Blackmore's Night The Beginning, EMI, 2012 |
Ritchie Blackmore | Gitarre, Bass, Mandoline, Schlagzeug & Tambourin | |||
Candice Night | Gesang & Flöte | |||
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CD1: Shadow Of The Moon | ||||
01. Shadow Of The Moon | 09. Renaissance Faire | |||
02. The Clock Ticks On | 10. Memmingen | |||
03. Be Mine Tonight | 11. No Second Chance | |||
04. Play Minstrel Play | 12. Mond Tanz | |||
05. Ocean Gypsy | 13. Spirit Of The Sea | |||
06. Minstrel Hall | 14. Greensleeves | |||
07. Magical World | 15. Wish You Were Here | |||
08. Writing On The Hall | 16. Possum's Last Dance | |||
CD2: Under A Violet Moon | ||||
01. Under A Violet Moon | 09. Beyond The Sunset | |||
02. Castles And Dreams | 10. March The Heroes Home | |||
03. Past Time With Good Company | 11. Spanish Nights (I Remember It Well) | |||
04. Morning Star | 12. Catherine Howard's Fate | |||
05. Avalon | 13. Fool's Gold | |||
06. Possum Goes To Prague | 14. Durch Den Wald Zum Bach Haus | |||
07. Wind In The Willows | 15. Now And Then | |||
08. Gone With The Wind | 16. Self Portrait | |||
DVD1: Shadow Of The Moon - Live In Germany 1997-1998 | ||||
01. Shadow Of The Moon | 10. Renaissance Faire | |||
02. The Clock Ticks On | 11. Writing on The Wall | |||
03. Play Minstrel Play | 12. Mond Tanz | |||
04. Minstrel Hall | 13. Be Mine Tonight | |||
05. St. Theresa | 14. Memmingen | |||
06. Under A Violet Moon | 15. Black Night | |||
07. Magical World | 16. Man On The Silver Mountain | |||
08. No Second Chance | 17. Still I'm Sad | |||
09. 16th Century Greensleeves | 18. Maybe Next Time | |||
DVD2: Under A Violet Moon - Castle Tour 2000 | ||||
01. Written in The Stars | 08. Past Time With Good Compaany | |||
02. Morning Star | 09. Wind In The Willows | |||
03. Renaissance Faire | 10. March The Heroes Home | |||
04. Fires At Midnight (Midnight Acoustic Performance) | 11. Gone With The Wind | |||
05. Possum Goes To Prague | 12. Fires At Midnight | |||
06. Under A Violet Moon | 13. Now And Then | |||
07. Spanish Nights (I Remember It Well) | 14. Durch Den Wald Zum Bach Haus | |||
Ritchie Blackmore: In den 1970er und 80er Jahren war er einer der größten Gitarrenhelden, schrieb einige der bekanntesten Hard Rock Hymnen, die die Welt je gehört hat und arbeitete mit einigen der besten Musiker, die die Rock-Szene zu bieten hatte (unter anderem Jon Lord, Ian Gillan, Ronnie James Dio, Ian Paice, Cozy Powell). Dann nach einer eher mittelmäßig erfolgreichen RAINBOW-Reunion kam das Ende des Rock-Helden Ritchie Blackmore. Er stieg aus, sagte sich vom harten Rock los und begann sich mittelalterlich angehauchter, akustischer Musik zuzuwenden. Mit dabei: seine Ehefrau Candice Night. Zusammen wurden sie BLACKMORE’S NIGHT. Der musikalische Wandel vom klassischen Hard Rock zum folkloristischen Akustik-Gitarristen mit einer neugefundenen Vorliebe für mittelalterlich-angehauchte Weisen stieß verständlicherweise nicht bei allen Anhängern auf Gegenliebe. Als zu krass empfanden sie auch die Distanzierung, die Blackmore nach seinem Bruch mit der Rockmusik vollzog.
Den Beginn dieser dritten Karriere lässt das hier vorliegende Boxset "The Beginning" umfänglich noch einmal Revue passieren. Dabei erfreut es den CD-Liebhaber schon zunächst einmal durch seine Aufmachung. Mit purpurfarbenen Samt überzogen und goldenen Lettern ist die Box ein echter Blickfang und sehr angenehm anzufassen. Im Inneren verbergen sich dann die vier Discs (zwei CDs und zwei DVDs) jeweils in einzelnen Ecolbooks verpackt. Ausgiebige Linernotes oder aber etwas ausführende Informationen sucht man allerdings hier vergebens. Dabei wäre eine Einführung aus Sicht des Künstlers gerade angesichts der Radikalität des Wandels wünschenswert gewesen.
Von daher darf man diese Musik auch nicht mit DEEP PURPLE oder RAINBOW in Verbindung sehen, sondern vollkommen losgelöst davon und von den Vorstellungen, die man früher mit dem Namen Blackmore verband. Dann entfaltet die Musik eine eigentümliche Faszination, die manchmal etwas naiv aber vor allen Dingen vertraut anmutet. BLACKMORE'S NIGHT bieten genau das, was man von dieser Musik erwartet. Einfache Melodien mit einfachen Instrumenten.
