Blues Caravan
Blues Caravan 2017, Ruf Records, 2018 |
Big Daddy Wilson | Vocals | |||
Vanessa Collier | Vocals, Saxophone | |||
Si Cranstoun | Vocals | |||
Laura Chavez | Guitar | |||
Roger Inniss | Bass | |||
Marku Reinikanen | Drums | |||
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CD: | ||||
01. Unchain My Heart | 08. Cross Creek Road | |||
02. Tongue Tied | 09. Walk A Mile In My Shoes | |||
03. Poisened The Well | 10. Country Boy Soul Medley | |||
04. Two Parts Sugar, One Part Lime | 11. You're Gonna Make Me Cry | |||
05. All Around The World | 12. I Wanna Know Why | |||
06. Coupe De Ville | 13. Bring It On Home To Me | |||
07. Run Free | 14. Twistin' The Night Away | |||
DVD: | ||||
01. Intro Tom | 10. Run Free | |||
02. Unchain My Heart | 11. Cross Creek Road | |||
03. Tongue Tied | 12. Walk A Mile In My Shoes | |||
04. Poisoned The Well | 13. Country Boy Soul Medley | |||
05. The Run Around | 14. You'rre Gonna Make Me Cry | |||
06. Two Parts Sugar, One Part Lime | 15. I Wanna Know Why | |||
07. All Around The World | 16. Bring It On Home | |||
08. Old School | 17. Twistin' The Night Away | |||
09. Coupe De Ville | ||||
Der BLUES CARAVAN 2017 – von dem die Plattenfirma Ruf Records wie üblich im darauffolgenden Jahr den Audio/Video-Mitschnitt liefert – war sicher einer von den soul- und jazzhaltigsten in der Geschichte dieser Konzertreihe. Das muss man je nach Gusto gegrüßen oder bedauern.
Ich bedaure, dass das Cover dieser CD/DVD mit diesem unsäglichen Sticker der FSK verschandelt wird, den man nicht mal abziehen kann.
Aber zum Produkt. Wie gehabt als CD/DVD, sodass man je nach Zeit und Gelegenheit die Wahl hat. Wir wählen die DVD, denn die Aufnahmen sind identisch und hier gibt’s drei Songs mehr, wobei das Intro von Thomas Ruf nicht unbedingt als “Song“ gewertet werden kann.
Aufgenommen im Nürnberger Hirsch, am 14. Februar 2017, mutet die englische Ansage zunächst etwas eigenartig an, aber der Mitschnitt soll ja auch international verkauft werden. Macht somit dann Sinn.
BLUES CARAVAN-Veteranen (von dene im Publikum offenschtlich etliche sind) kennen das Szenario: Erst alle Künstler gemeinsam, dann getrennt und am Schluss wiedervereint.
Big Daddy Wilson liefert in bester Field-Holler-Tradition den Einstieg in Joe Cockers Hymne Unchain My Heart. Da fällt auch die zwar spartanisch besetzte, aber wundervoll harmonierende Band auf. Mit dem immer gut gelaunten Karawanen-Routinier Roger Inniss am Bass, Markku Reinkainen am Schlagzeug (auch schon das zweite Mal dabei) und vor allem Laura Chavez an der Gitarre, steht hier eine hervorragende Band hinter den Sängern.
Und die dürfe ihre individuelle Klasse auch gleich hören lassen. Besonders wie gut diese in den mehrstimmigen Passagen harmonieren lässt aufhorchen. Frau Chavez – Lebensabschnittsgefährtin der 2016 verstorbenen Candye Kane - holt sich ersten Applaus für ihr Solo ab und demonstriert, wie gut man mit kaum Effekten und nur einer Gitarre und Amp klingen kann.
Vannessa Collier bestreitet den ersten Solospot, der stark von Funk und Soul dominiert wird. Das groovt natürlich ordentlich und sorgt für tänzelnden Bewegungen unter den anwesenden Besuchern.
Collier mag auf ihrer “first tour in Germany ever“ gewesen sein, aber man merkt, dass sie kein Frischling ist. Eine bereits sehr ausgereifte und flexible Stimme ist ihr eigen und Improvisationen auf dem Saxofon zeugen ebenfalls von Live-Erfahrung. Bei Nummern wie The Run Around geht’s schon richtig gut ab. Funky, aber auch rockig. Während es bei Two Parts Sugar, One Part Lime in bester R&B-Manier groovt und auch “One Part Jazz“ einfließt. Dafür, dass wohl kaum einer im Saal einen Song gekannt hat, bringt die Sängerin durch ihre ansteckende Art schon ganz schön Stimmung in den “Hirsch“.
Als nächstes folgt der Brite Si Cranstoun. Dieser hat zwar auch praktisch nix Bekanntes im Gepäck, aber erstens hat man das Gefühl, seine Songs irgendwo schon einmal gehört zu haben, und zweitens strahlt er eine Peformance-Freude aus, der man kaum widerstehen kann. Neben ausdrucksstarkem, sehr am frühen Rock'n'Roll orientierten, Gesang, spielt er noch Mundharmonika und in Songs wie dem Good-Time-Rocker Old School auch noch Gitarre. Das füllt den Sound und lässt Chavez' Chuck-Berry-Solo noch besser kommen. Und da steigt auch noch Miss Collier mit ihrem Saxofon ein. Ja, hier ist jetzt Party angesagt!
Also ich behaupte, dass Cranstoun sich die Platten von Jackie Wilson hunderte Male angehört haben muss, so sehr erinnert sein Gesang an den einstigen R&B- und Soul-Star. Und bei dem Drive, den seine Songs haben, ist er eindeutig vom Stil der 50er/60er Jahre beeinflusst. Macht durchwegs Spaß.
Mit Big Daddy Wilson wird’s naturgemäß bluesiger, rootsiger. Auch hier ist Laura Chavez in ihrem Element und mir kommt's stellenweise vor, als würde ich zwei Gitarren hören. Große Leistung!
Wilson ist nicht das Energiebündel, aber seine Ausstrahlung und Authentizität sorgen für Atmosphäre und Charme hat er natürlich auch eine Menge. Beim souligen Country Boy Soul Medley gesellt sich Vanessa Collier wieder mit ihrem Saxofon hinzu und bereichert Sound und Bühnenbild. Bei You're Gonna Make Me Cry sind die Künstler dann wieder vereint. Einen flotteren Einstieg ins Finale, als diesen Soul-Schleicher, hätte ich mir aber schon gewünscht.
Der Chicago-Blues I Wanna Know Why kommt immerhin etwas schwungvoller, wenn auch noch etwas arg lässig. Und auch der Soul-Klassiker Bring It On Home To Me birgt durchaus mehr als der hier zur Schau getragene Schunkel-Charakter.
Si Cranstouns ausdrucksstarkem Gesang ist es zu verdanken, dass immerhin Twistin' The Night Away nochmal so etwas wie Feierstimmung entfacht.
Zweifelsohne ein stimmiges Package, aber vielleicht hätte man Cranstoun ins letzte Drittel packen sollen und hätte dadurch etwas mehr Schub ins Finale gebracht. Ob der Klasse von Chavez und Cranstoun gibt’s indes keinen Grund, warum man sich das Teil nicht zu den vorherigen BLUES CARAVAN-Alben stellen sollte.