Bob Dylan Triplicate, Sony Music, 2017 |
Bob Dylan | Vocals | |||
Tony Garnier | Bass | |||
George G. Receli | Drums | |||
Donnie Herron | Steel Guitar | |||
Charlie Sexton | Guitar | |||
Dean Parks | Guitar | |||
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CD 1 - 'Til The Sun Goes Down: | ||||
01. I Guess I'll Have To Change My Plans | 06. This Nearly Was Mine | |||
02. September Of My Years | 07. That Old Feeling | |||
03. I Could Have Told You | 08. It Gets Lonely Early | |||
04. Once Upon A Time | 09. My One And Only Love | |||
05. Stormy Weather | 10. Trade Winds | |||
CD 2 - Devil Dolls: | ||||
01. Braggin' | 06. The Best Is Yet To Come | |||
02. As Time Goes By | 07. But Beautiful | |||
03. Imagination | 08. Here's That Rainy Day | |||
04. How Deep Is The Ocean | 09. Where Is The One | |||
05. P.S. I Love You | 10. There's A Flow In My Flue | |||
CD 3 - Comin' Home Late: | ||||
01. Day In, Day Out | 06. These Foolish Things | |||
02. I Couldn't Steep A Wink Las Night | 07. You Go To My Head | |||
03. Sentimental Journey | 08. Stardust | |||
04. Somewhere Along The Way | 09. It's Funny To Everyone | |||
05. When The World Was Young | 10. Why Was I Born | |||
Klare Sache, dass “His Bobness“ keine Zeit hatte, den Literatur-Nobelpreis abzuholen – was er im Übrigen inzwischen mal so im Vorbeigehen doch erledigt hat - , denn bei aller literarischen Ehren, ist er doch immer noch Musiker und als solcher permanent beschäftigt, Musik zu spielen, zu komponieren und aufzunehmen. Und wie viel Zeit er damit verbringt, zeigt allein schon, dass sein neues Album gleich als CD-Tripple daherkommt. Oder viel mehr als “Triplicate“.
Dabei hat er sich nicht mit neuen Eigenkompositionen und eventuellen weiteren Songkreationen für die Ewigkeit abgegeben – ich meine, wie viele Klassiker soll er noch schreiben? Irgendwann ist die Kuhhaut voll! - , sondern sich erneut mit dem “American Songbook“ beschäftigt, in das Größen wie Frank Sinatra oder Billie Holiday ausgiebig gekritzelt haben. Wir kennen das von seinen letzten Alben, wie “Fallen Angels“, woher und wohin der Wind weht.
Die einzelnen Scheiben sind noch thematisch unterteilt und da geht’s erstmal “‘Til The Sun Goes Down“ gemächlich dahin. Oft mit Orchester, mal mehr mal weniger dezent, im Hintergrund und natürlich mit seiner seit Jahren perfektionierten Band, in der Tony Garner am Bass hier seine Meisterprüfung ablegt. Hätte er sie nicht längst hinter sich.
Bob selber wurde und wird oft wegen seiner Stimme kritisiert, gerade wenn er live seine eigenen Hits “massakrierte“, aber wie er diese wundervollen Standards hier singt, das ist einfach klasse gemacht. Das swingt, das jazzt, das schlurft über den Tanzboden, das erzeugt einfach fantastische Stimmungen und das noch mit einem hervorragenden Sound. My One And Only Love, das hätte auch ein Tony Bennett nicht gefühlvoller hingekriegt. Oder Trade Winds, da entsteht doch ein ganzer Hollywood-Schinken vor unserem inneren Auge. Oder das bluesige That Old Feeling, da hätte sich ein B.B. King so richtig wohl gefühlt.
Auf der “Devil Dolls“-CD kommen dann die Gitarristen Charlie Sexton und Dean Parks etwas mehr zum Zug, mit treffsicheren Licks bereits in Braggin‘. Darf man As Time Goes By wirklich covern? Erstens darf Bob alles und zweitens, wenn man es schafft, die Nummer mit neuen Facetten zu versehen und trotzdem so zu klingen, als wäre es die Ur-Version, dann hat man alle Berechtigung dazu. Und so ist es dann ja auch.
Nein, falls jemand gehofft hat, bei P.S. I Love You handele es sich um die BEATLES-Nummer, der muss enttäuscht werden, denn selbstverständlich geht es hier um den von Gordon Jenkins und Johnny Mercer geschriebenen Titel. Was soll man sagen? Wunderschön.
Ja, das kann man sicher auch fast alles um Weihnachten herum auflegen, ohne anzuecken, aber, ich finde, da sind schon wirkliche feine Arbeiten dabei. Und wären sie so unscheinbar, wie There’s A Flaw In My Flue. Erinnert mich irgendwie an Wonderful World.
Auch wenn Dylan mit der dritten CD “spät nach Hause kommt“, ändert sich musikalisch nicht viel. Aber macht Spaß, der Band bei Standards, wie Sentimental Journey zuzuhören. Ausnahmsweise ist mir hier eine der Versionen mit weiblicher Stimme aber doch lieber.
Schön, wenn man spät heimkommt, dann kann vielleicht was zum “Abschalten“ gebrauchen. Wenn man allerdings noch später, also eher “frühs“ nach Hause findet, kann mit dem abschließenden Drink in der Hand leicht wegdämmern. Es sei denn, man hat die entsprechende Begleitung, dann könnte es doch noch ganz angenehm entspannend werden. Ol‘ Bob mit Stardust oder It’s Funny To Everyone But Me, da könnte man durchaus auch die Morgendämmerung noch erleben, während Dylan die Tür leise schließt und sich verabschiedet. Oder, in Abwandlung einer einstmaligen Spirituosen-Werbung: Der Tag kommt, Bobby Dylan geht. Zum Aufwachen brauchen wir dann wieder was Stärkeres.