03. The Battle For Hadrian's Wall09. Little Secret
04. Save Me10. Crossfire
05. Smokestack Woman11. Cold
06. Faithless

Sie sind DIE Definition der modernen Super-Goup: BLACK COUNTRY COMMUNION. Bassist und Sänger Glenn Hughes (Ex-DEEP PURPLE, Ex-TRAPEZE), Gitarrist und Sänger Joe Bonamassa, Schlagzeuger Jason Bonham (Ex-FOREIGNER, Sohn von LED ZEPPELIN-Legende John Bonham) und Keyboarder Derek Sherinian (PLANET X, Ex-DREAM THEATER). Mit allem Respekt vor etwa CHICKENFOOT (Sammy Hagar, Joe Satriani, Michael Anthony und Chad Smith), aber mehr Star-Power als BLACK COUNTRY COMMUNION hat keiner.

Nachdem ich von der Gründung dieser Band gehört hatte, fragte ich mich allerdings, was für eine Art Musik das denn wohl werden würde. Klar Hughes und Bonham habe traditionelle Rock-Wurzeln, aber Bonamassa kommt aus dem Blues und Sherinian hat sich seinen Namen als Tastenhexer eben im Progressiven Metal erworben. Aber der gemeinsame Nenner schien schnell gefunden: Classic Rock. Und zwar ganz besonders der aus den 1970er Jahren mit schwerem LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE-Einschlag.

Und noch bevor man sich ein Urteil darüber bilden konnte, ob das Debüt der Band ein Klassiker oder nur ein sehr gutes Rock-Album ist, kommt schon Nachschub. Das schlicht “2“ betitelt Werk schließt genau dort an, wo das ebenso schlicht “1“ genannte Debüt begonnen hat. Purer, klassischer Rock mit einem gehörigen Schuss Blues, tief in der Tradition der 1970er Jahre verwurzelt, mit erstklassigen Künstlern, die jeder für sich alleine den Song tragen könnten, aber vor allem mit ihrer Zurückhaltung punkten. Keine endlosen Gitarren- oder Keyboard-Soli (und wenn einmal doch etwas länger soliert wird, ist es meist zum niederknien schön), keine unnötig vertrackten Rhythmen – hier wird Wert darauf gelegt, den Song als das eigentliche Qualitätsmerkmal herauszustellen und das gelingt durch die Bank.

Dabei übernimmt wie auf dem ersten Album wieder Glenn „The Voice Of Rock“ Hughes wieder den Hauptteil des Gesangs, aber Joe Bonamassa darf auch wieder vereinzelt das Mikro an sich reißen und sorgt damit für etwas willkommene akustische Abwechslung. Meine persönlichen Highlights sind aber gerade die Tracks, bei denen man am meisten von Bonamassa zu hören bekommt, wie etwa das aus meiner Sicht phänomenale The Battle For Hadrian’s Wall und An Ordinary Son. Hier trifft ganz große Kompositionskunst auf ganz große Musiker, die ihr gerecht werden. Außerdem lockern diese Stücke den ansonsten recht hart-rockenden Eindruck des Albums auf, wie es etwa auch LED ZEPPELIN bei Going To California auf “IV“ gemacht haben. Ein weiteres Highlight ist aber auch Little Secret, das wie ein letzter Gruß an den verstobenen Gary Moore erscheint. Ein Slow-Blues mit Gitarren-Licks und Melodien, wie sie der Ire auch geliebt hätte.

Das zweite Album erscheint dabei in Nuancen etwas offener für weitere Einflüsse, als es das Debüt war. “2“ hat etwas mehr Ruhe und Raum zum Durchatmen. Trotz der kurzen Zeitspanne wirken die Songs nicht getrieben, überhastet oder gar schnell improvisiert. Das dürfte natürlich auch der reichhaltigen Erfahrung der beteiligten Musiker geschuldet sein.

Bei genauerem Hinhören fällt im direkten Vergleich zum Vorgänger auch auf, dass sich Keyboarder Derek Sherinian auf “2“ deutlich mehr einbringen und akustisch deutlich präsenter auftreten darf als noch beim Debüt. Das tut zudem dem Band-Sound unüberhörbar gut, denn er gewinnt dadurch an zusätzlichen Facetten und an Tiefe. Wie gut Sherinian auch als Gegen-Part zu Gitarrist Bonamassa funktioniert beweisen die Beiden direkt beim Opener The Outsider.

