Titel
01. Live It Down
02. You Hear Georgia
03. Hey Delilah
04. Ain't The Same
05. Lonesome For A Livin'
 
06. All Rise Again
07. Old Enough To Know
08. Morningside
09. All Over The Road
10. Old Scarecrow
Musiker Instrument
Charlie Starr Vocals, Guitars
Paul Jackson Guitars, Vocals
Brandon Still Keyboards
Richard Turner Bass
Brit Turner Drums
Guests:
Warren Haynes Guitar, Vocals
Jamey Johnson Vocals
The Black Bettys Backing Vocals

Wenn es eines Tages darum geht, die besten Southern Rock Bands aller Zeiten aufzulisten, werden BLACKBERRY SMOKE aus Georgia nach inzwischen acht guten bis hervorragenden Alben ganz gewiss einen der vorderen Plätze neben oder zwischen der ALLMAN BROTHERS BAND und LYNYRD SKYNYRD einnehmen. Kaum eine der einschlägigen traditionellen Bands aus der Blütezeit und auch der jüngeren Gegenwart hat so viel durchgehend stimmiges, gutes und abwechslungsreiches Material zu bieten wie die Jungs um Mastermind Charlie Starr. Wo andere sich auch schon mal hinter Mittelmaß verstecken, halten die Jungs aus Atlanta, Georgia, seit knapp zwanzig Jahren ein zufriedenstellendes Niveau. 

Interessanterweise geht es auf der neuen Langrille "You Hear Georgia" darum, mit den festgefahrenen Klischees, die sich um die Südstaatler ranken, ein wenig aufzuräumen. Charlie Starr behauptet selbstbewusst, der Süden werde allzu gerne missverstanden und die "Rednecks" werden böswilligerweise über einen Kamm geschoren. Gut, er muss es ja wissen. Und auch wenn das erfolgreiche Quartett rein musikalisch nach wie vor kaum anders kann, als ebenfalls das eine oder andere musikalische Klischee zu bedienen (wer tut das in diesem verkrusteten Southern Rock Genre nicht?), agieren sie hier auf ihrem allerneuesten Streich dennoch auf einem so hohen Niveau, das der Spaß- und Zufriedenheitsfaktor beim Zuhörer eigentlich nie zu kurz kommt. BLACKBERRY SMOKE haben immer wieder den einen oder anderen hammerstarken Ohrwurm im Gepäck und verzaubern gerne mit packenden Gitarren-Riffs und Licks, handfesten und kernigen Arrangements und gutem Gesang.

Wenn es darum geht, die rockige Variante der Südstaaten zu bedienen, orientieren sich BLACKBERRY SMOKE nach wie vor an ihren großen Brüdern von BLACK CROWES, die bekanntlich in den frühen Neunzigern reichlich frischen Wind in die Szene bliesen und mit ihrem forschen Selbstvertrauen solchen Bands wie SCREAMIN' CHEETAH WHEELIES, TISHAMINGO, WHISKEY MYERS, ROBERT JON & THE WRECK und HOGJAW den Weg ebneten. Doch BLACKBERRY SMOKE wären wahrscheinlich nicht so beliebt und erfolgreich, hätte Charlie Starr nicht noch das eine oder andere Ass im Ärmel, um strebsame Quantität gegen ambitionierte Qualität auszuspielen.

Mit dem supergroovigen Hey Delilah verneigen sie sich leicht und locker vor den seligen LITTLE FEAT. Das fluffige und sympathisch schwingende Ain't The Same klingt wie der fröhliche Polterabendtanz einer Bob Seger und CREEDANCE CLEARWATER REVIVAL Fan-Gemeinschaft. Und immer wieder hören wir diese zauberhaften Slide-Gitarren, die durch viele der neuen Songs streunen und ihre Duftmarken setzen. Die traditionell geerdete Tränenzieherballade Lonesome For A Living schunkelt sich mit dem markanten Gastgesang des Alabama Countrybarden Jamey Johnson, sowie hoch fliegenden Pedal Steel Kaskaden und knackigem Gitarrentwang über den feuchten Saloonboden.

