Black Sabbath

Sabotage [Super Deluxe Boxset]

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 28.05.2021
Jahr: 2021
Stil: Heavy Metal
Spiellänge: 151:14
Produzent: Black Sabbath & Mike Butcher

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Plattenfirma: Sony Music

Promotion: Netinfect


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Deep Purple

Led Zeppelin

Queen

Rush

Iron Maiden

Bruce Dickinson

Motörhead

Marillion

Alice Cooper

The Who

Rainbow

Titel
Disc One: Original Album Remastered
01. Hole In The Sky
02. Don’t Start (Too Late)
03. Symptom Of The Universe
04. Megalomania
05. Thrill Of It All
06. Supertzar
07. Am I Going Insane (Radio)
08. The Writ
Disc Two: North American Tour Live ’75
01. Supertzar/Killing Yourself To Live
02. Hole In The Sky
03. Snowblind
04. Symptom Of The Universe
05. War Pigs
 
06. Megalomania
07. Sabbra Cadabra
08. Jam 1 Including Guitar Solo
09. Jam 2 Including Drum Solo
10. Supernaut
11. Iron Man
Disc Three: North American Tour Live ’75
01. Guitar Solo
02. Black Sabbath
03. Spiral Architect
04. Embryo/Children Of The Grave
05. Paranoid
Disc Four:
01. Am I Going Insane (Radio) – Single Edit
02. Hole In The Sky
Musiker Instrument
Ozzy Osbourne Gesang
Tony Iommi Gitarre
Geezer Butler Bass
Bill Ward Schlagzeug

BLACK SABBATH gehören zu den Bands, die ich für immer mit meiner Schulzeit Ende der 1980er Jahre verbinden werde, als wir uns mit mehreren Mitschülern einmal die Woche getroffen haben und die musikalischen „Neuentdeckungen“ und „Neuerwerbungen“ gegenseitig vorgeführt haben. Dabei wurden unter anderem DEEP PURPLE, QUEEN, LED ZEPPELIN, RUSH oder eben aber auch BLACK SABBATH präsentiert und bildeten dann einen Teil unserer gemeinsamen Musik-DNA. Dabei war es neben dem legendären Debüt und dem nicht minder spektakulären “Paranoid“ vor allen Dingen noch “Sabbath Bloody Sabbath“, die mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben sind. Ein wenig unter dem Radar – zumindest bei mir – flog damals unter anderem auch “Sabotage“.

Das Album entstand im Jahr 1975 zu einer schwierigen Zeit für die Band, die sich gerade in rechtlichen Streitigkeiten mit ihrem Ex-Manager Patrick Meehan befand. Daher rührt auch der Titel des Albums, denn Iommi, Osbourne, Butler und Ward fühlten sich eben „sabotiert“. Aber dieses Gefühl verhalf der Band wiederum auch mit einer feurigen Entschlossenheit und Intensität an die neue Musik zu gehen. Trotz aller Ablenkung und den Problemen erschuf die Band eines ihrer dynamischsten, abwechslungsreichsten, vielschichtigsten und leider unterschätzten Alben ihrer legendären Karriere.

Photo-Credit by Sam Emerson

Aber umso besser, dass “Sabotage“ nun im Rahmen der “Super Deluxe“-Reihe noch einmal neu aufgelegt wird. Darin enthalten ist neben der neu remasterten Version des Original-Albums auch eine komplette Live-Show, die während der “Sabotage“-Tour 1975 aufgenommen wurde. Insgesamt verfügt das Boxset wahlweise über vier CDs oder vier LPs auf 180 Gramm schwerem Vinyl plus der 7-Inch-Bonus-Single Am I Going Insane im Radio-Edit und der B-Seite Hole In The Sky mit einem Artwork, dass sich an der sehr seltenen japanischen Veröffentlichung orientiert. Zu den Alben gibt es detaillierte Liner Notes, die die Geschichte des Albums erzählen, Quotes der Bandmitglieder, seltene Fotos und Presse Clippings aus jener Zeit. Ebenso ein Madison Square Garden Replika Konzertbuch von 1975 und aus dem gleichen Jahr ein farbiges “Sabotage“-Tour-Poster.

Aufgenommen wurde das Album damals zusammen mit Mike Butcher in London und Brüssel. Unter den gegebenen Umständen hätte man vermuten können, dass die Band ein düsteres und extrem hartes Werk vorlegen würde, um ihre Frustration über die damalige Situation entsprechend zu verarbeiten. Und der Opener Hole In The Sky legt schon einmal typisch für das Quartett los, mit einem treibenden Riff und entsprechenden Rhythmen, wie man sie von früheren BLACK SABBATH-Großtaten gewohnt war. Eine Band-Hymne, die nach wie vor zu den besten Nummern der Engländer gezählt werden muss. Aber nach vier Minuten Spielzeit wird die Nummer plötzlich abgewürgt und durch das sehr ruhige Mini-Instrumental Don‘t Start (Too Late) unterbrochen, ehe mit Symptom Of The Universe wieder mächtig losgerockt wird.

Aber schon diese Nummer zeigt die experimentelle Seite der Band sehr exemplarisch, denn nach dem harten Beginn, kippt die Nummer nach etwa zwei Dritteln der Spielzeit und wird zu einem fast loungigen Song, der von fast schon spanischen Akustik-Gitarren getragen wird. Hier kann Iommi einmal mehr beweisen, dass er instrumentell wesentlich mehr drauf hat als nur doomige oder treibende Metal-Riffs. Aber dieser Part passt wunderbar als Überleitung zum psychedelisch-spacig-rockigen Megalomania, das sich über fast zehn Minuten fast schon etwa prog-rockig zwischen den verschiedenen Stilen hin und her bewegt.

