Blackmail Friend Or Foe?, WEA Records, 2003 |
Aydo Abay | Vocals | |||
Carlos Ebelhäuser | Bass | |||
Mario Matthias | Drums | |||
Kurt Ebelhäuser | Guitars, Keyboards, Samples, Moogs | |||
Gäste: | ||||
Jürgen Schmitt | Pedal Steel Guitar | |||
Marcel von der Weiden | Organ, Sample Strings & Keyboards | |||
Michael Elzer | Orchestra & String Samples, Piano & Keyboards | |||
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1. Airdrop | 7. Leave | |||
2. Evon | 8. Nobody's home (in my home I'm alone) | |||
3. It could be yours | 9. Dive | |||
4. On the tightrope | 10. All mine | |||
5. Sunday sister | 11. Friend | |||
6. Fast summer | ||||
Falls es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte : "Bliss, please" mit seinem Pendeln zwischen Pop (die Suche nach dem perfekten, harmonieseligen Song) und Power (die unglaubliche Wucht und Dichte der Ebelhäuserschen Gitarrensounds) war das überragende Werk im alternativen Gitarrenrock nicht nur hierzulande und nicht nur für das Jahr 2001. Kämen die Jungs nicht aus Koblenz, sondern aus den Vereinigten Staaten würden sie wahrscheinlich locker größere Stadien füllen (siehe Queens Of The Stoneage oder Deftones), so sind sie bisher über den Status der local heroes nicht richtig hinausgekommen.
Aber hoppla, copy protected prangt da auf dem neuen Album! So was kannte ich bisher nur von "Musik" die mich sowieso nicht interessierte, aber egal, das ist sicherlich Sache des Labels.
Nach erstem Durchlauf ist erkennbar, das Blackmail den Sound noch mehr gestrafft und verdichtet haben und noch mehr der Gitarrensound im Vordergrund steht. In Airdrop wird bittersüßer Sommerpop gebrochen von eigenartigen Knistergeräuschen und einer urplötzlich losbretternden Gitarrenwalze. Das nachfolgende Evon ist ein ungeheuer dichter, geradezu Stonerrock-mäßiger Alternative-Rocker, während die erste Singleauskoppelung It could be yours gewaltig an Fahrt aufnimmt.
On the tightrope ist purster Wüsterock in der Tradition von Kyuss oder Fu Manchu, während Sunday sister straight, aber doch melodieverliebt zur Sache kommt.
Bei dem sanften Fast summer werden die beatles-artigen Harmonien von einer regelrecht torkelnd jammenden Steelguitar aufgelöst. Leave ist dann wieder typischer Blackmail-Sound: Die Verschmelzung von großartigen, einfach schönen, harmonischen Melodiebögen mit einem gewaltigen Gitarrensound, hier verziert mit ein wenig Puderzucker aus dem Klavierkasten.
Nobody's home knarzt gewaltig los und erinnert an die Queens Of The Stone Age, diesmal aber an ein Stück von Nick Oliveri und nicht von Josh Homme, also etwas schräger und perkussiver. Dagegen ist das Powerpop-Stück Dive etwas konventioneller geraten, während All mine nach sanftem Beginn richtig Schub entwickelt.
Der Überhammer aber folgt zum Schluß: In dem über neunminütigen Friend bläst nach unheimlich dräuendem Beginn ein Wüstensturm aus Gitarren wirklich alles um, was sich noch in den Weg stellt. Damit dürfte endgültig die Frage aus dem Albumtitel eindrucksvoll beantwortet sein: Eine (wieder mal) schlichtweg geniale Scheibe der Koblenzer, die damit zu dauerhaften Freunden werden und denen nun hoffentlich die längst verdiente (noch größere) Anerkennung zuteil wird.