Mit dem scharf gepfefferten All Rise Again folgt eine fette Rocknummer, die auf der Schnittstelle zwischen BLACK CROWES, LED ZEPPELIN und GOV'T MULE reitet und in Person des ehrwürdigen Mr. Warren Haynes an der Slidegitarre und am Gesang genau den richtigen Mann am Start hat. Old Enough To Know bietet wieder traditionellen Countrystoff und klingt wie eine vergessen geglaubte Ballade aus Hank Williams' Repertoire, die von Steve Earle ausgegraben wurde. Erstaunlicherweise erinnern BLACKBERRY SMOKE im finalen und sehr dynamisch angelegten Old Scarecrow an die kanadischen Kollegen von THE TRAGICALLY HIP und beweisen mit ihren zehn variabel gestalteten Titeln, dass sie nach wie vor in der Lage sind, ihr musikalisches Niveau auf einem hohen Level zu halten, um selbstbewusst und ohne Hintergedanken die Südstaatenflagge in den Wind zu halten. 

Redakteur: Frank Ipach

 


 

Die rauchenden Brombeeren galten anfänglich mal als neue Hoffnung des harten Southern Rocks und als legitime Nachfolger z. B. der Schwarzfüße. Dies hat sich über die Jahre allerdings nicht bestätigt und auch beim neuen Album tut es das nicht. Wenn es überhaupt mal ein wenig rockt, dann klingt das eher nach Retro Rock mit LED ZEPPELIN Riffing als nach LYNYRD SKYNYRD.

Letztere haben möglicherweise einen Einfluß auf das Honky Tonk Piano und die Slide Gitarre, ansonsten verliehrt sich die Band zumeist in balladesken Country & Western, gepaart mit etwas Westcoast und einem Schuß Rockabilly. Die old and nu Country Fraktionen mögen hier vielleicht fündig werden, die härteren Southern Rocker aber definitiv nicht. Insgesamt relativ belanglos. Sorry, aber mehr ist nicht drin.

Redakteur: Ralf Frank

 


 

Nach einem gefühlten Dutzend an Alben – in Wirklichkeit sind's nur sieben Studioalben – könnte man meinen, dass irgendwie der Gipfel erreicht sein sollte. Oder zumindest in Sichtweite. Die meisten Bands aus diesem Genre, haben es spätestens mit dem zweiten oder dritten Album zu Legenden-Status gebracht. LYNYRD SKYNYRD, MOLLY HATCHET, die ALLMANS, selbst 38 SPECIAL. Bei BLACKBERRY SMOKE..., ich weiß auch nicht, woran's hapert. Die Songs sind überwiegend geil, die Gitarren klingen klasse, der Sänger passt, und trotzdem, fehlt irgendwas. Der charismatische Frontmann vielleicht? Oder wirklich mal die herausragende Nummer?

Und so geht’s auch auf dem neuen Album zu. Geile Riffs, die so vielversprechend sind, wie schon im Opener Live It Down oder auch im folgenden Titelsong. Das ist der Stoff, aus dem Southern Rock-Träume sind und doch könnte der Song auch auf einem der letzten, schwächeren, Dan Baird-Scheiben gewesen sein. Irgendwie legt man den ersten Gang ein, die Automatik schaltet langsam hoch, aber keiner dieser Hillbillies kommt auf die Idee, den Fuß aufs Gaspedal zu hämmern. Wäre vielleicht ganz gut, wenn Dan mal eine Scheibe der Typen produziert.

Bis dahin hat man natürlich locker Spaß, sich zum Feierabend ein oder zwei Bottles zu Hey Delilah  zu öffnen und die Lippen zum coolen Slide-Solo zu schürzen oder sich zu Ain't The Same auf einem amerikanischen Highway entlang tuckern zu sehen. Tut niemand weh, aber wenn stattdessen irgendeine andere Country Rock-Nummer läuft, vermisst man auch nichts. Nicht falsch verstehen, ich liebe diese Band, und wäre mehr als froh, endlich einen Nachfolger für meine Helden zu haben.

Und, haste nicht gesehen, kaum ist Jamey Johnson als Gaststar an Bord, klingt eine pure Country-Nummer, irgendwo zwischen Willie Nelson und Dwight Yoakam, richtig klasse und hebt das Level um mehrere Stufen. Da schauen/hören wir gleich mal, wie sich Warren Haynes beim folgenden All Rise Again auswirkt: Nicht so drastisch, aber es geht stark Richtung zweite BLACK CROWES-Scheibe, was schonmal nicht so schlecht ist und Warrens typische Slide bringt ebenso Erdung rein, wie seine nicht minder charakteristische Stimme. Ich krieg einen Verdacht, woran es bei den Schwarzbären.. äh, Schwarzbeeren, mangelt.