Die zweite Seite der Scheibe überzeugte durch etwas kompaktere und fokussiertere Kompositionen, wie etwa das eingängige Thrill Of It All, das mit überraschenden Elementen wie Harfe und Mellotron spielende Supertzar sowie das fast schon popig arrangierte Am I Going Insane bevor mit The Writ wieder eine episch lange Nummer das Album beschließt, in dem sich alle musikalischen Facetten des Albums noch einmal wiederfinden. Dank des remasterten Sounds klingt das Album etwas strahlender und in den psychedelischen sowie ruhigen Momenten etwas leichter als die Original-Version. Aber das ist wohl nicht der ausschlaggebende Grund, sich diese Version zuzulegen. Genauso wenig wie die vierte CD, auf der sich (zumindest laut Vorab-Informationen) nur die beiden Single-Edits von Am I Going Insane und Hole In The Sky befinden, die sich aber nicht von den Album-Versionen unterscheiden.

Denn das Highlight für jeden BLACK SABBATH-Fan ist natürlich vielmehr der Live-Mitschnitt, der die Scheiben 2 und 3 füllt. Aufgenommen wurde ein Konzert von der Nord-Amerika-Tournee aus dem Jahre 1975, das nach einer Ansage von Osbourne zu urteilen noch bevor die Scheibe erschien stattfand. Von den 16 enthaltenen Songs sind 13 bisher unveröffentlicht und bieten daher einen echten Kauf-Anreiz. Das Repertoire der Show umfasst dabei einen recht repräsentativen Überblick über die bisherigen fünf Alben sowie zwei ausgiebige Jams, ein Gitarren-Solo und die beiden aktuellen Songs Hole In The Sky und Symptom Of The Universe, dieses aber in einer verkürzten Version, die nur den stark rockenden Teil des Songs präsentierte.

Das kommt dann in einem für die Zeit wirklich bemerkenswert guten Sound daher, der natürlich nicht ganz mit einem offiziellen Live-Album mithalte kann, aber qualitativ deutlich höher angesiedelt werden muss als ein reines Bootleg. Die Band spielt wirklich stellenweise furios auf und hauen den damals anwesenden Fans und den heutigen Hörern mit Tracks wie Supertzar/Killing Yourself To Live, Snowblind, War Pigs, Sabbra Cadabra, Spernaut, Iron Man, Black Sabbath, Children Of The Grave und Paranoid ein ziemliches Hit-Festival um die Ohren. Natürlich fehlen da aus meiner Sicht ein paar wichtige Kracher wie etwa N.I.B. oder Sabbath Bloody Sabbath die aus einem sehr guten einen hervorragenden Auftritt gemacht hätte. Trotzdem sind es diese beiden Scheiben, die es auf eine Gesamtspielzeit von rund 97 Minuten bringen, das eigentliche musikalische Highlight dieses Deluxe Box Sets, das ansonsten musikalisch aber leider wenig Neues für den alt-eingefleischten SABBATH-Fan bereit hält. Aber offensichtlich gab es wenig Verwertbares wie Studio-Jams, verworfene Takes oder ähnliches, um insbesondere die vierte CD noch zusätzlich zu füllen.

Aber zum Glück haben die Macher dieser Box noch zwei zusätzliche Asse im Ärmel. Da ist zum einen der Nachdruck des Original-Tour-Programms vom Auftritt im Madison Square Garden in New York am 3. Dezember 1975. Und zum anderen ein 64-seitiges Buch, das den Leser ganz hervorragend zurück in die damalige Zeit transportiert und die Umstände der Produktion sowie die Rezeption der Scheibe wiedergibt. Optisch wunderbar eingerahmt wird das dann von zahlreichen Bildern und Zeitungsartikeln aus der damaligen Zeit. Den Text hat Hugh Gilmour, dem Künstler, der unter anderem für IRON MAIDEN, Bruce Dickinson, DEEP PURPLE, MOTÖRHEAD, MARILLION, Alice Cooper oder THE WHO gearbeitet hat. Mit Hilfe von zahlreichen Zitaten aus der damalige Zeit zeichnet er ein sehr lebendiges Bild, wie es damals zur Entstehung des Albums kam und wie es um die Band damals stand. Auf jeden Fall macht es wieder einmal sehr viel Spaß darin zu schmökern, während im Hintergrund das Album aus den Lautsprechern oder Kopfhörern tönt.

Insgesamt unterstreicht die “Sabotage Super Deluxe“-Box noch einmal, welch ein unterbewertetes, weil vor allen Dingen auch sehr experimentelles, Album Iommi, Osbourne, Butler & Ward damals vorgelegt haben. Und auch wenn es nicht ganz an die Klasse der fünf Vorgänger-Alben heranreicht so ist “Sabotage“ das letzte große Werk der originalen BLACK SABBATH-Besetzung, die sich danach auf “Technical Ecstasy“ und “Never Say Die“ eher planlos und zunehmend auch ohne erkennbare Inspiration oder Leidenschaft durch noch zwei Produktionen schleppte, bevor sie die Notbremse zog und Ozzy Osbourne, der sich immer mehr in Alkohol und anderen Drogen verloren hatte, durch Ex-RAINBOW-Frontmann Ronnie James Dio ersetzte und in eine neue, noch strahlendere Metal-Zukunft aufbrach, die ihnen gleich zwei weitere absolute Klassiker-Alben in Form von “Heaven And Hell“ sowie “The Mob Rules“ bescheren sollte.

 

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