Aber besonders beeindruckt bin ich von Jason Bonham. Er beweist hier einmal mehr seinen zahlreichen Kritikern, dass er es als Schlagzeuger nicht wegen sondern trotz seines großen Nachnamens geschafft hat. Und dass er eben die einzige Wahl für den 2007er LED ZEPPELIN-Reunion-Gig zum Gedächtnis für Ahmet Ertegün war. Bonham beherrscht sein Instrument auf eine Weise, die der seines Vaters sehr nahe kommt. So manches Mal glaubt man auch etwas John Bonham „mitschwingen“ zu hören.

Man sollte bei dieser ganzen Geschichte allerdings auch nicht den Beitrag des eigentlichen Gründungsvaters von BLACK COUNTRY COMMUNION vergessen: Kevin Shirley. Nicht nur hat er die beiden Alben produziert, sondern vielmehr gab er damals den Anstoß zur Band-Werdung. Nach einem Konzert von Bonamassa, bei dem dieser Hughes für ein paar DEEP PURPLE-und TRAPEZE-Nummern auf die Bühne bat, animierte Shirley die Beiden, sie sollten eine Band gründen. Er war es auch, der Jason Bonham als Schlagzeuger und schlussendlich Derek Sherinian als Keyboarder vorschlug.

Wo andere Musiker ständig auf der Flucht vor den Vergleichen sind und diese häufig als Fluch oder Herabwürdigung der eigenen Kunst sehen und sich darum extra verbiegen, interessiert es BLACK COUNTRY COMMUNION offenbar keinen Deut, wenn Kritiker sie als Relikt, als Kopisten oder ähnliches bezeichnen. Sie haben sich durch ihren Namen und ihre Karriere offenbar ein „dickes Fell“ zugelegt, was solche Vorwürfe betrifft. Und wenn dabei so gelungene Musik wie auf “2“ herauskommt, so ungezwungen und ungekünstelt aber dennoch kunstvoll, dann kann man ihnen dazu nur gratulieren.

Marc Langels, 07.06.2011

Alle Jahre wieder wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben und als Rettung des guten, alten klassischen Rock der Siebziger angepriesen. Die Frage, ob der es überhaupt wert ist nach dreißig Jahren noch künstlich am Leben erhalten zu werden, muss jeder für sich selbst beantworten.

Das derzeit angesagteste Borstenvieh ist BLACK COUNTRY COMMUNION, die sich zudem noch mit dem Attribut "Supergroup" schmücken dürfen. Okay, Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Derek Sherinian und Jason Bonham sind nicht die Schlechtesten ihres Metiers.

Jetzt hauen die vier gerade mal zwölf Monate nach dem Debüt bereits ihre zweite Scheibe raus, wobei die Argumentation - wir sind eine Liveband und wollen uns auf eigenes Material konzentrieren - schlüssig klingt.

BLACK COUNTRY COMMUNION machen ihre Sache, wie schon beim Debüt, recht ordentlich, ja dieses Mal vielleicht sogar noch einen Tick besser. Die omnipräsenten FREE- und vor allem LED ZEPPELIN-Einflüsse werden noch stärker kultiviert. Erneut gelingt es dem Quartett, den vor sich hin modernden Inspirationsquellen einen frischen Sound zu verpassen und das Songwriting wirkt vor allem bei griffigen Nummern, wie The Outsider oder dem emotionalem Faithless noch stärker.

Originell ist die Chose natürlich kein bisschen, aber das will sie auch gar nicht sein. Als Alternative zu den Klassikern aus den Siebzigern kann man "II" jederzeit ohne schlechtes Gewissen der Sammlung einverleiben. Wer in der Dekade musikalisch sozialisiert wurde, wird sogar dazu neigen Band und Album als ‚Göttergabe' zu preisen.

Martin Schneider, 06.06.2011

Auch das zweite Album der neuzeitlichen Supergroup BLACK COUNTRY COMMUNION ist eine solide Kombination aus LED PURPLE und DEEP ZEPPELIN, wobei diesmal das Pendel etwas weiter in Richtung Robert Plant & Co. ausschlägt (I Can See Your Spirit als Beispiel). Die über allem thronende klassische Rockröhre, abwechselnd von den Herren Bonamassa und Hughes interpretiert, ist mir zwar gelegentlich immer noch etwas zu viel des Guten (als ob man Dio, Lawton, Plant und Gillan zu einem Klon verarbeiten wollte), haut aber nicht mehr ganz so rein wie beim Debütalbum. Insgesamt wirkt ohnehin alles eine Spur organischer und flüssiger, man spielt sich allmählich doch als Band ein und nicht als ein Verbund von vier Solisten. Allerdings kommt mir Derek Sherinian immer noch ein bisschen zu kurz - ich vermisse ein wenig die aufregenden Keyboardsounds, die der Mann ja durchaus drauf hat. Die Gitarre spielt eben immer noch die erste Geige. Aber Rockfans, die den 70ern mit ihren klassischen Alben (gerne auch doppelt und live) hinterher trauern, werden sich daran nicht stören und Freudentränen in den Augen haben. Denn die Protagonisten, über deren individuelle Klasse man ohnehin nicht streiten muss, fahren schon mächtig auf, wenn auch die Produktion etwas transparenter sein dürfte. Alles in allem riecht das nach Open Air in großen Stadien, auch wenn vielleicht noch der Killersong fehlt, der sich gleich festsetzt. Immerhin, Smokestack Woman und Faithless gehen diesbezüglich schon in die richtige Richtung. Ansonsten werden die Erwartungen des Hörers vollauf erfüllt: Großes Rocktheater mit viel Trockeneis und mächtig Drama. Nur in Sachen Artwork könnte man beim nächsten Mal etwas einfallsreicher sein, wenn man schon die Albentitel beliebig wählt. Wobei das ja durchaus auch eine Strategie sein mag ("es geht nur um die Musik").