Dabei wirkt die erste CD dieses Boxsets noch am einfachsten strukturiert und gespielt. Im Nachhinein betrachtet hat man fast das Gefühl, dass Blackmore sich erst selbst noch auf diesem Feld der Musik zurechtfinden muss. Aber es ist gibt auch schon kleine Highlights wie das atmosphärische Ocean Gypsy. Dabei ist es schon beachtenswert, wie gefühlvoll der frühere Meister des großen Heavy Rock-Riffs hier die Nylon-Saiten zupft. Und über der Musik schwebt schon fast elfenhaft die zarte Stimme von Candice Night, die auf geradezu idealtypische Weise zu den Weisen und Melodien passt. Aber insgesamt gesehen ist "Shadow Of The Moon" phasenweise zu verhalten und etwas zu vorhersehbar ausgefallen. Außerdem passt ein Stück wie Writing On The Wall mit seinen viel zu hektischen und zudem schlechten Drum-Computern und Keyboardsounds überhaupt nicht zum Rest des Albums. Das gleichen BLACKMORE'S NIGHT dann durch schöne Versionen von Greensleeves und auch Wish You Were Here (und zwar nicht der PINK FLOYD- sondern der REDNEX-Song) wieder aus. Außerdem haben sie einen speziellen Gast zu bieten: niemand geringeres als Ian Anderson von JETHRO TULL packt bei Play Minstrel Play die Querflöte aus und veredelt den Song. Insgesamt gesehen also ein ordentlicher wenn aber kein überragender Einstand.
Das Ganze wird dann auf der zweiten CD “Under A Violet Moon“ schon deutlich besser. Sowohl die Songs als auch das Zutrauen von Blackmore in seine Künste auf der akustischen Gitarre sind deutlich gestiegen. Dabei ist es schon erstaunlich, wie Blackmore den Wechsel von den kraftvollen Power-Akkorden auf der E-Gitarre zum Finger-picking auf der Akustischen vollbracht hat. Zumal man diese Seite an seinem Spiel in der Vergangenheit bei DEEP PURPLE und RAINBOW nicht zu sehen beziehungsweise hören bekam. Das geht schon gleich mit einem der besten Songs des Albums los. Under A Violet Moon ist rundum gelungen mit einem phantastischen Ritchie Blackmore und einer feengleichen Candice Night, deren Stimme geradezu über den Kompositionen zu schweben scheint. Das zweite Album ist ein mächtiger Entwicklungsschritt nach vorne für BLACKMORE’S NIGHT und macht auch klar, dass die Band keine Eintagsfliege ist. Hier gibt es keine unnötigen und unpassenden Exkursionen. Hier klingt die Band stimmig und alles passt zusammen.
Dieses Bild unterstreichen auch die beiden DVDs, die ebenfalls zu diesem Paket gehören. Sicher optisch ist das gewöhnungsbedürftig und die Assoziation mit einem Waldschrat ist zumindest bei der Backingband der Blackmores nicht zu weit hergeholt. Die Aufnahmen sind von der Qualität (insbesondere bei der ersten DVD “Shadow Of The Moon – Live In Germany 1997-1998“) von eher einfacher Qualität. Mit unnötigen Zwischenschnitten und Einblendungen von Mittelalter-Veranstaltungen. Das wirkt dann phasenweise so, als ob man der Performance der Band nicht traut. Auch klanglich kann das Gebotene nicht mit anderen Veröffentlichungen nicht mithalten. Der Sound ist eher dünn und nicht wirklich differenziert sondern etwas schwammig. Dazwischen erklärt Blackmore, wie er zu dem Interesse an mittelalterlicher Musik und der Abkehr vom Rock’n’Roll kam. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei natürlich die Stücke aus Blackmores Vergangenheit wie etwa 16th Century Greensleeves, Man On The Silver Mountain, Still I’m Sad und Maybe Next Time (RAINBOW) sowie Black Night (DEEP PURPLE). Enttäuschend ist dabei, dass lediglich Greensleeves dabei komplett gezeigt wird und der Rest recht schnell wieder ausgeblendet werden. Nicht unerwähnt soll dabei die großartige Übersetzung von Maybe Next Time als „Vielleicht das nächster Zeit“ bleiben. Etwas mehr Professionalität wäre da schon angebracht gewesen. Zumindest bekommt man einen guten Eindruck davon, wie die Band funktioniert.
“The Beginning“ ist ein guter Einstieg in die Welt von BLACKMORE’S NIGHT, zumal die Beteiligten selber auf den DVDs recht häufig Gelegenheit dazu bekommen, ihre Beweggründe und Motivationen darzulegen. Man mag das Ende des Rockers Ritchie Blackmore bedauern, aber man muss die Konsequenz bewundern, mit der er sich dieser neuen Band und Musik gewidmet hat. Und es gibt keine Zweifel daran, dass er hier mehr mit dem Herzen bei der Sache ist als in den letzten Jahren bei DEEP PURPLE oder der kurzen RAINBOW-Reunion.