Bob Marley Easy Skanking In Boston '78, Island Records/Universal Music, 2015 |
Bob Marley | Vocals, Guitar | |||
Aston "Family Man" Barrett | Bass Guitar | |||
Carlton Barrett | Drums | |||
Alvin "Seeco" Patterson | Percussion | |||
Tyrone "Organ 'D" Downie | Keyboards | |||
Julian "Junior" Marvin | Lead Guitar | |||
The I-Threes: Judy Mowatt, Rita Marley, Marcia Griffiths | Background Vocals | |||
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CD: | ||||
01. Slave Driver | 08. No Woman, No Cry | |||
02. Burnin' & Lootin' | 09. Lively Up Yourself | |||
03. Them Belly Full | 10. Jamming | |||
04. The Heathen | 11. War / No More Trouble | |||
05. Rebel Music | 12. Get Up Stand Up | |||
06. I Shot The Sheriff | 13. Exodus | |||
07. Easy Skanging | ||||
DVD: | ||||
01. Rebel Music | 05. Jamming | |||
02. I Shot The Sheriff | 06. War / No More Trouble | |||
03. No Woman, No Cry | 07. Exodus | |||
04. Lively Up Yourself | ||||
Mit Live-Aufnahmen von Bob Marley ist man ja nun nicht so überversorgt, obwohl mit “Live!“ (1975) und “Babylon By Bus“ (1978) zu Lebzeiten zwei Konzertaufnahmen erschienen, die kein Live- (im Allgemeinen) und kein Reggae-Fan (im Besonderen) im Plattenschrank missen möchte.
Vor allem letztgenanntes Album ist ein Klassiker (natürlich ist es ein “Doppelalbum“!) und bringt uns eine Top-Band und einen absoluten Superstar in die heimischen Räume. Aus dem gleichen Jahr wie jenes Album stammen die Aufnahmen, welche uns nun mit “Easy Skanking in Boston ‘78“ erreichen. Im Februar wäre der jamaikanische Löwe 70 Jahre alt geworden und das wollte man nicht so ohne Veröffentlichung verstreichen lassen. Durchaus möglich, dass da noch mehr kommt.
Es war das Jahr, in dem die LP “Kaya“ erschien (welche unter anderem den Superhit Is This Love? enthält), doch unter den hier vertretenen Liedern stammt nur das titelgebende Easy Skanking aus jenem Album. Man merkt der Nummer auch an, dass eine etwas kommerziellere Richtung eingeschlagen wurde, woran Island-Boss Chris Blackwell nicht ganz unschuldig sein dürfte. Der Erfolg gibt ihm recht.
Ansonsten sind es überwiegend die bekannten und erwarteten Klassiker, die hier versammelt sind. Besonders Burnin‘ & Lootin‘ überzeugt mich. Wie sich die Band mit der leicht süßlichen Melodie “anschleicht“ und nach und nach die ganze thematische Tragik der Nummer ausbreitet, kann man nur mit Leidenschaft erklären.
Nicht viel anders läuft es in Them Belly Full. “A hungry mouth is a angry mouth“, wird mantra-artig zum Schluss hin wiederholt und bei manchem Hörer dürfte sich ein gewisses Unwohlsein ausbreiten. Die Aufforderung “forget your troubles and dance“ dürfte da nur bedingt beruhigen. Auffällig ist der neue Lead-Gitarren-Sound, den Junior Marvin, der erst im Jahr zuvor zur Band stieß, mit einbringt. Da sind mehr Verzerrung und der Einsatz weiterer Effekte öfter zu hören. Auch hat er, neben Marley, den größten Freiraum auf der Bühne.
Zu den Anspieltipps würde ich The Heathen zählen und den sich immer weiter steigernden Höhepunkt aus War / No More Trouble, Get Up Stand Up und Exodus, welche nahtlos ineinander übergehen und den Hörer nahezu in hypnotisierte Ekstase steigern können. Wenn das Umfeld stimmt.
Jenes Umfeld könnte die enthaltende DVD liefern, allerdings waren meine Erwartungen hier zu hoch. Die Aufnahmen sind nur mit einer einzigen Kamera aus einer Position gefilmt. Sie zeigen überwiegend den charismatischen Sänger von schräg unten. Das wäre jetzt noch nicht so schlimm, den Marley ist ja wahrlich eine ebenso interessante wie beeindruckende Person und außergewöhnlicher Musiker gewesen. Hinzu kommt leider, dass die Filmaufnahmen wohl nicht komplett waren und so mit einer Menge von Animationsschnippseln und –bildern aufgefüllt wurde. Das hat also dann wenig von Konzertatmosphäre, sondern oft mehr Videoclip-Charakter. Teilweise und wenn die Live-Bilder zu sehen sind, kommt das immer noch gut und hin und wieder kriegt man auch etwas mehr von Bühne und Mitmusikern zu sehen, aber es bleibt irgendwo bruchstückhaft. Das setzt sich bei den Informationen fort, denn weder auf der DVD noch im Booklet wird man darüber informiert, wer der zusätzliche Gitarrist (Peter Tosh?) und wer der zweite Organist auf der Bühne ist.
Ansonsten ist die Verpackung schon ansprechend geraten und auch das Booklet (mit Texten, Bildern und einem Artikel aus der N.Y. Amsterdam News) ist schön gemacht.
Wenn man jetzt nicht der Beinhart-Rastafari ist, würde ich in diesem Fall jedoch eher zur CD greifen, die auch fast doppelt so viele Lieder enthält, wie die DVD.