Ralf Stierlen, 07.06.2011

Wenn eine Band den Namen 'Supergoup' verdient hat, dann sind es derzeit wohl die Jungs um Übervater Glenn Hughes, der einst in den mittleren Siebzigern mit seinem Gesang eine frische soulige Brise in DEEP PURPLEs angestaubtes Soundkonzept blies und sich seitdem den Status als grandioser Vokalist (und Bassist) nicht mehr nehmen ließ.
BLACK COUNTRY COMMUNIONs zweites Album innerhalb eines Jahres lebt natürlich auch wieder von Hughes' unnachahmlicher Rock-Stimme, keine Frage. Doch die wertvollen Beiträge von Joe Bonamassa, Derek Sherinian (exponiert sich deutlicher als auf dem Debut) und Jason Bonham sollen deswegen in keinster Weise geschmälert werden. "2" brilliert umso mehr als homogene Teamleistung, tollen und mitreissenden Kompositionen, die mit packenden und prägnanten Gitarrenriffs wahrlich nicht geizen und all jene Träume, die der Seventies Hard-Rock Fan bevorzugt, bis ins Kleinste befriedigen sollten.

Auf "2" gibt es nicht einen wirklichen Durchhänger. Hohes Classic-Rock Niveau von A bis Z. Alles klingt sehr ausgewogen und genial durchkomponiert. Superbe Dynamik- und Spannungskurven, die nicht zuletzt auch durch Bonamassas Gesang und Akkordwechsel in den folkig inspirierten Passagen (erinnert an alte Frühsiebziger "Deuce"- Gallagher-Zeiten) zu überzeugen wissen. Diese Balance zwischen Härte und Einfühlsamkeit (nicht nur bei den Vokalisten) scheint unnachahmlich. Das zweite BCC-Album hat die Klasse und Kraft ein echter Hard-Rock Klassiker nach altem Strickmuster zu werden. Umwerfend.

Frank Ipach, 05.06.2011

Wer versucht, sich BLACK COUNTRY COMMUNION über die Besetzung anzunähern, ohne die Mucke vorher gehört zu haben, liegt mit annähernd sicherer Wahrscheinlichkeit daneben und wird vermutlich auf ein angestrengtes Soul-Blues-Fusion Projekt tippen, z. B. bei Glenn Hughes muss man schon sehr tief in die Vergangenheit eintauchen, um mit TRAPEZE eine Vergleichsbasis zu finden.
Klar, wer das letztjährige Debut der "Supergroup" kennt, weiß es besser. Fetter, erdiger siebziger Jahre Hard Rock im Stile von Trendsettern wie LED ZEPPELIN und Konsorten wird hier heraufbeschworen und aufgemotzt, dass Jungspunden wie den RIVAL SONS wohl Hören und Sehen vergehen dürfte, da zeigen die alten Hasen nämlich deutlich, wo der Hammer hängt.

Auch wenn Glenn Hughes mittlerweile den Fuselkopp besser unter einer Mütze verstecken sollte, seine eindrucksvolle Stimme hat nichts von ihrer Magie verlohren, Blues Rocker Joe Bonamassa greift sowohl gefühlvoll als auch rotz rockig in die Seiten und rifft wie einst Jimmy Page oder soliert ala Ritchie Blackmore (nicht zu vergessen seine hörenswerte Gesangsleistung), Prog Metaller Sherinian zaubert einen bodenständigen Klangteppich irgendwo zwischen Jon Lord und John Paul Jones und bei Jason Bonham fällt der Apfel bekannterweise wahrlich nicht weit vom Stamm.
Fazit: Für alle Altrocker von damals ein echtes Leckerli und für die Retros von heute eine Lehrstunde.

Ralf Frank, 08.06.2011

 

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