Bob Dylan

Rough And Rowdy Ways

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 22.06.2020
Jahr: 2020
Stil: Folk, Blues, Jazz
Spiellänge: 70:37
Produzent: Chris Shaw

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Plattenfirma: Columbia/Sony Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt

Titel
Disc One:
01. I Contain Multitudes
02. False Prophet
03. My Own Version Of You
04. I‘ve Made Up My Mind To Give Myself To You
05. Black Rider
 
06. Goodbye Jimmy Reed
07. Mother Of Muses
08. Crossing The Rubicon
09. Key West (Philosopher Pirate)
Disc Two:
01. Murder Most Foul
Musiker Instrument
Bob Dylan Vocals, Guitar
Charlie Sexton Guitar
Bob Britt Guitar
Donnie Heron Steel Guitar, Violin, Accordion
Tony Garnier Bass
Matt Chamberlain Drums
Additional Musicians:
Blake Mills, Benmont Tench, Alan Pasqua, Fiona Apple, Tommy Rhodes

Wie bedeutend, wie einflussreich, kann man mit 81 Jahren als Künstler noch sein? Nun, wenn wir bei den Dichtern schauen, da erreichte ja kaum einer dieses, zu ihren Zeiten fast biblische, Alter. Sicher, ein Fontane hat mit 77, ein Jahr vor seinem Tod,  noch „Der Stechlin“ veröffentlicht, aber die meisten seiner Kollegen taugen als Referenz nicht. Goethe mal außen vor. Im musikalischen Bereich gibt‘s durchaus auch Spätwerke von Bedeutung. Ich denke da an Johnny Cash und seine „American Recordings“. Ein Album voller selbst geschriebener Songs, welches mit Murder Most Foul auch noch die vielleicht ungewöhnlichste Hit-Single aller Zeiten enthält, kann sich kaum jemand auf die Fahnen schreiben.

So überraschend wie beeindruckend kommt Bob Dylans neues Album “Rough And Rowdy Ways“ daher. Als hätte der Poet geahnt, welche Probleme wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hätten und etwas brauchen, was uns in bessere Stimmung versetzt.  Klar, die Zeile “take me back to Tulsa, to the scene of the crime“ passt rein zufällig zum ersten Wahlkampfauftritt Donald Trumps seit März, aber das Gespür, dass wir etwas brauchen, dass unseren Alltag erhellt, das muss doch vorhanden gewesen sein?

Vorab hat er uns besagte Single geliefert die fast 17 Minuten dauert und entsprechend einen eigenen Silberling auf diesem Album beansprucht. Natürlich ist das von der Musik her nicht so überragend, aber bei Dylan ging es schon IMMER mehr um die Worte. Auch wenn manche Melodie da gute Dienste geleistet hat. Es ging immer zuerst um die “Message“. Bei manchen haben wir sie ja bis heute nicht kapiert. Oder worum geht‘s nochmal bei Mr. Tamoburine Man?

Anyway, hier geht es um die neuen Songs des Barden. Das klingt zunächst mal nicht so viel anders, als auf den Vorgängeralben. Also kommt I Contain Multitudes eher als Late-Night-Piano-Ballade, im Jazz- und Blues-Bereich, mit Sprechgesang. Aber der klingt halt richtig geil. Dylan raspelt aufs Beste und wortgewaltig, dass man sich ihm nicht entziehen kann. Man wird nicht umhin kommen, sich die Texte irgendwann mal auszudrucken.

Nach dieses beschaulichen Einleitung geht es bei False Prophet nahezu „rowdy“ zu. Ein schleppender Blues-Boogie mit New Orleans-Wurzeln, der seiner bewährten Band richtig Spaß gemacht haben dürfte. Da sind fast alle wieder dabei, nur mit Matt Chamberlain sitzt ein Neuer am Schlagzeug. Wer auch immer das Solo spielen durfte (Sexton?), hat zwar nicht viel Platz bekommen, aber durfte doch wieder mal etwas ruppiger zur Sache gehen. Macht Spaß!

Auch My Own Version Of You macht Spaß. Schon wegen der Stimme Dylans und der Art wie er singt, phrasiert, Spannung erzeugt. Einfach cool. Bewegt sich wieder mehr im jazzigen Swing-Bereich. Selbst wenn man diese Musik sonst nicht so mag, wenn das so toll gespielt wird, ist das einfach gut. Tom Petty hätte sicher auch noch gern solche Scheiben aufgenommen, wäre er in dieses Album gekommen.

I‘ve Made Up My MindTo Give Myself To You klingt arg schmusig und kann einen gegen Mitternacht schon gut zum Einschlafen verhelfen. Paar Stunden früher verhilft es einem zu ein paar der süßesten Tagträume, die man haben kann. Man muss sich einfach darauf einlassen.

Und wiederum ein paar Stunden später, lässt man sich die Story vom Black Rider vom Meister erzählen. Sehr sparsam instrumentiert, zeigt sich einmal mehr, wie Dylan nur mit Stimme und Worten fesseln kann. Vielleicht lässt man sich dazu einen “Heaven‘s Door“ schmecken. Der Bourbon-Whiskey, der in Zusammenarbeit mit Bob Dylan kreiert wurde. Nicht ganz billig, aber – wie man aktuell wieder sieht - , wofür will man‘s aufheben?

Die Hommage an Jimmy Reed ist natürlich wieder ein, stampfender, Blues-Boogie, der einen in allerbeste Laune versetzt. Mit oder ohne Whiskey. Und, um einmal zu verdeutlichen, welche Spielfreude auf diesem Album herrscht: Dylan hat sogar selbst wieder zur Gitarre gegriffen. Kam schon lange nicht mehr vor!

Wundervoll bluesig wird‘s auch auf Crossing The Rubicon. Geradezu äußerst engagiert bringt Dylan diese coole Blues-Nummer, zu der man sich gerne schmerzverzückt wiegt. Bekanntlich gibt‘s keinen Weg zurück, wenn man über den Rubikon erst einmal drüber ist, aber wir sind ja eh schon fast am Ende der Scheibe. Die findet ein, von Donnie Herrons Akkordeon wundervoll untermaltes Ende, mit Key West (Philospher Pirate), welches unseren Blick noch einmal ganz weit weg schweifen lässt und uns neuneinhalb Minuten mitnimmt auf eine kleine Rundreise, mit dem Erzähler Dylan als Fahrer.

Ist dieses Album, das “rough“ ist, manchmal “rowdy“, bereits das Abschiedsgeschenk von Bob Dylan? Da möchte ich, ebenso wenig, wie auf das Ende seiner “Never Ending Tour“ wetten. Wenn doch, wäre es es würdiger und bemerkenswerter Beschluss. Auch heute noch, haben Songs und Stimme von Dylan große Bedeutung. Vielleicht mehr, denn je.

 

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