Bob Dylan

Highway 61 Revisited - Ein Album schreibt Geschichte

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Buch-Review

Reviewdatum: 30.09.2010
Jahr: 2010
Stil: Folk Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Bob Dylan
Highway 61 Revisited - Ein Album schreibt Geschichte, Edel Rockbuch, 2010
von: Colin Irwin
ISBN: 978-3-941376-17-5
Umfang: 340 Seiten
Preis: 19,95 € zzgl. Versandkosten

Ein ganzes Buch über ein einziges Album? Ist das nicht etwas übertrieben?
Schön, über "Exile On Main Street von den STONES hat man auch Entsprechendes gemacht, aber das war doch wirklich ein Meilenstein. Nicht nur für Jaggers Mannen, sondern in der Rockmusik im Allgemeinen.
Und das soll auch für Dylans "Highway 61 Revisited" gelten? Aber Hallo! Nach der Lektüre dieses Buches wird man kaum einem Album mehr Lorbeeren zuschustern wollen. Wirklich sehr fundiert und tief schürfend wird hier nicht nur die Entstehung von "Highway 61 Revisited" veranschaulicht, sondern im Prinzip die Erschaffung einer neuen Musikrichtung: Der Folk Rock! Von fundamentalistischen Folk-Anhängern gern auch als "Folk Rot" bezeichnet.
Was für einen Einfluss Dylan gegen Mitte der 60er auf die gesamte Popwelt gehabt hat - und dass nicht nur, weil er den BEATLES das Haschrauchen beigebracht hat (und das womöglich nur, weil er die Zeile "I can't hide" in I Want To Hold Your Hand als "I get high" falsch verstanden hat) - ist aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehbar. Hier wird aber manches deutlich. Wo in den Charts praktisch nichts anderes, als Liebesgesäusel präsent war, lieferte Dylan plötzlich einen ganz anderen Ansatz und brachte seine kritischen Texte - oft auch bissigen - Texte bis in die Charts. Zu einer Zeit, als LP's nur Sammelsurien von Singles, mit ein paar Füllern, waren und die Dreiminuten-Grenze von den Interpreten gemieden wurde, wie das Weihwasser vom Teufel, komponierte Bob Dylan Like A Rolling Stone und brachte das entgegen aller Vorbehalte der Plattenfirma als Single heraus.
Natürlich braucht's für solche Geniestreiche die entsprechenden Mitstreiter. Die große Rolle, die Produzent Tom Wilson hier gespielt hat, wird ebenso deutlich gewürdigt, wie die - zum Teil fast zufälligen - Leistungen der Musiker. Al Kooper - ja, genau, der Mann der LYNYRD SKYNYRD entdecken sollte - trug mit seinem Orgelspiel zum Erfolg von Like A Rolling Stone ebenso bei, wie Mike Bloomfield zum gesamten Gelingen des Albums. Man bekommt wirklich den Eindruck, Bloomfield war nie mehr so gut, wie hier.

Und trotzdem scheint es sich keinesfalls um eine einfache Geburt mit diesem Album gehandelt zu haben. Nicht nur Kooper spricht von mancher Session als "allgemeines Chaos". Er was schon damals schwer den Gedanken von "his Bobness" zu folgen, nicht zuletzt, weil er meistens darauf verzichtete, sich seinen "Mitarbeitern" mitzuteilen. Dass es über seine Texte - und deren Hintergründe - bis heute Spekulationen gibt, ist kein Wunder.
Wie gesagt, brauchte es für so einen Typen auch die Leute, die ihm sowohl den Rücken frei hielten - wie es sein Manager Al Grossman tat - als auch ihm den musikalischen Freilauf ließen, wie es der Produzent Bob Johnston tat. Letzterer vielleicht in übertrieben großem Maße, aber wer kann schon sagen, wie es sonst abgelaufen wäre. Wenn z. B. nicht Bob gewährt worden wäre, seine Stimme für From A Buick 6 direkt neben dem Schlagzeug aufzunehmen?
Weiterhin ist es äußerst interessant, welche Zusammenhänge die, damals doch noch recht kleine Popwelt, hatte. Erst kürzlich las ich in der Biografie von Syd Barrett, wie sich ein junger amerikanischer Songwriter, namens Paul Simon, auf einer englischen Hochzeitsparty als Interpret verdingte. Just zu dem Zeitpunkt hatte der, mit seinem Partner Art Garfunkel das Album "Wednesday Morning 3 am." veröffentlicht, hatte kaum Erfolg damit gehabt, sich so von Garfunkel getrennt und war als Solist in England unterwegs. Angetrieben von elektrischen Sound von Like A Rolling Stone und der "Kurskorrektur" Bob Dylans, legte Produzent Tom Wilson - ohne das Wissen von Paul Simon - über das akustische Sounds Of Silence elektronische Instrumente und landete damit einen Nr. 1 Hit. Wäre das nicht passiert, wären Simon & Garfunkel vielleicht nie mehr zusammen gekommen. Verrückt, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß.
Den Antrieb für Bob Dylan, seinen "elektrischen Weg" weiter zu beschreiten, lieferten sicher auch die heftigen Reaktionen auf seinen Auftritt beim Newport Folk Festival, der auch hier in allen Einzelheiten verfolgt werden kann und zum Resultat führt: "Am 25. Juni 1965 hatte Bob Dylan innerhalb von 20 Minuten in Newport das Folkrevival zunichte gemacht."

Gerade hinter diesem Hintergrund, ist es interessant, dass Bob für das letzte Stück von "Highway 61 Revisited", Desolation Row, nach zahlreichen "elektrischen" Versuchen dann doch zu einer "akustischen" Variante wechselte, weil der Song erst dann richtig klang.
Nichtsdestotrotz wird nicht verschleiert, dass man es mit einem zwar sehr fokussierten, aber keineswegs einfachen Menschen zu tun hatte. Das wird in seinen Beziehungen - und auch Texten - ebenso deutlich, wie in seinen Interviews. Da möchte man nicht in der Haut des Journalisten stecken.
In der Haut des Lesers sehr wohl, denn Colin Irwin hat hier ein hervorragendes Werk geschrieben, zu dem nicht nur Dylan-Fans mehr als einmal jenes Album rotieren lassen werden, dass für die Pop-Geschichte von solcher Bedeutung wurde: "Highway 61 Revisited".
Und wer es noch nicht im Regal stehen hat, für den wird der Erwerb spätestens nach der Lektüre dieses Buches von höchstem Anliegen sein.

Epi Schmidt, 30.09.2010

 

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