Aber einigermaßen inspiriert scheinen sie mir immerhin bei Morningside zu sein und kreieren einen griffigen Swamp-Groove. Der ersehnte Schub erfolgt mit dem rockigen All Over The Road. Wenn man da noch einen vernünftigen Refrain hingekriegt hätte, wäre es ein echtes Highlight. Hat man morgen wieder vergessen, rockt für den Moment trotzdem geil. Nochmal eine cool vibrierende Swamp-Nummer zum Abschluss und die “alte Vogelscheuche“ scheucht uns ebenso vom Acker, wie die Vogelscheuchen auf der Bühne. Wer die bisherigen Alben der Band in der Satteltasche hat, ist auch hiermit gut bedient. Im Ernstfall wird er auf “Find A Light“ oder “The Whippoorwill“ zurückgreifen.

Redakteur: Epi Schmidt

 


 

"Die großen Hoffnungsträger...", "die Thronfolger...", "die letzten Überlebenden des Southern Rock". Der Band aus Atlanta wird viel aufgebürdet, vielleicht zu viel. Dabei machen sie im Prinzip nichts anderes, wie kontinuierlich Alben mit gutem, neuen Material zu veröffentlichen, das Roots Rock, etwas Blues und viel Country-Elemente miteinander vereint. BLACKBERRY SMOKE sind in aller Munde, nicht unverdient, aber ehrlicherweise muss man einfach auch die fehlende Konkurrenz berücksichtigen. Die Großen von einst haben sich aus den unterschiedlichsten Gründen in den Ruhestand verabschiedet oder sind auf bestem Wege dahin. Aus der zweiten, dritten Reihe kommt schlicht nichts nach.

"You Hear Georgia" ist ein weiteres, gelungenes Album, dass trotz - oder gerade wegen - seiner traditionellen Ausrichtung erfrischend anders klingt und aus der Masse der Neuerscheinungen heraussticht. Mit Ain't The Same bietet es eine perfekte Crossover-Nummer, die gleichermaßen Westcoast- wie Country-Fans anspricht und ähnlich wie das unbekümmert rockende All Over The Road wehmütige Erinnerungen an die GEORGIA SATELLITES weckt. All Rise Again fällt alleine dadurch auf, dass Warren Haynes als Gast die Nummer komplett kapert. Der kernige Rocker Live It Up und der Titelsong überzeugen, ansonsten gibt es viel Allerweltmaterial mit den erwarteten Zutaten in unterschiedlicher Dosierung. Das reicht für ein überzeugendes Album, aber für einen potenziellen Klassiker muss noch mehr kommen.

Redakteur: Martin Schneider

 


 

Keine Band atmet und repräsentiert das reichhaltige musikalische Erbe Georgias so inbrünstig wie BLACKBERRY SMOKE.
Und so verwundert es auch nicht, das sich der Georgia Fünfer die Dienste des mehrfachen Grammy Gewinners Dave Cobb ( Sturgil Simpson, Rival Sons, Chris Stapleton) sicherte und auf dem "Find The Light" Nachfolger von 2018 zehn leidenschaftliche Südstaaten Gemmen aufbietet, die in den nächsten (?) Konzerten zweifelsohne über die begeisterte Menge hinweg gespült werden.

Da nehmen Charlie Starr und Co den Hörer mit Live It Down, knarzig und rockig, mit herrlichen Gitarrenlicks bestückt auf die Reise und stromern elegant und rockig melodisch mit Ain`t The Same durch die endlosen Weizenfelder. Das macht schonmal allerbeste Laune!

Starr und seine Jungs verstehen es ein ums andere Mal, honigsüsse Orgelläufe und endlose Gitarrenakkorde zu knüpfen und türmen mit Hilfe von Warren Haynes' (Gov`t Mule) Saitenhexereien All Rise Again zu einem monumentalen Southern Rock Prachtstück auf, wo sich viele Bands darum schlagen würden.

Dave Cobb weiß die Songs bestens in die richtigen Bahnen zu lenken, lässt den Hörer zu Lapsteel und Jamey Johnsons Gitarre und Gesang bei Lonesome For Livin` dahinschmelzen und selbst der härteste Cowboy seufzt auf seinem Gatter und verdrückt ein Tränchen. Und Blackberry Smoke haben damit noch lange nicht ihr Pulver verschossen, locken sie zum Titelsong mit auftürmenden Gitarren zu You Hear Georgia, sowie dem aberwitzigen Hey Delilah die Rednecks an die Bühne zum THE BAND und LITTLE FEAT Memorial Kopfnicken, das es eine wahre Pracht ist!
Kurzum, BLACKBERRY SMOKE schütten einmal mehr ihr Südstaaten Füllhorn begeisternd in die Massen hinein wissen auf ganzer Linie restlos zu begeistern!

Redakteur: Michael Masuch

 

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